Das E.T.A. Hoffmann-ABC - W - wie Wiedersehen
Von Norbert Kron
Am 14. April 1822 betritt Hoffmanns alter Schulfreund das Zimmer des schwer erkrankten Schriftstellers. Es ist Theodor Gottlieb von Hippel, mittlerweile eine hoher preußischer Regierungspräsident in der Stadt Marienwerder. Mit ihm hatte Hoffmann als Vierzehnjähriger versucht, im Garten des Onkels einen Stollen zu graben, um in das benachbarte Wohnheim junger Frauen vorzudringen. Hippel hat eine schlechte Nachricht: Dringende Regierungspflichten rufen ihn aus Berlin weg - auf unabsehbare Zeit. Der halbgelähmte Hoffmann wirft sich im Bett mit letzter Kraft hin und her: "Nein, nein, es kann nicht sein, Du kannst mich nicht verlassen."
Er verweigert dem Schulfreund die taube Hand zum Abschied. Erst nach langer Diskussion findet sich Hoffmann damit ab und reicht Hippel die Hand. Er weint bitterlich, unter Tränen stammelt er dem Freund die Aussicht auf das Wiedersehen entgegen. Doch dazu kommt es nicht mehr. Gut zwei Monate nach dem Abschied stirbt Hoffmann an seiner Lähmung. Hippel kann wegen seiner Regierungsgeschäfte nicht einmal zur Beerdigung kommen. Aber zusammen mit Hoffmanns anderem Freund Julius Eduard Hitzig kümmert er sich um die Witwenrente seiner Frau Mischa.