Das E.T.A. Hoffmann-ABC - S - wie Serapionsbrüder
Von Norbert Kron
Am 14. November 1818 lädt Hoffmann seine besten Schriftstellerfreunde ein in seine Wohnung am Gendarmenmarkt, und dieses Treffen wird in die Literaturgeschichte eingehen - unter einem Namen mit S. Denn am 14. November ist der Namenstag eines mittelalterlichen Märtyrers: des Heiligen Serapions. Als Einsiedler, der sich der inneren Fantasie hingibt, wird er zum romantischen Säulenheiligen der Freunde um Hoffmann. Zu seinen Ehren nennen sie sich entsprechend: Die "Serapionsbrüder". Zu ihnen gehören unter anderen: der Autor des "Undinen"-Märchens, Baron Friedrich de la Motte Fouqué, der Naturforscher und Schriftsteller Adelbert von Chamisso und Hoffmanns Juristenfreund und Biograph Julius Eduard Hitzig. Dieser Freundeskreis trifft sich danach in lockerer Regelmäßigkeit bei Hoffmann, um sich Geschichten vorzulesen und über romantische Literatur und Kunst zu diskutieren. Und Hoffmann legt nach ihrem Vorbild eines der wichtigsten Erzählwerke seines Schaffens an.
In den vier Bänden der "Serapionsbrüder" versammelt Hoffmann einige der berühmtesten Erzählungen, darunter "Rat Krespel" oder "Das Fräulein von Scuderi". Gerade diese beiden Erzählungen zeigen beispielhaft, wie groß die Wirkung von Hoffmann bis heute ist. "Das Fräulein von Scuderi" gilt als die erste Kriminovelle der Literaturgeschichte, diese Geschichte einer Mordserie wurde sechsmal verfilmt. Und der Dresdner Schriftsteller Ingo Schulze hat sich zum Beispiel immer wieder in seinen Büchern auf Hoffmanns Erzählung "Rat Krespel" bezogen. Eigentlich kann man sagen: Wer auch immer sich künstlerisch auf Hoffmann bezieht und ihn weiterschreibt, gehört damit zum Kreis der "Serapionsbrüder". Oder heute besser: zu den "Serapionsgeschwistern".