Kommentar | Kosten für Rettungseinsätze - Einigt Euch!

Do 27.03.25 | 17:39 Uhr | Von Hanno Christ
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Eine Person trägt eine Jacke mit der Aufschrift "Rettungsdienst" (Quelle: dpa/Sascha Steinach)
dpa-Zentralbild
Brandenburger Landtag zu Rettungsdiensten

Brandenburger Landtag zu Rettungsdiensten

Brandenburger Landtag zu Rettungsdiensten Brandenburger Landtag zu Rettungsdiensten3 Min
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 27.03.2025 | Christoph Hölscher | Bild: dpa-Zentralbild

Der Streit zwischen Landkreisen und Krankenkassen um die Kosten für Rettungseinsätze ist ein Super-GAU für Verwaltung und Politik. Der Konflikt wird auf dem Rücken der Bürger ausgetragen. So weit hätte es nicht kommen dürfen, kommentiert Hanno Christ.

Schade, dass es keine Notrufnummer für landespolitische Entgleisungen gibt. Dieser Tage wäre eine 112 dafür dringend geboten. Weil sich manche Landkreise und Krankenkassen nicht einigen können, wer wieviel für Rettungsdienst bezahlt, hat der erste Landkreis politische Bomben an einige Bürger verschickt, andere haben es angedroht: Teils horrende Kostenbescheide, in denen Patienten aufgefordert werden, für ihre Rettungseinsätze zu bezahlen. Dabei kommen teils mehrere Hundert Euro zusammen. Jeder Euro ein Nackenschlag. Ein Notfall!

Es mag gutes Recht von Verwaltungen sein, Druck auszuüben, um Verhandlungsziele deutlich zu machen oder sie erst zu erreichen. Das mag in vielen Fällen funktionieren. Dies aber dort zu tun, wo es um Leben und Tod geht, ist unanständig. Es löst Ängste bei Betroffenen aus. Vor allem aber beschädigt es das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unseres Staates.

Lasst die Menschen damit in Ruhe!

Ja, der Konflikt ist vielschichtig und kompliziert. Verwaltungen – ob in Landkreisen, Krankenkassen oder Ministerien – müssen solche Probleme lösen und nicht eskalieren, erst recht, wenn es um die Gesundheit von Bürgerinnen und Bürgern geht. Transparenz bei Entscheidungsprozessen, auch bei Konflikten, ist grundsätzlich gut, in diesem Fall aber wäre es besser gewesen, die Welt da draußen wäre mit ihm nicht behelligt worden. Es sind zu viele Ängste damit verbunden.

Schwarzes-Peter-Spiel statt Lösungsorientierung

Alle Beteiligten hatten ausreichend Zeit, eine Einigung zu erzielen. Manchen ist das gelungen, einigen anderen nicht. Dort, wo es nicht gelang, mündeten die Prozesse in ein trauriges Schwarzes-Peter-Spiel, in ein Hin- und Herschieben von Verantwortung, immer wieder angefeuert von fragwürdiger Öffentlichkeitsarbeit. So informierte etwa der Landkreistag regelmäßig Medien in offenen Briefen über Landkreise, die "frustriert" und "irritiert" zeigen und über immer wieder "gebrochene Zusagen". Die Krankenkassen kritisieren wiederum die Landkreise öffentlich für außerordentliche Kostensteigerungen.

Streit à la Ampel

Der verstorbene SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Ness hatte einst gesagt, die Brandenburgerinnen und Brandenburger seien "ins Gelingen verliebt". Wenn man sich die Debatten der vergangenen Wochen anschaut, kommen große Zweifel daran auf. Einigen Akteuren liegt offenbar mehr daran, Streit zu befeuern.

Als es die Ampel noch gab, wurde aus Brandenburg heraus wiederholt und belustigend auf die Streitparteien im Bundeskabinett gezeigt: Kaum zu fassen, was da in Berlin passiert. Wir in Brandenburg lösen das besser und geräuschlos, so das Motto. Nun hat auch Brandenburg eine Art Heizungsgesetz: Einen schlecht kommunizierten, offen ausgetragenen politischen Konflikt, der Bürger überfordert und verängstigt.

Es knirscht in der Gesundheitspolitik

Der Streit in Brandenburg – der übrigens bundesweit in den Schlagzeilen ist - ist auch deshalb grotesk, weil das Land immer wieder darauf pocht, alle Krankenhausstandorte sichern zu wollen. Die medizinische Versorgung der Menschen hat in Brandenburg oberste Priorität, auch – oder gerade – in Zeiten knapper Kassen. Die Landesregierung ist bereit, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen, wohlwissend, dass alles andere große Ängste bei den Menschen auslöst. Jetzt hapert es nicht mehr nur an der ärztlichen Versorgung vor Ort, sondern auch am Transport von Patienten. Botschaft: Brandenburg kriegt es nicht gebacken.

Die Radikalen werden profitieren

Am Ende werden die profitieren, die allzu gerne Bilder eines scheiternden Staates malen. Auch wenn es maßlos überzeichnet ist: Bei Patienten könnte genau dieser Eindruck entstehen. Am Freitag treffen sich alle Beteiligten am Runden Tisch, um über das Problem zu sprechen. Man kann nur hoffen, dass es zu einer Einigung kommt und das möglichst rasch. Natürlich ohne, dass am Ende Patienten zur Kasse gebeten werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 27.03.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Hanno Christ

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22 Kommentare

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  1. 22.

    *21.Wolfram.
    "Auch Prozentual bei Bürgergeldempfängern"

    Bitte, erklären Sie mir doch, warum ein kranker "Bürgergeldempfänger" von seinem Leistungssatz zum Überleben (563€ im Monat abzüglich Energie und Versicherungen) noch einen Zuschlag zahlen soll für den Notarzt bezahlen. Warum stellen Sie eine so groteske Möglichkeit überhaupt zur Debatte? Was haben Sie gegen BG-Empfänger? Das ist in der Berechnung des BG überhaupt nicht vorgesehen.

  2. 21.

    Richtig.! Leider haben das aber auch viele ausgenutzt das schnell der RTW kommt.
    Jetzt mit der Gießkanne die Kosten auf die Bürger verteilen ist nicht gut. Wer wirklich den Rettungsdienst braucht ( Herzinfarkt usw.) sollte davon verschont bleiben. Die die ein Blaulicht Taxi bestellen sollen voll bezahlen. ( Alkoholmissbrauch, Tropfenform Nase usw) Auch Prozentual bei Bürgergeldempfängern)

  3. 20.

    Einfach nur 100% zu diesem Kommentar! Wenn auch nur 1 Mensch aus Angst vor einem Gebührenbescheid den Krankenwagen nicht ruft und die Sache dadurch schlimmer wird, dann wäre das eine desaströse Konsequenz aus diesem Streit!

  4. 19.

    Lieber Frank, bitte lesen Sie mal den Beitrag, inhaltlich schlittern Sie irgendwie in ein völlig anderes Thema und das erscheint mir tatsächlich absolut suspekt. LG.

  5. 18.

    Der Rettungsdienst, ist kein Taxi unternehmen. Das muss ich hier noch mal in aller Deutlichkeit sagen. Viele Leute oder Patienten sind unbeholfen und wissen nicht weiter, wenn man mal Fieber hat oder eine Erkältung oder eine kleine Schnittverletzung oder Husten, Rückenschmerzen, seit 14 Tagen usw.
    Natürlich Bei Brust Schmerz, oder neurologische Ausfallerscheinung, akuten Schwindel, Verkehrsunfällen oder Arbeitsunfälle, natürlich kommt dann der Rettungswagen. Dafür ist ist dieses Fahrzeug da! Und nicht für eine tropfende Nase!

  6. 17.

    Hier wird ein Tollhaus aufgemacht. Die Landkreise wollen sich Ihren Luxus von den Kassen und damit den Beitragszahlern finanzieren lassen, die Kassen wollen auf dem Rücken der Patienten sparen. Die Kassen sind klamm und haben ein Ausgabenproblem, da sie einen teuren Verwaltungsapparat unterhalten aber auch Kosten haben, die politisch gewollt sind aber nicht gegenfinanziert sind. Die Landkreise selbst haben sich überhöhte Rettungsstellen gegönnt. Meine Empfehlung ist: die Landkreise müssen ihre Kalkulationen und Kosten absolut offenlegen, die Kassen müssen erklären und belegen, warum sie die Kosten für überhöht halten. Wenn Kassen einfach ihrem Leistungsversprechen nicht nachkommen, sollte man über die Abwicklung der Kasse nachdenken.

  7. 16.

    Bei Verletzung am Finger, bei Husten,schnupfen und ein bisschen Fieber, bei ein bisschen Nasen bluten, bei Rückenschmerzen, die ich schon eine Woche habe usw. Würde ich keinen Rettungswagen holen. Ich spreche aus Erfahrung, das ist meiner Meinung

  8. 15.

    Für mich unfassbar was hier auf dem Rücken der Bürgern für ein Streit ausgetragen wird, es geht hier um Notfälle die Hilfe benötigen. Es heißt also nicht mehr Krank werden damit der Rettungsdienst nicht benötigt wird oder man findet jemanden der einem privat fährt.

  9. 14.

    >"Soll ich nun darüber Hilfe rufen oder nicht? Mit den neuen Aussagen würde ich es fast nicht mehr trauen :( "
    Na doch können Sie noch. Wenn die Person nicht ansprechbar ist, ist dies immer ein Notfall.
    Im Zweifelsfall erkundigen Sie sich erst, in welchem Landkreis Sie sich dabei befinden und ob dieser Landkreis zu diesen "Zuzahlungskreisen" gehört. ;-))

  10. 13.

    "Soll ich nun darüber Hilfe rufen oder nicht?" — Im Zweifel auf jeden Fall! – Sowohl sinnvollerweise als auch da unterlassene Hilfeleistung strafbar ist. — Die Rechnung bekommt auch nicht, der der anruft, sondern der Patient, der transportiert wurde. Und der freut sich im Fall eine Herzanfalls über eine schnelle Rettung mehr als über eine späte! — Insbesondere, wenn er so oder so eine Rechnung bekäme.

  11. 12.

    Ein sehr guter Artikel und Kommentar zu einem Thema, welches viel juristisches Streitpotential im Hintergrund verbirgt!

    Auch die bisherigen anderen privaten hier veröffentlichten Kommentare bringen es in ihrer Gesamtheit genau auf den Punkt.

    Vielen Dank dafür!

    Dementsprechend ist meinerseits nichts mehr hinzuzufügen!

  12. 11.

    Bei all dem Finanz-Dilemma kann ich das aktuelle Resultat schon nachvollziehen - aaber ...
    ... was bedeutet es nun für mich, wenn ich eine hilflose und fremde Person auffinde? Ohne medizinischen Vorkenntnissen kann ich es nicht einschätzen, ob dieses ein Notfall für 112 ist oder nicht.
    Soll ich nun darüber Hilfe rufen oder nicht? Mit den neuen Aussagen würde ich es fast nicht mehr trauen :(
    Oder sollte es gar der neue Weg sein, dass ich dann einfach weiter gehe??!?

  13. 8.

    Bei all dem Finanz-Dilemma kann ich das aktuelle Resultat schon nachvollziehen - aaber ...
    ... was bedeutet es nun für mich, wenn ich eine hilflose und fremde Person auffinde? Ohne medizinischen Vorkenntnissen kann ich es nicht einschätzen, ob dieses ein Notfall für 112 ist oder nicht.
    Soll ich nun darüber Hilfe rufen oder nicht? Mit den neuen Aussagen würde ich es fast nicht mehr trauen :(
    Oder sollte es gar der neue Weg sein, dass ich dann einfach weiter gehe??!?

  14. 7.

    Generation Uber für alles.

  15. 6.

    Das sehe ich genauso. Einige Landkreise scheinen ja mit dem Betrag auszukommen, den sie von den Krankenkassen erhalten. Haben die Landkreise, die damit nicht auskommen, mal in den anderen Lk nachgefragt? Achso, in manchen Landkreisen gilt noch das preußische Landrecht, in dem der König regiert. Wenn die Landkreise schon den Krankenkassen gegenüber nicht transparent sind, sollten dies die Bürger von ihren gewählten Kreistagsabgeordneten einfordern.

  16. 5.

    Das sehe ich auch so. Es wäre an der Zeit auch mal an Landräte und co zu appellieren. Die verdienen eine Menge Kohle und sitzen überdies viel zu lange im Amt! Da wird so manch einer betriebsblind!

  17. 4.

    Hier wird mit dem Leben gespielt. Viele Menschen werden sich nicht mehr trauen den Rettungsdienst anzurufen , wer trägt dafür die Verantwortung. Die selber wahrscheinlich gut verdienen. Alle sollten sich schämen.

  18. 3.

    Tja, einstweilen fährt man nach Berlin rüber. Dort kommt man mit abben arm und Herzinfarkt oder Unfall noch kostenlos ins KH... Was für ein Offenbarungseid der Landkreise und KK!