Potsdam - Brandenburger bleiben von Kosten für Rettungseinsätze vorerst verschont

Fr 28.03.25 | 18:25 Uhr
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Rettungswagen des Falck-Rettungsdienstes faehrt auf der Autobahn A15 bei Cottbus. (Quelle: dpa/Andreas Franke)
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 28.03.2025 | Markus Woller | Bild: dpa/Andreas Franke

Seit Wochen streiten Krankenkassen und Landkreise in Brandenburg über die Kosten für Rettungseinsätze. Weil die Kassen die nicht mehr komplett übernehmen, drohten Bürgern Zuzahlungen. Eine Zwischenlösung verhindert das nun - bis Juni.

In Brandenburg sollen vorerst keine Gebührenbescheide mehr für Rettungswagenfahrten verschickt werden. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW) haben das am Freitag bei einem Spitzengespräch mit den Landräten, Oberbürgermeistern und Vertretern der Krankenkassen vereinbart.

Demnach soll es ab dem 1. April vorerst keine Gebührenbescheide mehr geben, für eine Dauer von acht Wochen. In der Zeit soll ergebnisoffen eine Lösung gesucht werden. Woidke sagte, es sei wichtig, dass die Menschen in Brandenburg mit keinem Cent zusätzlich belastet werden. Sie müssten sich weiterhin auf eine schnelle medizinische Erstversorgung verlassen können.

Die Krankenkassenverbände Brandenburg teilten am Freitagabend mit, sie begrüßten, dass die Gebührenbescheide für die Bürger vorerst vom Tisch seien. Gleichzeitig wiesen sie die Verantwortung für die Situation von sich. Man sei stets verhandlungsbereit gewesen, konnte sich zuvor bereits mit neun Landkreisen einigen und verhandle nun mit den verbleibenden. Von Festbeträgen für Rettungseinsätze sehen die Krankenkassen fortan ab. Aber: "Maßgabe muss sein, dass bis Ende Mai eine rechtssichere und transparente Gebührenkalkulation vorliegt. Ansonsten müssen wir wieder zu Festbeträgen zurückkehren", heißt es von den Kassen.

Suche nach Lösung für teils hohe Kosten bei langen Wegen

Der Kreis Märkisch-Oderland hatte als erster begonnen, Patienten rückwirkend zum 1. Januar Gebührenbescheide zuzustellen, in denen ihnen die Differenz zum Festbetrag der Kassen in Rechnung gestellt wird. Die bereits erteilten Gebührenforderungen würden ruhen, so Woidke.

Hintergrund des Streits ist eine Änderung bei der Erstattung der Einsätze durch die Kassen. Seit Anfang des Jahres zahlen die Krankenkassen den Landkreisen nur noch feste Pauschalen für Rettungseinsätze. Sie begründen das mit stark gestiegenen Kosten. Die hätten sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Landkreise verweisen allerdings unter anderem darauf, dass für die teils sehr langen Wege in ihren Gemeinden höhere Kosten anfallen.

Einige Kreise haben aber inzwischen Vereinbarungen mit den Krankenkassen getroffen. Vor dem Treffen am Freitag sagte die Landesvertreterin der Ersatzkassen für Berlin und Brandenburg, Rebecca Zeljar, im rbb24 Inforadio, sie hoffe auf eine schnelle Einigung auch mit den anderen Kreisen. Die Brandenburger Oppositionsparteien AfD und CDU fordern, dass das Land die Gebühren übernimmt, bis eine Lösung für alle gefunden ist.

Bereits ab der kommenden Woche wolle man die Gespräche intensiv fortsetzen, sagte Gesundheitsministerin Müller. In den darauf folgenden Wochen sollen dauerhafte Kostenkalkulationen mit den Landkreisen erarbeitet werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.03.2025, 7.40 Uhr

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39 Kommentare

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  1. 39.

    Vollkommen Ihrer Meinung. Stärkt meiner Meinung auch das Verantwortungsbewusstsein mancher Zeitgenossen die doch arg leichtfertig die 112 wählen als währe es der Pizzadienst. Kurz nachdenken, wenn erforderlich vielleicht mal den Nachbarn um Hilfe fragen.Soll doch so gut sein auf dem Land. Der Zusammenhalt.oder doch nicht? Mich hat vor drei Jahren mein Nachbar ins UKB gefahren als ich mir das Bein gebrochen habe. Nix mit 112 hat er gesagt . Ich bin schneller!

  2. 38.

    Wir schaffen das.

  3. 36.

    " Seit Wochen streiten Krankenkassen und Landkreise in Brandenburg über die Kosten für Rettungseinsätze. "

    ein Armutszeugnis

  4. 35.

    " t keine Gebührenbescheide mehr geben, für eine Dauer von acht Wochen. "

  5. 34.

    >"aber nur vorerst"
    Solche Verträge haben ja auch immer ne Laufzeit wegen der ständig steigenen Kosten. Bei uns im Landkreis glaub ich sinds immer 12 Monate.

  6. 31.

    der, der den Anruf entgegennimmt stellt doch auch Fragen an den Anrufer, so sollten solche Lappalien nicht vorkommen

  7. 30.

    Und nu Schluss der Diskussion. Die entsprechenden Landkreise haben sich nun unter Federführung der Landesregierung mit den gesetzlichen Krankenkassen geeinigt. Also alles bleibt, wie es bisher war. Das ging ja gerade noch mal gut.

  8. 29.

    >"Ich finde eine hilflose Person und erkenne das dringend ein Arzt erforderlich ist. Ich rufe 112.
    Wer bezahlt das? Ich oder die hilflose Person?"
    Grundsätzlich der, der den Hilferuf absetzt. Aber auch nur das Erscheinen des Rettungsdienstes dann. Alles weitere, sobald ein Rettungsdienstler an dieser Person Hand angelegt hat, ist das dann Sache der Kassenleistung des jeweiligen Patienten.
    Aber rufen Sie einen Rettungsdienst als Außenstehender für eine Person, die nicht hilflos erscheint, nicht richtig dolle verletzt und handlungsunfähig ist? Wohl kaum. Auch wenn eine Person Sie ausdrücklich um Hilfe bittet, obwohl diese Person für Sie nicht hilfebedürftig erscheint, sind Sie raus aus dem Thema evtl. bezahlen oder nicht.

  9. 28.

    „Wieso also muss ich mir noch immer und mantramässig etwas darüber anhören, wie leistungsfähig die Durchökonomisierung sei. obwohl sie es doch vorliegend-faktisch eben nicht ist? “
    So wird er es nicht gemeint haben. Es geht um die Kostenkontrolle. Einer muss da drauf schauen wenn es noch bezahlbar sein soll. Wieso muss man Ihnen immer wieder neu erklären wie sich realistische Preise bilden?

  10. 27.

    Man vertagt...keine Einigung? Transparenz der Kosten fordern die Kassen. Es muss etwas geschehen, wenn sich die Preise verdoppelt haben.

  11. 25.

    Ich finde eine hilflose Person und erkenne das dringend ein Arzt erforderlich ist. Ich rufe 112.
    Wer bezahlt das? Ich oder die hilflose Person? Reagiere ich aus kostengründen nicht, wäre es ja unterlassen Hilfeleistung!

  12. 24.

    >"Nicht jeder Landkreis hat genügend/ausreichend Steuereinnahmen um dies finanzieren zu können. "
    Die Kosten für Rettungseinsätze bezahlen die Krankenkassen, nicht der Kreis. Der Kreis ist für die organisatorische und zum Teil technische Infrastruktur zuständig. Meinen Sie, der Landkreis OPR z.B. hat mehr Steuerzuweisungen je Einwohner aus allen Steuerzahlungen als der Landkreis MOL? Glaube nicht. Im Landkreis OPR muss keiner zuzahlen, weil OPR nicht so hohe Kosten je Rettungseinsatz hat wie MOL und die Krankenkassen diese so auch per Vertrag bezahlen.

  13. 23.

    Immerhin wurde heute zumindest in Potsdam eine befristete Zwischenlösung erzielt.

    Wenn ich genauer lese, ist eine für alle beteiligten Seiten und für die betroffenen Bürger tragfähige dauerhafte Lösung, noch nicht am Horizont aufgetaucht.

    Eine Idee meinerseits: Vielleicht sollten die verhandelnden Seiten mal, über den Tellerrand und die Landesgrenzen von Brandenburg zu den Nachbarn sehen. Es gibt in Deutschland genügend andere Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

    Vermutlich kämpfen sie dort mit ähnlichen Problemen. Aber vielleicht wurden bereits irgendwo dauerhafte Lösungen gefunden, die zumindest teilweise oder ganz in Brandenburg übernommen werden können. Eine länderübergreifende Amtshilfe, wie es erfolgreich andere machen, das wäre eine tolle Sache und große Hilfe.

    Schließlich muss man im Land Brandenburg das Rad nicht ständig immer wieder neu erfunden werden, wenn es woanders auch einfacher geht!

  14. 22.

    Nicht jeder Landkreis hat genügend/ausreichend Steuereinnahmen um dies finanzieren zu können.

  15. 21.

    >"In ganz Märkisch Oderland und in Rüdersdorf wird der Rettungsdient durch die Gemeinnützige Rettungsdienst GmbH abgesichert. "
    Gemeinnützig bedeutet per se nicht gleich kostenbewusst zu wirtschaften. Warum haut die Kalkulation in anderen Landkreisen hin? Auch in Landkreisen, deren Besiedlungs- und Bevölkerungsstruktur mit der von MOL vergleichbar ist...

  16. 20.

    In ganz Märkisch Oderland und in Rüdersdorf wird der Rettungsdient durch die Gemeinnützige Rettungsdienst GmbH abgesichert.