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Der Kriminologe Christian Pfeiffer verärgert die ostdeutschen Bürger. Der Kern der Empörung: Ist die Erziehung in der DDR verantwortlich für Ausländerhaß und rechte Gewalt in den neuen Bundesländern?
Die Nachricht, daß ein Deutscher, der nicht aussieht wie ein Deutscher, zusammengeschlagen, gejagt, beschimpft wird, gehört schon fast zur täglichen Zeitungslektüre.
Warum das so ist, darüber wird eher verschämt gerätselt und immer wieder müssen fehlende Arbeitsplätze und mangelnde Perspektiven von Jugendlichen herhalten. Einem namhaften Kriminologen sind diese Gründe nicht ausreichend.
Wer die gewalttätigen Jugendlichen von heute verstehen will, muß wissen, was ihnen in ihrer Kindheit beigebracht wurde. Und er fand, daß in der DDR im Namen von Frieden und Fortschritt, Solidarität und Sozialismus Kinder zu Duckmäusern zurechtgestutzt wurden. Im Namen des proletarischen Internationalismus wuchsen nationalistische Kleingeister heran. Geschichtsforschung, die gar nicht gut ankommt bei denen, die diese Geschichte selber erlebt und gestaltet haben. René Althammer und Wolfgang Bernert berichten.
"Die DDR-Erziehung war keine gute Vorbereitung auf das, was plötzlich über sie gekommen ist!"
"Gewaltprobleme und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft nur der Erziehung der DDR anzulasten, empfinde ich als Provokation und Populismus."
Magdeburg. Die Paulus-Kirche, Mittwoch letzter Woche. Fast zehn Jahre nach dem Ende der DDR strömen die Menschen wieder aufgebracht in die Kirche.Der Grund: der Kriminologe Christian Pfeiffer.
In einem Interview macht er die "die Erziehung in der DDR" für Ausländerhaß und Rechtsradikalismus im Osten verantwortlich.
Publikum:
"Ich kann es einfach nicht fassen, daß die Leute darauf kommen! Wir wurden zur Solidarität erzogen, um Internationalismus."
"Natürlich fühlt sich hier jeder persönlich betroffen!"
"Wir waren, wie gesagt, noch tiefste DDR, da haben wir von Ausländerfeindlichkeit überhaupt noch nichts gehört."
"Darf ich Ihnen eine Frage stellen?"
"Kein Kommentar!"
Eine Magdeburger Zeitung, die nach Pfeiffers Interview mit Leserbriefen überflutet wurde, hat die Veranstaltung organisiert. Der Andrang ist gewaltig, wie sonst nur zu Weihnachten.
Besonders hat die Menschen erregt, daß Pfeiffer die Ursachen für Rechtsradikalismus und Fremdenhaß im Gruppenzwang sieht, dem auch die Kleinsten in der Krippe schon "beim auf den Topf setzen" unterworfen waren.
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Ein Buch - 'Kinder-Erziehung in der DDR' und das schlug ich zu Hause auf und sah ein Bild, was mich irrtierte: lauter kleine Kinder im Alter von 12 Monaten sichtlich, 13, 14, 15 Monate, die alle gleichzeitig auf ihren Töpfen saßen unten drunter stand 'Topfzeit' und dann wurde erläutert: 'Erst die Pflicht und dann das Vergnügen' und dann wurde detailliert beschrieben für die Eltern, wie man Kinder dazu erziehen kann, daß sie im Alter von 12 Monaten so eine Leistung bringen."
Doch mit den Folgen der DDR-Erziehung wollen sich viele nicht auseinandersetzen. Ganz im Gegenteil. Das macht eine Umfrage der Zeitung deutlich.
Michael Richter, Magdeburger Volksstimme:
"Mit der Erziehung in der DDR als eine ordentliche Vorbereitung auf das Leben von heute waren immerhin 90 Prozent, exakt waren es 90,6...."
"... einverstanden."
Ein eindeutiges Bekenntnis zum Leben in der DDR. Der Blick zurück - die Mehrzahl verweigert ihn.
Die Aufmärsche, das wohlorganisierte Leben der DDR-Kinder in Pionier- und Jugendorganisation: Sind sie die Ursache dafür, daß rechtsradikale Gruppierungen heute bei ostdeutschen Jugendlichen auf starke Resonanz treffen, daß Gewalt gegen Ausländer im Osten zum Alltag gehört?
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Meine These heißt: Menschen, die in ihrer Kindheit massiv davon geprägt wurden, daß sie in der Gruppe stark sind, aber einzeln schwach, wenn denen später Fremdes gegenübertritt, dann fühlen sie sich unsicherer als ein anderer, der sehr souverän, selbstbewußt in seiner Kindheit hat groß werden können, sich selber sehr sicher geworden ist, wer er ist und mit wem er umgeht, und der von daher gelassen und freundlich mit Fremden umgeht, sich auch auseinandersetzen kann."
Diskussionsteilnehmerin:
"Ich finde es weiterhin unerträglich, daß wir Bürger aus den ostdeutschen Ländern uns heute noch 10 Jahre nach der Wende von Westdeutschen darüber belehren lassen müssen, wie wir gelebt, wie wir gearbeitet und, und vor allem auch, wie wir unsere Kinder erzogen haben."
Rechtsradikale und fremdenfeindliche Einstellungen sind bei den 14 bis 29 jährigen Jugendlichen besonders ausgeprägt. Sie wurden in ihrer Kindheit und Jugend noch in der DDR erzogen, die allermeisten in Kinderkrippe und Kindergarten.
Archivmaterial, DDR-Fernsehen, Kindergärtnerin:
"So jetzt steht auf! Das dauert mir zu lange! Ich wart' jetzt bis ihr ordentlich steht. So jetzt könnt ihr noch eine Weile zappeln, es ist nämlich bereits viertel zehn. Das geht alles von der Spielzeit ab und von der Zeit im Gearten."
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Wenn das Kind solchermaßen im Kindergarten behandelt wurde und anschließend in den Elternhäusern wenig Zuwendung bekommt, dann bleibt es emotional verarmt und dann ist es ein verunsicherter Mensch, wo das Risiko hoch ist, daß daraus eher sich Feindlichkeit gegen Fremdes entwickelt. So sind die Zusammenhänge. Die gelten in Ost- wie in Westdeutschland."
Karla Michalski (CDU), Bürgermeisterin, Gemeinde Gerwisch.
"Dies möchte ich Ihnen sagen, Herr Professor: Sie haben viele Bürgerinnen und Bürger hier in den neuen Bundeländern durch ihre unsachlichen Äußerungen tief verletzt und beleidigt."
Diskussionsteilnehmer:
"Vielleicht haben Sie schon mal etwas von Pioniernachmittagen gehört, die in unserer ehemaligen DDR abgehalten wurden. Gruppennachmittage haben einfach Gemeinschaft vermittelt, die heute nicht mehr da ist, und diese Gesellschaft erzieht nicht Individualisten, sondern Egoisten. Und das ist so!"
Offiziell galt Völkerfreundschaft als staatliches Erziehungsziel. Doch die Jubelbilder entsprachen nicht der Wirklichkeit.
"Mich stören die vielen Ausländer" - meinten schon zur Wendezeit 1990 26% der Westjugendlichen, aber 42% der Ostjugendlichen.
Das war die DDR.
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Die DDR-Kinder-Erziehung war keine gute Vorbereitung auf das, was plötzlich über sie gekommen ist. Die Kinder sind auf diese Welt, die von ihnen individuelle Power verlangt, Wettbewerbsfähigkeit, Show in gewissem Sinne, nicht gut vorbereitet gewesen und das löst Verunsicherung aus und bewirkt auch - wenn man unsicher ist -, daß man zu Gruppen tendiert.
Warum haben die rechtsradikalen Gruppen hier so großen Zulauf? Weil die jungen Menschen sich geborgen fühlen in Gruppen, stärker als das im Westen der Fall ist, weil sie stärker zu Gruppen tendieren."
Karla Michalski (CDU) Bürgermeisterin, Gemeinde Gerwisch:
"Die Gruppenerziehung in den Kindergärten förderte die Einordnung in die Gruppe, die Entwicklung von Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen, .das Kennerlernen von Normen im Zusammenleben, die Erfüllung gemeinsamer Pflichten und die Entwickelung des Verantwortungsbewußtseins für die Gemeinschaft."
Archivmaterial, DDR-Fernsehen:
"9 von 10 Schulanfängern haben in der DDR bereits ab dem dritten Lebensjahr kommunale oder betriebseigene Kindergärten besucht. Dieses Gemeinschaftserlebnis ist für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung günstig!"
Gesang: "..und diese Fahne ist rot. Es ist die Arbeiterfahne, die Vater trug durch die Not."
Fahnenappelle, klare Anweisungen - die Erziehungsdiktatur machte es vielen einfach, sich einzurichten: Eigenverantwortung und Selbstbewußtsein galten wenig. Im real-existierenden Sozialismusn ging das Individuum im Kollektiv unter, verantwortlich waren immer andere.
Prof. Christian Pfeiffer, KriminologeKriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Hat denn wirklich die DDR-Erziehungswirklichkeit aufgehört mit der Wiedervereinigung? Das kann doch gar nicht sein! Es sind doch dieselben Eltern, dieselben Erzieher, dieselben Lehrer, dieselben Gruppen, die Einfluß auf einen haben."
Diskussionsteilnehmer:
"Wir hatten doch ganz andere Bedingungen, da könnenSie doch nicht mit sŽm Quatsch ankommen."
Diskussionsteilnehmerin:
"Daß der Aufschrei so groß ist im Jahr 10 nach Null, zeigt, daß wir die Probleme der Vergangenheit gerade nicht ausreichend aufgearbeitet haben."
Diskussionsteilnehmer:
"Uns fehlt etwas. Er sagt nicht, daß die Lehrer und Lehrerinnen und die Kindergärtnerinnen - Kindergärtner gab's ja nicht, leider - eh, daß die Kindergärtnerinnen etwas Böses gemacht hätten. Sondern er sagt: Hier fehlt etwas, hier sind Mangelerscheinungen. Ich denke, da ist etwas dran!"
So wie jedes Individuum, hat auch jede Nation eine Biografie. Sich ihrer bewußt zu werden, hilft - Menschen wie Nationen.
Warum das so ist, darüber wird eher verschämt gerätselt und immer wieder müssen fehlende Arbeitsplätze und mangelnde Perspektiven von Jugendlichen herhalten. Einem namhaften Kriminologen sind diese Gründe nicht ausreichend.
Wer die gewalttätigen Jugendlichen von heute verstehen will, muß wissen, was ihnen in ihrer Kindheit beigebracht wurde. Und er fand, daß in der DDR im Namen von Frieden und Fortschritt, Solidarität und Sozialismus Kinder zu Duckmäusern zurechtgestutzt wurden. Im Namen des proletarischen Internationalismus wuchsen nationalistische Kleingeister heran. Geschichtsforschung, die gar nicht gut ankommt bei denen, die diese Geschichte selber erlebt und gestaltet haben. René Althammer und Wolfgang Bernert berichten.
"Die DDR-Erziehung war keine gute Vorbereitung auf das, was plötzlich über sie gekommen ist!"
"Gewaltprobleme und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft nur der Erziehung der DDR anzulasten, empfinde ich als Provokation und Populismus."
Magdeburg. Die Paulus-Kirche, Mittwoch letzter Woche. Fast zehn Jahre nach dem Ende der DDR strömen die Menschen wieder aufgebracht in die Kirche.Der Grund: der Kriminologe Christian Pfeiffer.
In einem Interview macht er die "die Erziehung in der DDR" für Ausländerhaß und Rechtsradikalismus im Osten verantwortlich.
Publikum:
"Ich kann es einfach nicht fassen, daß die Leute darauf kommen! Wir wurden zur Solidarität erzogen, um Internationalismus."
"Natürlich fühlt sich hier jeder persönlich betroffen!"
"Wir waren, wie gesagt, noch tiefste DDR, da haben wir von Ausländerfeindlichkeit überhaupt noch nichts gehört."
"Darf ich Ihnen eine Frage stellen?"
"Kein Kommentar!"
Eine Magdeburger Zeitung, die nach Pfeiffers Interview mit Leserbriefen überflutet wurde, hat die Veranstaltung organisiert. Der Andrang ist gewaltig, wie sonst nur zu Weihnachten.
Besonders hat die Menschen erregt, daß Pfeiffer die Ursachen für Rechtsradikalismus und Fremdenhaß im Gruppenzwang sieht, dem auch die Kleinsten in der Krippe schon "beim auf den Topf setzen" unterworfen waren.
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Ein Buch - 'Kinder-Erziehung in der DDR' und das schlug ich zu Hause auf und sah ein Bild, was mich irrtierte: lauter kleine Kinder im Alter von 12 Monaten sichtlich, 13, 14, 15 Monate, die alle gleichzeitig auf ihren Töpfen saßen unten drunter stand 'Topfzeit' und dann wurde erläutert: 'Erst die Pflicht und dann das Vergnügen' und dann wurde detailliert beschrieben für die Eltern, wie man Kinder dazu erziehen kann, daß sie im Alter von 12 Monaten so eine Leistung bringen."
Doch mit den Folgen der DDR-Erziehung wollen sich viele nicht auseinandersetzen. Ganz im Gegenteil. Das macht eine Umfrage der Zeitung deutlich.
Michael Richter, Magdeburger Volksstimme:
"Mit der Erziehung in der DDR als eine ordentliche Vorbereitung auf das Leben von heute waren immerhin 90 Prozent, exakt waren es 90,6...."
"... einverstanden."
Ein eindeutiges Bekenntnis zum Leben in der DDR. Der Blick zurück - die Mehrzahl verweigert ihn.
Die Aufmärsche, das wohlorganisierte Leben der DDR-Kinder in Pionier- und Jugendorganisation: Sind sie die Ursache dafür, daß rechtsradikale Gruppierungen heute bei ostdeutschen Jugendlichen auf starke Resonanz treffen, daß Gewalt gegen Ausländer im Osten zum Alltag gehört?
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Meine These heißt: Menschen, die in ihrer Kindheit massiv davon geprägt wurden, daß sie in der Gruppe stark sind, aber einzeln schwach, wenn denen später Fremdes gegenübertritt, dann fühlen sie sich unsicherer als ein anderer, der sehr souverän, selbstbewußt in seiner Kindheit hat groß werden können, sich selber sehr sicher geworden ist, wer er ist und mit wem er umgeht, und der von daher gelassen und freundlich mit Fremden umgeht, sich auch auseinandersetzen kann."
Diskussionsteilnehmerin:
"Ich finde es weiterhin unerträglich, daß wir Bürger aus den ostdeutschen Ländern uns heute noch 10 Jahre nach der Wende von Westdeutschen darüber belehren lassen müssen, wie wir gelebt, wie wir gearbeitet und, und vor allem auch, wie wir unsere Kinder erzogen haben."
Rechtsradikale und fremdenfeindliche Einstellungen sind bei den 14 bis 29 jährigen Jugendlichen besonders ausgeprägt. Sie wurden in ihrer Kindheit und Jugend noch in der DDR erzogen, die allermeisten in Kinderkrippe und Kindergarten.
Archivmaterial, DDR-Fernsehen, Kindergärtnerin:
"So jetzt steht auf! Das dauert mir zu lange! Ich wart' jetzt bis ihr ordentlich steht. So jetzt könnt ihr noch eine Weile zappeln, es ist nämlich bereits viertel zehn. Das geht alles von der Spielzeit ab und von der Zeit im Gearten."
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Wenn das Kind solchermaßen im Kindergarten behandelt wurde und anschließend in den Elternhäusern wenig Zuwendung bekommt, dann bleibt es emotional verarmt und dann ist es ein verunsicherter Mensch, wo das Risiko hoch ist, daß daraus eher sich Feindlichkeit gegen Fremdes entwickelt. So sind die Zusammenhänge. Die gelten in Ost- wie in Westdeutschland."
Karla Michalski (CDU), Bürgermeisterin, Gemeinde Gerwisch.
"Dies möchte ich Ihnen sagen, Herr Professor: Sie haben viele Bürgerinnen und Bürger hier in den neuen Bundeländern durch ihre unsachlichen Äußerungen tief verletzt und beleidigt."
Diskussionsteilnehmer:
"Vielleicht haben Sie schon mal etwas von Pioniernachmittagen gehört, die in unserer ehemaligen DDR abgehalten wurden. Gruppennachmittage haben einfach Gemeinschaft vermittelt, die heute nicht mehr da ist, und diese Gesellschaft erzieht nicht Individualisten, sondern Egoisten. Und das ist so!"
Offiziell galt Völkerfreundschaft als staatliches Erziehungsziel. Doch die Jubelbilder entsprachen nicht der Wirklichkeit.
"Mich stören die vielen Ausländer" - meinten schon zur Wendezeit 1990 26% der Westjugendlichen, aber 42% der Ostjugendlichen.
Das war die DDR.
Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Die DDR-Kinder-Erziehung war keine gute Vorbereitung auf das, was plötzlich über sie gekommen ist. Die Kinder sind auf diese Welt, die von ihnen individuelle Power verlangt, Wettbewerbsfähigkeit, Show in gewissem Sinne, nicht gut vorbereitet gewesen und das löst Verunsicherung aus und bewirkt auch - wenn man unsicher ist -, daß man zu Gruppen tendiert.
Warum haben die rechtsradikalen Gruppen hier so großen Zulauf? Weil die jungen Menschen sich geborgen fühlen in Gruppen, stärker als das im Westen der Fall ist, weil sie stärker zu Gruppen tendieren."
Karla Michalski (CDU) Bürgermeisterin, Gemeinde Gerwisch:
"Die Gruppenerziehung in den Kindergärten förderte die Einordnung in die Gruppe, die Entwicklung von Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen, .das Kennerlernen von Normen im Zusammenleben, die Erfüllung gemeinsamer Pflichten und die Entwickelung des Verantwortungsbewußtseins für die Gemeinschaft."
Archivmaterial, DDR-Fernsehen:
"9 von 10 Schulanfängern haben in der DDR bereits ab dem dritten Lebensjahr kommunale oder betriebseigene Kindergärten besucht. Dieses Gemeinschaftserlebnis ist für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung günstig!"
Gesang: "..und diese Fahne ist rot. Es ist die Arbeiterfahne, die Vater trug durch die Not."
Fahnenappelle, klare Anweisungen - die Erziehungsdiktatur machte es vielen einfach, sich einzurichten: Eigenverantwortung und Selbstbewußtsein galten wenig. Im real-existierenden Sozialismusn ging das Individuum im Kollektiv unter, verantwortlich waren immer andere.
Prof. Christian Pfeiffer, KriminologeKriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen:
"Hat denn wirklich die DDR-Erziehungswirklichkeit aufgehört mit der Wiedervereinigung? Das kann doch gar nicht sein! Es sind doch dieselben Eltern, dieselben Erzieher, dieselben Lehrer, dieselben Gruppen, die Einfluß auf einen haben."
Diskussionsteilnehmer:
"Wir hatten doch ganz andere Bedingungen, da könnenSie doch nicht mit sŽm Quatsch ankommen."
Diskussionsteilnehmerin:
"Daß der Aufschrei so groß ist im Jahr 10 nach Null, zeigt, daß wir die Probleme der Vergangenheit gerade nicht ausreichend aufgearbeitet haben."
Diskussionsteilnehmer:
"Uns fehlt etwas. Er sagt nicht, daß die Lehrer und Lehrerinnen und die Kindergärtnerinnen - Kindergärtner gab's ja nicht, leider - eh, daß die Kindergärtnerinnen etwas Böses gemacht hätten. Sondern er sagt: Hier fehlt etwas, hier sind Mangelerscheinungen. Ich denke, da ist etwas dran!"
So wie jedes Individuum, hat auch jede Nation eine Biografie. Sich ihrer bewußt zu werden, hilft - Menschen wie Nationen.