Helmut Kohl im Interview (Quelle: rbb)

- Kohl Interview

Die spendablen Freunde von damals mochte Helmut Kohl auch heute nicht beim Namen nennen, obwohl er doch eigens eine eigene Pressekonferenz gehalten hat.
Kontraste versuchte es noch einmal. Werner Sonne hat Helmut Kohl die Fragen gestellt, auf die wir und bestimmt auch viele CDU-Mitglieder so lange schon und so gerne eine Antwort hätten.

Interview mit Ex- Bundeskanzler Helmut Kohl, geführt von Werner Sonne, ARD-Korrespondent


O-Ton: Frage von Werner Sonne
"Nun sagt Wolfgang Schäuble es genüge nicht, nur um die Vertrauenskrise zu beseitigen Geld zu zahlen, sondern es gehe vielmehr um Aufklärung."

O-Ton: Helmut Kohl, Ex- Bundeskanzler
"Ich habe mich ja an der Aufklärung beteiligt bis an einen Punkt; ich war der einzige, der von Anfang an das gleiche gesagt hat bis zum heutigen Tag.
Ich habe die Summe richtig genannt, mein Verschulden eingestanden, nenne die Spender aber nicht."

O-Ton: Werner Sonne
"Dabei wird es auch bleiben?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Das habe ich auch heute wieder gesagt."

O-Ton: Werner Sonne
"Es geht aber nicht nur um die zwei Millionen, denn wenn man weiter zurück blickt, haben Sie bisher nur von 1993 bis 1998 gesprochen, wenn man weiter zurückblickt geht es um zehn Millionen zwischen 1989 und 1992, was ist eigentlich mit diesem Geld?"

O-Ton: Helmut Kohl
" Zunächst müssen wir erst mal bei der Tatsache bleiben.
Nach dem geltenden Recht muß jede Partei Rechnung legen für die sechs Jahre, für die die Berichtspflicht gilt und die gilt für 1993 bis 1999.
Wenn man jetzt für Deutschland sagt, wir machen die Zeit vorher auch auf, dann müssen wir das auch machen."

O-Ton: Werner Sonne
"Was sagen Sie denn dazu?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Dann müssen wir sofort über die Machenschaften der Sozialdemokraten reden."

O-Ton: Werner Sonne
"Dann bleiben wir doch erst mal bei Ihnen. Was ist nun mit den zehn Millionen?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Die zehn Millionen haben mit mir nun wahrlich nichts zu tun.
Diese zehn Millionen gehen über mehrere Jahre und niemand würde behaupten, daß diese zehn Millionen durch mich zustande gekommen sind."

O-Ton: Werner Sonne
"Wie denn sonst?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Wie, wie denn sonst? in diesen Jahren haben viele in der Partei gewirkt."

O-Ton: Werner Sonne
"Ist es so, daß sie sagen können, daß Sie in diesen Jahren keine illegalen Spenden gesammelt haben?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Ich kann über diese Jahre nach zehn Jahren gar nichts mehr sagen.

O-Ton: Werner Sonne
Sie haben heute gesagt, daß Sie keinen Grund haben, sich mit ihrer Partei zu versöhnen. Warum eigentlich nicht?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Versöhnen würde bedeuten, daß ich mit einer Partei im Krieg oder im Krach leben würde, davon kann doch gar keine Rede sein."

O-Ton: Werner Sonne
"Aber da sind doch ganz viele in ihrer Partei..."

O-Ton: Helmut Kohl
" Ja das sagen Sie, daß sind eine ganze Reihe in der Parteiführung das Wort führen. Aber Sie wollen doch nicht behaupten, daß die in der Parteiführung, die ganze CDU Deutschlands sind."

O-Ton: Werner Sonne
"Machen Sie heute hier vor diesen Kameras der gegenwärtigen Parteiführung ein Angebot auf ein Gespräch oder auf eine Versöhnung hin?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Ich muß doch kein Angebot zu einer Versöhnung machen. Ich muß sagen, Ihre Sprache ist nicht die meine. Mit mir kann jedermann jeden Tag reden und es wird ja auch geredet. Der neu gewählte Fraktionsvorsitzende war gerade in diesen Tagen bei mir und das ist gar keine Schwierigkeit.
Ich werde aber garantiert nicht, mich weder vor den Kulissen noch dahinter an einer Auseinandersetzung über die neue Wahl auf dem Parteitag beteiligen."
Ich werde demonstrativ aus diesem Grund nicht auf diesen Parteitag gehen, weil ich gar nicht den Eindruck erwecken möchte, irgendwo mitzumischen."

O-Ton: Werner Sonne
"Wenn Sie sagen, daß Sie bereit sind, das mit der gegenwärtigen Parteiführung, zu Ende zu bringen . Wie denn?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Daß man miteinander redet. Ich war immer offen und habe das Gespräch nicht abgebrochen. Ich denke gar nicht daran, ich bin doch nicht auf Rache aus. Ich will auch gar nichts für mich. Sehen Sie, ich werde jetzt 70 Jahre alt und habe noch zwei Jahre meinen Dienst im Bundestag zu tun. Das werde ich deswegen tun, weil der Untersuchungsausschuß noch läuft mit ungeheuerlichen Behauptungen. Wenn ich jetzt kein Mandat hätte, wäre ich vor dem Untersuchungsausschuß völlig wehrlos und deswegen will ich mein Mandat auslaufen lassen. Ich werde meine Pflicht tun und dort, wo man mich brauchen kann, Hilfe leisten."

O-Ton: Werner Sonne
" Würden Sie sich nicht ein Gefallen tun, wenn Sie nach soviel Kritik sich aus der Politik zurückziehen würden?"

O-Ton: Helmut Kohl
"Warum sollte ich das denn machen?
Das wäre doch nur ein Schuldeingeständnis für viele in der deutschen Medienlandschaft. Ich stehe zu meinen Fehlern und habe überhaupt nichts zurückzunehmen. Aber ich ziehe mich doch jetzt nicht zurück und überlasse Leuten das Feld, die die Geschichte umschreiben."


Wir würden ja gern die Geschichte mit Hilfe von Helmut Kohls Gedächtnis schreiben!
Versucht haben wir es ja.