Was hilft bei leichten Brandverletzungen? - Erste Hilfe: Verbrennung & Verbrühung richtig versorgen
Tiefe & Größe einer Brandverletzung bestimmen, wie gefährlich sie ist. Lesen Sie, wann man zum Arzt sollte, was hilft und welche Hausmittel sogar schaden.
Jedes Jahr kommen bis zu etwa 15.000 Menschen mit Verbrennungen ins Krankenhaus. Etwa zehn Prozent haben so schwere Brandverletzungen, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden müssen.
Wie erkennt man den Verbrennungsgrad?
Es gibt zahlreiche Tipps dazu, was bei Verbrennung und Verbrühung durch heiße Flüssigkeit zu tun ist und welche Behandlung notwendig ist. Die richten sich allerdings immer danach, welchen Schweregrad die Verbrennung hat (Verbrennungsgrad). Der Verbrennungsgrad verrät auch, wie schwer die Verletzung sein kann und welche Hautschichten betroffen sind. Übrigens kann auch ein Sonnenbrand zu einer Verbrennungsverletzung der Haut führen, wie der Name schon sagt.
Eine Einordnung für die Verletzungen:
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Eine Verbrennung 1. Grades ist eine oberflächliche Verbrennung bei Temperaturen über 45 Grad. Die Haut schmerzt und ist gerötet; ein Sonnenbrand wird zu dieser Kategorie gezählt. Nach wenigen Tagen heilt eine solche Verbrennung wieder ab und hinterlässt in aller Regel keine Narben.
• Bei einer Verbrennung 2. Grades sind mehrere Hautschichten betroffen: Nicht nur die oberflächliche Haut ist von der Schädigung betroffen, sondern auch die Schicht darunter, die Dermis, ist geschädigt. Diese Verletzungen durch Verbrennung oder Verbrühung sind sehr schmerzhaft und es kommt neben der typischen Rötung häufig zur Bildung von Brandblasen.
Je nach Schwere der Verbrennung oder Verbrühung wird noch zwischen Grad 2a und 2b unterschieden. Bei Schweregrad 2a bilden sich meist keine Narben, bei Grad 2b heilt die Verbrennung meist nur unter Bildung von Narben ab. Solche Verbrennungen des 2. Grades sollte sich auf jeden Fall ein Arzt oder eine Ärztin ansehen, sie sind aber kein Notfall.
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Verbrennungen 3. Grades entstehen bei Temperaturen ab 60 Grad Celsius und schädigen Unterhautschichten und Nerven, weshalb Patienten und Patientinnen oftmals keine Schmerzen mehr verspüren. Solche Verletzungen können nur mit Hilfe eines Hauttransplantats behandelt werden und sind ein Fall für Notarzt bzw. Notärztin.
• Verbrennungen 4. Grades kommen häufig durch Feuer oder Starkstrom zustande. Hier ist die komplette Haut bis zum Fettgewebe zerstört; oftmals auch Nerven, Muskulatur, bis hin zu den Knochen. Die Oberfläche der Wunde ist schwarz verkohlt und muss intensivmedizinisch versorgt werden.
Umfang der Verbrennung oder Verbrühung einschätzen
Für die Einschätzung des Schweregrades und Umfangs einer Verbrennung oder Verbrühung ist auch wichtig, wie groß das geschädigte Areal ist, also wie viel Gewebe von der Schädigung betroffen ist:
• Bei Erwachsenen wird es lebensbedrohlich, sobald mehr als 10 bis 15 Prozent der Hautoberfläche betroffen sind.
• Bei Kindern liegt die Grenze niedriger: bei 5 bis 10 Prozent wird es lebensbedrohlich.
Um das richtig einzuschätzen, wurde für Erwachsene die Neunerregel nach Wallace entwickelt, dabei wird auf Basis von Körperteilen bzw. Bereichen der prozentuale Anteil der gesamten Körperoberfläche angegeben. Es gilt laut Bundesverband für Brandverletzte e. V.:
Kopf: 9 Prozent
Arme: je 9 Prozent
Rumpf vorne und hinten: je 2 x 9 Prozent, also Rumpf 18 Prozent und Rücken 18 Prozent
Beine: je 18 Prozent (Vorderseite und Rückseite je 9 Prozent)
Genitalbereich: 1 Prozent.
Zum Vergleich: Die Handinnenfläche eines Erwachsenen macht etwa 1 Prozent der Hautoberfläche aus.
Zum Arzt sollte man immer dann, wenn die Verbrennung größer als eine Handfläche ist.
Erste Versorgung: Was hilft schnell bei leichter Verbrennung oder Verbrühung?
Erste Schritte in Kürze:
• Bei Verbrennung umgebende Kleidung vorsichtig entfernen, soweit das geht und sie nicht mit der Haut verschmolzen ist. Bei Verbrühung ebenfalls die heiße, feuchte Kleidung sofort von der Haut entfernen, ebenso Schmuck, der sich durch die Flüssigkeit erhitzt haben kann.
• Verbrennung rund 10 Minuten unter fließendem lauwarmem Wasser kühlen.
• Wunde und eventuelle Rötungen genau betrachten: Ist die Wunde offen oder die Haut noch geschlossen? Wie groß ist die Verbrennung oder Verbrühung? Danach richten sich die nächsten Schritte und weitere Behandlung.
• Kleine Verbrennungen am besten so "luftig" wie möglich belassen - keine Cremes und enge Verbände. Droht eine Verschmutzung, schützen Sie die Verbrennung bzw. Wunde z. B. mit einem lockeren sterilen Verband.
• Gegen Schmerzen helfen einfache Schmerzmittel aus der Apotheke. Sind die Schmerzen sehr stark, kontaktieren Sie einen Arzt oder eine Ärztin.
Bei einer Verbrennung ist der erste Impuls: zum Wasserhahn laufen und die Hand unter kaltes Wasser halten. Das ist auch erst einmal richtig, weil der Kältereiz Schmerzen bekämpft. Allerdings sollte das Wasser nicht zu kalt, sondern eher handwarm, also lauwarm, sein. Ideal ist eine Temperatur von 20 Grad Celsius.
Länger als etwa zehn Minuten sollte die verbrannte Haut nicht unter das kühlende Wasser gehalten werden.
Sind Körperteile betroffen, die nicht so leicht unter Wasser gehalten werden können, kann auch mit feuchten Umschlägen gekühlt werden. Tabu sind Eis und Coolpacks. Sie kühlen das Gewebe zu stark ab, verschlechtern die Durchblutung und können so zusätzliche Schädigungen des Gewebes hervorrufen.
Bei größeren Verbrennungen ist Kühlen sogar genau der falsche Weg. Denn der Körper verliert dadurch zu viel Wärme und kühlt schnell aus. Deshalb sollten Verbrennungsopfer warm gehalten werden. In einem Notfall am besten mit der gold-silbernen Rettungsdecke aus dem Verbandskasten.
Eine weitere Behandlung, zum Beispiel mit Cremes, ist grundsätzlich bei Verbrennungen des Schweregrades 1 nicht nötig. Am besten verheilt die Haut einfach an der Luft. Die Wunde sollte sauber gehalten werden. Ist das schwierig, kann steriles und lockeres Abdecken helfen: Ein steriler, lockerer Verband oder – bei kleinen Verbrennungen – ein lockeres Pflaster oder Spezialpflaster für Verbrennungen helfen (verklebt nicht mit der feuchten oder nässenden Wunde).
Brandblasen sollten nicht mutwillig aufgestochen oder sonst zerstört werden – sie sind eine natürliche Schutzreaktion der Haut und halten das Gewebe darunter steril, schützen also vor Infektionen.
Wann zum Arzt mit einer Verbrennung oder Verbrühung?
Die Behandlung von Verbrennungen durch Arzt oder Ärztin ist bei Schweregrad 1 in der Regel nicht nötig. Ab dem Schweregrad 2 sollten Sie Ärztin oder Arzt zu Rate ziehen. Außerdem wenn:
• Rötung oder Brandverletzung starke Schmerzen hervorrufen
• Zwei oder mehr Prozent der Körperoberfläche betroffen sind
• Sie den Schweregrad der Verbrennung oder Verbrühung nicht einschätzen können
• Sich die Brandwunde entzündet
• Es um eine Verbrennung an sensibler Stelle geht (Gesicht oder Intimbereich).
Um einen Notfall handelt es sich auf jeden Fall, wenn:
• die verbrannte Hautpartie gefühllos ist (Nerven betroffen) oder
• die verbrannte Haut verkohlt oder weiß ist (tiefe Verbrennung dritten Grades mit starken Schädigungen des Gewebes).
Hausmittel & Mythen: Was sollte man bei Verbrennungen nicht tun?
In einschlägigen Ratgebern gibt es verschiedenste "Tipps", was auf Verbrennungen aufgetragen werden soll: Mehl, Essig, Öl, Honig Zitrone, sogar Zahnpasta. Doch keines dieser Hausmittel ist geeignet, um eine Verbrennung adäquat zu versorgen. Im Gegenteil: Solche Substanzen erschweren dem Arzt die Beurteilung und Behandlung der Brandverletzung.
Außerdem besteht die Gefahr einer Infektion durch solche Hausmittel. Kleine, oberflächliche Brandwunden können mit lauwarmem Wasser gekühlt und gleichzeitig abgespült werden. Gegebenenfalls hilft in den Tagen nach der Verbrennung auch eine kühlende Salbe – das sollte aber unbedingt mit Ärztin oder Arzt abgesprochen werden.
Sobald die Wunde größer ist und tiefer geht (ab Schweregrad 2), können Salben die Wunde infizieren und die Diagnose erschweren. Solche Brandwunden sollten mit einer sterilen Wundauflage locker abgedeckt und Arzt oder Ärztin vorgestellt werden.
Brandblasen, wie sie bei einer Verbrennung 2. Grades entstehen, sollten auf keinen Fall aufgestochen werden, das erhöht die Gefahr, dass Keime in die Wunde geraten. Wenn, dann sollte das nur der Arzt tun.
Schwere Verbrennungen: Was tun im Notfall?
Bei schweren Verbrennungen (hoher Schweregrad), zum Beispiel durch offenes Feuer, die großflächig sind und / oder tief sind – also bei denen eine starke Schädigung von Gewebe vorliegt – muss sofort der Notruf (112) alarmiert werden, denn es braucht professionelle medizinische Behandlung der Brandverletzungen.
Hat die Kleidung Feuer gefangen, hilft es, die Person mit Wasser zu übergießen, die Flammen mit einer Decke zu ersticken oder den Betroffenen auf dem Boden zu wälzen. Verbrühte Kleidung muss vorsichtig, aber schnell entfernt werden. Mit der Haut verkrustete Kleidung darf nicht ausgezogen werden.
Betroffene von schweren Verbrennungen haben starke Schmerzen und stehen unter Schock, was auch zu einem Atemstillstand führen kann. Deshalb müssen die Vitalzeichen wie Atmung und Puls kontrolliert werden und im Ernstfall Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden. Eine solch schwer verletzte Person sollte nicht alleine gelassen werden.
Verbrennungen bei Kindern vorbeugen
Kleine Kinder und Säuglinge sind besonders gefährdet, weil sie Gefahren nicht einschätzen können und schon eine einzige Tasse mit heißer Flüssigkeit ausreichen kann, um 30 Prozent ihrer Körperoberfläche zu verbrühen.
Deshalb sollten im Haushalt mit kleinen Kindern zum Beispiel Herdschutzgitter angebracht werden, vorbeugend kann helfen auf den hinteren Platten zu kochen und Kabel – etwa von Wasserkochern – gut zu sichern, damit sie nicht heruntergezogen werden können. Auch sollten Eltern keine heißen Getränke oder Lebensmittel zu sich nehmen, während ein Kind bei ihnen auf dem Schoß sitzt.
Beitrag von Lucia Hennerici & Ursula Stamm