Frau sitzt auf Sofa und starrt abwesend in die Gegend, Mann steht hinter ihr hat die Hände auf ihre Schultern gelegt (Quelle: Colourbox)
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Therapien können die Symptome lindern - Demenz – Verlust des eigenen Lebens

Demenz ist die Krankheit des Vergessens: Zunächst vergessen Patienten Dinge, die im Kurzzeitgedächtnis gespeichert werden, später ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Demenzkranke können sich schlechter konzentieren, sie können Bewegungsabläufe nicht mehr koordinieren, sie werden zunehmend orientierungslos. Heilung ist nicht in Sicht, aber Therapien können die Symptome lindern.

Demenz ist eine Erkrankung des Alters – derzeit gibt es in Deutschland mindestens 1,7 Millionen Demenzkranke. Zwar kann die Krankheit auch schon vor dem 50. Lebensjahr auftreten, das Alter ist aber der größte Risikofaktor für Alzheimer. Etwa zwei Drittel der Betroffenen sind älter als 80 Jahre, fast 70 Prozent sind zudem Frauen. Mit der Alterung der Gesellschaft kommen jährlich 300.000 neue Patienten hinzu. Zwar steigen die Zahlen nicht mehr so drastisch wie noch vor ein paar Jahren. Experten rechnen bis 2050 aber mit einem Anstieg auf mindestens 2,7 Millionen.

Demenz beschreibt grob zunächst einen "Gedächtnisverlust". Bei der Demenz verkleinert sich der Hippocampus.
• Die Betroffenen büßen zunehmend die Fähigkeit ein, Gedächtnisinhalte aus dem Kurzzeitgedächtnis in bleibende Erinnerungen in die Hirnrinde zu überführen.
• Später ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen.
• In der Folge verlieren die Betroffenen mehr und mehr Fähigkeiten, die sie im Verlauf ihres Lebens erworben haben.
• Sie können sich weniger konzentrieren, denken und aufmerksam sein.
• Sie können nicht mehr sprechen und werden orientierungslos.
• Die Demenz erschüttert die Wahrnehmung, das Erleben und das Verhalten der Betroffenen.
• Betroffenen fällt es zunehmend schwer, Bewegungsabläufe zu koordinieren, wie sie beim Ankleiden, Essen oder dem Zubereiten der Mahlzeiten sinnvoll sind.
• Der Gang wird breitbeinig und kleinschrittig.
• Die Patienten sind oft rastlos und aggressiv, andere wieder teilnahmslos und apathisch.
• Sie weisen die Pflege zurück oder verweigern das Essen.
 
Meist verläuft eine Demenz irreversibel und dauert bis zum Tode an. Die Lebenserwartung ist verkürzt, eine Therapie gibt es nicht. Die Betreuung eines erkrankten Patienten erfordert eine enorme Anstrengung von den Angehörigen.

Die Ursachen der Demenz sind vielfältig:

• Alzheimer-Demenz: Sie äußert sich durch Eiweißablagerungen im Gehirn.
• Demenz unbekannter Ursache: Viele Erkrankungen gehen ohne Eiweißablagerungen im Gehirn vonstatten – ihre Ursache ist schlicht unbekannt.
• Stoffwechselerkrankungen
• chronische Vergiftungserscheinungen zum Beispiel durch Alkohol
• Bildung von Autoantikörper gegen bestimmte Eiweiße an den Synapsen im Hirn
 
Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten ("vaskulären") Demenzen. Bei etwa 15 Prozent liegt eine Kombination beider Erkrankungen vor. Andere Demenzformen finden sich nur bei 5 bis15 Prozent der Erkrankten.

Risikofaktoren von Demenzen

Heute kennt man sieben Risikofaktoren, mit denen man häufiger oder leichter eine Demenz bekommt:
• Bluthochdruck
• Übergewicht
• Diabetes im mittleren Lebensalter
• Rauchen
• Depression
• geistige Inaktivität
• körperliche Inaktivität

Forschung auf Hochtouren

Wissenschaftler forschen weltweit an der Demenz. Sie versuchen zum Beispiel, die Früherkennung der Demenz voranzutreiben und konkrete Wege zu finden, damit die zentrale Erkrankung verzögert oder gar nicht auftritt.

Therapie in alle Richtungen

Tatsächlich gibt es bislang keine Hoffnung auf Heilung – sondern lediglich Medikamente, welche die Reservefunktionen des Gehirns verstärken und so die Symptome verbessern.
 
Wissenschaftler erforschen immer neue Behandlungsmethoden:
• Sie geben Patienten zum Beispiel Kortison, das das Immunsystem dämpft.
• Sie versuchen, mit regelmäßigen Blutwäschen bestimmte schädliche Antikörper aus dem Blut herauszufiltern.
• Sie geben Medikamente, die den Gehalt an Acetylcholin im Gehirn der Kranken steigern. Bei einigen Betroffenen führt das zu einer verbesserten Leistung des Gedächtnisses und der Konzentration.
• Sie geben Medikamenten gegen Begleitsymptome wie Unruhe, Sinnestäuschungen, Angst oder Schlafstörungen.
• Eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, um die Diagnose zu bewältigen.
• Mithilfe von Musik- und Kunsttherapie, Bewegungsübungen oder Sinnes- und Wahrnehmungsübungen können verbliebene Fähigkeiten trainiert werden.
• Reha-Angebote können sinnvoll sein.
• Demenzkranke profitieren vom Tanzen. Es fördert die komplexere Kommunikation zwischen verschiedenen Hirnbereichen. Die Patienten sind körperlich fitter und schneiden so auch bei Kriterien wie Aufmerksamkeit und der Bewegungsplanung und -ausführung besser ab. Das Tanztraining kann den Prozess der Neuroplastizität im Gehirn älterer Menschen anregen.

Demenzkranke leben immer häufiger zusammen

Immer häufiger leben Betroffene mit Demenz heute in speziellen Wohngemeinschaften zusammen. Sie profitieren von einer spezialisierten Betreuung, wie sie dort angeboten wird.
Bewohner mit einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung leben hier in einem eigenen Wohnbereich, der den speziellen Bedürfnissen entsprechend gestaltet ist. Zudem stehen zum Beispiel diverse Hilfsmittel zur Verfügung, die den Betroffenen den Alltag erleichtern: So zum Beispiel der sogenannte "Walker", eine sturzsichere Gehhilfe, mit der demenziell Erkrankte ihrem gesteigerten Bewegungsdrang gefahrenlos nachkommen können. Der "Walker" kann die Sturzgefahr minimieren, die bei den Betroffenen durch deren häufig über die Erschöpfungsgrenze hinausgehende Aktivität besteht.

Text: Beate Wagner

3D-Grafik: Neuronen in Gehirn (Bild: imago images/Panthermedia)
imago images/Panthermedia

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