Fürstenwalde (Oder-Spree) - 150 Schüler demonstrieren gegen Nutzung ihrer Turnhalle für Geflüchtete

Mo 10.07.23 | 16:48 Uhr
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Schüler demonstrieren in Fürstenwalde gegen Nutzung der Turnhalle für Flüchtlinge
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 10.07.2023 | M. Nowak | Bild: Martin Krauß/rbb

Der Kreis Oder-Spree plant, rund 100 Geflüchtete in der Turnhalle des Oberstufenzentrums bei Fürstenwalde unterzubringen. Dagegen schlägt jetzt ein Teil der Schülerschaft Alarm. Sie sehen ihren Unterricht in Gefahr.

Rund 150 Schüler der Oberstufenzentrums Palmnicken haben am Montagvormittag in Fürstenwalde (Oder-Spree) gegen Pläne zur Umnutzung einer Turnhalle demonstriert. Das berichteten Reporter des rbb von vor Ort. Die Halle soll laut der Verwaltung des Kreises kurzfristig zu einer Notunterkunft für etwa 100 Geflüchtete werden.

Schüler demonstrieren für Sportunterricht

Circa 3.000 Schüler und Auszubildende lernen am Oberstufenzentrum nördlich von Fürstenwalde. Allein die Abiturstufe zählt knapp 500 Schüler. Die Sporthalle wird für Arbeitsgemeinschaften und den Schulunterricht genutzt.

Dies sei im neuen Schuljahr nicht mehr möglich, hieß es von den Demonstrierenden, die mit Protestschildern durch die Innenstadt gezogen waren. Sie forderten ein Mitspracherecht in den Beschlüssen. "Wir haben vor, dass unsere Stellung vertreten wird und das, was uns wichtig ist - und zwar unser Sportunterricht -, gesichert werden kann", sagte Schülersprecherin Skadi Jerominek.

Die Schüler betonten dabei explizit, sich nicht gegen die Unterbringung von Geflüchteten zu stellen. "Wir wollen in keinen politischen Zusammenhang gebracht werden", sagte Jerominek weiter. Allerdings gebe es bessere Alternativen als die Menschen im Oberstufenzentrum unterzubringen.

Geflüchtete sollen in TUrnhalle untergebracht werdenTurnhalle des Oberstufenzentrums Palmnicken

Tennishalle als Alternative?

Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft) hat stattdessen vorgeschlagen, eine Tennishalle in Fürstenwalde zu nutzen. "Dieses Tennis-Center ist schon mal von uns als Notunterkunft für ukrainische Geflüchtete genutzt worden", so Rudolph am Montag am Rande der Demonstration. "Das zeigt, dass ja Möglichkeiten bestehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit besser sind als die Sporthalle."

Schulleiter drängt auf Entscheidung

Auch Schulleiter Axel Schmook plädierte für die Unterbringung in der Tennishalle. Er habe erst aus den Medien von den Absichten des Landkreises erfahren, sagte er, und forderte vor allem eine zeitnahe Entscheidung. Wo der Sportunterricht für die Schüler ab Herbst stattfinden soll, wisse es nicht. "Ich muss den Unterricht gewährleisten und die Planungen für das nächste Schuljahr laufen jetzt. Das heißt, wir müssten jetzt eigentlich wissen, wenn uns die Halle nicht zur Verfügung steht, in welche andere Halle die Schüler dann gehen oder gefahren werden müssen, was dann auch den Stundenplan betrifft."

Vorschlag der Fürstenwalder soll geprüft werden

Der Landkreis verwies am Montag auf die angespannte Lage bei der Unterbringung von Geflüchteten. Die Kapazitätsgrenzen seien längst überschritten. Die Halle sei eine Notlösung, sagte Sozialdezernentin Angelika Zarling.

Kritik, dass der Kreis seine Entscheidung für Fürstenwalde nicht kommuniziert habe, widersprach Zarling. Der erste Beigeordnete der Stadt Fürstenwalde und auch der Schulleiter seien vorab informiert worden, dass die Turnhalle bis Ende Dezember gebraucht werde, sagte sie. Zum Vorschlag, stattdessen die Tennishalle zu nutzen, sagte die Sozialdezernentin: "Gerne würden wir das Angebot prüfen und schauen, ob die Tennishalle geeignet ist, um Flüchtlinge unterzubringen. Da muss jetzt noch einmal baurechtlich und brandschutztechnisch geschaut werden, ob die Halle geeignet und groß genug ist."

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.07.2023, 14:10 Uhr

Mit Material von Michel Nowak und Martin Krauß

15 Kommentare

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  1. 15.

    Und wer erklärt den Schüler*innen, das das Prinzip der Höherrangigkeit hier meint, dass die Rechtsgüter, Geflüchtete unterzubringen, wennauch generell in unwürdiger Form, höher wiegen, als den Sportunterricht konkret in dieser Turnhalle durchzuführen? In Zeiten von Rechtsextremen, die seit Jahren und Jahrzehnten gegen Migration und Asyl mobilisieren, hätte ich ausgerechnet von Schüler*innen einen reflektierteren Blick darauf erwartet. Denn am Ende geht es sowieso darum, beides zu gewährleisten, weil sowohl der Unterricht als auch das Grundrecht auf Asyl miteinander verienbar sind. Schüler*innen sind auch nicht durch Schulleiter*innen oder Lehrer*innen zu instrumentalisieren. Wie "viel" (Selbst)Reflexion hinter der Demo steckte, war offenkundig - wenn Privilegierte darüber entscheiden wollen, wie schlecht es denn bitte Nichtprivilegierte haben sollen.

  2. 14.

    Steht auf, Schüler!

  3. 13.

    Gegen Flüchtlingsunterbringung demonstrieren die Anwohner immer, aber gegen die vielen BRD-Beteiligungen an den US-Kriegen in der Welt, die die eigentliche Ursache für die Flüchtlingsbewegungen sind nie. Von daher: ihr habt genau die Regierung, die ihr verdient. Jedes Land hat die Regierung, die es verdient.

  4. 12.

    Ich verstehe nicht, warum vorhandene Gebäude in Füwa in Betracht gezogen werden.

    Ein leerstehendes MFH in Füwa Süd bietet sich an, zum einen hätten die Flüchtlinge dort mehr Privatsphäre und ÖPNV ist direkt vor der Tür oder in unmittelbarer Umgebung. Ebenso mit den Einkaufsmöglichkeiten welche sich in der Nähe befinden....

    Woran liegt es, dass solche Gebäude gar nicht erst genannt werden, warum muss man dafür Sporthallen schließen und die Schüler durch die ganze Stadt schicken??

  5. 11.

    Die Schüler und der Lehrkörper wie auch der Kreistag LOS wurden in eine Planung und Diskussion vorher NICHT einbezogen, sondern erst nach Festlegung durch zwei Personen, Rolf Lindemann (SPD) und Sascha Gehm (CDU), formal informiert. Demokratie ala LOS!

  6. 10.

    Eine Turnhalle ist der falsche Weg zur Unterbringung. Es fällt schon genug weg für unsere Kids/ Schüler. Das Problem mit den Asyl- und Schutzsuchenden Menschen ist nicht erst seit gestern bekannt. Es wird Zeit, dass unsere Regierende endlich Mal in die Hufe kommen und sich nicht nur Ihr Gesäß im Bürostuhl platt sitzen.

  7. 9.

    "Wir" retten nicht die Welt, sondern "nur" einen geringen Bruchteil der zur Flucht gezwungenen Menschen.

  8. 8.

    Darum geht's doch gar nicht, sondern darum, dass die Sporthalle zweckentfremdet wird. Man beklagt sich über die Playstation zockende Jugend, nimmt ihnen aber die Sporthallen weg? Wann begreift man endlich, dass wir alleine die Welt nicht retten können?

  9. 7.

    Immerhin ist den jungen Leuten die Fähigkeit des Differenzierens noch nicht abgegangen zu sein, da sie sich ja nicht generell gegen die Aufnahme wehren. Bei dem Mob von Ü40ern der sich regelmäßig gegen die Unterbringung von Schutzsuchenden sieht das anders aus.

  10. 6.

    Finde ich gut, dass die Schülerschaft sich Gehör verschafft. Ich wette, der Landkreis hatte die Schülerschaft vorher nicht um Stellungnahme gebeten.
    Hut ab vor dem Mut der Schüler und Schülerinnen!

  11. 5.

    Ich finde es falsch, eine Turnhalle zu nutzen. Die Kinder mussten wegen Corona schon genug zurückstecken. Ausserdem findet dort bestimmt auch Vereinssport statt, der ebenfalls sehr wichtig ist. Es gibt bestimmt auch andere Lösungen. Abgesehen davon, dürften die Kosten für eine anschließende Renovierung sehr hoch und zeitaufwendig sein.

  12. 4.

    Hat nur einen klitzekleinen Haken: Falkensee liegt nicht so ganz in Landkreis Oder-Spree, der hier als Aufgabenträger die Geflüchteten unterbringen muss.

  13. 3.

    Eventuell könnte man die Flüchtlinge in Falkensee in der Stadthalle unterbringen. Ideale Bedingungen, super sanitäre Einrichtungen. Bahnhofsnah, und das Hallenbad kann dann avh ab Januar, vielleicht kostenlos, genutzt werden.

  14. 2.

    Warum muß geprüft werden, ob die Tennishalle zur Unterbringung von Flüchtlingen geeignet ist, wenn schon mal welche dort untergebracht wurden?

  15. 1.

    Tja, was soll ich da jetzt sagen?

    Früher, als ich noch jung war, wurde die Turnhalle unserer Schule 2 Jahre lang saniert.

    Solange fand der Sportunterricht draußen statt, Sommer wie Winter.

    Ebenso beim Oderhochwasser, als Helfer in der Turnhalle untergebracht waren.

    Gestorben ist keiner dran.

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