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Sie ist eine der renommiertesten deutschen Künstlerinnen und vor allem eine der vielseitigsten. Schwarz-weiß-Zeichnungen auf Papier, damit hat sie angefangen. Dann wurde alles bunter, Skulpturen, Installationen, Partituren - jetzt beginnt sie zu malen. Aber da sie noch in der "Probezeit" ist, darf noch niemand zu gucken. In ihrer neuen Galerie Klosterfelde Edition werden zum "Gallery Weekend" jetzt alle ihre alten Konstruktionszeichnungen gezeigt.
Hier, direkt an der Spree, liegen die Reinbeckhallen. Früher baute hier die AEG Transformatoren. Heute arbeiten Künstler in den riesigen Hallen.
Jorinde Voigt zeichnet in ihrem Atelier gerade Entwürfe für Skulpturen. Seit Januar arbeitet sie daran. Gleichzeitig probiert sie zum ersten Mal richtig zu malen. Die Künstlerin erfindet sich und ihre Kunst immer wieder neu.
Jorinde Voigt, Künstlerin
"Wenn ich morgens aufwache, dann stürzen tausende von Ideen auf mich ein. Dass überfällt mich komplett morgens, und ich muss dann sortieren, auf was ich mich konzentriere, sozusagen auch alles durchgehen, was macht Sinn, was nicht. Also es ist nicht so, dass am Anfang nichts ist, sondern es ist zu viel."
Am Anfang der Skulpturen sind nur ihre Bleistift Zeichnungen – ihre Intuition und ihr Können als erfahrene Künstlerin.
Jorinde Voigt, Künstlerin
"Ich versuche gerade eine gute Abfolge von Formen zu finden. Dann bitte ich meinen Schreiner daraus Schablonen zu erstellen, eins zu eins von der Skizze…."
Gerade ist ihr Atelier voll: viele ihrer alten Arbeiten sind jetzt hier, nur ein Zwischenstopp bis sie ein neues Lager dafür gefunden hat. Und so sieht es hier gerade ein wenig aus, wie in einer Ausstellung über Jorinde Voigts Lebenswerk aus den vergangenen 25 Jahren.
Jorinde Voigt, Künstlerin
"Einige Sachen, die hier stehen, die werde ich nie verkaufen. Die behalte ich selbst auch. Vor allem diese großen Serien."
"Die werden einfach nur für Ausstellungen benutzt und gehen dann immer wieder ins Künstler-Lager zurück. Ja, das ist mir auch nicht klar. Ist das dann irgendwann mal sehr teuer wird, das alles zu lagern, ist auch echt logistisch ein großes Ding ist."
Dieses Bild zum Beispiel - von 2016 - zeigt eine Partitur. Also Musik, die Jorinde Voigt als Bild entworfen hat. Später hat dann ein Orchester wirklich danach gespielt.
Jorinde Voigt, Künstlerin
"Ich selbst höre gerne. Und Musik ist ja wie so ein fliegender Teppich, kann man sich draufsetzen und bringt das einen stabil irgendwohin. Und mir hilft das total oft, um mich selbst zu justieren, in welchem Zustand möchte ich sein und da hilft Musik eben auch."
Jorinde Voigt ist sehr erfolgreich, ihre Werke international gefragt. Heute ist ein Fotograf zu Besuch, für eine Porträtserie.
Ihr Markenzeichen ist auch ihre Vielseitigkeit. Am Anfang ihrer Karriere war das noch ganz anders.
Linien, Zahlen, Pfeile, Klammern und Beschreibungen – so hat Jorinde Voigt angefangen. Die Galerie Klosterfelde in der Potsdamerstraße zeigt diese Arbeiten jetzt erstmals zum Gallery Weekend. Es ist Jorinde Voigts Sicht auf die Welt. So zum Beispiel sieht der Sommer in einer römischen Villa in ihrem Kopf aus.
In Berlin wurde sie bisher von Johann König vertreten. Dann warfen Frauen dem mächtigen Galeristen vor, er sei übergriffig gewesen. Jorinde Voigt arbeitet seitdem nicht mehr mit König zusammen.
Jorinde Voigt, Künstlerin
"In Bezug auf die Galerie hat es dazu geführt, dass keiner mehr über die Kunst gesprochen hat, sondern jeder nur noch über dieses Thema. Und der konnte auch deswegen seine Arbeit nicht mehr machen."
"Ich habe in Berlin gerade keine Galerie, die das per Dauerzusage für mich macht. Aber ich habe eine in New York, der ich schon seit 2009 arbeite und eine in Houston, Texas und eine in Salzburg. Es gibt also genug Galerien, mit denen ich gerade weiterarbeite."
Jorinde Voigt hat mit ihrer Kunst die Welt im Blick. Zuhause aber ist sie hier, in ihrem Atelier in Oberschöneweide.
Autorin: Nathalie Daiber