Das E.T.A. Hoffmann-ABC - M - wie Mischa
Von Norbert Kron
Eigentlich hieß sie: Marianna Thekla Michalina Rorer. Sie war Polin, sprach nur gebrochen Deutsch, Hoffmann lernte sie 1802 als Gerichtsassessor in Posen kennen. Ihre Schönheit blendete die 23-Jährige ihn derartig, dass er für sie die bereits bestehende Verlobung mit seiner Cousine Minna - noch eine Frau mit M – wieder auflöste. Der E.T.A. Hoffmann-Biograph Rüdiger Safranski schreibt, dass Hoffmann die Neue zwar anfangs gar nicht heiraten, sondern nur erobern wollte. Aber die Umstände ließen nur die Eheschließung zu - und das war Hoffmanns großes privates Glück. "Mischa", wie er sie nannte, blieb ihm trotz aller Eskapaden bis zum Tod treu. Wie sie das angestellt hat, was sie selbst empfand, ist vollkommen unbekannt.
Aus Hoffmanns Briefen wissen wir gerade einmal, dass sie "von mittlerer Statur, wohl gewachsen" war und "dunkelbraunes Haar, dunkelblaue Augen" hatte. Nur in Romanen über E.T.A. Hoffmann lebt sie plastisch auf, etwa in Peter Härtlings "Hoffmann oder Die vielfältige Liebe" oder in meinem eigenen, "Der Mann, der E.T.A. Hoffmann erfand". Es ist bis heute ein Rätsel, wie sie mit dem Alkoholismus ihres Mannes umging oder mit den unverhohlenen Verliebtheitschwärmereien für eine Klavierschülerin. Kurz vor seinem Tod setzte Hoffmann ein Testament auf, in dem er die Zeit mit Mischa noch einmal wörtlich als "fortdauernd glückliche, wahrhaft zufriedene" Ehe würdigte. Doch als er kurz darauf stirbt, hinterlässt er ihr so viele Schulden, dass sie das Testament ausschlagen muss. Mischa bleibt nichts anderes, als mit ihrer schmalen Witwenrente nach Polen zu ziehen, wo sie ihren Mann um 35 Jahre überlebt.