Aussage vor Londoner Gericht - Windhorst soll nur rund 15 Millionen Euro für Hertha-Anteile bekommen haben

So 23.07.23 | 13:12 Uhr
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Ex-Hertha-Investor Lars Windhorst bei der Mitgliederversammlung im Mai 2022. / imago images/Nordphoto
Audio: rbb24 Inforadio | 23.07.2023 | Ricardo Westphal | Bild: imago images/Nordphoto

375 Millionen Euro zahlte Lars Windhorst einst für seine Anteile bei Hertha BSC. Nun legen neue Aussagen des Ex-Investors vor einem Londoner Gericht nahe: Der Verlust beim Verkauf an das US-Unternehmen 777 Partners war immens.

Ex-Hertha-Investor Lars Windhorst hat beim Verkauf seiner Anteile an 777 Partners offenbar noch deutlich weniger Geld erhalten als bislang angenommen. Das berichtet die "Financial Times" [Bezahlinhalt; Englisch]. Demnach bezahlte das US-Unternehmen Windhorst "weniger als 15 Millionen Euro im Voraus". Dafür übernahm es die gesamten Anteile, die der Investor an der ausgegliederten Lizenzspielerabteilung des Fußball-Klubs besessen hatte. Das waren 64,7 Prozent.

Windhorst selbst hatte für seine Beteiligung an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA ab dem Sommer 2019 in mehreren Tranchen insgesamt 375 Millionen Euro an den Bundesligisten überwiesen.

Anhörung vor Londoner Gericht

Der 46 Jahre alte Unternehmer nannte die Details des Verkaufs laut dem Bericht der "Financial Times" bei einer Anhörung vor einem Londoner Gericht. Dort habe ihn der Anwalt eines Gläubigers zu den finanziellen Details des Deals befragt. Windhorst gab demnach an, er habe die Anteile seiner "Tennor Holding" an Hertha BSC für insgesamt 65 Millionen Euro abgegeben.

50 Millionen Euro seien jedoch direkt in einen Kredit geflossen, den 777 Partners ihm zuvor gewährt habe. Insgesamt beliefe sich der Verlust Windhorsts bei seinem Hertha-Deal also auf satte 360 Millionen Euro. Sein Sprecher ließ eine Anfrage des rbb zunächst unbeantwortet. Auch 777 Partners wollte sich zu den Zahlen auf Anfrage der britischen Tageszeitung nicht äußern.

Als die Beziehung zwischen Windhorst und dem damaligen Bundesligisten im Oktober 2022 endgültig zerbrach, hatte der Investor noch in einem Facebook-Statement verkündet, er biete "dem Verein offiziell an, unsere Mehrheits-Anteile in Höhe von 64,7 Prozent zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen".

35 Millionen Euro Nachzahlung möglich

Immerhin könnte Windhorst wohl noch weitere 35 Millionen Euro von 777 Partners erhalten. Allerdings dürfte das vorerst im Konjunktiv bleiben. Es handelt sich laut "Financial Times" um eine leistungsbasierte Zahlung - die nach Herthas Absturz in die Zweitklassigkeit in weiter Ferne sein sollte. Eine Aussage des Gläubiger-Anwalts, das Geld fließe nur, wenn Hertha in der Bundesliga Erster werde, wollte Windhorst nicht kommentieren.

Windhorst teilte bei der Anhörung zudem mit, dass auch die 15 Millionen Euro noch nicht in Gänze geflossen seien. Welchen Teil der Summe er bereits erhalten habe, daran könne er sich nicht erinnern. Einen Verzug bei den Zahlungen seitens 777 Partners gebe es aber nach seiner Kenntnis nicht.

Vorwurf der Kampagne gegen Ex-Präsident Gegenbauer

Finaler Auslöser für Windhorsts Abschied von Hertha BSC war der Vorwurf, der Investor habe Ex-Präsident Werner Gegenbauer in einem Machtkampf mit einer gezielten Kampagne diskreditiert. Auch darüber berichtete die "Financial Times" [Bezahlinhalt; Englisch] Ende September 2022 zuerst. Demnach soll Windhorst eine israelische Wirtschaftsdetektei damit beauftragt haben, Gegenbauer aus dem Amt bei Hertha BSc zu drängen.

Mitte März 2023 erfolgte dann die Übernahme der Anteile durch 777 Partners. Der neue Investor kündigte an, weitere 100 Millionen Euro in den klammen Klub zu pumpen - und dafür weitere Anteile zu übernehmen. Konkret wurden sie von 64,7 auf 78,8 Prozent aufgestockt. Zudem sicherte sich das US-Unternehmen eine Beteiligung an möglichen Gewinnen des Klubs.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.07.2023, 12:15 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Da Herr Windhorst bei Hertha BSC investiert hat und alte Verbindlichkeiten übernommen hatte besteht sicherlich die Möglichkeit die Summe gegenüber dem Finanzamt geltend zu machen. Ohne diesen Herrn wäre der Verein während der Corona Pandemie Insolvent gewesen. Sicherlich ist die Verbindung äußerst unglücklich verlaufen, aber dankbar sollten wir Ihm schon sein.

  2. 17.

    Hertha wird noch weiter ansteigen. Das kann auch 777 nicht verhindern.

  3. 16.

    "Welchen Teil der Summe er bereits erhalten habe, daran könne er sich nicht erinnern." Und mit solch einer Form der Buchführung kommt man im sogenannten Big Business durch?!
    Ob Windhorst diesen Hertha-Anstecker, der ihn auf dem Foto ziert, wohl noch besitzt...? ;-)

  4. 15.

    …… und für viel viel weniger Schulden musste Anfang der 90er Jahre Blau-Weiß 90 Berlin in die Insolvenz und in der C-Klasse neu anfangen.

  5. 14.

    Na Sie sind mir ja einer.
    Die Frechheiten einer Hertha als Standard aller Vereine darstellen!?
    Stimmt doch gar nicht.
    Nehmen wir mal Gladbach. Die sind zu 100% in der Hand der Mitglieder. Und Schuldenfrei.
    Da ist die Hertha doch nur ein kleiner armer Tropf daneben.

  6. 13.

    Die Saison hat noch nicht mal richtig angefangen und schon sind sie alle wieder da. Die bekannten Hertha - Hasser, die schon seit ewigen Zeiten hier ihren Mist absondern. Dumm und Dümmer geht's kaum noch.
    Jetzt freut euch, dass mal wieder einer auf euch reagiert hat.
    Mann Mann, unglaublich eure Hetze!

  7. 12.

    Es ist nur Geld.

  8. 11.

    Ist doch aufgegangen: zuerst 375 Mille von Windhorst irgendwie umgelenkt, dann über den weißen Ritter 777 Partners den Laden fürn Apfel und‘n Ei verhökert und schwuppdiwupp haben zwei Groß-Investoren ein super Abschreibungs-Modell kreiert plus sind Eigentümer eines bekannten europäischen Fußballvereins geworden.
    Jetzt ein Jahr Abklingbecken, dann wird’s mit einer neuen Geschäftsleitung und eines renommierten neuen Trainers ein Neustart geben, zuerst 1. BL und dann der übliche Quatsch: EL, CL …

  9. 10.

    Da wird Larsi drei Kreuze schlagen, dass es nie sein Geld war, was er seit seiner Jugend auf der großen Bühne der Finanzbetrüger verbrannt hat. Für solch einen grotesken, wahnwitzigen Dilettantismus gibt es auf dieser Welt nur zwei Berufsfelder: Politik und Finanzbranche. Schade, dass die so viel Einfluss haben...

  10. 9.

    Das ist leider mal wieder der große Irrtum. Geld wird nur vernichtet, wenn es verbrannt wird. In diesem Fall ist das Geld noch da, es hat nur jemand anderes.

  11. 8.

    Klingt irgendwie nach Geldwäsche

  12. 7.

    Unfassbar dieser Wertverlust, selbst wenn man das am Beginn zu viel bezahlte abzieht. Eine Schande für die ehemaligen und aktuellen Verantwortlichen, eine solche Geldvernichtsungsmaschine etabliert zu haben. Ich hoffe, dass das noch rechtliche Folgen hat, denn solch Gebaren gehört aus dem Verkehr gezogen.

  13. 6.

    Sie kennen sich nicht wirklich aus mit dem Profifußball. Einfach mal alle Teams Googlen und sich mit der Liga beschäftigen, dann erklärt sich alles von allein.

  14. 5.

    Wie kann so ein Restverein, mehr ist ja Herta nicht mehr, die Lizenz für die 2. Liga bekommen?
    Ein Schlag ins Gesicht aller echten und ehrlichen Vereine.

  15. 4.

    Hat Horst Windhorst sonst noch was zu verschenken oder wird hier was verschleiert? Welcher "normale" Geschäftsmann lässt sich derart über den Tisch ziehen und verkauft Anteile an einem Fussballverein dermassen unter Wert ? Irgendwas scheint FAUL an der Sache.

    Das zudem weitere Zahlungen an die Bedingung geknüpft zu sein scheinen, daß die Hertha erst wieder deutscher Meister werden muss, bevor der Bonus fliesst, macht ebenso stutzig. Wer soll das noch erleben?

  16. 3.

    Wie kann man überhaupt auf so Einen hereinfallen? Die Geldsorgen muss wirklich sehr groß gewesen sein. Und hat sich was geändert? Nein.

  17. 2.

    Ehrlich gesagt, hält sich mein Mitgefühl in Grenzen.
    "Gier frisst Hirn" beschreibt das Szenario wohl am Besten.
    Da ich nicht davon ausgehe, dass Herr Windhorst von alleine auf die Idee gekommen ist, dass ein Einstieg - vor allen Dingen als kompletter Laie der Materie - bei Hertha eine gute und gewinnbringende Idee ist, sollte er mal in seinem Gedächtnis kramen und überlegen, wer ihm diesen Irrsinn erstmals 'ins Ohr gequatscht hat'.
    Diesen Kontakt sollte er schnellstmöglich löschen.

  18. 1.

    Ha, ha!

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