1922 wird in Berlin die "Deka Pneumatik GmbH" zur Herstellung von Kraftfahrzeugreifen gegründet. Die Firma war eine Fabrik der bereits 1896 gegründeten "Deutschen Kabelwerke" der jüdischen Familie Hirschmann. Das Bild zeigt die Kabelwerke in Ketschendorf bei Fürstenwalde nach 1924.

Ab 1933 drängen die Nationalsozialisten die jüdischen Besitzer aus dem Unternehmen. 1935 werden die Hirschmanns gezwungen, ihre letzten Unternehmensanteile zu verkaufen. Damit wird die Firma endgültig "arisiert".

Zwischen 1937 und 1940 baut das Unternehmen neue Produktions- und Lagergebäude am Tränkeweg in Fürstenwalde. Das Werk stellt ab 1941 Reifen für Militärfahrzeuge der Wehrmacht her. Die Fabrik wird im Krieg kaum beschädigt.

Nach Kriegsende ist das Fürstenwalder Werk das einzige Reifenwerk in Ostdeutschland. Das Werk wird in Volkseigentum umgewandelt. 1947 beginnt die Reifenherstellung wieder. 1968 wird die gesamte DDR-Reifenindustrie unter dem Namen VEB Reifenkombinat Fürstenwalde zusammengefasst. Dazu gehören mehrere Standorte.

Das Bild zeigt den Vulkanisierungsprozess im Reifenwerk im Jahr 1975. Bei der Vulkanisierung erhält der Reifen seine endgultige Form: Der Reifenrohling wird auf etwa 145 Grad erhitzt und in eine Form gepresst.

Das Reifenkombinat führt 1959 die Marke Pneumant ein. 1961 engagiert sich der Betrieb erstmals im Motorsport und organisiert die erste Pneumant-Rallye.

Einfahrt zum Werk im Jahr 1979, kurz nach dem 30. Jahrestag der DDR. In den Häusern im Hintergrund wohnten russische Offiziere. Der große Reifen aus Kunststoff im Vordergrund wurde für Werbezwecke angefertigt und hatte einen Durchmesser von fast drei Metern.

Das Karl-Marx-Kulturhaus der Reifenwerke um 1980. In dem Gebäude im Hintergrund arbeitete die Personalabteilung des Reifenwerks, damals Kaderabteilung genannt.

Stahlkordkalander im Rohbetrieb im Jahr 1984. Hunderte Stahlseile, kaum ein Milimeter dick, werden hier hergestellt und anschließend mit einer Gummimischung belegt. Weltweit gab es zu der Zeit wenige Werke, die solche Stahlseile herstellen konnten. Die Stahlseile oder Stahlcorde geben dem Reifen seine Festigkeit.

1984: Ein Schichtleiter überprüft die Konfektioniermaschine beim Reifenaufbau im neuen Radialwerk.

Nach der Wende enstehen anstelle des Kombinats Kapitalgesellschaften, aus denen die Pneumant Reifen & Gummi Werke GmbH wurde. Dunlop übernimmt 1995 das Unternehmen.

Auf dem Bild: LKW-Ganzstahlreifen durchlaufen die Heizpresse für den Vulkanisierungsvorgang.

2005: Ein Mitarbeiter des Reifenwerkes setzt am einen Reifenrohling auf eine Vorrichtung an der Heißpresse, wo der Rohling im Anschluss vulkanisiert wird. Leidiges Reifenwechseln am Straßenrand gehört der Vergangenheit an. Die traditionsreiche Fabrik produziert spezielle RunOnFlat-Reifen, mit denen Autofahrer auch bei einem "Platten" noch sicher in die nächste Werkstatt gelangen. 2004 stellte das Werk nach eigenen Angaben rund 3,3 Millionen Reifen pro Jahr her.

Im Jahr 2015 übernimmt der US-amerikanische Konzern Goodyear Pneumant/Dunlop und das Reifenwerk in Fürstenwalde.

Die Straße am Reifenwerk in Fürstenwalde heißt Reifenwerkring.

Im November 2023 kündigt Goodyear an, dass der Konzern die Reifenherstellung in Fürstenwalde einstellen will. Am 23. November demonstrieren hunderte Beschäftigte nach einer Betriebsversammlung vor dem Werk. Nach der Ankündigung des Konzerns, am Standort Fürstenwalde mehr als 700 Arbeitsplätze abzubauen, hatte der Goodyear-Betriebsrat während der Versammlung zu den Unterhemens-Plänen Stellung bezogen.