Die richtige Erstversorgung - Schnittverletzungen schnell und richtig versorgen
Eine Schnittverletzung passiert im Alltag besonders häufig - auch am Finger. Desinfizieren? Pflaster ja - nein? Das sollten Sie bei der Erstversorgung beachten.
Schnittverletzungen gehören zu den häufigsten Alltagsverletzung. Ein Mal nicht aufgepasst, mit dem Messer abgerutscht und schon ist die Schnittverletzung da. Kleine und oberflächliche Wunden heilen in der Regel gut ab. Wer also eine leichte Verletzung hat, muss deshalb nicht gleich zum Arzt gehen, sondern kann auch selbst etwas unternehmen. Doch wie versorgt man eine Schnittwunde am besten? Schon bei der Frage, ob eine kleine Wunde schneller an der Luft abheilt oder doch lieber mit einem Pflaster geschützt werden muss, sind sich viele uneinig. Die rbb Praxis klärt auf.
Was ist eine Schnittverletzung?
Eine Schnittverletzung ist eine Wunde, die sich die Betroffenen meist mit einem Messer, einer Schere oder einem Papier zugezogen haben. Die Schnittverletzung zeichnet sich dadurch aus, dass sie linienförmig ist und einen glatten Rand hat. Meist ist sie nicht sehr tief sondern oberflächlich und Blut tritt aus. Je tiefer die Schnittwunde ist, desto stärker blutet sie. Die Schnittwunde unterscheidet sich von der Stichwunde. Letztere hat eine kleine Öffnung geht aber tief in die Haut rein. Die Stichwunde wird beispielsweise durch einen Nagel oder eine Messerspitze hervorgerufen.
Wie behandelt man eine Schnittwunde?
Kleine Schnittverletzungen kann man einfach ausbluten lassen, denn dabei wird auch der Schmutz ausgeschwemmt. Das reicht meist aus, auch desinfizieren ist dann nicht notwendig, es sei denn der Finger, die Hand oder das jeweilige geschnittene Körperteil ist so verdreckt, dass sich eine Desinfektion anbietet. "Generell bin ich dafür, an eine leichte Wunde Luft zu lassen, es sei denn, es ist eine Stelle wie zum Beispiel der Finger, wo man ständig dran stößt. Dann ist ein Pflaster hilfreich", sagt Dr. Jens Dirk Thieß, Allgemeinmediziner aus Potsdam. Wie ein Pflaster bei einer Schnittwunde am Finger angelegt wird, das auch wirklich hält und keinen Schmutz reinlässt, sehen Sie im Video "Wunden zu Hause behandeln - wie geht's?"
Wenn die Schnittwunde größer ist und nicht aufhört zu bluten, ist ein Kompressionsverband ratsam. Durch den Druckverband, wird die Blutung gestoppt. Und die Wundheilung kann dann schneller beginnen. Wie man mit einfachen Mitteln zu Hause einen Druckverband anlegt und was man dabei beachten soll, sehen Sie im Video: "Wunden zu Hause behandeln - wie geht's?"
"Kühlen ist in den meisten Fällen angenehm und je nachdem, wie stark die Wunde blutet, würde ich etwas zur Kompression darauf geben", sagt Dr. Jens Dirk Thieß.
Wenn die Schnittwunde sehr tief ist, so dass die Betroffenen nicht genau wissen, ob tieferes Gewebe oder sogar eine Sehne durchtrennt wurde, sollte nachdem der Druckverband aufgelegt wurde, schnellstmöglichst ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Insbesondere an der Hand oder am Finger sollte dies bei tiefen Schnittwunden beachtet werden.
Stichverletzungen müssen besonders behandelt werden
Wer sich an einem Nagel, mit einem Messer oder an einem anderen spitzen Gegenstand sticht, hat sich eine klassische Stichverletzung zugezogen. Stichverletzungen machen häufig von außen einen harmlosen Eindruck, können unter Umständen aber tiefere Gewebeschichten verletzen - und durch den Stich können Keime besonders tief eingebracht werden. Eine Stichwunde sollte deshalb in jedem Fall desinfiziert werden. Und auch ein Pflaster sollte auf die Wunde aufgetragen werden, um zu verhindern, das Schmutz erneut in die Wunde eintritt.
Betroffene, die nicht sicher sind, wie tief die Stichwunde ist und ob tieferes Gewebe oder auch Sehnen zerstört wurden, sollten im Zweifel lieber zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen.
Wichtig: Tetanusschutz beachten
Ein Desinfektionsmittel gehört in jede Hausapotheke. "Wenn eine Wunde verunreinigt ist, dann sollte man sie desinfizieren", rät Allgemeinmediziner Thieß. Ganz wichtig sei bei allen Wunden zu prüfen, ob der Tetanusschutz noch ausreiche, denn der schützt vor Wundstarrkrampf. Wer sich unsicher ist, sollte seinen Arzt oder seine Ärztin fragen.
Wie oft sollte man das Pflaster wechseln?
Kleine Schnittwunden sind nach ein paar Tagen verheilt. Bei Größeren Schnittwunden kann die Wundheilung auch mal länger als eine Woche dauern. Ein Pflaster sollte nach 1-2 Tagen gewechselt werden. Beim Duschen oder Schwimmen, sollte ein spezielles wasserdichtes Pflaster verwendet werden. Wenn die Wunde verkrustet ist, also schon ein Schutzschild aufgebaut hat, ist ein Pflaster nicht mehr wichtig. Da heilt die Wunde meist besser an der Luft. Wunden, die durch Bewegung ständig aufgerieben werden, sollten allerdings bis zum Schluss mit einem Pflaster bedeckt werden, damit die Wundheilung nicht immer unterbrochen wird. Da reicht aber auch ein gewöhnliches nicht wasserdichtes Pflaster.
Gestörte Wundheilung - wann zum Arzt oder zur Ärztin?
Wenn eine Wunde rot wird, anschwillt oder eitert, kann das auf eine Infektion hindeuten - dann sollten die Betroffenen einen Arzt oder eine ärztin aufsuchen. Auch wenn eine Wunde wochenlang nicht abheilt oder nicht aufhört zu nässen, ist das ein Fall für Arzt oder Ärztin.
Autorin: Laura Will