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Maksym Melnyk kennt den Osten. Aufgewachsen in der Ukraine, ist für ihn Zeitz - im deutschen Osten - immer „der Westen“ gewesen. Mit einer Kamera und einer Portion Skepsis ist er nach Zeitz aufgebrochen. Ein Jahr leben und eintauchen ins lokale Geschehen, Menschen treffen, teilnehmen am Alltag. Seine Aufnahmen und Video-Tagebücher zeugen von der intensiven Suche nach der Identität dieser Stadt.
Die Stadt „mit ihren toten Augen“, den zugemauerten und kaputten Fenstern, erscheint dem Filmemacher Maksym Melnyk zunächst trostlos und leer. Das erste Objekt, mit dem er versucht, in Kontakt zu den Zeitzern zu treten, ist ein Relikt aus industrieller Blütezeit: der Zekiwa-Kinderwagen.
Die Menschen öffnen sich ihm zunehmend: der „Apfel“-Mann auf der Streuobstwiese; Christine, die gute Seele der Taxi-Zentrale; Fabienne und Leonie, zwei Teenies, die ihm die „lost places“ ihrer Stadt zeigen; Line und Christian, ein dänisches Künstlerpaar, die die Geräusche der Stadt, wie kostbare Fundstücke sammeln; Herr Strauch, in dessen Schrebergartenlaube Dutzende von Uhren im schläfrigen Rhythmus der Stadt ticken; Petra, eine Künstlerin, die lange in Leipzig gelebt hat, bevor sie Zeitz für sich entdeckt hat.
Und dann sind da die vielen Landsleute von Maksym, Ukrainerinnen und ihre Kinder, die in Zeitz Aufnahme gefunden haben und ihm ein Gefühl von Heimat geben.
All diese Begegnungen verändern Maksyms Blick auf Zeitz. Seine Kamera richtet sich immer weniger auf die Leerstellen der Stadt. Bewusst versucht er, sie mit Leben zu füllen, selber Teil des Alltags der Stadt zu werden. Am Endes seines Jahres in Zeitz kann er behaupten: „Hinter den „toten Augen“ habe ich immer das wahre Gesicht der Stadt gesucht. Am Ende habe ich mehrere gefunden.
EAST! erzählt ein Jahr „gelebtes Leben“ in einem Ort im Osten Deutschlands. So wahrhaftig und lebendig, wie das Leben dort ist. Eine Filmemacherin und ein Filmemacher ziehen für ein Jahr in eine ostdeutsche Stadt: Anne Münch geht mit Familie nach Lenzen in Brandenburg, Maksym Melnyk zieht nach Zeitz in Sachsen-Anhalt. Lenzen, jahrhundertelang ein Ackerbürger-Städtchen, schön und idyllisch - aber immer am Rand gelegen. Zeitz, die einst florierende Industriestadt, ist vom Strukturbruch der 1990er Jahre bis heute geprägt.
Für EAST! (2x90‘) beobachten die filmischen Stadtschreiber, das Leben vor Ort, erzählen von ihren Begegnungen und Eindrücken, von ihrem Ankommen, von Fremdheitsgefühlen und überraschenden Erkenntnissen. EAST! erzählt „den Osten“ von innen heraus. Ohne Urteil und ohne Vorurteil. Unmittelbar. Ernsthaft. Humorvoll. Radikal subjektiv.
EAST! - Mein Jahr in Lenzen/Zeitz ist ein Doku-Event von Britt Beyer, Anne Münch und Maksym Melnyk. Eine Gemeinschaftsproduktion von zero one film, Rundfunk Berlin-Brandenburg und Mitteldeutscher Rundfunk - gefördert von Medienboard Berlin-Brandenburg.
Film von Britt Beyer
Erstsendung: 03.10.2023/rbb