Wie gefährlich sind Heroin, Crystal Meth und andere Drogen? - Tödliche Drogen
Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Drogentoten an - die Entwicklung immer neuer synthetischer Drogen, erleichterter Handel im Internet und sinkende Preise tragen dazu bei. Und oft sind es auch gefährliche Mixturen, die das Leben kosten können.
Seit 2012 steigt die Zahl der Drogentoten bundesweit wieder an. Waren es vor fünf Jahren noch 944 Menschen, die an illegalen Rauschgiften gestorben sind, so mussten im vergangenen Jahr 1.333 Drogentote beklagt werden. 2015 waren es 1.226, das entspricht einer Steigerung um neun Prozent. 84 Prozent der Drogentoten sind Männer; das Durchschnittalter liegt knapp über 38 Jahre. Auch in Berlin und Brandenburg mussten 2016 mehr Drogentote verzeichnet werden als noch ein Jahr zuvor. In Berlin waren es 167 (2015: 153); in Brandenburg 21 (2015: 10).
Heroin häufigste Todesursache
Wie schon in den Jahren zuvor ist der Konsum von Heroin die häufigste Ursache für Todesfälle in Berlin und auch bundesweit. Hinzu kommt der sogenannte Mischkonsum, also die gleichzeitige Einnahme verschiedener Drogen. Heroin macht schnell abhängig und der Grat zwischen verträglicher und tödlicher Dosis ist nur schmal. Besonders gefährlich ist eine Mischung aus Kokain und Heroin ("Speedball"). Denn die beiden Drogen können sich in ihrer Wirkung wechselseitig verstärken. Über die Menge sichergestellter Drogen wird immer wieder versucht, Rückschlüsse auf den tatsächlichen Konsum zu führen. In Berlin wurden 2016 fast 100 Kilo Heroin sichergestellt, womit diese Droge auf "Platz 2" in der Asservatenkammer der Polizei nach Marihuana liegt. Bundesweit wurde 2016 am häufigsten Ecstasy beschlagnahmt, gefolgt von Marihuana, Haschisch und fast gleichauf Kokain.
Crystal Meth
Crystal Meth ist eine synthetische Droge, die recht einfach und billig hergestellt werden kann. Dadurch ist dieses Aufputschmittel schon seit Jahren auf dem Vormarsch. Vor allem in Brandenburg, wo Schätzungen zufolge rund 10.000 Menschen von dem Methamphetamin abhängig sind. Bis vor einigen Jahren wurde Crystal Meth hauptsächlich in Laboren in Tschechien hergestellt und kam von dort vor allem nach Sachsen und Bayern. Inzwischen gibt es aber in ganz Deutschland illegale Produktionsstätten. Crystal Meth hat eine aufputschende Wirkung, zügelt den Appetit, verringert das Schlafbedürfnis und macht sehr schnell abhängig. Bei längerem Konsum zerstört das Methamphetamin Hirngewebe und führt zum Verlust von Impulskontrolle und Affektsteuerung. Außerdem kommt es zu Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Gewichtsverlust, Nierenschäden und Zahnausfall. Im Klinikum Senftenberg sind die Behandlungsfälle aufgrund von Crystal Meth Konsum in nur zwei Jahren um das 20-Fache gestiegen. Unter den Abhängigen sind auch immer wieder schwangere Mütter. Mit dem Onlineportal "Breaking Meth" hat das Land Brandenburg ein Selbsthilfeangebot für Konsumenten von Crystal Meth geschaffen.
Immer neue Drogen: Legal Highs
Über das EU-weite Frühwarnsystem wurde 2016 jede Woche eine neue Droge gemeldet. Um dem Verbot zu entgehen, werden ständig neue Substanzen entwickelt und miteinander kombiniert. Solche "Legal Highs" sind vor allem deshalb so gefährlich, weil sie als "harmlose" Variante zu illegalen Drogen wie Kokain oder LSD gehandelt werden. Häufig werden sie als Badesalz, Pflanzendünger oder Kräutermischung deklariert über das Internet verkauft. Doch sie sind alles andere als ungefährlich: Allein in Brandenburg kamen im letzten Jahr drei Menschen bei Experimenten mit neuartigen Drogen ums Leben. Bundesweit wurden 98 Tote im Zusammenhang mit diesen psychoaktiven Stoffen registriert (2015: 39). Solche Substanzen wirken ähnlich wie illegale Rauschmittel, sind aber nicht verboten, weil ihre Inhaltsstoffe oft nur minimal verändert werden, wodurch sie nicht mehr unter das Verbot fallen. Seit Mai 2016 wurde mit dem "Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung psychoaktiver Stoffe" gegengesteuert: Die drei wichtigsten Stoffgruppen wurden generell verboten. Enthält eine Droge synthetische Cannabinoide, Phenthylamine oder Cathione, kann sie verboten werden – egal, womit sie sonst noch gemischt ist.
Immer leichter verfügbar
Immer mehr Konsumenten beziehen ihre Drogen im Internet und im Darknet. Dadurch hat sich die Verfügbarkeit illegaler Drogen deutlich gesteigert. Aber auch die Anbauflächen für Heroin, Kokain und Marihuana wachsen kontinuierlich. Afghanistan als weltweit führendes Land für den Opiumanbau hat seine Anbaufläche im letzten Jahr um zehn Prozent gesteigert; Kolumbien als Hauptanbauland für Koka in 2015 um knapp 40 Prozent. Synthetische Drogen werden überwiegend aus dem benachbarten Ausland nach Deutschland geschmuggelt. Ecstasy und Amphetamin größtenteils aus den Niederlanden, Crystal Meth hauptsächlich aus Tschechien. Diese synthetischen Drogen werden nicht mehr nur in kleinen Laboren hergestellt, sondern zunehmend in professionellen Produktionsstätten mit größeren Kapazitäten.
Alkohol und Nikotin
Alkohol und Nikotin sind zwar keine illegalen Drogen; sie führen aber mit Abstand zu den meisten Drogentoten pro Jahr. Allein durch die direkten und indirekten Folgen des Alkoholkonsums sterben jedes Jahr rund 74.000 Menschen. Nikotinkonsum hat sogar noch mehr Todesfälle zur Folge und zwar mehr als 100.000. Alkohol und Nikotin sind frei zugänglich, was als Erklärung für diese hohen Zahlen herangezogen wird. Wie gesundheitliche Schäden und Todesfälle durch Drogen verhindert werden können, wird immer wieder kontrovers diskutiert.
Lösungsvorschläge?!
Wie dem steigenden Drogenkonsum zu begegnen ist, dazu gibt es widerstreitende Meinungen. Allein die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis, die durch den Vorstoß einiger US-amerikanischer Bundesstaaten entstanden ist, führt das beispielhaft vor. Befürworter einer Legalisierung argumentieren damit, dass der Konsum so besser kontrolliert werden kann und weniger Anstrengungen darauf verwendet werden, immer neue "legale" Drogen zu entwickeln.
Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, beobachtet, dass die Substanzen immer reiner und preiswerter würden, was ein Scheitern der Verbotspolitik belegen würde. Auch seien viele Drogentote ehemalige Häftlinge, die kurz nach ihrer Entlassung an einer Überdosis Heroin versterben – unter anderem auch, weil sie im Gefängnis nur unzureichend mit dem Heroin Ersatzstoff Methadon versorgt würden. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler plädiert dafür, jeden der erstmalig mit einer illegalen Substanz aufgegriffen wird, mit seinem Drogenkonsum zu konfrontieren und umgehend zu beraten.