Anbau von Nutzhanf auf deutschen Feldern (Quelle: imago / countrypixel)
Bild: imago images/countrypixel

So 08.09.2024 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Multitalent Hanf: Anbau, Verwendung, Wirkung

Hanf ist eine vielseitige Nutz- und Heilpflanze mit jahrtausendealter Tradition. Sie bietet nachhaltige Lösungen für Textilien, Bau und Ernährung. Dank seiner ökologischen Vorteile wie Bodenverbesserung und CO₂-Bindung gewinnt Hanf weltweit an Bedeutung. Ursprünglich aus Zentralasien, gehört er zur Familie der Hanfgewächse (Cannabinaceae). Welche Wirkung Hanf hat und auch wie gesund Hanfsamen sind, wir erklären es. Ein Porträt.

Hanf im Garten: Wie baue ich Hanf selbst an?

Nutzhanf benötigt wenig Pflege und ist eine äußerst nachhaltige Kulturpflanze. Er wächst am besten auf gut durchlässigen, nährstoffreichen Böden mit neutralem pH-Wert (6-7). Schwere, verdichtete Böden sollten vermieden werden, da Hanf tiefe Wurzeln bildet. Hanf bevorzugt gemäßigtes bis warmes Klima mit ausreichend Sonne. Die ideale Wachstumsperiode beträgt 100-120 Tage mit einer Temperatur von 15-27°C. Hanf ist frostempfindlich, daher sollte der Anbau nach der Frostperiode beginnen. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr, sobald der Boden mindestens 8-10°C erreicht hat. Die Samen werden dicht ausgesät (30-40 kg/ha) in einer Tiefe von 2-4 cm.
 
 

Was muss ich bei der Pflege von Hanf beachten?

Nutzhanf ist relativ trockenheitsresistent, benötigt jedoch in den ersten Wochen ausreichend Wasser, vor allem in trockenen Regionen. Im weiteren Wachstum ist der Wasserbedarf moderat. Chemische Düngemittel oder Pestizide sind meist unnötig, da Hanf sehr widerstandsfähig gegen Schädlinge ist und Unkraut durch sein dichtes Wachstum unterdrückt.

Nahaufnahme von Hanfsamen mit Holzschaufel (Quelle: IMAGO/Michelangelo Oprandi)
Hanfsamen: Wann und wie ernte ich Hanf?

Bei der Ernte von Hanf gibt es mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um optimale Erträge und eine hohe Qualität der geernteten Produkte zu gewährleisten. Zudem können verschiedene Pflanzenteile je nach Verwendungszweck geerntet werden.
 
Erntezeitpunkt
 
Für Fasern: Der optimale Zeitpunkt für die Ernte der Hanffasern ist etwa 70-90 Tage nach der Aussaat, bevor die Samen vollständig reifen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Fasern am stabilsten und am besten für Textilien oder Baumaterialien geeignet.
 
Für Hanfsamen: Wenn die Hanfsamen das Hauptziel sind, sollte die Ernte etwa 100-120 Tage nach der Aussaat erfolgen, wenn die Samen vollständig gereift und ausgebildet sind. Die Pflanzen beginnen in dieser Phase, ihre Blätter zu verlieren.
 
Für Blüten und Blätter: Blätter und Blüten werden oft für Nahrungsergänzungsmittel, Tees oder zur Gewinnung von CBD verwendet. Die Ernte erfolgt in der Regel kurz vor der Samenreife, um die höchsten Konzentrationen an Wirkstoffen zu erhalten.
 
Was kann geerntet werden?

Fasern (Stängel): Die Stängel des Hanfs werden zur Fasergewinnung genutzt. Diese Fasern können zu Textilien, Papier, Seilen oder als Baustoff (z.B. Dämmmaterial) verarbeitet werden. Die äußeren Fasern sind besonders wertvoll.
 
Samen: Hanfsamen sind nahrhaft und reich an Omega-3-Fettsäuren. Sie werden für Lebensmittel wie Hanföl, Proteinpulver oder direkt als Snack verwendet. Wichtig ist hier, dass die Samen trocken geerntet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden.
 
Blätter und Blüten: Blätter und Blüten werden vor allem zur Gewinnung von Cannabinoiden (z.B. CBD) geerntet. Diese Pflanzenteile können zur Herstellung von Ölen, Tees oder anderen Gesundheitsprodukten verwendet werden.
 
Schäben (Holzanteil im Stängel): Der innere holzige Teil des Stängels (Schäben) wird oft in der Bauindustrie für Leichtbeton oder als Streu verwendet.

Hanfernte: Was muss ich nach der Ernte beachten?

Nach der Ernte sollten Hanffasern, Samen und Blätter sofort getrocknet werden, um eine gleichbleibende Qualität zu sichern. Eine schnelle Trocknung bei optimaler Belüftung schützt die Pflanzenteile vor Schimmel. Vor allem Hanfsamen sollten unter konstanten Bedingungen getrocknet werden, um ihre Öle und Nährstoffe zu erhalten.

Wie gesund sind Hanfsamen?

Hanfsamen sind eine nährstoffreiche und gesunde Ergänzung der Ernährung. Sie liefern hochwertiges Protein, essentielle Fettsäuren und eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen, die für eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig sind. Sie lassen sich leicht in Smoothies, Salaten, Joghurt oder Backwaren integrieren.
 
Hanfsamen enthalten alle neun essenziellen Aminosäuren und gelten daher als eine vollständige Proteinquelle. Das macht sie besonders wertvoll für Menschen, die wenig oder kein tierisches Eiweiß konsumieren. Zudem sind sie eine gute Quelle für gesunde ungesättigte Fette, insbesondere für Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese Fettsäuren sind wichtig für die Herzgesundheit und wirken entzündungshemmend. Ebenso fördern sie die Hautgesundheit, können trockene Haut verbessern und Akne lindern. Auch für kräftiges Haar sind sie förderlich.
 
Dank ihres Gehalts an Arginin (eine Aminosäure) und den gesunden Fetten, können Hanfsamen helfen, den Blutdruck zu senken, Entzündungen zu reduzieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu mindern.
 
Besonders ungeschälte Hanfsamen sind reich an Ballaststoffen, die wichtig für die Verdauung und Darmgesundheit sind. Ballaststoffe unterstützen einen regelmäßigen Stuhlgang und können das Risiko von Darmproblemen senken. Durch ihre Ballaststoffe und gesunden Fette helfen Hanfsamen aber auch den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und dadurch das Risiko von Typ-2-Diabetes zu senken.
 
Außerdem enthalten sie viele Vitamine und Mineralstoffe, darunter Vitamin E, Magnesium, Kalium, Eisen und Zink. Diese Nährstoffe unterstützen das Immunsystem, die Knochengesundheit und den Stoffwechsel. Die im Hanfsamen enthaltene Gamma-Linolensäure (GLA) kann entzündungshemmende Wirkungen haben und bei bestimmten chronischen Erkrankungen oder entzündungsbedingten Beschwerden helfen.

Verunreinigungen: Wie belastet sind Hanfsamen?

Hanfsamen sind im Allgemeinen sicher und gesund, insbesondere wenn sie aus biologischem Anbau stammen und von seriösen Herstellern vertrieben werden. Dennoch kann es potenzielle Risiken durch Pestizide, Schwermetalle oder Schimmelpilze geben.
 
Hanfpflanzen sind dafür bekannt, dass sie Schwermetalle und andere Schadstoffe aus dem Boden aufnehmen können. Dies ist eine Eigenschaft, die in der sogenannten Phytoremediation (Bodenreinigung durch Pflanzen) sogar genutzt wird. Allerdings können Hanfsamen, die in belasteten Böden angebaut werden, Schwermetalle wie Cadmium oder Blei enthalten. Vertrauenswürdige Hersteller sollten jedoch regelmäßige Kontrollen durchführen, um diese Belastung zu verhindern.
 
Industriell hergestellte Hanfsamen enthalten in der Regel nur sehr geringe Mengen des psychoaktiven Wirkstoffs THC (Tetrahydrocannabinol), normalerweise weniger als 0,2 %. Der Verzehr dieser Hanfsamen verursacht daher keine berauschende Wirkung. In seltenen Fällen kann es jedoch zu THC-Rückständen kommen, insbesondere wenn die Samen unsachgemäß verarbeitet werden. Auch hier hilft der Kauf von Produkten vertrauenswürdiger Hersteller, die Qualitätskontrollen unterliegen.

Feld mit Nutzhanfpflanzen (Quelle: IMAGO/Mario Hösel)
Was ist der Unterschied von Nutzhanf und Rauschhanf?

Der Unterschied zwischen Nutzhanf und Rauschhanf liegt in der chemischen Zusammensetzung und der Verwendung der Pflanzen. Beide gehören zur gleichen Art, Cannabis sativa, haben aber unterschiedliche Eigenschaften und Anwendungsbereiche.
 
Nutzhanf enthält nur sehr geringe Mengen des psychoaktiven Wirkstoffs THC, in der Regel unter 0,2%. THC ist der Stoff, der für die berauschende Wirkung verantwortlich ist. Der niedrige THC-Gehalt macht Nutzhanf legal und nicht psychoaktiv.
 
Rauschhanf (Marihuana) hat einen deutlich höheren THC-Gehalt, oft zwischen 5-30%, je nach Sorte. Diese Pflanzen werden wegen ihrer berauschenden Wirkung angebaut und dienen der Herstellung von Marihuana oder Haschisch.
 
Außerdem wird Nutzhanf hauptsächlich für industrielle und landwirtschaftliche Zwecke verwendet. Aus den Fasern werden Textilien, Papier, Baustoffe (z.B. Hanfbeton) und Seile hergestellt. Die Samen dienen der Produktion von Lebensmitteln, Hanföl, Tierfutter und Kosmetika. Die Blätter und Blüten werden oft zur Herstellung von CBD-Produkten verwendet, die nicht psychoaktiv sind, aber für ihre beruhigende Wirkung bekannt sind.
 
Rauschhanf hingegen wird überwiegend für den Freizeit- oder medizinischen Gebrauch angebaut. Die hohe Konzentration von THC sorgt für die psychoaktiven Effekte, die beim Konsum von Marihuana oder Haschisch erwünscht sind. In einigen Ländern wird Rauschhanf auch medizinisch genutzt, um Schmerzen oder Übelkeit zu lindern.

Beitrag von JV/SS