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Kaum ein Name strahlt in Berlin so, wie "Adlon". Die angeheiratete Hedda Adlon über die ihr Stiefurgroßenkel Felix jetzt ein Buch geschrieben hat, galt allerdings in der Familie als "Das Miststück". Zusammen mit ihrem Mann führt sie das Hotel in den Goldenen Zwanzigern des letzten Jahrhunderts und arbeitet hart mit am Mythos. Das Buch über ihr unglaubliches Leben beginnt aber in ihrer dunkelsten Stunde, zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die letzten Kriegstage im April 1945. Hedda und Louis Adlon warten auf die Russen in ihrer Villa in Neu Fahrland bei Potsdam. Was wird geschehen? Das Ehepaar Adlon will weder die Villa noch das Hotel am Brandenburger Tor verlassen. Hotelbesitzer Louis Adlon hofft auf das Beste, denn er spricht perfekt russisch. Ihnen stehen die schlimmsten Tage ihres Lebens bevor.
Felix Adlon, Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon
"Sie wussten genau, die Rußen kommen, es wird heftig. Und sie sind dageblieben, weil sie dem Haus Adlon treu bleiben wollten und ihren Angestellten, die noch da waren, treu bleiben wollten, bis zum bitteren Ende."
Wenn Felix Adlon, Sohn des Regisseurs Percy Adlon, aus Österreich nach Berlin kommt, dann wohnt er immer im Hotel Adlon. In Familienbesitz war es bis zur Beschlagnahmung durch die Russen 1949. Der 56jährige hat schon viele Bücher über die Familie verfasst. Jetzt hat er über das glamouröse Leben seiner eigensinnigen Stiefurgroßmutter Hedda Adlon geschrieben.
Felix Adlon, Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon
"Ich dachte kurzzeitig, schaffe ich das jetzt noch mal. Aber es ist durch Hedda auch so eine flirrende, glitzernde, tolle Welt, all das, was diese Frau durchlebt hat mit Stil und Klasse und Power, ist es mir schlussendlich dann doch eher leicht gefallen in dem Thema zu bleiben."
Hedda Seithen ist eine Abenteuerin. 1913 fährt sie nach Amerika über den Atlantik nach New York. Dort heiratet die 20jährige den Fabrikanten Iwan Burger, der sein Geld mit importierten Fischkonserven verdient. Die Ehe bleibt nicht lange glücklich. Aus Langeweile studiert Hedda, Geografie, Gesang und wird eine angesehene Opernsägerin.
In Berlin, Silvester 1920 lernt sie ihre große Liebe kennen: den feingeistigen Hotelier Louis Adlon, - doch der ist noch verheiratet, verlässt wegen Hedda Ehefrau und Kinder.
Felix Adlon, Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon
"Hedda war ja die Stiefmutter. Und sobald über Hedda gesprochen wurde in der Familie, hieß es sofort Hedda. Und jemand anderes schrie "das Miststück". Weil Hedda in den Augen ihrer Stiefkinder die Familie kaputt gemacht hat."
Anders als ihre Vorgängerin arbeitet Hedda im Hotel Adlon mit: Ganz nach dem Motto: Adlon Oblige, Adlon verpflichtet. Seitdem sie das Hotel mit Louis zusammen leitet, wird es zum Treffpunkt der Welt. Mit Louis empfängt sie berühmte Gäste wie Charlie Chaplin, Edgar Wallace oder sogar den Maharadscha. Hedda und Louis geben so manche Party. Sie ist geschäftstüchtig und besorgt sogenannte Eintänzer für gute Stimmung bei den Damen.
Felix Adlon, Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon
"Hedda hat sehr schnell verstanden, dass auch im Adlon dieser Tabubruch, der in Berlin stattfand zu der Zeit, auch im Adlon stattfinden musste. Und insofern hat sie dann den 5 Uhr Tanztee ins Adlon geholt, samt Eintänzer. Dann hieß es: Oh Gott, bloss keine Eintänzer, ja Gigolos im Hause Adlon. Also Louis war empört, war ja ein feiner Mann der Louis. Und Hedda meinte dann: "Nein, nein, unsere Eintänzer sind aber was anderes. Unsere Eintänzer sind junge, adelige Herren"."
Im Nationalsozialismus ist das Hotel verwanzt. Unter den Augen der Nazi-Führungsschicht, wird das Stauffenberg-Attentat auf Hitler geplant. Louis bietet Generalleutnant Paul von Hase, der dafür zum Tod verurteilt wird, die Hotellobby an.
Felix Adlon, Autor
"Der hat sich hier mit seinen in Anführungszeichen Männern getroffen, unten in der Halle, weil die Tontechnik war damals nicht so, dass man in der lauten Halle die Einzelheiten raushören konnte. Und da saßen dann halt eben drei, vier hochrangige Militärs mit den Köpfen zusammen. Aber keiner hat natürlich gedacht, ja, da sitzen die und trinken und sind Nazis."
In der Villa in Neu Fahrland versuchen Hedda und Louis den 2. Weltkrieg zu überstehen. Louis Adlon wird von den Russen im April 1945 verhaftet, weil sie ihn für einen Nationalsozialisten halten. Hedda Adlon verfolgt 13 Tage lang verzweifelt seine Spur.
Felix Adlon, Autor
"Die hat ihren Mann. der verschleppt worden war von den Russen, vom russischen Geheimdienst gefoltert worden war, etc., etc. Sie hat es geschafft, ihren Ehemann zu finden und zu begraben. Das ist eine Frau, die einfach nicht aufgegeben hat."
Hedda Adlon - die Geschichte einer Kämpferin in einer glanzvollen Zeit. Felix Adlons erzählt über seine Stiefurgroßmutter so detailreich wie spannend. Lesenswert!
Autorin: Margarete Kreuzer