-
Man muss ihn suchen, den Chicoree. Ein Gemüse, das aus dem Verborgenen kommt, aus der Dunkelheit. Nur dort betreibt er keine Photosynthese und bleibt gelb. Wir ergründen, warum sich die knackigen und überaus gesunden Sprossen so verstecken müssen!
Das BIO-Landgut Pretschen baut seit mehr als 20 Jahren Chicoree an. Hier kennt man die Befindlichkeiten des blassen Gemüses. Wenn man Chicoree direkt am Licht austreiben lassen würde, dann würde die Sprossform, der Kegel also nicht entstehen, sondern gleich auseinanderklappen. Die Pflanzen wären dann ein breitblättriger Salat. Und dann wären diese Blätter hart und bitter.
Obwohl diese Bitterstoffe sehr gesund sind, enthalten neue Sorten - ganz gleich ob rote oder weiße - nur noch wenige davon. Milder schmeckt er einfach besser. Außerdem enthält Chicoree besonders viel Provitamin A, Vitamin B1 und B2, ist reich an Kalium, Phosphor und Kalzium. Und er hat erfreulicherweise nur knapp 20 kcal pro 100 Gramm. Chicoree ist zweijährig und wurde zufällig in Belgien entdeckt.
Wild kennt man ihn vielleicht als Wegwarte. Und diese Wegwarte hat man früher kultiviert, um die Wurzeln zu gewinnen, also Zichorienwurzeln.
Ausgesät wird er im Mai in tiefgründigen humosen Boden, der möglichst keine Steine enthält. Niederländische Polderflächen bieten dafür die besten Bedingungen. Nur so können sich gerade und kräftige Wurzeln bilden. Ende Oktober werden zunächst die Blätter abgeschlagen, die Wurzeln gerodet und z.B. ins brandenburgische Pretschen gebracht.
Einsortiert in Stiegen, wird er auf den Winterschlaf vorbereitet. Kalk lässt die Schnittstellen abtrocknen, damit sie nicht faulen. So präpariert geht der Chicorée in spe dann in „stockdunkle“ Hallen bei ca. Minus 2 Grad. Dieser Kältereiz muss sein, sonst gibt es später keinen Austrieb. Je nach Bedarf werden dann einzelne Stiegen „geweckt“.
Nach wie vor im Dunkeln, aber bei 18°C Lufttemperatur mit 20°C warmem Wasser ohne jegliche Zusätze, zumindest im Bioanbau. Schon nach einer Woche zeigen sich kleine Spitzen, nach 2 Wochen kräftigere.
Nach etwa 3 Wochen ist die Charge erntereif. Theoretisch kann auch der Hobbygärtner Chicoree anbauen, braucht dafür aber viel Geduld.
Beitrag von Martina Hiller