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Laboruntersuchung | Bild: rbb

- Neue WHO-Studie: Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat vielleicht doch krebserregend

Bereits 2009 berichtete KONTRASTE über Studien, die den Verdacht nahelegten, dass Glyphosat, Bestandteil mehrerer Unkrautvernichtungsmittel, krebserregend sei. Der Hersteller von roundup, des Bestsellers unter den Glyphosat enthaltenden Pflanzenschutzmitteln, der US-amerikanische Konzern Monsanto widersprach diesem Verdacht.

Auch die damalige Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ilse Aigner (CSU) sah keinen Grund, neue Studien über mögliche Risiken von Glyphosat in Auftrag zu geben.

In dieser Woche hat nun die International Agency for Research on Cancer (www.iarc.fr) der Weltgesundheitsorganisation eine neue Studie vorgelegt. Das Ergebnis der Forscher: Glyphosate gelten als „probably carcinogenic to humans“, wahrscheinlich krebserregend für Menschen.

Monsanto reagierte jetzt umgehend und kritisierte das Studienergebnis: Alle zugelassenen Anwendungen von Glyphosphat seien sicher für die menschliche Gesundheit. Hier der Link zur Stellungnahme von Monsanto

 

Der Kontraste-Bericht zu Glyphosat – hier noch einmal zum Nachlesen.

Unter Verdacht – Pflanzenschutzmittel "Roundup" doch gesundheitsschädlich?

"Roundup" ist der Weltmarktführer unter den Pflanzenschutzmitteln und gilt als unbedenklich. Doch neue Studien legen den Verdacht nahe, dass bislang unerkannte Gefahren von dem Mittel ausgehen könnten. Die Behörden allerdings reagieren unzureichend.

Der US-amerikanische Agrarkonzern Monsanto ist einer der weltweit größten Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Sein wichtigstes Produkt: Das Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Das wird auch in Deutschland tonnenweise in der Landwirtschaft eingesetzt. Doch KONTRASTE fand jetzt heraus: der Unkrautkiller Roundup ist für den Menschen möglicherweise riskanter als bisher angenommen. Ein schlimmer Verdacht, dem die Behörden allerdings völlig unzureichend nachgehen! Chris Humbs , Susanne Katharina Opalka und Manka Heise und haben den Fall in einer minutiösen Rechereche aufgerollt.

Der mecklenburgische Landwirt Marco Gemballa sieht nach, ob er demnächst spritzen muss. Denn Unkraut in seinem Gerstenfeld bringt beim Dreschen Feuchtigkeit ins Korn. Und das bedeutet: weniger Geld beim Verkauf der Ernte.

Marco Gemballa, Landwirt
„7 bis 14 Tage vor der Ernte werden wir diese Behandlung durchführen. Dieser Unkrautbestand wird gänzlich absterben.“

Vier Wochen später. Landwirt Gemballa wird in einigen Tagen die Gerste ernten. Er sprüht jetzt Roundup Ultra Max, ein so genanntes Totalherbizid.

Das Unkrautmittel wird auf alle Pflanzen gesprüht. Aber nur bei denen mit Blattgrün, wie diesen Blumen, wirkt der Stoff tödlich.

Denn das Herbizid funktioniert so: Über das Blattgrün greift der Wirkstoff in den Stoffwechsel der Pflanze ein und lässt sie absterben. Das goldene – reife – Getreide bleibt unbeschädigt. Der Mähdrescher hat dann leichtes Spiel.

Roundup gilt als Wundermittel. Die Landwirte nutzen es kurz vor, aber auch direkt nach der Ernte, damit das Feld vor der nächsten Aussaat wieder frei von Unkraut ist.

Viel Chemie.

Landwirt Gemballa hält das Mittel für gesundheitlich unbedenklich. Er verlässt sich dabei auf die Behörden, die es zugelassen haben.

Marco Gemballa, Landwirt
„Das ist das was ich tun muss und auch nur tun kann, weil diese Zulassungsbehörden, die diese Zulassung erteilen, setzen sich zusammen aus vielen, vielen Wissenschaftlern, die ganz speziell diese Produkte eben auf Herz und Nieren testen.“

Und die Zulassungsbehörden erklärten Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat bereits vor Jahren als unproblematisch - so lange die Vorschriften bei der Anwendung eingehalten werden.

Die Glyphosat-haltigen Herbizide sind die meistgenutzten. Inzwischen werden allein in Deutschland jährlich über 7.000 Tonnen des Wirkstoffs versprüht – Tendenz steigend, Weltweit.

Inzwischen räumt die für die Zulassung verantwortliche Ministerin für Verbraucherschutz, Ilse Aigner, aber ein, dass es bei Roundup und ähnlichen Herbiziden sehr wohl Probleme gibt.

Sogar dann, wenn alles nach Vorschrift läuft. Der Grund: Diese Herbizide bestehen aus einem Chemiecocktail.

Der darin enthaltene Wirkstoff Glyphosat kann von allein nicht von der Pflanze aufgenommen werden. Die Tropfen perlen ab.

Erst durch so genannte Netzmittel, also Chemikalien, die beigemischt werden, kann der eigentliche Wirkstoff effizient in die Pflanze eindringen.

Dieser Mix aus Wirkstoff und Netzmittel macht nun größere Probleme, als bisher angenommen.

Laut einem Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung könnten bestimmte Netzmittel dafür verantwortlich sein, dass bei Landwirten Haut- und Lungenentzündungen aufgetreten sind. Sie hatten das Herbizid bestimmungsgemäß genutzt und wurden trotzdem krank.

KONTRASTE gegenüber lässt die Ministerin für Verbraucherschutz Ilse Aigner erklären, Zitat:
„Inzwischen sind bestimmte Netzmittel … als wahrscheinliche Ursache dieser Effekte identifiziert worden.“

Das Ministerium hat über seine Behörden die Hersteller gebeten eines der vielen Netzmittel und zwar, Zitat:
„…den Beistoff Tallowamin innerhalb von zwei Jahren zu ersetzen.“

Der US-Konzern Monsanto war über all die Jahre Marktführer bei Glyphosat-haltigen Herbiziden. Welche mit Tallowamin, andere ohne. Der Bitte den kritischen Beistoff zu ersetzen, will Monsanto nicht nachkommen.

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Wir sind dazu aufgefordert worden, haben dazu Stellung genommen, Einspruch erhoben, und haben dargelegt, dass es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse bisher gibt, die einen Austausch des Beistoffes rechtfertigen würden.“

Damit ist die Bitte vom Tisch. Weiterhin wird gespritztes Getreide geerntet.

Riskante Bestandteile könnten theoretisch so auch ins Mehl und damit vielleicht auch in unsere Brötchen gelangen.

Und: Inzwischen gibt es aus der ganzen Welt wissenschaftliche Studien, die Glyphosat-haltige Herbizide grundsätzlich in Frage stellen – auch wenn sie nicht das kritisierte Netzmittel enthalten.

In der Fachwelt sorgte vor allem diese Studie für viel Aufregung.

In der Universitätsstadt Caen in der Normandie hat Professor Seralini als erster die Wirkung von Roundup auf so genannte menschliche Zelllinien im Labor untersucht. Die Ergebnisse des anerkannten Molekularbiologen sind alarmierend.

Prof. Gilles-Eric Seralini, Molekularbiologe, Universität Caen
„Wenn man Roundup 100.000-fach verdünnt aufbringt, also ein geringe Dosis, dann wird in den Zellen ein Prozess in Gang gesetzt, der zu einem Selbstmord der Zellen führt. Es handelt sich hierbei um menschliche Zellen von Embryonen. Was bedeutet das für den Menschen? Das könnte der Beginn chronischer Krankheiten sein wie Krebs, Nervenkrankheiten und Fortpflanzungsstörungen.“

Professor Seralini entdeckte, dass mit einer Herausnahme von Tallowamin nichts gelöst ist. Denn: Monsanto hat auch in Frankreich Produkte ohne diesen Beistoff auf dem Markt. Vier davon testete Professor Seralini in seiner Studie. Diese Produkte führten zu den erschreckenden Ergebnissen.

Prof. Gilles-Eric Seralini, Molekularbiologe, Universität Caen
„Es ist immer eine Mischung aus vielen giftigen Substanzen und diese Mischung – egal mit welchen Stoffen - wirkt auf die Zellen. Der Wirkstoff Glyphosat allein ist weniger toxisch.“

Die Ministerin nimmt diese Studie ernst, lässt sie uns wissen. Aber: sie handelt wieder nicht konsequent.

Die zugelassenen Glyphosat-haltigen Herbizide bleiben im Handel.

Nicht nur in der Landwirtschaft werden diese Produkte eingesetzt. Jeder kann die unterschiedlichen Unkrautmittel auf Glyphosat-Basis im Baumarkt oder im Gartenfachgeschäft kaufen. Eine Beratung durch die Verkäufer haben wir nirgends erhalten.

Wir erfahren nur, dass diese Herbizide gern gekauft und auch in deutschen Gärten vielseitig genutzt werden.

Trotz der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sieht Monsanto wieder keinen Grund, irgendetwas zu ändern:

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Das Produkt ist seit über 30 Jahren zugelassen, es gibt keine Hinweise darauf, keine wissenschaftlich haltbaren Hinweise darauf, dass das Produkt weder auf die Umwelt, noch auf die Gesundheit, noch auf Anwender irgendeine Sicherheitsproblematik ausmacht.“

Monsanto beruft sich auf die französische und die österreichische Zulassungsbehörde, die die alarmierende Studie von Professor Seralini bewertet haben.

Sie kritisieren:

- spezielle, von Zulassungsbehörden geforderte Laborstandards wurden nicht eingehalten

- diese Zellinien-Methodik sei für die Zulassung von Herbizide nicht standardisiert

- einige Laborwerte sind problematisch

Damit sei die Studie nicht ausreichend aussagekräftig.

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Dem schließen wir uns an.“

Für Monsanto ist Roundup sicher.

Wie ist diese Besorgnis erregende Studie nun zu werten? Wir wollen es genauer wissen und fragen den deutschen Humantoxikologen. Prof. Schönfelder. Er ist spezialisiert auf Laborversuche mit Zelllinien, wie sie sein Kollege Seralini durchgeführt hat. Für ihn sind die Ergebnisse sehr wohl relevant.

Prof. Gilbert Schönfelder, Toxikologe, Universität Würzburg
„Aus wissenschaftlicher Sicht, als Naturwissenschaftler, als Mediziner kann ich nur sagen, sind die Daten so profund, dass ich sie ernst und darauf drängen würde, das sie wiederholt werden, oder untermauert werden oder widerlegt werden.“

Das passiert aber nicht. Aus dem Aigner-Ministerium erfahren wir:

Wissenschaftliche Studien, die den Verdacht gegen Roundup genauer untersuchen, werden von den Herstellern nicht eingefordert. Für eigene Studien fehlt dem Ministerium Personal und Geld.

Stattdessen stützt sich das Ministerium rechtlich auf die damals bei der Zulassung vorgelegten Studien vom Hersteller Monsanto. Und die bescheinigen dem Produkt: Unbedenklichkeit.

Das Ministerium lässt uns wissen, Zitat:
„Gründe für die Versagung der Zulassung von Glyphosat-haltigen Pflanzenschutzmitteln sind auf dieser Basis nicht gegeben.“

Im Bundestag rumort es inzwischen. Die Ausschuss-Vorsitzende für Verbraucherschutz fordert jetzt für Roundup und alle Glyphosat-haltigen Herbizide ein sofortiges Verbot – bis zur weiteren Klärung:

Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzende Verbraucherschutz-Ausschuss
„Ich finde, das ist in jedem Fall ein Grund zu sagen – erstmal Stopp, ein Untersuchungsmoratorium um dann eigentlich mit gesicherten Erkenntnissen dann endgültige Entscheidungen zu treffen. Aber ich meine, man kann das nicht mehr so laufen lassen.“

Bei Landwirt Gemballa laufen die Erntevorbereitungen auf vollen Touren. Von den möglichen Gesundheitsrisiken von Roundup hat er bis jetzt wenig mitbekommen.

Genau diese Risikobewertung ist übrigens Sache der Bundesministerin für Verbraucherschutz Ilse Aigner: Doch leider stand sie uns für ein Interview dazu nicht zur Verfügung.

 

Beitrag von Chris Humbs , Susanne Katharina Opalka, und Manka Heise

Der US-amerikanische Agrarkonzern Monsanto ist einer der weltweit größten Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Sein wichtigstes Produkt: Das Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Das wird auch in Deutschland tonnenweise in der Landwirtschaft eingesetzt. Doch KONTRASTE fand jetzt heraus: der Unkrautkiller Roundup ist für den Menschen möglicherweise riskanter als bisher angenommen. Ein schlimmer Verdacht, dem die Behörden allerdings völlig unzureichend nachgehen! Chris Humbs , Susanne Katharina Opalka und Manka Heise und haben den Fall in einer minutiösen Rechereche aufgerollt.

Der mecklenburgische Landwirt Marco Gemballa sieht nach, ob er demnächst spritzen muss. Denn Unkraut in seinem Gerstenfeld bringt beim Dreschen Feuchtigkeit ins Korn. Und das bedeutet: weniger Geld beim Verkauf der Ernte.

Marco Gemballa, Landwirt
„7 bis 14 Tage vor der Ernte werden wir diese Behandlung durchführen. Dieser Unkrautbestand wird gänzlich absterben.“

Vier Wochen später. Landwirt Gemballa wird in einigen Tagen die Gerste ernten. Er sprüht jetzt Roundup Ultra Max, ein so genanntes Totalherbizid.

Das Unkrautmittel wird auf alle Pflanzen gesprüht. Aber nur bei denen mit Blattgrün, wie diesen Blumen, wirkt der Stoff tödlich.

Denn das Herbizid funktioniert so: Über das Blattgrün greift der Wirkstoff in den Stoffwechsel der Pflanze ein und lässt sie absterben. Das goldene – reife – Getreide bleibt unbeschädigt. Der Mähdrescher hat dann leichtes Spiel.

Roundup gilt als Wundermittel. Die Landwirte nutzen es kurz vor, aber auch direkt nach der Ernte, damit das Feld vor der nächsten Aussaat wieder frei von Unkraut ist.

Viel Chemie.

Landwirt Gemballa hält das Mittel für gesundheitlich unbedenklich. Er verlässt sich dabei auf die Behörden, die es zugelassen haben.

Marco Gemballa, Landwirt
„Das ist das was ich tun muss und auch nur tun kann, weil diese Zulassungsbehörden, die diese Zulassung erteilen, setzen sich zusammen aus vielen, vielen Wissenschaftlern, die ganz speziell diese Produkte eben auf Herz und Nieren testen.“

Und die Zulassungsbehörden erklärten Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat bereits vor Jahren als unproblematisch - so lange die Vorschriften bei der Anwendung eingehalten werden.

Die Glyphosat-haltigen Herbizide sind die meistgenutzten. Inzwischen werden allein in Deutschland jährlich über 7.000 Tonnen des Wirkstoffs versprüht – Tendenz steigend, Weltweit.

Inzwischen räumt die für die Zulassung verantwortliche Ministerin für Verbraucherschutz, Ilse Aigner, aber ein, dass es bei Roundup und ähnlichen Herbiziden sehr wohl Probleme gibt.

Sogar dann, wenn alles nach Vorschrift läuft. Der Grund: Diese Herbizide bestehen aus einem Chemiecocktail.

Der darin enthaltene Wirkstoff Glyphosat kann von allein nicht von der Pflanze aufgenommen werden. Die Tropfen perlen ab.

Erst durch so genannte Netzmittel, also Chemikalien, die beigemischt werden, kann der eigentliche Wirkstoff effizient in die Pflanze eindringen.

Dieser Mix aus Wirkstoff und Netzmittel macht nun größere Probleme, als bisher angenommen.

Laut einem Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung könnten bestimmte Netzmittel dafür verantwortlich sein, dass bei Landwirten Haut- und Lungenentzündungen aufgetreten sind. Sie hatten das Herbizid bestimmungsgemäß genutzt und wurden trotzdem krank.

KONTRASTE gegenüber lässt die Ministerin für Verbraucherschutz Ilse Aigner erklären, Zitat:
„Inzwischen sind bestimmte Netzmittel … als wahrscheinliche Ursache dieser Effekte identifiziert worden.“

Das Ministerium hat über seine Behörden die Hersteller gebeten eines der vielen Netzmittel und zwar, Zitat:
„…den Beistoff Tallowamin innerhalb von zwei Jahren zu ersetzen.“

Der US-Konzern Monsanto war über all die Jahre Marktführer bei Glyphosat-haltigen Herbiziden. Welche mit Tallowamin, andere ohne. Der Bitte den kritischen Beistoff zu ersetzen, will Monsanto nicht nachkommen.

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Wir sind dazu aufgefordert worden, haben dazu Stellung genommen, Einspruch erhoben, und haben dargelegt, dass es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse bisher gibt, die einen Austausch des Beistoffes rechtfertigen würden.“

Damit ist die Bitte vom Tisch. Weiterhin wird gespritztes Getreide geerntet.

Riskante Bestandteile könnten theoretisch so auch ins Mehl und damit vielleicht auch in unsere Brötchen gelangen.

Und: Inzwischen gibt es aus der ganzen Welt wissenschaftliche Studien, die Glyphosat-haltige Herbizide grundsätzlich in Frage stellen – auch wenn sie nicht das kritisierte Netzmittel enthalten.

In der Fachwelt sorgte vor allem diese Studie für viel Aufregung.

In der Universitätsstadt Caen in der Normandie hat Professor Seralini als erster die Wirkung von Roundup auf so genannte menschliche Zelllinien im Labor untersucht. Die Ergebnisse des anerkannten Molekularbiologen sind alarmierend.

Prof. Gilles-Eric Seralini, Molekularbiologe, Universität Caen
„Wenn man Roundup 100.000-fach verdünnt aufbringt, also ein geringe Dosis, dann wird in den Zellen ein Prozess in Gang gesetzt, der zu einem Selbstmord der Zellen führt. Es handelt sich hierbei um menschliche Zellen von Embryonen. Was bedeutet das für den Menschen? Das könnte der Beginn chronischer Krankheiten sein wie Krebs, Nervenkrankheiten und Fortpflanzungsstörungen.“

Professor Seralini entdeckte, dass mit einer Herausnahme von Tallowamin nichts gelöst ist. Denn: Monsanto hat auch in Frankreich Produkte ohne diesen Beistoff auf dem Markt. Vier davon testete Professor Seralini in seiner Studie. Diese Produkte führten zu den erschreckenden Ergebnissen.

Prof. Gilles-Eric Seralini, Molekularbiologe, Universität Caen
„Es ist immer eine Mischung aus vielen giftigen Substanzen und diese Mischung – egal mit welchen Stoffen - wirkt auf die Zellen. Der Wirkstoff Glyphosat allein ist weniger toxisch.“

Die Ministerin nimmt diese Studie ernst, lässt sie uns wissen. Aber: sie handelt wieder nicht konsequent.

Die zugelassenen Glyphosat-haltigen Herbizide bleiben im Handel.

Nicht nur in der Landwirtschaft werden diese Produkte eingesetzt. Jeder kann die unterschiedlichen Unkrautmittel auf Glyphosat-Basis im Baumarkt oder im Gartenfachgeschäft kaufen. Eine Beratung durch die Verkäufer haben wir nirgends erhalten.

Wir erfahren nur, dass diese Herbizide gern gekauft und auch in deutschen Gärten vielseitig genutzt werden.

Trotz der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sieht Monsanto wieder keinen Grund, irgendetwas zu ändern:

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Das Produkt ist seit über 30 Jahren zugelassen, es gibt keine Hinweise darauf, keine wissenschaftlich haltbaren Hinweise darauf, dass das Produkt weder auf die Umwelt, noch auf die Gesundheit, noch auf Anwender irgendeine Sicherheitsproblematik ausmacht.“

Monsanto beruft sich auf die französische und die österreichische Zulassungsbehörde, die die alarmierende Studie von Professor Seralini bewertet haben.

Sie kritisieren:

- spezielle, von Zulassungsbehörden geforderte Laborstandards wurden nicht eingehalten

- diese Zellinien-Methodik sei für die Zulassung von Herbizide nicht standardisiert

- einige Laborwerte sind problematisch

Damit sei die Studie nicht ausreichend aussagekräftig.

Andreas Thierfelder, Monsanto Agrar Deutschland
„Dem schließen wir uns an.“

Für Monsanto ist Roundup sicher.

Wie ist diese Besorgnis erregende Studie nun zu werten? Wir wollen es genauer wissen und fragen den deutschen Humantoxikologen. Prof. Schönfelder. Er ist spezialisiert auf Laborversuche mit Zelllinien, wie sie sein Kollege Seralini durchgeführt hat. Für ihn sind die Ergebnisse sehr wohl relevant.

Prof. Gilbert Schönfelder, Toxikologe, Universität Würzburg
„Aus wissenschaftlicher Sicht, als Naturwissenschaftler, als Mediziner kann ich nur sagen, sind die Daten so profund, dass ich sie ernst und darauf drängen würde, das sie wiederholt werden, oder untermauert werden oder widerlegt werden.“

Das passiert aber nicht. Aus dem Aigner-Ministerium erfahren wir:

Wissenschaftliche Studien, die den Verdacht gegen Roundup genauer untersuchen, werden von den Herstellern nicht eingefordert. Für eigene Studien fehlt dem Ministerium Personal und Geld.

Stattdessen stützt sich das Ministerium rechtlich auf die damals bei der Zulassung vorgelegten Studien vom Hersteller Monsanto. Und die bescheinigen dem Produkt: Unbedenklichkeit.

Das Ministerium lässt uns wissen, Zitat:
„Gründe für die Versagung der Zulassung von Glyphosat-haltigen Pflanzenschutzmitteln sind auf dieser Basis nicht gegeben.“

Im Bundestag rumort es inzwischen. Die Ausschuss-Vorsitzende für Verbraucherschutz fordert jetzt für Roundup und alle Glyphosat-haltigen Herbizide ein sofortiges Verbot – bis zur weiteren Klärung:

Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzende Verbraucherschutz-Ausschuss
„Ich finde, das ist in jedem Fall ein Grund zu sagen – erstmal Stopp, ein Untersuchungsmoratorium um dann eigentlich mit gesicherten Erkenntnissen dann endgültige Entscheidungen zu treffen. Aber ich meine, man kann das nicht mehr so laufen lassen.“

Bei Landwirt Gemballa laufen die Erntevorbereitungen auf vollen Touren. Von den möglichen Gesundheitsrisiken von Roundup hat er bis jetzt wenig mitbekommen.

Genau diese Risikobewertung ist übrigens Sache der Bundesministerin für Verbraucherschutz Ilse Aigner: Doch leider stand sie uns für ein Interview dazu nicht zur Verfügung.

 

Beitrag von Chris Humbs , Susanne Katharina Opalka, und Manka Heise