Frauenfußball - Turbine Potsdam droht nach Verlust des Hauptsponsors die Zahlungsunfähigkeit

Mi 16.08.23 | 18:43 Uhr
  11
Turbine-Präsident Karsten Ritter-Lang im Portrait (Bild: IMAGO/Matthias Koch)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 16.08.2023 | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Die Sorgen beim Frauenfußball-Traditionsverein Turbine Potsdam werden immer größer. Nach dem sportlichen Fall haben sie nun auch ihren Hauptsponsor verloren. Es braucht schnell Ersatz.

Kurz vor dem Start der neuen Saison steckt Bundesliga-Absteiger Turbine Potsdam in großen finanziellen Schwierigkeiten. Wie Vereinspräsident Karsten Ritter-Lang am Mittwoch dem rbb sagte, hat der Verein nach dem sportlichen Abstieg nun auch seinen Hauptsponsor verloren. Die AOK habe bereits im Juni die zehnjährige Zusammenarbeit beendet, sagte Ritter-Lang rbb24 Brandenburg aktuell.

Die Krankenkasse begründete das Ende der Zusammenarbeit mit einer Neuausrichtung beim Thema Sponsoring. "Die AOK Nordost hat ihren Fokus vom Profisport hin zum Breitensport verlagert. In Zukunft werden wir verstärkt mit regionalen Sportvereinen, aber auch mit Verbänden, Schulen und Kitas zusammenarbeiten, die entsprechende Angebote vorhalten", hieß es aus der Presseabteilung.

Insolvenz droht im Frühjahr

Präsident Ritter-Lang sagte weiter, zwar sei der Verein nach dem Ausstieg der AOK im Moment weiter zahlungsfähig und Spielbetrieb und Gehaltszahlungen gesichert, es fehlten aber große Sponsoren für die nachhaltige finanzielle Absicherung. Nun drohe die Zahlungsunfähigkeit. "Wenn es bei dieser Situation bleibt, wird es im Frühjahr soweit sein. Da wird es bitter werden, das ist Tatsache", so Ritter-Lang.

Die Krankenkasse war eigentlich auch als Trikot-Sponsor für die kommende Saison eingeplant. Nun wird Turbine vorerst ohne Werbepartner auf der Brust auflaufen. "Durch die kurzfristige Absage der AOK haben wir nicht den nötigen Vorlauf, entsprechend gegenzusteuern", sagte der Präsident. Man arbeite nun mit Hochdruck an einer Lösung und versuche einen neuen Hauptsponsor für sich gewinnen zu können.

Die Suche gestaltet sich allerdings schwierig. "Wir versuchen viele Kontakte herzustellen, kriegen aber meistens nicht einmal eine Antwort auf unsere Anfragen. Das ist eine Kommunikationskultur, die uns traurig macht", sagte Ritter-Lang. "Turbine war früher mal ein Markenzeichen des Landes Brandenburg und jeder war gerne auf einem Foto mit dabei, wenn wir erfolgreich waren. Jetzt sind wir sportlich in einer schlechten Situation und viele drehen uns den Rücken zu. Leider haben wir im Land auch nicht die Kultur, dass Firmen, die große Umsätze machen, der Gesellschaft etwas zurückgeben."

Mehr Infos

Ziel war der Wiederaufstieg

Der einstige Vorreiter-Klub des deutschen Frauenfußballs war in der vergangenen Saison mit einer katastrophalen Leistung und nur acht Punkten aus 22 Begegnungen aus der Bundesliga abgestiegen. Der Niedergang begann allerdings bereits im Sommer davor mit dem Abgang mehrerer Führungsspielerinnen, der Entlassung von Trainer Sofian Chahed und dem darauffolgenden Rücktritt des Präsidenten Rolf Kutmutz.

Trotzdem hatte der im November neugewählte Präsident Ritter-Lang noch Ende Mai den Wiederaufstieg als Ziel für die neue Saison ausgegeben und den Verein als finanziell abgesichert bezeichnet. Durch den Verlust des Hauptsponsors sind die Sorgen vor dem Zweitliga-Start am kommenden Sonntag beim SV Meppen (Anstoß 14 Uhr) allerdings groß. Schließlich sind mitten im finanziellen Chaos auch die Kaderplanungen noch nicht endgültig abgeschlossen.

"Wir suchen immer noch Spielerinnen und der Kader ist meines Erachtens zu klein", sagte Trainer Marco Gebhardt. "Wir wissen um die Problematik und arbeiten jeden Tag daran. Mal schauen, was bis zum Ende des Transferfensters noch passiert."

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 16.08.2023, 19:30 Uhr

11 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 11.

    Sportlich gesehen hat das Trainerduo Gebhardt/Heinrichs mit dem neuen gutgelaunten Turbine Kader eine perfekte Vorbereitung hingelegt. Der Turbine Präsident sorgt für Disziplin und Strategie, kein üblicher Schwätzer. man vertraut ihm auch beim DFB in Frankfurt am Main. Die DFB Lizenz für die Saison 2023/2024 liegt vor. Eine mögliche Insolvenz bedeutet keinen Abstieg. Bürgschaften können da Zeit gewinnen. Ja, Turbine benötigt überregionale Sponsoren, das ist eine Tatsache, denn der Wettbewerb mit anderen Sportarten in der Landeshauptstadt ist kolossal. Es ist auffällig, dass einige Kommentatoren diese hervorragende Kommentar-Funktion als missliebige emotionale Projektionsfläche nutzen.
    Den Schreiber jewittatuete erlebte ich einmal persönlich bei einer Versammlung im Potsdamer Kongress-Hotel. Er sollte sich zum "Queer-Beauftragten" bei Turbine bewerben. Vielleicht gibt es ja Mehrheiten für ihn. Die Pöbeleien gegenüber meiner Person sei diesem .jungen Mann verziehen.

  2. 10.

    Hallo, bei dem Interview hatte ich das Gefühl, es wurde noch nicht erkannt, dass Sponsoren umworben sein möchte, nicht jede Mail wird beantwortet, die warten nämlich nicht auf Turbine. Dann ruft man an. Ein anderer Tipp: Bei Victoria Berlin schauen, wie erfolgreiche Akquise geht… kann man auch bei rbb24 nachlesen. Man kann es blöd finden, sich „anzupreisen“, aber dann ist Turbine 2024 insolvent. So einfach und schmerzhaft.

  3. 9.

    Mit Verlaub, der TV Beitrag landete als Beitrag in der ARD Sportschau. Jetzt weiss es jeder in der Republik bei den "altersbedingt schlafenden" Zuschauern der Öffenlich/Rechtlichen. Hat da jemand nachgeholfen? Einen Tag später funkte Viktoria mit Erfolgsnachrichten einer Kampagne. Nur das Investoren-Modell versteht nicht jeder. Der Zweitligakader von Turbine Potsdam besiegte am W.E. sein letztes Testspiel gegen Sparta Prag, dem UEFA Women's Champions League Ena Taslidža erzielte in der 36. Minute den Führungstreffer für die Turbinen, Pauline Deutsch traf in der zweiten Halbzeit (74.) nach einer Vorlage von Mai Kyokawa zum 2:0. Auch der 1. FC Union Berlin wurde 2:1 besiegt Sportlich gesehen hat das Trainerduo Gebhardt/Heinrichs mit dem Kader eine perfekte Vorbereitung hingelegt.

  4. 8.

    Na fein, hat ja Viktoria Berlin gut hin gekriegt. Der Verein existiert seit 2013 und spielt in der Regionalliga Nord Ost. Ein paar Berichte weiter oben wird geschrieben das die Sponsoren bei Viktoria Schlange stehen und eben mal 1,2 Mio € investiert haben. Wer braucht schon den Standort Potsdam. I'sn Spass. Dafür will Eisern Union jetzt auch im Frauenfussball mitmischen. Damit sind wir wieder drinn.

  5. 7.

    Ich weiß nicht, von was für „Gedöns“ Sie sprechen. Unabhängig davon, was man von veganen Produkten hält, sind sie wirtschaftlich eine absolut sichere Bank mit Blick auf die Zukunft. Und natürlich passt der Sponsor inhaltlich gut zum linken 03. Ich könnte mir ein solches Unternehmen auch bei Turbine vorstellen, nur scheint man in der Branche nicht überzeugt zu sein, dass Turbine gute Publicity bringt. Was natürlich hausgemacht ist.

  6. 6.

    Ich sehe ebenfalls das Problem beim Verein selbst…..man muss keinen Männerverein hinter sich haben…..Man hat eine ganze Region um Potsdam rum -sehe das Problem aber eher im Verein….jahrelanger Machterhalt ist das Problem

  7. 5.

    Nun ja, ob der Sponsor bei 03 so der Player ist, wage ich zu bezweifeln. Passt aber mit dem ganzen Gedöns seiner Produkte in das politische gewollte & gehypte Bild von 03.
    Ich bin bei der Annaliese zum Zustand bzw. zur aktuellen Entwicklung von Turbine beim Schreiber von Beitrag Zwo.
    Man hat die Entwicklung schlicht & ergreifend verpennt und daran ist nicht unerheblich das „System Schröder“ schuld. Und jetzt das große Jammern? Die Mitglieder des Vereins wollten keine Veränderung. Feddisch! Sponsoren müssen gehegt und gepflegt werden. Hat man wohl versäumt.

  8. 4.

    Versteh' ich nicht.... Der AOK fällt im Juni plötzlich ein, dass sie das Sponsoring neu ausrichtet?!? Das war keine sorgfältig, zumindest Monate im voraus geplante Entscheidung? Die nicht mit Turbine im Vorfeld besprochen worden ist?
    Da drängt sich der Verdacht auf, dass die AOK oder die Turbine-Verantwortlichen nicht alles erzählen....

  9. 3.

    "Leider haben wir im Land auch nicht die Kultur, dass Firmen, die große Umsätze machen, der Gesellschaft etwas zurückgeben."
    Das weiß er ja gar nicht. Was er meint, ist nur, dass sie Turbine Potsdam nichts davon geben.

  10. 2.

    Vermutlich weil der Verein jahrelang unprofessionell geführt wurde, an alten Personen festgehalten wurde und man keine Neuerungen zulassen wollte.
    Viel zu lange hat man an alte Erfolge festgehalten und eine Neuausrichtung des Vereins verhindert, bzw. war das nicht gewollt.
    Nun wurde man durchgereicht, andere Vereine haben vieles richtig gemacht und jetzt heult man sich aus und zeigt mit dem Finger auf die bösen Sponsoren die einen solchen maroden Verein nicht unterstützen will.
    Einen Aufstieg in die erste Bundesliga wird es mit dieser amateurhaften Führungsstruktur in den nächsten Jahren nicht geben.

  11. 1.

    Tja, man wird sich sicherlich die Frage stellen können und müssen, ob das Finanzkonzept – das ja mutmaßlich vor allem durch den vorherigen Vorstand festgezurrt worden ist – nicht auf den Absprung der AOK als Hauptsponsorin hätte einen Alternativplan haben müssen. Womit aber sicherlich KRL Recht hat, ist, dass sich die Sponsor*innen in Brandenburg beim Thema Frauenfußball wegducken. Wenn auf der anderen Seite ein Regionalligist wie Babelsberg 03 mit Oatly sogar einen internationalen Sponsor mit Reichweite gewinnen konnte, frage ich mich, warum so etwas nicht auch bei Turbine möglich sein sollte.

Nächster Artikel