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Pädophilie ist eine Krankheit, die zwar nicht heilbar aber therapierbar ist. Seit einigen Jahren gibt es deshalb in Deutschland Projekte an Kliniken, die pädophil veranlagten Männern helfen wollen. Vor allem um zu verhindern, dass weitere Kinder Opfer werden. Der Andrang ist groß, doch viele Männer hoffen vergeblich auf Hilfe, weil nicht klar geregelt ist, wie die Therapie gegenüber den Krankenkassen abgerechnet werden soll.
Mehr als 12-tausend Kinder wurden im vergangenen Jahr Opfer sexueller Gewalt. Wer als Kind sexuell missbraucht wurde, ist oft fürs Leben gezeichnet. Die Täter wegsperren für immer, ist bei vielen daher die spontane Reaktion. Aber es gibt auch andere Wege, unsere Kinder zu schützen. Denn pädophil veranlagte Männer sind oft schwer kranke Menschen. Sie brauchen Hilfe, auch wenn diese Sichtweise zunächst vielleicht befremdet. Chris Humbs und Helena Offenborn.
Herr Möller (Name geändert), Pädophiler
„Ich mag Jungs. Vom Alter her geht das so mit vier Jahren los. Mit einem schlanken Körper und die Haarfarbe meistens blond.“
Herr Carstens (Name geändert), Pädophiler
„Bei mir war das so, dass der sexuelle Trieb sehr stark war, dass ich eben sehr viel Kinderpornografie konsumiert habe. Das waren Jungs zwischen acht und zwölf Jahren.“
Herr Schmidt (Name geändert), Pädophiler
„Einmal dieses noch Babygesicht, dieses Kindergesicht, diese zarten Züge. Die Augen vor allem, die regen halt meine Phantasie an – mit denen halt Sachen zu machen, die verboten sind.“
Nachrichten von sexuellen Übergriffen auf Kinder. Nach aktuellen Studien haben etwa ein Prozent aller Männer in Deutschland pädophile Neigungen. Es sind 250.000 Betroffene. Viele von ihnen suchen Hilfe – dringend.
Herr Schmidt, Pädophiler
„Du willst erstmal nur Hilfe haben. Du willst erstmal nur Hilfe haben, egal welche. Du willst wissen, was ist mit dir los, warum machst du das, warum tust du das.“
Herr Möller, Pädophiler
„Es war so, dass ich mich nicht mehr strafbar machen wollte. Ich habe schon einmal Probleme bekommen gehabt und Gott sei Dank nichts Wildes aber ich wollte auch nicht ewig so bleiben wie es jetzt ist.“
Pädophilie sucht man sich nicht aus – pädophil ist man. Die psychische Störung kann nicht geheilt werden. Aber durch Therapien, wie hier, kann der Patient lernen, seine Neigung so zu kontrollieren, dass es zu keinen Übergriffen kommt. Therapien schützen Kinder. Dabei helfen auch hormonsenken Medikamente. Doch es gibt viel zu wenig Spezialisten, die solche Behandlungen anbieten.
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
„Es gibt immer wieder Anfragen, auch von Menschen, die mit Tätern zu tun haben, nämlich der Bewährungshilfe die sagt, ich habe hier eine Riesenliste, können sie nicht mit einsteigen in die Behandlung und ich muss dann nein sagen, weil einfach die Kapazität erschöpft ist.“
KONTRASTE
„Wohin dann mit diesen Leuten?“
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
(Schweigen)
Die Versorgung mit Therapieplätzen ist völlig unzureichend. Die Konsequenz: Pädophile sind auf sich alleine gestellt. Gerade die Patienten, die ständig Gefahr laufen, wegen ihrer psychischen Störung Kinder zu misshandeln.
Herr Schmidt, Pädophiler
„Eine Katastrophe ist das. Eine absolute Katastrophe. Ich gehe mal davon aus, dass da etliche Opfer dann zu beklagen sind – von Kindern.“
Wir fragen nach bei der Bundespsychotherapeutenkammer, warum es so wenig Therapieangebote in diesem Bereich gibt. Schriftlich teilt man uns mit, Zitat:
„Grundsätzlich kennt jeder approbierte Psychotherapeut die geeigneten Methoden für die Behandlung …“
Es gäbe also keinen Missstand, so die Kammer. Schließlich seien ausreichend qualifizierte Therapeuten in Deutschland vorhanden.
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
„Nein, das sehe ich nicht so. Es ist eine besondere Herausforderung mit Menschen mit Pädophilie zu arbeiten, weil es eine völlig andere Art der Therapie ist. Es geht nicht darum zu heilen, es geht nicht darum, dass irgendwann eine Therapie abgeschlossen ist, so jetzt haben wir ein gutes Ergebnis, sondern es geht darum, dass ich diesen Menschen dabei unterstütze, Kontrolle über sein Leiden zu erlangen.“
Kaum ein Therapeut in Deutschland hat die spezielle und notwendige Ausbildung hierfür. Auch am Institut für Sexualwissenschaften an der Charité ist man erstaunt darüber, dass die Kammer behauptet, dass es keinen Therapie-Notstand gibt.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Wenn das so wäre, dann hätten wir das Problem nicht. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, wie die Psychotherapeutenkammer zu einer solchen Antwort kommt.“
Trotz der Kritik aus den eigenen Reihen bleibt die Kammer bei ihrem Standpunkt: Psychotherapeuten brauchten keine spezielle Ausbildung, somit gibt es für die Patienten kein Problem.
Herr Möller, Pädophiler
„Ich habe eine Liste von vier oder fünf Sexualtherapeuten bekommen. Und es war so, dass jedes Mal nach der Frage, behandeln sie auch Pädophile, dass dann eine Absage kam: Nein, mit solchen Leuten arbeiten wir nicht.“
Herr Neumann (Name geändert), Pädophiler
„Ich bin dann zu einer Psychologin hin, die mir dann allerdings eröffnete, dass sie mich zwar gerne therapieren würde, aber von der Thematik einfach keine Ahnung hat.“
Herr Schmidt, Pädophiler
„Hätte der Arzt das wirklich ernst genommen, und auch das Potential, die Gefährlichkeit dahinter gesehen, hätte er nicht einfach die Therapie abgebrochen.“
Das Gesundheitssystem versagt bei der Behandlung von Pädophilen. Ein wesentlicher Grund: Die Krankenkassen bezahlen die äußerst aufwändigen Therapien nicht in voller Höhe.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Das ist genau der kritische Punkt. Mein zeitlicher Aufwand als Therapeut wird nur etwa zur Hälfte abgegolten.“
KONTRASTE
„Das heißt, eine vernünftige, Erfolg versprechende Therapie wird von der Kasse nicht zu 100 Prozent übernommen, sondern nur zu 50 Prozent?“
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Das genau ist der Fall.“
Die Behandlung von Pädophilen ist für Psychotherapeuten letztlich ein Minusgeschäft. Mit anderen Patienten können sie deutlich mehr Geld verdienen.
Ein Werbesport für hilfesuchend Pädophile: Um wenigstens einige Kinder vor Übergriffen zu schützen, wurde an der Charite ein Modellprojekt ins Leben gerufen.
Werbefilm
„Lieben sie Kinder mehr als es ihnen lieb ist? Es gibt Hilfe: www.kein-taeter-werden.de.“
Professor Beier leitet das Modellprojekt. Inzwischen wurde es zu einer Art Ersatz für die fehlende Regelversorgung im Gesundheitssystem.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Wir haben über 1.700 Anfragen, über 700 Betroffene direkt im Institut kennengelernt und diagnostisch erfasst und weit über 300 einen Therapieplatz angeboten.“
Der Erfolg hängt auch damit zusammen, dass sich Pädophile hier anonym melden können. Das setzt die Schwelle, sich Hilfe zu suchen, deutlich herab. Aber: Der Zulauf ist viel zu groß. Inzwischen werden auch hier Pädophile wieder weggeschickt.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Tatsächlich ist es so, dass in einzelnen Standorten Gruppen nicht begonnen werden können, weil nicht genügend Therapieplätze zur Verfügung stehen.“
Finanziert wird das Forschungs-Projekt vom Bundesjustizministerium - befristet. Es sprengt längst den Förderetat, der der Ministerin zu Verfügung steht. Sie fordert deswegen den Gesundheitsminister auf, endlich aktiv zu werden:
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Bundesministerin für Justiz
„Es geht hier um therapeutische Behandlung. Die kann nur von Personen erbracht werden, die, ich sag es mal ganz einfach, Dienstleister im Gesundheitssystem sind. Von daher werden Gespräche mit den Kassen von Seiten des Gesundheitsministeriums geführt werden müssen.“
Der Gesundheitsminister, Daniel Bahr – auch von der FDP – sieht aber keinerlei Handlungsbedarf in seinem Haus. Er lehnt die Verantwortung ab.
Für ein Interview steht der Minister zu diesem Thema nicht zur Verfügung. Schriftlich lässt er KONTRASTE ausrichten, Zitat:
„…kriminalpräventiv indizierte Therapien [fallen] nicht in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung.“
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, Bundesministerin für Justiz
„Also es geht vielleicht auch um kriminalpräventive Wirkungen, aber es geht zu aller erst um therapeutische Behandlung … Ich sage ganz deutlich, es ist letzten Endes eine Aufgabe natürlich der im Gesundheitsbereich Verantwortlichen.“
Diese Pädophilen hatten das seltene Glück, einen Therapieplatz zu bekommen. Sie haben gelernt ihre Neigung, für die sie nichts können, zu kontrollieren.
KONTRASTE
„Wie schätzen Sie Ihr Gefahrenpotential ein, wenn Sie heute nicht in Therapie wären?“
Herr Carstens, Pädophiler
„Für mich denke ich, dass ich weiterhin Kinderpornos konsumiert hätte, sich meine Frau von mir getrennt hätte und jetzt rein hypothetisch, was dann passiert wäre, ich möchte es mir nicht ausmalen.“
Herr Möller, Pädophiler
„Ich bin vorher wie blind rumgelaufen, hab einfach nur noch nach Jungs geguckt und das war irgendwie mein Lebensinhalt und jetzt durch die Therapie, also man ist wieder Herr der Dinge, also Herr seiner eigenen Dinge.“
Herr Schmidt, Pädophiler
„Vorher bewegte sich bei mir im Kopf gar nichts. Das heißt, ich behielt meine Fantasien, meinen Glauben, dass die Kinder das wollen, dass es denen Spaß macht, aber komischerweise, nach den Medikamenten, die ich bekam, hörte das schlagartig auf. Und mir ist bewusst geworden, was ich getan habe. Und was mir heute sehr, sehr, sehr Leid tut.“
Übrigens: Wer glaubt, die medizinische Therapie von Pädophilen würde uns viel zu viel kosten, irrt: Jahr für Jahr geben wir für die Haftunterbringung von Tätern, die wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern verurteilt wurden, rund 100 Millionen Euro aus!
Beitrag von Chris Humbs und Helena Offenborn
Herr Möller (Name geändert), Pädophiler
„Ich mag Jungs. Vom Alter her geht das so mit vier Jahren los. Mit einem schlanken Körper und die Haarfarbe meistens blond.“
Herr Carstens (Name geändert), Pädophiler
„Bei mir war das so, dass der sexuelle Trieb sehr stark war, dass ich eben sehr viel Kinderpornografie konsumiert habe. Das waren Jungs zwischen acht und zwölf Jahren.“
Herr Schmidt (Name geändert), Pädophiler
„Einmal dieses noch Babygesicht, dieses Kindergesicht, diese zarten Züge. Die Augen vor allem, die regen halt meine Phantasie an – mit denen halt Sachen zu machen, die verboten sind.“
Nachrichten von sexuellen Übergriffen auf Kinder. Nach aktuellen Studien haben etwa ein Prozent aller Männer in Deutschland pädophile Neigungen. Es sind 250.000 Betroffene. Viele von ihnen suchen Hilfe – dringend.
Herr Schmidt, Pädophiler
„Du willst erstmal nur Hilfe haben. Du willst erstmal nur Hilfe haben, egal welche. Du willst wissen, was ist mit dir los, warum machst du das, warum tust du das.“
Herr Möller, Pädophiler
„Es war so, dass ich mich nicht mehr strafbar machen wollte. Ich habe schon einmal Probleme bekommen gehabt und Gott sei Dank nichts Wildes aber ich wollte auch nicht ewig so bleiben wie es jetzt ist.“
Pädophilie sucht man sich nicht aus – pädophil ist man. Die psychische Störung kann nicht geheilt werden. Aber durch Therapien, wie hier, kann der Patient lernen, seine Neigung so zu kontrollieren, dass es zu keinen Übergriffen kommt. Therapien schützen Kinder. Dabei helfen auch hormonsenken Medikamente. Doch es gibt viel zu wenig Spezialisten, die solche Behandlungen anbieten.
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
„Es gibt immer wieder Anfragen, auch von Menschen, die mit Tätern zu tun haben, nämlich der Bewährungshilfe die sagt, ich habe hier eine Riesenliste, können sie nicht mit einsteigen in die Behandlung und ich muss dann nein sagen, weil einfach die Kapazität erschöpft ist.“
KONTRASTE
„Wohin dann mit diesen Leuten?“
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
(Schweigen)
Die Versorgung mit Therapieplätzen ist völlig unzureichend. Die Konsequenz: Pädophile sind auf sich alleine gestellt. Gerade die Patienten, die ständig Gefahr laufen, wegen ihrer psychischen Störung Kinder zu misshandeln.
Herr Schmidt, Pädophiler
„Eine Katastrophe ist das. Eine absolute Katastrophe. Ich gehe mal davon aus, dass da etliche Opfer dann zu beklagen sind – von Kindern.“
Wir fragen nach bei der Bundespsychotherapeutenkammer, warum es so wenig Therapieangebote in diesem Bereich gibt. Schriftlich teilt man uns mit, Zitat:
„Grundsätzlich kennt jeder approbierte Psychotherapeut die geeigneten Methoden für die Behandlung …“
Es gäbe also keinen Missstand, so die Kammer. Schließlich seien ausreichend qualifizierte Therapeuten in Deutschland vorhanden.
Hildegard Stienen, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
„Nein, das sehe ich nicht so. Es ist eine besondere Herausforderung mit Menschen mit Pädophilie zu arbeiten, weil es eine völlig andere Art der Therapie ist. Es geht nicht darum zu heilen, es geht nicht darum, dass irgendwann eine Therapie abgeschlossen ist, so jetzt haben wir ein gutes Ergebnis, sondern es geht darum, dass ich diesen Menschen dabei unterstütze, Kontrolle über sein Leiden zu erlangen.“
Kaum ein Therapeut in Deutschland hat die spezielle und notwendige Ausbildung hierfür. Auch am Institut für Sexualwissenschaften an der Charité ist man erstaunt darüber, dass die Kammer behauptet, dass es keinen Therapie-Notstand gibt.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Wenn das so wäre, dann hätten wir das Problem nicht. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, wie die Psychotherapeutenkammer zu einer solchen Antwort kommt.“
Trotz der Kritik aus den eigenen Reihen bleibt die Kammer bei ihrem Standpunkt: Psychotherapeuten brauchten keine spezielle Ausbildung, somit gibt es für die Patienten kein Problem.
Herr Möller, Pädophiler
„Ich habe eine Liste von vier oder fünf Sexualtherapeuten bekommen. Und es war so, dass jedes Mal nach der Frage, behandeln sie auch Pädophile, dass dann eine Absage kam: Nein, mit solchen Leuten arbeiten wir nicht.“
Herr Neumann (Name geändert), Pädophiler
„Ich bin dann zu einer Psychologin hin, die mir dann allerdings eröffnete, dass sie mich zwar gerne therapieren würde, aber von der Thematik einfach keine Ahnung hat.“
Herr Schmidt, Pädophiler
„Hätte der Arzt das wirklich ernst genommen, und auch das Potential, die Gefährlichkeit dahinter gesehen, hätte er nicht einfach die Therapie abgebrochen.“
Das Gesundheitssystem versagt bei der Behandlung von Pädophilen. Ein wesentlicher Grund: Die Krankenkassen bezahlen die äußerst aufwändigen Therapien nicht in voller Höhe.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Das ist genau der kritische Punkt. Mein zeitlicher Aufwand als Therapeut wird nur etwa zur Hälfte abgegolten.“
KONTRASTE
„Das heißt, eine vernünftige, Erfolg versprechende Therapie wird von der Kasse nicht zu 100 Prozent übernommen, sondern nur zu 50 Prozent?“
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Das genau ist der Fall.“
Die Behandlung von Pädophilen ist für Psychotherapeuten letztlich ein Minusgeschäft. Mit anderen Patienten können sie deutlich mehr Geld verdienen.
Ein Werbesport für hilfesuchend Pädophile: Um wenigstens einige Kinder vor Übergriffen zu schützen, wurde an der Charite ein Modellprojekt ins Leben gerufen.
Werbefilm
„Lieben sie Kinder mehr als es ihnen lieb ist? Es gibt Hilfe: www.kein-taeter-werden.de.“
Professor Beier leitet das Modellprojekt. Inzwischen wurde es zu einer Art Ersatz für die fehlende Regelversorgung im Gesundheitssystem.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Wir haben über 1.700 Anfragen, über 700 Betroffene direkt im Institut kennengelernt und diagnostisch erfasst und weit über 300 einen Therapieplatz angeboten.“
Der Erfolg hängt auch damit zusammen, dass sich Pädophile hier anonym melden können. Das setzt die Schwelle, sich Hilfe zu suchen, deutlich herab. Aber: Der Zulauf ist viel zu groß. Inzwischen werden auch hier Pädophile wieder weggeschickt.
Prof. Klaus Beier, Institut für Sexualwissenschaft, Charité
„Tatsächlich ist es so, dass in einzelnen Standorten Gruppen nicht begonnen werden können, weil nicht genügend Therapieplätze zur Verfügung stehen.“
Finanziert wird das Forschungs-Projekt vom Bundesjustizministerium - befristet. Es sprengt längst den Förderetat, der der Ministerin zu Verfügung steht. Sie fordert deswegen den Gesundheitsminister auf, endlich aktiv zu werden:
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Bundesministerin für Justiz
„Es geht hier um therapeutische Behandlung. Die kann nur von Personen erbracht werden, die, ich sag es mal ganz einfach, Dienstleister im Gesundheitssystem sind. Von daher werden Gespräche mit den Kassen von Seiten des Gesundheitsministeriums geführt werden müssen.“
Der Gesundheitsminister, Daniel Bahr – auch von der FDP – sieht aber keinerlei Handlungsbedarf in seinem Haus. Er lehnt die Verantwortung ab.
Für ein Interview steht der Minister zu diesem Thema nicht zur Verfügung. Schriftlich lässt er KONTRASTE ausrichten, Zitat:
„…kriminalpräventiv indizierte Therapien [fallen] nicht in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung.“
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, Bundesministerin für Justiz
„Also es geht vielleicht auch um kriminalpräventive Wirkungen, aber es geht zu aller erst um therapeutische Behandlung … Ich sage ganz deutlich, es ist letzten Endes eine Aufgabe natürlich der im Gesundheitsbereich Verantwortlichen.“
Diese Pädophilen hatten das seltene Glück, einen Therapieplatz zu bekommen. Sie haben gelernt ihre Neigung, für die sie nichts können, zu kontrollieren.
KONTRASTE
„Wie schätzen Sie Ihr Gefahrenpotential ein, wenn Sie heute nicht in Therapie wären?“
Herr Carstens, Pädophiler
„Für mich denke ich, dass ich weiterhin Kinderpornos konsumiert hätte, sich meine Frau von mir getrennt hätte und jetzt rein hypothetisch, was dann passiert wäre, ich möchte es mir nicht ausmalen.“
Herr Möller, Pädophiler
„Ich bin vorher wie blind rumgelaufen, hab einfach nur noch nach Jungs geguckt und das war irgendwie mein Lebensinhalt und jetzt durch die Therapie, also man ist wieder Herr der Dinge, also Herr seiner eigenen Dinge.“
Herr Schmidt, Pädophiler
„Vorher bewegte sich bei mir im Kopf gar nichts. Das heißt, ich behielt meine Fantasien, meinen Glauben, dass die Kinder das wollen, dass es denen Spaß macht, aber komischerweise, nach den Medikamenten, die ich bekam, hörte das schlagartig auf. Und mir ist bewusst geworden, was ich getan habe. Und was mir heute sehr, sehr, sehr Leid tut.“
Übrigens: Wer glaubt, die medizinische Therapie von Pädophilen würde uns viel zu viel kosten, irrt: Jahr für Jahr geben wir für die Haftunterbringung von Tätern, die wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern verurteilt wurden, rund 100 Millionen Euro aus!
Beitrag von Chris Humbs und Helena Offenborn