Das E.T.A. Hoffmann-ABC - I - wie Itzig
Von Norbert Kron
Im letzten Buchstaben war von Hoffmanns wichtigem Freund und Biographen Julius Eduard Hitzig die Rede - aber von Geburt her müsste der eigentlich unter dem Buchstaben I stehen. Geboren wurde er nämlich als Isaak Daniel Itzig. Er stammte aus einer der angesehensten jüdischen Familien Preußens, die eng mit der Familie Mendelssohn verbunden war. Seit seiner Jugend verkehrte der hochbegabte Itzig alias Hitzig in Berlins besten Kreisen, wovon auch Hoffmann profitierte.
Zum Beispiel führte ihn Hitzig in den musikalischen Salon seiner Tante ein, der damals sehr bekannten Cembalistin Sara Levy, die eine Schülerin von Moses Mendelssohn war. Das ist deshalb interessant, weil dem späteren Hoffmann antisemitische Einstellungen nachgesagt werden - wie in seiner Erzählung "Die Brautwahl". Und das E.T.A. Hoffmann-Portal im Internet bestätigt: Die jüdischen Hauptfiguren dieser Erzählung "gleichen in ihrer Typenhaftigkeit antijüdischen Karikaturen". Dagegen findet man in Hoffmanns Briefen und seinen nicht-literarischen Texten nirgendwo ausdrücklichen Antisemitismus. Anders als bei anderen romantischen Schriftstellern, bei denen es durchaus einen scharf ausgeprägten Antijudaismus gab.
Der Schriftsteller Clemens Brentano zum Beispiel hielt eine berüchtigte Tischrede - und die Brüder Grimm verbreiteten antisemitische Klischees zum Beispiel im Märchen "Der Jude im Dorn". Dieser Antisemitismus galt dabei besonders denen, die sich durch Taufe dem Christentum zugewandt hatten. So wie Isaak Elias Itzig, der 1799 konvertierte und 1808 seinen Nachnamen in Hitzig änderte. Für Hoffmann spielte das keine Rolle. Und er schätzte Julius Eduard Hitzig nicht nur als literarischen Freund, sondern arbeitete mit ihm Seite an Seite am Berliner Kammergericht, heute übrigens Teil des Jüdischen Museums. Trotzdem besteht kein Zweifel, dass Hoffmann in einigen Erzählungen antijüdische Klischees benutzt. Auch diese inneren Widersprüche gehören zum Spätromantiker E.T.A. Hoffmann.