Grünheide (Oder-Spree) - 300 Leiharbeiter vom Stellenabbau bei Tesla betroffen

Do 18.04.24 | 12:19 Uhr
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Symbolbild: Mitarbeiter der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg arbeiten an einer Fertigungslinie eines Elektrofahrzeuges. (Quelle: dpa/Pleul)
Video: rbb24 | 18.04.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Pleul

Der US-Elektroautobauer Tesla hat für kommenden Montag in seinem Werk in Grünheide (Oder-Spree) 300 Leiharbeiter abgemeldet. Das bestätigte das Unternehmen am Donnerstag dem rbb. "Dabei handelt es sich um keine Kündigungen von Tesla-Mitarbeitern," betonte Tesla weiter.

Leiharbeiter sollen anderweitig beschäftigt werden

Tesla-Chef Elon Musk hatte am Montag in einer E-Mail an alle Beschäftigten weltweit angekündigt, zehn Prozent der Belegschaft abbauen zu wollen. In Grünheide arbeiten derzeit circa 12.500 Menschen vor allem aus Berlin und Brandenburg. Gut 2.000 davon sind Leiharbeiter. Von diesen werden ab Montag 300 weniger bei Tesla arbeiten. Zuerst hatte das das Wirtschaftsmagazin "Business Insider" berichtet. Sollte es bei dieser Zahl bleiben, wäre die deutsche Fabrik vom Personalabbau deutlich weniger betroffen, als es Musk angekündigt hatte.

In Grünheide werden seit gut zwei Jahren E-Autos produziert. In dieser Zeit wurde die Belegschaft nach und nach hochgefahren. Ein Teil davon waren auch in der Vergangenheit schon Leiharbeiter. Sie werden genauso bezahlt wie die bei Tesla direkt angestellten Mitarbeiter. "Nach unserem Kenntnisstand konnte unser Vertragspartner die Mehrheit der abgemeldeten Leiharbeiter bereits bei anderen Kunden in ein neues Beschäftigungsverhältnis überführen," erklärte Tesla gegenüber dem rbb weiter.

Gewerkschaft fordert Stopp des Stellenabbaus

Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall im Tesla-Betriebsrat fordern derweil das Tesla-Management auf, den angekündigten Personalabbau zu stoppen. Sie wollen sich nach eigenen Angaben dafür einsetzen, dass so viele Beschäftigte wie möglich bleiben können.

Der Personalabbau sei gerade mit Blick auf die geplanten Produktionssteigerungen und Ausbaupläne falsch, heißt es von der Gewerkschaft in einer Pressemitteilung vom Mittwochabend. "Statt Kolleginnen und Kollegen zu kündigen, müssen sie in Bereiche mit Personalmangel versetzt oder weiterqualifiziert werden. Den weiteren Hochlauf der Produktion und den Ausbau des Werks schaffen wir nur gemeinsam."

Wer gekündigt wird, verliere seine Existenzgrundlage. Für alle anderen Mitarbeitenden bliebe noch mehr Arbeit in der gleichen Zeit. Seit Monaten erlebe man in vielen Bereichen bei Tesla einen immensen Arbeitsdruck. Weil Personal fehle, müssten viele immer wieder an mehreren Stationen gleichzeitig arbeiten und seien dauerhaft überlastet, so die IG Metaller. Entsprechend hoch seien die Krankenstände.

Kritik an Zusammenarbeit

Die Gewerkschaft kritisiert zudem in der Mitteilung die mangelhafte Zusammenarbeit mit Tesla. "Betriebsräte müssen bei der Personalplanung frühzeitig informiert werden und haben das Recht, den Arbeitgeber zu beraten, um möglichst viele Kündigungen zu verhindern. Nichts davon ist passiert. Stattdessen wird die Belegschaft nach Gutsherrenart mit dem Personalabbau konfrontiert."

Aktuell werden in Grünheide zwischen 5.000 und 6.000 Autos pro Woche produziert. Das Unternehmen plant ein weiteres Wachstum in Grünheide. Durch den Bau einer weiteren Fabrik nördlich der bereits bestehenden will Tesla die Kapazität von derzeit genehmigten 500.000 auf eine Millionen Fahrzeuge im Jahr erhöhen. Entsprechende Rodungen hat es bereits gegeben. Nach rbb-Informationen wird mit der Genehmigung für die Erweiterung noch im ersten Halbjahr 2024 gerechnet, wie es aus Behördenkreisen heißt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.04.2024, 07:30 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    Das Ganze erinnert mich so an Tönnies.

  2. 36.

    Ich habe mehrere Jahre als Leiharbeiter gearbeitet, freiwillig. Es waren die besten Arbeitsjahre. Gerade als Mensch vor der Rente stehend.

  3. 35.

    Die zahlen aber keine Steuern, haben netto mehr als jemand jn Berlin Lebenshaltingskosten.

  4. 34.

    Wenn leiharbeiter nicht als leiharbeiter arbeiten wollen wie zum Beispiel aus Polen dann sollen sie diese Arbeit nicht annehmen.Und natürlich werden festangestellte zum Glück bevorzugt.Ein in Polen lebender Arbeiter zahlt kaum als wie die in Berlin / Brandenburg lebenden.das ist natürlich jedem egal.Ausbeuten kann man nur die die es zulassen
    Und die leiharbeiter leben gut.verdienen gleich viel..Klar wenn man entlassen muss dann sind es leiharbeiter...wie es der Job schon sagt!!!

  5. 33.

    Staatliche Subventionen in den USA und in China locken in der Tat erfolgreich Firmen an und stärken die Wirtschaft. Wir haben dafür Lindner, dessen FDP schon mal die Solarindustrie zur Freude der Chinesen vertrieben hatte.

  6. 32.

    Mein Sohn hat 10 Jahre als Leiher in der Metallbranche gearbeitet und mehr verdient als die fest Angestellten plus Auslöser und km-Geld. Also: Wer es mag, o.k.

  7. 31.

    Antwort auf "Weltenbummler" vom Donnerstag, 18.04.2024 | 18:14 Uhr
    "Heuern und feuern je nach Kassenlage ." Nein, die Möglichkeit, flexibel auf wechselnde Geschäftslagen zu reagieren - völlig legitim.
    "Allen "Fachleuten" hier empfehle ich mal ein paar Jahre als Leiharbeiter zu arbeiten." Viele mögen die Wechsel der Auftraggeber ohne kündigen und einen neuen Job suchen zu müssen!

  8. 30.

    " Leiharbeiter werden eingekauft um einen Peak abzufedern. " Stimmt für die Zeit vor 40 Jahren. Seither hat sich das Zeitarbeitsgewerbe erheblich gewandelt. Die Fa. in der ich arbeite beschäftigt seit 15 Jahren Zeitarbeiter und Zeitarbeiterinnen mit einem Anteil von 80 % der Gesamtbelegschaft. Diese Leute haben weniger Rechte, können schneller entlassen werden, sind meist ausländischer Staatsangehörigkeit und somit ideale Objekte zur Ausbeutung ihrer Arbeitskraft.

  9. 29.

    Sie haben es richtig erfasst. Das sind Leiharbeiter - die Jobs sind nicht weg ! Die leihfirma muss sie weiter beschäftigen. Die Sparmaßnahme ist daher absolut legitim und nicht zu beanstanden. Wundere mich dass hier so große negative Töne von allen kommen. Gerade der Betriebsrat, hat bei diesen Mitarbeitern kein Mitsprache verdient. Seit doch froh, dass es keine festen MA sind.

  10. 28.

    "Jeder Investor sollte 5x überlegen, sich in Deutschland niederzulassen."
    Sie scheinen auch nicht auf dem Laufenden zu sein. Große Industriebetriebe sind dabei Deutschland zu verlassen.
    USA und China sind zur Zeit einfach bessere Orte wenn es um den Profit geht.
    Ob das wohl was mit der deutschen Wirtschaftspolitik zu tun hat ?

  11. 27.

    Jeder Investor sollte 5x überlegen, sich in Deutschland niederzulassen.
    Subventionen können dieses ganze Theater kaum ausgleichen.

    "... Gewerkschaft fordert Stopp des Stellenabbaus ..."
    Eine Gewerkschaft, die keine Ahnung von Leiharbeit hat, möchte " frühzeitig informiert werden und haben das Recht, den Arbeitgeber zu beraten, um möglichst viele Kündigungen zu verhindern."

    Wenn die Anwohner, Baumbewohner, Brandleger Tesla nicht "platt" kriegen, hilft auch noch die Gewerkschaft.

  12. 26.

    Leiharbeiter reduzieren ist KEIN Stellenabbau! Leiharbeiter werden eingekauft um einen Peak abzufedern. Stellen Abbau bedeutet im eigenen Unternehmen Menschen zu entlassen. all diese Leute sind weiterhin bei ihrem Arbeitgeber angestellt, sie arbeiten vertragsgemäß ab dann in einem anderen Unternehmen.

    Sachlich richtige Berichterstattung statt schwadronieren währe toll!

  13. 24.

    Lieber Robert, Satire?? Dann bitte kennzeichnen. Viele verstehen Satire schlicht nicht...;-)))
    Leiharbeit gab es übrigens schon in den 70gern.

  14. 23.

    Natürlich triffts mal wieder die armen Schweine von Leiharbeitern. Ist alles nicht sauber.

  15. 22.

    Ich schrieb auch "erstmal vom Eis". Das auch diese Standortentscheidung so ist wie sie ist - einfach nur politisch. Also wieder nur der einfachste Weg aus Sicht der Ministerbrille. Es wurden nun aber Tatsachen geschaffen, mit denen nun alle Anlieger irgendwie klarkommen müssen. Jedenfalls ohne die Neuausgestaltung der Verträge würde sich das Konfliktpotential jetzt schon drastisch verschärfen und bei entsprechenden einzuleitenden Zwangs-Maßnahmen auch entladen. So bekommt der WSE ersteinmal die Luft zum atmen, die er so dringend braucht.

    Aber wahr ist auch ohne Tesla:
    Wasser wird zukünftig sowieso nicht mehr zum Nulltarif verfügbar sein. Der schlimmste Kostentreiber ist langfristig der Klimawandel und die Stilllegung des Tagebaus 2038 nebst Abschaltung der Pumpen.
    Schon diese Herausforderungen verlangen bei Planungsfeststellungslängen von 20 Jahren längst nach bekannten, und auch von mir regelmäßig aufgezählten Lösungen, die für mich bisher alternativlos sind.

  16. 21.

    Operative Hektik ersetzt nicht geistige Windstille. Was Leiharbeit ist, steht schon in mehreren Kommentaren. Nur in Ihrem steht etwas anderes, nämlich Unsinn.

  17. 20.

    Das Land Brandenburg hat genau 3 Probleme : Hat der internationale Großflughafen BER genügend frische Millionen ?
    Bekommen Cottbus/Lausitz, neue und viele Strukturwandel Milliarden ?
    Geht es Tesla und Umgebung gut ?
    Also : BER, Cottbus/Lausitz und Tesla - auf den Großen Rest des Landes ist g....... !!!

  18. 19.

    Wo ist eigentlich der Brandenburger Wirtschaftsminister?
    30 Oder 300 Leiharbeiter sollen abgebaut werden - das sind immerhin 2 Oder 2,5 Prozent der Belegschaft.
    Wo bleiben die Strukturhilfen - Wo bleiben die Föerdergelder ???
    Hier sind massiv, Arbeitsplätze in der polnischen Grenzregion in Gefahr - da muss es doch irgendwie Geld von der EU, vom Bund, vom Land, oder vom MP geben.
    Hier, ist die deutsch/polnische bzw. die deutsch/amerikanische Freundschaft in Gefahr.

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