Zur Geschichte des sorbischen Hörfunks - K stawiznam serbskego rozgłosa
Wót lěta 1948 dajo serbske wusćełanja w nimskem rozgłosu. How namakaśo wěcej wó stawiznach Serbskego rozgłosa.
Seit dem 14. Oktober 1948 gibt es sorbischsprachige Sendungen im deutschen Rundfunk, erste niedersorbische Beiträge seit 1950.
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Das Programm im neuen Jahrtausend
Wie schon gesagt, der Hörfunk war für die Sorben/Wenden in der Nachkriegszeit ein neues Medium in ihrer Sprache. Die Angst vor Diskriminierung und Verfolgung hatten sie noch nicht überwunden. Ihr Nationalbewusstsein war beschädigt, geschwächt oder besonders bei den Niedersorben/Wenden kaum noch vorhanden. Die Rundfunkjournalisten erlebten die Ängste der Menschen, in ein Mikrofon zu sprechen, denn ihre Stimme archiviert könnte ihnen ja zum Nachteil gereichen. Vertrauen aufzubauen, Nationalbewusstsein zu stärken, war und ist eine der wesentlichsten Aufgaben sorbischer Rundfunkjournalisten.
Zu informieren, zu bilden und sorbische Kultur zu fördern und zu befördern ist auch die Aufgabe der heutigen sorbischen rbb-Mitarbeiter. Den wichtigsten Stellenwert haben dabei die Erhaltung und Förderung der Sprache aber auch das Wissen um die Geschichte, Literatur, das humanistische Erbe sowie das gegenwärtige kulturelle Leben und Schaffen des sorbischen Volkes.
Die sorbischen Sendungen haben allen Altersgruppen, dem jeweiligen Bildungsstand und den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Die Genrevielfalt reicht vom Bericht, Kommentar, Interview, Reportage, Porträt, der thematischen gestalteten Sendung, dem christlichen Wort zum Tag, der Gottesdienstübertragung über das Feature zum Hörspiel. Verschiedene Sendungen wie z. B. für Kinder wurden vom Bildungsministerium für den Sorbischunterricht übernommen. Mit Beiträgen und Sendungen für die Sorbisch-Kinder des WITAJ-Sprachprojekts in den Kitas sowie mit der Jugendsendung "Bubak" versucht die sorbische/wendische Sendung des rbb den jungen Hörern gerecht zu werden und die Sprach- und Kulturbildung zu fördern und zu unterstützen.
Das sorbisch-/wendischsprachige Archiv: Das erste niedersorbische Tondokument ist aus dem Jahr 1956 und enthält eine Reportage aus dem Dorf Schönhöhe. Das Wortarchiv beinhaltet Tondokumente aus allen Bereichen des sorbischen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens sowie Aussagen bedeutender Persönlichkeiten. Es ist eine einmalige Dokumentation der Geschichte und Entwicklung aus mehr als fünf Jahrzehnten. In den letzten Jahren wurden die Bandaufnahmen für die Übertragung auf moderne Tonträger vorbereitet und zum Teil auf CD umgezeichnet. Das sorbische Archiv ist ein Arbeitsarchiv für Journalisten und Wissenschaftler (mittlerweile aus aller Welt).
Sorbische/wendische Sendungen in ihrer Bedeutung und Erfahrung:
Eine Sendung in der zweiten Landessprache.
Medienpräsenz ist für Volksgruppen und Ethnien, umgeben von einer dominierenden Bevölkerungsmehrheit, so auch für die Sorben, eine Überlebensfrage.
Ein bedeutsamer psychologischer Effekt ist das Hören der eigenen Sprache im Medium Rundfunk. Dadurch erfährt die Sprache eine Aufwertung und es stellt sich im Bewusstsein des Sprachträgers ein Gleichwertigkeitsgefühl ein.
Sorbisch/Wendisch im Hörfunk dient der Identitätswahrung und Sprachentwicklung. Es ist ein bedeutendes Kommunikationsmittel zum Spracherhalt.
In den sorbischen/wendischen Sendungen werden Themen und Bereiche angesprochen und behandelt, die in deutschen Programmen nicht zur Sprache kamen und kommen.
Über Jahrhunderte wurde den Sorben/Wenden Geschichtslosigkeit vorgeworfen, darum war und ist es notwendig, dem Hörer die Geschichte des eigenen Volkes nahe zu bringen.
Sorbische Künstler in ihrer Vielfalt und unterschiedlichen Qualitäten fanden und finden im Rundfunk ein Forum, wo sie sich der sorbischen/wendischen Öffentlichkeit mitteilen können.
Das Zugehörigkeits- und Zusammengehörigkeitsgefühl wird gestärkt und gefestigt.
Wer die sorbische/wendische Radiosendung einschaltet, wählt sie bewusst!
Der Rundfunk erreicht auch Menschen, welche die sorbische/wendische Sprache nur passiv beherrschen und er wirkt sprachaktivierend.
Der/die sorbische Journalist/in ist mindestens zweisprachig und hat sprachbildend zu wirken.
Sorbische Hörfunksendung ist nicht nur eine Sendung in einer anderen Sprache, sondern auch eine Sendung einer anderen Kultur.
Die Mentalität der Rezipienten, will man sie erreichen, ist zu beachten.