Heilstätte für Bettler, Bürger, Bonzen -
In Berlin-Buch stand Anfang des 20. Jahrhunderts der größte Krankenhauskomplex Europas. Hier gab es eines der bedeutendsten Hirnforschungsinstitute, das die Nazis zu Untersuchungen an Euthanasieopfern nutzten. Hitler wurde hier obduziert und Honecker verarztet.
Die sogenannte III. Irrenanstalt - am 1. April 1906 eröffnet - entwarf der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann im holländischen Landhausstil. Der Komplex mit einer Kapazität von 1500 Betten prägte fortan das Bild des Dorfes Buch, das damals gerade 400 Einwohner hatte. Die Krankenhausstadt Buch - dessen Bild der damalige Stadtbaurat und Architekt Ludwig Hoffmann (1852-1932) maßgeblich geprägt hat - erzählt vom Traum eines menschlichen demokratischen Umgangs mit dem Leben.
Zeitzeugen kehren an ihre alten Arbeitsorte zurück. Historiker erzählen, wie sich Buch in den Umbrüchen zwischen Weltkriegen und zwischen den politischen Systemen veränderte. Die DDR baute in Buch Spezialkliniken für die Regierung und das Ministerium für Staatssicherheit. Honecker wurde hier verarztet und Hitler obduziert. Siechenhäuser, TBC-Stationen, Nervenheilanstalten und modernste Medizinforschung, das alles verbindet sich mit der Geschichte der Krankenhausstadt Berlin-Buch.
Die Dokumentation spürt der Geschichte und den Geschichten dieses einmaligen Architekturensembles im Nordosten Berlins nach. Viele der prachtvollen Gebäude sind heute verlassen, sie verfallen und machen gerade wegen ihres morbiden Charmes neugierig auf das, was sich in den letzten hundert Jahren hier abgespielt hat.
Film von Gabriele Conrad und Gabriele Denecke
Erstausstrahlung 10.01.2017/rbb