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Berq ist anders als andere Newcomer in der Popmusik: Statt Midtempo und irgendwas mit Liebe, setzt er auf lyrische Texte. Er ist 20, lebt in Kreuzberg und macht "unnötig komplizierte Popmusik", wie er selbst einmal gesagt hat. Sein Debütalbum ist gerade erschienen.
Berq vor einem Konzert. Zum ersten Mal wird er sein Debut-Album vor Publikum spielen. Vor wenigen Tagen ist es erschienen. Und gibt intime Einblicke in seine breite Gefühlswelt.
Berq, Musiker
"Ja das Album ist so ein bisschen so ein Tagebuch und es fühlt sich komisch an, das jetzt auch zugänglich gemacht zu haben. Ich hab mir vorgenommen und das klappt sehr gut, beim Musik machen nicht an die anderen zu denken. Und nicht daran zu denken, ist das `ne gute Single, die gut auf Spotify performt oder so, sondern die für mich zu machen und wenn ich sie für mache, dann sind das auch sehr persönlich Themen."
Musikvideo "Still"
"Wir haben beide jetzt ein großes Bett
Aber beide bleiben leer
Und allein bleibt mir die riesen Decke eigentlich viel zu schwer"
So singt er von Trennungsschmerz, Rachephantasien, dem Erwachsen-Werden oder - seinem ungeplanten Ruhm.
Berq wird als Felix Dautzenberg in Hamburg geboren. Er spielt früh Instrumente, lernt 12 Jahre Musiktheorie. Im Keller seines Elternhauses schreibt und produziert er Songs. Mit denen seine Freunde wenig anfangen können.
Berq, Musiker
"Das war so ein bisschen dem Alter geschuldet, da findet man vielleicht Rap cool. Das war nicht so, dass sie das alle ganz doof fanden, aber ich glaube, es fehlte der Zugang. Und so hab ich für mich sehr früh gelernt, dass ich das nicht für meine Freunde mache, sondern einfach nur das tue, was ich tun möchte."
Berq will Musikproduktion studieren. Auf Tik Tok veröffentlicht er einen Song, hofft, dass ein paar Klicks dabei helfen, an der Musikhochschule aufgenommen zu werden. Auf einmal geht der Song viral. Und plötzlich buhlen Plattenfirmen um ihn. Er ist gerade mal 18. und verunsichert.
Berq, Musiker
"Bei mir war das eher so die Angst, dass mit diesem Traum, den ich mich gar nicht getraut hab zu träumen, das mit dem so gespielt wird. Weil es sind viele große Worte gefallen. Ich wurde oft ein Ausnahmetalent genannt und das hat sich immer nicht gedeckt mit dem, was ich bisher an Feedback bekommen habe, weil es hat ja nicht mal meinen Freunden gefallen. Und deswegen konnte ich mich lange nicht damit anfreunden. Ich glaube, daher kam auch so diese Angst davor, dass sie mir gerade irgendwas erzählen, was nicht stimmt."
Berq gewinnt Vertrauen. Und dann geht alles ganz schnell. Er zieht nach Berlin. Veröffentlicht weitere Songs, eigentlich bestimmt für die Uni-Bewerbung.
Der Hype ist da - und Berq sich noch nicht mal bewusst, wofür er eigentlich stehen will.
Berq, Musiker
"Das hat jetzt zwei Jahre gedauert und zwei Jahre nach rechts und links schauen, um zu merken, dass ich auf jeden Fall was anderes mache. Und das ist auch gut, dass ich jetzt verstanden habe, was anders an meiner Musik ist, weil auch erst dann konnte ich dieses Album schreiben."
Musikvideo - "Mein Hass tritt dir die Haustür ein"
"Mein Hass tritt dir die Haustür ein
Hab ihn gebeten nicht so grob zu sein
Doch bei bösen Jungs hat er sich nicht im Griff
Und du gibst ihm jeden Grund, dass er die Bitte gleich vergisst"
Sein Album fühlt sich an wie ein Sog. Virtuos lotet Berq Grenzen aus. Nichts ist vorhersehbar. Dass er privat kaum andere Musik hört, ist wohl auch ein Grund, warum bei ihm alles einzigartig klingt.
Berq, Musiker
"Für mich ist ein Fluss ganz wichtig. Ich bin kein Freund von, dass auf einmal völlig grundlos irgendwo Drums und Bass und alles auf einmal reinkommt, nur weil es einen Refrain braucht und der muss jetzt groß und catchy sein. Und ich glaube, ich finds toll und ich bin zufrieden mit meiner Musik, wenn ich mir das durchhöre und es fließt einfach alles und es fliegt auch mal kurz und es ist auch mal wieder ganz klein. Und ich glaube, das ist so der Kern davon."
Berq singt live "Schleierkraut"
"Du hast dir das nicht ausgesucht, dass die Menge diesen Namen ruft
Ich kann sehen, dass du kämpfst"
Am liebsten arbeitet Berq wie ein "Einsiedler". Einer der Musik lebt und braucht. Er wollte nie dort oben stehen, jetzt ist er dort. Und, wie er am Ende seines Albums bekundet: Die Aussicht ist gut.
"Du hast mir all das hier gewünscht
Und ich glaub dir, dass das stimmt"
Berq, Musiker
"Ich hätte halt gedacht, dass man, wenn man dann Erfolg haben möchte und von seiner Musik leben möchte, dass man dann Musik machen muss, die einen selber nicht erfüllt. Und das war für mich keine Option. Und dass sich das jetzt gerade Leute anhören, das ist manchmal bei mir so im Kopf der Moment, wo ich mich manchmal kneifen muss."
Autorin: Lilli Klinger