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Nach Recherchen von KONTRASTE hat der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky die Barspende der Aubis-Geschäftsführer 1995 selbst angeregt. Interne Dokumente der Berlin Hyp belegen zudem, es gab erhebliche Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Aubis-Gruppe.
Sie erinnern sich: Die Bundes CDU und die Schweizer Konten und die Ehrenmänner und die Landschaftspflege! Oder Hessen: dort führt die CDU virtuos vor, was ein Spendenskandal ist: Mit einem filigranen Geflecht illegaler Konten und fein gesponnener Lügen. Und in Berlin, Bundeshauptstadt, Regierungssitz? Hat die CDU tapfer behauptet: Bei uns nicht! Doch auch hier wurde gespendet. Eingesammelt hat die Kollekte für die Partei mit dem C wie christlich, ihr Fraktionschef Klaus Rüdiger Landowsky, der auch noch der Vorstandschef der Bank ist, die an die Spender Kredite vergab. Landschaftspflege in Berlin traditionsreich wie die Schrebergärten. Ursel Sieber und Matthew D. Rose über Filz, Freundschaftsdienste und Finanzgeschäfte gewachsen und gepflegt als WestBerlin noch Frontstadt war. Jetzt ist Berlin Hauptstadt, geblieben ist die Tradition.
Klaus-Rüdiger Landowsky, Berliner Bankdirektor und Fraktionsvorsitzender der CDU in einer Person. Rückblende: Klaus Landowsky, der mächtigste Mann Berlins, als Student: In dieser schlagenden Verbindung traf er damals auf seinen Adjudanten Eberhard Diepgen, heute regierender Bürgermeister. Mit ihm bestimmte er 16 Jahre lang die Berliner Politik. Der mächtige Strippenzieher gerät jetzt in Erklärungsnot. Denn 1995 hat er für die CDU eine zweifelhafte Spende von 40 000 Mark angenommen - Bargeld, das teilweise auf einem Schwarzkonto verschwand.
0-Ton Klaus Landowsky
"Wenn das mein einziger Fehler war, den ich begangen habe in meinem Leben, dann kann ich damit leben. Natürlich belastet mich das."
Das ist nicht der einzige Fehler von Klaus-Rüdiger Landowsky - die Annahme der Barspende. Kontraste-Recherchen zeigen: Noch so ein Fehler unterlief ihm damals.
Landowsky hat in Berlin ein Doppelamt: Er ist CDU-Fraktionsvorsitzender und zugleich Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp- Sie gehört knapp zur Hälfte dem Land Berlin.
Und seine Bank gewährte dieser Immobilienfirma Aubis millionenschwere Kredite. Kontraste fand heraus: gegen die entschiedenen Bedenken der Fachleute in der eigenen Bank.
Ein Stück Berliner Filz: Die Großkreditkunden der Firma Aubis sind auch die Spender der 40 000 Mark in bar. Ganz zufällig sind sie auch noch zwei alte Parteifreunde von Klaus Landowsky.
Der eine: Aubis-Geschäftsführer Klaus-Hermann Wienhold: früher die rechte Hand von Landowsky als CDU-Landesgeschäftsführer. Der andere: Aubis-Geschäftsführer Christian Neuling: früher Weggefährte von Klaus Landowsky im Berliner Abgeordnetenhaus.
Beide Parteifreunde witterten nach der Wende das große Geschäft: Sie kauften und sanierten Plattenbauten.Auf. 16 000 Wohnunge wuchs ihr Imperium an. Der Kreditgeber dieser Geschäfte: fast ausschließlich Landowskys Berlin Hyp.
Und wieder ein Stück Berliner Filz: Es war der Banker Klaus Landowsky anscheinend selbst, der bei den Aubis-Großkreditkunden eine CDU-Spende anregte. Kontraste fand einen einen unmittelbaren Zeugen für das Gespräch. Der Zeuge bestätigt gegenüber Kontraste wörtlich: "Landowsky selbst hatte die Wahlkampfspende für die CDU angeregt". Diese Aussage bestreitet Landowsky.
0-Ton Klaus Landowsky
"Ich habe nie jemand um 'ne Spende gebeten. Ich habe immer gesagt, wenn Ihr was für die Partei tun wollt, dann könnt' Ihr das machen. Aber die Initiative zu dieser Spende ist von mir nicht ausgegangen."
Und Aubis-Geschäftsführer und CDU-Weggenosse Klaus Wienhold macht, was Bankchef Landowsky offenbar von ihm erwartet. Hier in der Berliner Volksbank holt er in einem Umschlag 40 000 Mark in bar ab. Gedacht ist das Geld für Klaus Landowsky, Bankdirekter und CDU-Fraktionschef in einer Person. Den Umschlag bringt der Aubis-Geschäftsführer direkt zur Berliner Hpy - ins Vorstandsbüro. Bankchef Landowsky nimmtdas Geld entgegen, obwohl die Annahme von Bar-Spenden über 1000 Mark in der Berliner CDU nicht erlaubt ist. Gegen den Vorwurf der Bestechlichkeit wehrt er sich.
0-Ton Klaus Landowsky
"Ich bin 22 JahreVorstandsmitglied in der Bank. Es hat bei mir in meinem Hause noch nie einen Kredit nach parteipolitischen Präferenzen gegeben."
Also alles ganz normal? Merkwürdig sind sie schon, die Kreditvergaben der Berlin Hyp an die Aubis. Mitte 1996 hatte die Immobilienfirma Aubis bereits 230 Millionen Mark erhalten. Als weitere Kredite für neue Wohnungen bewilligt werden sollen, wächst der Widerstand in der Bank. Die Kreditprüfer im Mutterkonzern der Berlin Hpy stellen sich quer. - Es geht um diese Plattenbauwohnungen in Görlitz, die die Aubis-Geschäftsführer noch dazu kaufen wollten. 10.Juni 1996: Der Kreditantrag wird abgelehnt. 8. Juli 1996: Der Kreditantrag erneut abgelehnt.
Doch die Berlin Hyp gibt nicht auf. Zwei Wochen später geht dieser Brief an den mit der Kreditvergabe befaßten Konzern-Vorstand - persönlich, vertraulich, verschlossen, unterschrieben von Landowskys Stellvertreter Jürgen Noack. Noack, die rechte Hand Landowkys, macht sich in seinem Schreiben stark für die Kaufinteressen der Aubis. Und siehe da: die Kredite werden bewilligt..
0-Ton Klaus Landowsky
"Ich bin seit 22Jahren Banker. Bei mir ist nie ein Kredit nach parteipolitischer Präferenz vergeben worden."
Das sah ein hochrangiger Kreditprüfer im Mutterkonzern der Berlin Hyp offenbar anders. Er versucht im letzten Moment die Chefs der Hyp zur Vernunft zu rufen. Seine interne Stellungnahme vom August 1996 an die Berlin-Hyp liegt Kontraste vor. Der Kreditprüfer betont:
"Dass die wirtschaftlichen Gesamtverhältnisse der Gruppe bislang noch nicht ausreichend beleuchtet sind".
Und weiter schreibt der hochrangige Prüfer: "offenbar verspürt man der Aubis-Gruppe gegenüber jedoch eine gewisse moralische Verpflichtung. Anders ist es für mich nicht erklärbar, dass dieser Antrag noch genehmigt werden soll".
Der Kredit wird genehmigt trotz der Bedenken des Prüfers. Wir zeigen dieses Dokument einem SPD-Mann aus der Großen Koaliton.
0-Ton Hans-Georg Lorenz SPD-Landtagsabgeordneter
"In Wahrheit heißt das ja wohl, dass es hier eine unmoralische Verpflichtung gab, nämlich die Verpflichtung von Herrn Landowsky gegenüber zwei Parteimitgliedern, die ihm eine Barspende von 40 000 Mark gegeben hatten. Das wäre eine Interpretation, die Vernunft in diese Bemerkung hineinbringt, die aber auch nur heißt, Leute, ihr verschenkt hier Geld, die der Öffentlichkeit gehören, und die dringend für soziale Zwecke gebraucht werden."
Inhaltlich begründete die Berlin-Hpy die Kreditvergabe für die Plattenbauten mit fragwürdigen Argumenten. So schreibt zum Beispiel Jürgen Noack, Landowsky rechte Hand in der Berlin Hyp, im Juli 1996:
"Es erscheint jedoch für die finanzierten Wohnungen unwahrscheinlich, dass ein nennenswerter Leerstand innerhalb von 20 Jahren entsteht".
Was sagen Experten zu dieser Einschätzung der Berlin Hyp? Wir fragen das renommierte Pestel-Institut. Hier wurde schon 1996, also im selben Jahr, eine große Studie veröffentlicht, die schon damals einen enormen Leerstand in Plattenbauten vorhersagte.
0-Ton Klaus-Peter Möller Pestel-Institut
"Die Modellrechnungen waren so eindeutig auf künftigen Leerstand ausgerichtet, dass die Anahme, dass in Plattenbauten kein Leerstand entsteht, wenn sie saniert werden, auch damals schon falsch war."
Die 600 Millionen Mark-Kredite der Berlin Hyp an die Aubis-Geschäftsführer und CDU-Weggenossen enden in einem Desaster. 200 Mio. Mark, also ein Drittel muß die Bank wahrscheinlich als Verlust abschreiben, Gelder der Berliner Steuerzahler. Ein Interview mit Kontraste zur Kreditvergabe lehnt Klaus Landowsky ab. Die Berlin Hyp beruft sich auf das Bankgeheimnis:
"...bitten wir um Verständnis, dass die Berlin Hyp und ihre Vorstandsmitglieder keine öffentlichen Stellungnahmen mehr...abgeben".
Weil er von einem Großkunden eine Barspende angenommen hat, will Landowsky sein Amt als Bankdirektor niederlegen. Insider behaupten, Landowsky sei damit nur seiner eigenen Abberufung durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zuvorgekommen. Fraktionsvorsitzender der Berliner CDU ist er geblieben. Spenden darf Landowsky also weiter entgegennehmen. Der Berliner Filz ist gerettet.