Das E.T.A. Hoffmann-ABC - U - wie Undine
Von Norbert Kron
Hoffmann wollte vor allem eins werden: ein großer Komponist. Bevor er seine weltberühmten Bücher schrieb, komponierte er wie ein Besessener. Insgesamt 85 Kompositionen umfasst sein musikalisches Werk, darunter ein "Ave Maria", eine "Sinfonie in Es-Dur", die Oper "Trank der Unsterblichkeit" oder die Märsche zu "Schillers Braut von Messina". Nur etwa ein Drittel seiner Kompositionen ist erhalten, und die werden auch nur sehr selten aufgeführt. Auch nicht sein einziger großer Erfolg, die "Zauberoper Undine". Sie zeigt anschaulich die Tragik von Hoffmanns Musikerleben. Als er 1814 von Dresden nach Berlin zieht, hat er die Oper bereits fertig im Gepäck. Sie basiert auf dem Stoff des Wassermärchens "Undine" von Friedrich de la Motte-Fouqué, der auch das Libretto geschrieben hat.
Hoffmann, mittlerweile Erfolgsschriftsteller, gelingt es, das Werk am Berliner Nationaltheater am Gendarmenmarkt unterzubringen. Der damals schon berühmte preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel gestaltet sogar das beeindruckende Bühnenbild der "Zauberoper". Und die wird, welche Ehre, im Sommer 1816 am Geburtstag des Königs uraufgeführt - ein Riesenerfolg! Vierzehnmal wird die Inszenierung aufgeführt. Bis ein Jahr später, im Sommer 1817, ein Feuer im Nationaltheater ausbricht.
Hoffmann erlebt den Brand hautnah mit: Von seiner Wohnung aus blickt ja direkt auf das Gebäude! Alle Versuche den Brand zu löschen misslingen, das Theater brennt vor seinen Augen nieder, und mit ihm alle Kulissen und Requisiten seiner "Undine". Es dauert vier Jahre, bis an seiner Stelle das neue Schauspielhaus errichtet ist - das heutige Konzerthaus. So sehr Hoffmann darum kämpft, dass seine "romantische Zauberoper" dort neu inzseniert wird: es kommt nicht dazu. Nach Hoffmanns Tod 1822 wird die "Undine" endgültig vergessen. Bis heute ist sie kaum aufgeführt worden.