Das E.T.A. Hoffmann-ABC - E - wie Esel
Von Norbert Kron
E.T.A. Hoffmann besaß eine feuerwerkshafte Begeisterungsfähigkeit. Er fühlte sich stets angezogen von geistreichen Charakteren. Gleichzeitig konnte er hochmütig und auch ziemlich schroff und direkt sein. Davon erzählen viele Begebenheiten in Hoffmanns Leben. In Bamberg hat er den Weinhändler Carl Friedrich Kunz kennengelernt, der neben einer Weinhandlung auch einen Verlag leitet. Mit ihm und einigen anderen trifft er sich im Wirtshaus "Zur Rose" zur geselligen Stammtischrunde. Hoffmann singt dabei „durch Wein exaltiert“ laut beim Klavier spielen. Sein Freund Kunz stimmt ein und fängt an, Mozart-Arien zu singen. Das aber verletzt Hoffmanns musikalisches Ohr. Als der Weinhändler trotz Einspruch nicht aufhört zu singen, bringt Hoffmann ihn zum Schweigen: Er schüttet ihm ein Glas Wasser ins Gesicht. Ähnlich gewaschen hat sich seine Reaktion, wenn rohe, geistlose Typen ihre Gesellschaft der Runde aufzwingen.
Wie die Hoffmann-Kenner Bernd Hesse und Jörg Hesse in ihrem Hoffmann-Buch "Lebensbild in Anekdoten" schreiben, hatte Hoffmann, seine eigenen Methoden, sie von der Stammtischrunde zu vertreiben.
"Laut - und vernehmlich auch für den, der seinen Widerwillen erregte - fragte er einen seiner vertrauten Tischnachbarn: Was halten Sie von Dummheit? Ich habe einen wahren Narren daran gefressen! Half das nicht, legte er nach: Glauben Sie, dass an einem friedlichen Tische, wo geniale und joviale Menschen Platz haben, auch sehr eklige, schale und oberflächliche Platz haben? Verstand die gemeinte Person immer noch nicht, schalt er sie schlicht einen Esel, der hier nichts zu suchen habe".