Frankfurt (Oder) - Gemüse-Anbau einmal anders gedacht

Mo 20.11.23 | 13:16 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau erntet reife Tomaten in einem Gewächshaus (Quelle: dpa/Florian Gaertner)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.11.2023 | Elke Bader | Bild: dpa/Florian Gaertner

Ein Betrieb für solidarische Landwirtschaft ackert seit fünf Jahren auf Pachtland in Frankfurt (Oder). Dort bauen die Gründer Gemüse mit pflanzlichem Dünger an und wollen ihre Erfahrungen jetzt weitergeben.

Vor fünf Jahren haben zwei Studenten in Frankfurt (Oder) damit begonnen, sogenanntes bioveganes Gemüse anzubauen. Der Anbau kommt ohne Dünger aus Tierhaltung aus, so die Initiatoren. Aus der spontanen Idee ist inzwischen ein Gartenbaubetrieb gewachsen.

Pflanzen- statt Tierdünger

Aktuell werden bei "PlantAge" Feldsalat, Spinat oder Radicchio geerntet. Für ihre Idee, das Gemüse ohne den üblichen Tierdünger anzubauen, seien Frederik und Judith Henn anfangs noch belächelt worden. Denn statt Mist, Gülle oder andere tierische Abfälle, kämen auf den Anbauflächen Kompost, Mulch oder andere pflanzliche Dünger wie Malzkeimpellets oder Kleegras zum Einsatz.

"Wenn da auf einmal zwei Berliner irgendwo auf dem Feld stehen und eine solidarische Landwirtschaft gründen möchten, dann lachen die einen natürlich erstmal aus", erzählt Judith Henn. "Das kann ich auch total gut nachvollziehen."

Gemeinsam kosten und Erfahrung teilen

Thomas Bröcker von der "Markendorfer Obst e.G." sah das allerdings anders. Er hat dem Paar eine Chance gegeben und Land verpachtet. Gemeinsam wird ein Bewässerungssystem genutzt. Das senkt die Kosten. Zudem half der erfahrene Landwirt den Start-Uppern zu Beginn mit Beratung, Technik und Lagermöglichkeiten aus. Mittlerweile steht das Unternehmen auf eigenen Beinen. "Die sind jetzt seit fünf Jahren da und relativ gut etabliert", so Bröcker. "Seit dem vorigen Jahren schreiben sie auch schwarze Zahlen. Aber es ist einer der wenigen, die funktionieren. Wir hatten drei andere, die nach zwei Jahren schon wieder verschwunden waren."

Der Betrieb funktioniert als solidarischer Landwirtschaftsbetrieb. Etwa 750 Mitglieder in Berlin und Brandenburg zahlen einen Beitrag und können sich an mehreren Standorten eine Kiste mit vegan-produziertem Gemüse holen. Dass die beiden Studenten so durchstarten würden, davon ist selbst Thomas Bröcker vom Gartenbauverband überrascht. "Man geht da schon ein gewisses Risiko ein. Aber sie sind zunehmend besser geworden, zumal sie ja beide nicht aus der Branche kommen. Ich denke, sie werden auch bestehen bleiben."

Idee expandiert nach NRW

Von den Erfahrungen in Frankfurt sollen jetzt auch andere profitieren. So beraten Judith und Frederik Henn mittlerweile Interessierte im Rheinland, die ebenfalls vegan-produziertes Gemüse anbauen wollen. "Es ist alles ein gemeinsames Ziel", sagt die studierte Ökologin. "Selbstversorgung aufzubauen und vom großen Handel frei zu sein, der sowieso schon so viel Druck erzeugt. Je mehr SoLaWi’s es gibt, umso besser." Denn das Besondere an der solidarischen Landwirtschaft sei, dass die Verbraucher mitentscheiden, was auf den Feldern angebaut wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.10.2023

Mit Material von Elke Bader

10 Kommentare

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  1. 10.

    Steht im Artikel: Ist ne SoLaWi. Mal im Netz suchen, Mitglied werden, Abholstandpunkte in der Nähe erfahren. Bringt Ihnen bestimmt auch jemand.

  2. 9.

    Mäkel, mäkel! Wenn man ein Haar in der Suppe finden will, kann man zur Not eines reinlegen. Vielleicht mit anderen Interessieretn zusammentun. Übrigens fahren Bus und Bahn nach Markendorf. Ich finde großartig, was diese jungen Leute leisten.

  3. 8.

    Das wollte ich auch gerade fragen bzw. anmerken. Wäre schön, wenn man das noch mit einem Lieferdienst koppeln könnte.
    Aber generell wünsche ich mir mehr solcher Nachrichten. Es gibt eben nicht nur die „Aktivisten“ mit ihren sinnfreien Protestaktionen, sondern auch echte Macher, die tatsächlich etwas bewirken.

  4. 7.

    Aber von welchem Gemüse ist da die Rede?
    Und wer kein Auto hat, fährt nach Markendorf mit....? Das ist doch schon schon sehr j.w.d. Und mit einer Kiepe auf dem Rücken? Sorry, da ich Ff/O seit einigen Jahren nur noch als Fußgänger und Bahnfahrer kenne.
    Ich schätze mal, dass sich das nur für Familien oder zwei Familien im Haus, quasi als Nachbarn lohnen wird.

  5. 6.

    Die Artenvielfalt im Boden und mithin ihre natürliche Wasserspeicherungsfähigkeit hat mit der Notwendigkeit zu industriellen Überproduktionen stark abgenommen, die Böden ausgewaschen und verdichtet.

    Dadurch leidet die Widerstandskraft der Pflanzen gegenüber Schädlingen, weil Wechselwirkungen von Pflanzen und Kleinlebewesen in verändertem Bodengefüge beeinträchtigt sind, was sich dann in der Qualität der geernteten Lebensmittel niederschlägt.

    Deshalb kann der Rückbau der industriellen Landwirtschaft gar nicht schnell genug gehen, denn naturnahe Anbaumethoden bergen die Phantasie, die Bevölkerung irgendwann wieder mit mineraliengehaltvolleren, schadstoffärmeren Lebensmitteln versorgen zu können.

  6. 4.

    Das ist in gewisser Hi8nsicht ein Schneeballsystem.
    Die Dünger, egal ob vom Tier oder nicht, müssen ja irgendwo angebaut worden sein.
    Irgendjemand hat also einen Überschuss an Pflanzenmaterial und gibt es kostengünstig bis zum Transportpreis ab. Ich weiß von den Silorapsleuten, dass sie die Gärreste selbstredend wieder abholen und auf die Äcker werfen. Alles, was man dem Boden entnimmt, muss man ihm auch wieder zurückgeben.
    Phosphor, Zink, Spurenelemente und dergleichen wachsen nicht nach.

  7. 3.

    Terra Preta plus/oder Humusaufbau - es könnte so einfach sein, man muss es nur wollen. Ich arbeite auch gerade an der Bodenverbesserung in meinem Garten ;-)

  8. 2.

    Tolle Idee. Bitte mehr solche positiven Nachrichten.

  9. 1.

    ich sage nur Terra Preta. Das Verfahren war schon den alten Hochkulturen in Lateinamerika bekannt!

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