Wildkräuter und Heilkräuter - Sieben Dinge, die Sie über Wildkräuter wissen sollten
Wer glaubt, Wildkräuter wachsen nur im Wald, liegt kräftig daneben. Auf Wiesen, an Straßenrändern – selbst in der Großstadt findet man sie. Wie Sie die grünen Wilden richtig bestimmen, sammeln und essen, lesen Sie hier – mit Tipps von Kräuterpädagogin Grit Kleinert.
1. Vorfreude und feste Schuhe: Was nehme ich bei einer Kräuterwanderung mit?
Festes Schuhwerk, einen kleinen Stoffbeutel oder ein Körbchen zum Sammeln der Kräuter - mehr braucht es nicht für eine Kräuterwanderung. Aber noch besser wird's, wenn die Wanderung nicht nur verzehrbaren Nutzen hat.
Kräuterpädagogin Grit Kleinert hat noch einen Tipp: "Kräuterwanderungen sind toll, um Runterzukommen, weg vom stressigen Alltag. Also: Freuen Sie auf die Zeit mit der Natur und nehmen Sie gute Laune mit."
2. Stadt, Land, Wald: Wo finde ich wilde Kräuter?
Wer kann, geht in den Wald, das beruhigt und entstresst nachweislich. Oder man spaziert wie unsere Kräuterexpertin Grit Kleinert um den Scharmützelsee. Aber selbst in der Großstadt wachsen Heilpflanzen: "Durch die kleinsten Ritzen im Asphalt kämpft sich dann manchmal ein Löwenzahn durch. Das zeigt sehr gut: Die Natur ist eigentlich immer bei uns, selbst wenn wir Straßen zupflastern und alles zubauen, überall sprießen die Pflanzen wieder raus und sagen: Hallo ich bin da für dich!", sagt die Kräuterpädagogin.
3. Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter: Wann sammle ich Kräuter?
Grit Kleinerts einfache Antwort: "Immer!" Aber sie sammelt zu den unterschiedlichen Jahreszeiten natürlich unterschiedliche Pflanzen oder unterschiedliche Teile der Pflanzen. Der Löwenzahn ist ein gutes Beispiel:
Im Frühjahr können wir aus den feinen, jungen Blättern Wildkräutersalate oder Pesto machen, im Sommer die Blüten pflücken, die sich ebenfalls gut in Salaten machen. Kleinerts Tipp: "Ab Herbst, also September bis Februar, kann man sich die Wurzel zunutze machen. Einfach trocknen und dann im Mörser ein Pulver herstellen. Davon einfach jeden Tag eine Messerspitze bis zu einem kleinen Teelöffel einnehmen. Die Bitterstoffe sind gut für unsere ganzen Magen-Darm-Trakt, für unsere Drüsen, sogar die Entgiftung der Leber wird angeregt."
4. Ein bisschen Führung, bitte: Wie bestimme ich Wildpflanzen richtig?
Wissen rund um Heilpflanzen ist essentiell, denn wie auch bei Pilzen, gibt es bei Kräutern einige Pflanzen, die sich zum verwechseln ähnlich sehen – wobei die eine giftig, die andere gut essbar ist.
Deshalb beschreibt die Kräuterpädagogin Grit Kleinert ihren Wandergruppen die Pflanzen und ihre Alleinstellungsmerkmale sehr anschaulich – mithilfe von Geschichten, Märchen oder Bildern: "Bei der Schafgarbe halte ich eines der gefederten Blätter über mein Auge und sage, dass es die Augenbraue der Venus ist. Die Ähnlichkeit zu einer Braue ist wirklich groß und dieses Bild kann man sich gut einprägen und bei der nächsten Wanderung wieder zurückholen."
Wer sich ohne eine "Kräuterhexe", wie sich Grit Kleinert selbst nennt, auf die Suche nach Heilpflanzen machen möchte, nimmt am besten ein Bestimmungsbuch mit Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen mit oder probiert eine der vielen Pflanzen-Apps aus. Zum Beispiel "Flora Incognita", "PlantSnap", "Wilde Beeren und Kräuter" oder "PictureThis". Wer sich trotzdem noch unsicher ist, sollte die Pflanze lieber stehen lassen und nach anderen Kräutern suchen.
5. Sei achtsam, sei dankbar: Wie viel darf ich pflücken?
Pflücke nachhaltig: "Lasse immer so viel stehen, dass noch etwas da ist", sagt Kleinert, die sich beim Pflücken an der alten Dreier-Regel orientiert: "Eins für den Geist, eins für die Natur und eins nehme ich mir."Also: zwei Drittel auf jeden Fall stehen lassen.
Bei Kräutern gilt ohnehin nicht "viel hilft viel" sondern eher "Die Dosis macht das Gift" und viele Kräuter sind darüber hinaus auch sehr ergiebig: Mit dem Pulver aus einer Löwenzahnknolle beispielsweise kommt man laut unserer Expertin für bis zu zwei Wochen aus.
6. Hab keine Angst: Muss ich alles vor dem Essen waschen?
Alles abwaschen oder nicht? "Wenn ich unterwegs bin, würde ich es tun. Aber Blüten sollten nie gewaschen werden, das bekommt ihnen nicht. Und ich persönlich wasche die Kräuter auch nicht, wenn es gerade frisch geregnet hat", sagt Kräuterpädagogin Grit Kleinert.
Und was ist mit Parasiten? "Viele Leute haben Angst vor dem Fuchsbandwurm oder der Zecke. Natürlich sind das Themen, auf die man achten muss. Aber wir kommen aus dem Wald, wir fühlen den Wald und wir kommen dort auch wieder zur Ruhe", sagt die Kräuterpädagogin. Abgesehen davon, gehe der Fuchs auch gerne auf kultivierte Felder, insbesondere Erdbeerfelder.
Sicher ist man also nie. Aber dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge ist "[d]ie Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) bzw. kontaminiertes Wasser [...] nicht geklärt."
Übertragen werden können die Eier des Wurms durch Kontakt mit infizierten Endwirten (wie z.B. Fuchs, Hund, Katze), an deren Fell die Eier haften können, oder durch den Umgang mit kontaminierter Erde. Wer in der Erde buddelt, sollte danach also lieber die Hände waschen.
7. Mach was draus! Wie bereite ich Kräuter zu?
Viele Kräuter kann man sehr gut frisch verarbeiten, zum Beispiel in Salaten, Pesto oder Smoothies – aber für den Winter kann man sich die Kräuter auch trocknen und einen kleinen Vorrat anlegen - eine kleine Hausapotheke. Oder - in diesem Falle - leckere und gesunde kleine Küchenhelden: Kräuteröl, Kräuteressig, Kräuterbutter, Kräutersenf oder Kräutergelee beispielsweise.