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"Sind Sie Frau Hümmer? Jetzetle, Grüß Gott Frau Hümmer. Santagatti ist mein Name. Von der Firma Vorwerk komm ich - Kobolt."
"Was man noch nicht kann ist, um die Ecke schießen. Was man kann ist um die Ecke saugen. Mit der kommt man überall hin, wo man sonst nicht hinkommt: Von oben hinter den Heizkörper."
"Das ist die Softdüse - das ist die Blume der Hausfrau. Könne se obe die Spinnwebe wegmach-le wie "Wie-ich-le".
Das war neu 1998: Ein Deutscher Dokumentarfilm, der den Allltag ganz normaler Menschen in den Mittelpunkt stellt - 5 Staubsaugervertreter sind die Helden, von Dominik Wesselys "Blume der Hausfrau". Jetzt kehrt der Film entstaubt und frisch restauriert ins Kino zurück. Vor 25 Jahren ist Wessely Student an der Filmakademie Ludwigsburg und ahnt nicht, dass sein Debutfilm ein Publikumshit wird.
Dominik Wessely, Regisseur
"Der banale Anlass war, dass mich einer der Vertreter, die im Film vorkommen, nämlich der Massimo, versucht hat, mir einen Staubsauger zu verkaufen."
Dominik Wessely, Regisseur
"Und dann brach der sozusagen wie eine Lawine über mich herein und ich hatte damals nicht so viel Geld und er hat mich innerhalb von 20 Minuten an den Rand eines 1000 Mark Kaufs damals gebracht."
"Wissen sie was des is?"
- "Seifenflocken?"
"Nein das ist das selbe, wie wenn Sie a Taschentüchle in der Hos vergesse, dann in der Waschmaschine wasche."
"Die Frau hier, das war der erste oder zweite Dreh, wo wir mit reinkommen durften."
Die Vertreter nehmen uns mit in Deutsche Wohnzimmer. In eine Zeit, in der es noch kein Amazon gibt. Und die Geschlechterrollen klar verteilt sind.
Und dann ist da Steffen Widule - Der Star unter den Staubsaugerverkäufern. Bei ihm wird jedes Wohnzimmer zur Bühne.
"Der kann fliege - soll ich ihn fliege lasse?"
"Oh da is a Maus drin…"
"So sieht se aus, die kleinste Waschmaschine der Welt."
Wiedersehen nach 25 Jahren. Der Mann, der lupenreines schwäbisch spricht, ist eigentlich aus dem Osten.
Steffen Widule
"Also ich bin ja in Brandenburg geboren, in Sachsen aufgewachsen und mit 21 nach Stuttgart gekommen. Und mir lag die Melodik, das Verniedlichende hat mir gefallen und dann haben alle mich für einen Schwaben gehalten. Das hat sich bis heute nicht geändert: Du musst die Sprache deiner Kunden sprechen."
Der Film ist auch eine Lektion in Kapitalismus - auf Schwäbisch.
"Der wo oft in die Wohnung reinkommt, der tut oft vorführe,
der wo oft vorführt, der tut öfters verkaufe
der wo öfters verkaufe tut, verdient mehr Geld
und der wo mehr Geld hat, isch meistens au zufriedener."
Die verschlossene Tür, der größte Feind des Staubsaugervertreters.
Bis das Teppichpülverchen, der Kobolt oder die Blume der Hausfrau zur Vorführung kommen, ist es für Maurizo, Massimo, Salvatore und Angelo ein langer Weg.
Dominik Wessely, Regisseur
"Das Besondere an den 4 italienischstämmigen Vertretern ist, dass ihre Familien alle aus Sizilien kommen. Und gleichzeitig sind die Jungs aber in Baden-Württemberg aufgewachsen. Die Väter sind damals in den 60er Jahren aus dem armen Sizilien nach Baden-Württemberg eingewandert und haben viele von denen Jobs am Band gefunden und die Söhne waren die ersten, die ihr Geld im Anzug verdient haben."
Szenen, wie es sie heute nicht mehr gibt - der freundliche Vertreter, der scheinbar überraschend zu Besuch kommt.
Steffen Widule
"Also die Digitalisierung ist an uns nicht vorbeigeschritten. Also heutzutage kann ein Kunde seinen Roboter von unterwegs losschicken, dass er die Wohnung saugt oder er kann sich beim Staubsaugen anzeigen lassen, wie viel Kalorien der verbraucht hat."
In seinen Tragisch-komischen Momenten ist "Die Blume der Hausfrau" mehr als ein Dokumentarfilm. Eine Momentaufnahme Deutscher Geschichte. Und noch heute sehenswert.
Steffen Widule
"Ich schaue sehr liebevoll zurück, weil es ja einfach ein Stück meiner Geschichte ist."
"Und seitdem jeder, der mich kennt, muss ich mir jedes Mal diesen Spruch anhören: Widu-le wie "Wie-ich-le"."
Autorin: Charlotte Pollex