Albträume und Traumata -
Über 250.000 Menschen waren aus politischen Gründen in der DDR inhaftiert. Viele leiden noch immer an Spätfolgen ihrer Hafterfahrungen. Direkt und indirekt waren und sind auch ihre Kinder von der Inhaftierung und deren Folgen betroffen. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie sie mit den Traumata der Eltern umgehen.
Hagen Bomberg ist zweieinhalb Jahre alt, als sein Vater auf einmal verschwindet. Erst spät erfährt die Familie, dass der Vater wegen "staatfeindlicher Hetze" in Stasi-Haft sitzt. Mario Faust ist 7 Jahre alt, als sein Vater "aus politischen Gründen" verhaftet wird. Die Ehe der Eltern wird vom Staat geschieden, sein Vater 1976 von der Bundesrepublik freigekauft. Erst nach dem Mauerfall können sich Vater und Sohn wiedersehen.
Als die Eltern von Carsten Schütt verhaftet werden, ist er gerade mal drei Monate alt. Der Säugling kommt erst zu seiner Großmutter, dann wechselt er innerhalb weniger Monate zwei Mal die Bezugsperson innerhalb der Familie. Als seine Eltern aus der Haft entlassen werden, schweigen sie über die Zeit ihres "Verschwindens".
Thomas Michael ist 13 Jahre alt, als seine Eltern verhaftet werden. Auch er wird abgeholt - aus seiner Schulklasse - und kommt ohne Angabe von Gründen in ein Kinderheim. Später kann er bei einem Onkel bleiben. Nach 11 Monaten werden die Eltern von der Bundesrepublik freigekauft und können Thomas schließlich nachholen.
In der Dokumentation setzen sich die vier Kinder eindrücklich mit ihren Eltern und den Langzeit-Folgen der Stasihaft auseinander. Der Film geht den Fragen nach, wie sie mit den Traumata ihrer Eltern umgehen und wie sich die Erfahrungen der Eltern auf die Kinder und deren Leben ausgewirkt haben.
Film von Jürgen Haase und Angela Henkel
Erstsendung_: 09.12.2020/rbb