Tipps vom Psychologen Jens Eitmann - Was tun gegen Nervereien
Komplizierte Webseiten, unverständliche Bahnautomaten und unzuverlässige Serviceleistungen im öffentlichen Dienst sind nur wenige der kleinen Nervereien mit denen wir uns zwangsläufig arrangieren müssen. „Es kommt auf einen selbst an, ob man sich davon nerven lässt“, betont Psychologe Dr. Jens Eitmann vom Deutschen Institut für Entspannungstechniken in Berlin.Von Vanessa Reske
„Stress gibt es so eigentlich gar nicht. Es ist ein Resultat aus Selbstwahrnehmung, wenn man sich überfordert oder nicht wahrgenommen fühlt“, sagt Eitmann. Zum Beispiel sei Stau nicht das Problem, sondern wir machen es stressig, weil wir denken zu spät zu kommen oder Zeit zu verlieren.
Sein breites Wissen über das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Gefühl in nervigen Situationen gibt der Psychologe an angehende Therapeuten weiter. Ob Musik-, Kunst- oder Sporttherapie, Entspannungsübungen, Autogenes Training oder Erlebnispädagogik, all diese Techniken verfolgen das gleiche Ziel: eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wer das kann, senkt seine Reizbarkeit gewaltig.
ABER: Therapien können auch nicht zaubern..
„Natürlich kann man nicht jede Nerverei mit einem anderen Blickwinkel aus der Welt schaffen“, gibt Eitmann zu. Wer zum Beispiel juristische Kriege führt, unter politischen Entscheidungen oder Mobbing leidet, kann sich die Welt nicht so leicht schön reden. Ist man jedoch grundsätzlich ein unsicherer, angespannter Mensch, regt sich häufig auf oder explodiert bei Kleinigkeiten, kann man das mit Therapien ändern.
Dabei sind der Leidensdruck und der Wille etwas zu verändern gute Indikatoren, um die Notwendigkeit dafür zu prüfen. „Für den einen ist es Musik, der andere malt lieber, macht Sport oder braucht Erlebnisse mit Delfinen“, sagt Eitmann. Ziel all dieser Therapie ist nicht, ein Problem aus der Welt zu schaffen, sondern sich selbst zu entwickeln und Perspektivenwechsel zu lernen.