Vorsicht: Hautkrebs - Sonne genießen - aber richtig
Wir brauchen Sonne für das Wohlbefinden und um Vitamin D zu bilden - wichtig für den Aufbau von Knochen und Zähnen. Doch zu viel Sonne lässt die Haut schneller altern und kann zu Hautkrebs führen. Wie findet man das richtige Maß an Sonnenlicht? Wo lauern Hautkrebsrisiken und wie können die z.B. Medikamente verstärken?
Endlich wieder Sonne tanken: Sonnenstrahlen lassen nicht nur Glückshormone aufkommen, wir brauchen die Sonne auch zur Bildung von Vitamin D, das im Körper für starke Knochen und gesunde Zähne sorgt. Doch die Sonne hat auch ihre Schattenseiten: UV-Strahlung kann bei übermäßigem Genuss zu Sonnenbrand und im gefährlichsten Fall Hautkrebs führen. Und: Zu viel ungeschützter Sonnengenuss kann sich auch Jahre und Jahrzehnte später rächen.
Das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs ist außerdem nicht für alle gleich - nicht nur unterscheiden sich die Hauttypen in Sachen UV-Empfindlichkeit, sondern auch erbliche Vorbelastung, Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten können das Risiko für Hautkrebs stark beeinflussen. Hier lauern manchmal auch versteckte Risiken.
ASS kann Hautkrebs-Risiko bei Männern erhöhen
Acetylsalicylsäure (ASS) kennen die meisten als den Wirkstoff hinter Aspirin und das wiederum ist vor allem bekannt als Schmerzmittel. Mit einer niedrigen Dosis von 100 Milligramm wird es aber auch als täglich einzunehmendes, vorbeugendes Medikament gegen Herzinfarkt und Schlaganfall eingesetzt. Denn ASS wirkt blutverdünnend. Doch in Sachen Hautkrebsrisiko lauert hier eine Gefahr: Eine Studie der Northwestern University of Chicago hat jetzt gezeigt, dass der Wirkstoff das Risiko für Hautkrebs bei Männern erhöhen kann.
Einer Umfrage von 2015 zufolge, nehmen in den USA etwa die Hälfte aller Erwachsenen regelmäßig Aspirin zur Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen ein. In der aktuellen Studie wurden nun Daten von fast 200.000 Patienten im Alter von 18 bis 89 ausgewertet, die bis dahin nicht an Hautkrebs erkrankt waren. Es wurden zwei Gruppen untersucht und fünf Jahre lang beobachtet. Eine Gruppe hatte mindestens ein Jahr lang täglich Aspirin eingenommen, die andere nicht. Das Risiko an Hautkrebs zu erkranken, lag in der "Aspirin-Gruppe" bei gut 2,19 Prozent, in der Kontrollgruppe ohne tägliche Aspirin Einnahme bei 0,86 Prozent. Diese Risikoerhöhung galt in der Studie allerdings nur für Männer. Frauen, die Aspirin einnahmen, hatten kein erhöhtes Risiko an Hautkrebs zu erkranken.
Männer haben weniger schützende Enzyme
Eine mögliche Ursache für das bei Männern erhöhte Risiko sehen die Forscher darin, dass Männer über weniger die Haut schützende Enzyme verfügen. So genannte Antioxidantien können in der Haut die durch Sonneneinstrahlung entstandenen Gendefekte wieder "reparieren". Weniger von diesen Antioxidantien vermindern diesen Schutz und könnten die negative Wirkung von Aspirin auf die Haut erklären.
Ärzte warnen jedoch davor, aufgrund dieser Daten Aspirin auf eigene Faust abzusetzen. Vor allem dann nicht, wenn Patienten bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben. Vielmehr sollten Männer, die regelmäßig Aspirin einnehmen, besonders sorgfältig auf Sonnenschutz achten, Solarien meiden und regelmäßig Hautkontrollen beim Hautarzt durchführen lassen.
Hautkrebs-Screening: Besonders wichtig ab 100 Muttermalen
Seit 2008 gibt es das Hautkrebs-Screening als Früherkennungsuntersuchung für Männer und Frauen ab 30 bzw. 35 Jahren (je nach Krankenkasse). Alle zwei Jahre können gesetzlich Versicherte bei einem Haut-oder Hausarzt mit entsprechender Zulassung ihren gesamten Körper auf auffällige Muttermale untersuchen lassen. Der Arzt begutachtet dabei die Haut von Kopf bis Fuß mit bloßem Auge. Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung, wird entweder zusätzlich ein so genanntes Auflichtmikroskop eingesetzt oder eine Gewebeprobe genommen. Ob die Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) ist oder von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden sollte, ist bis heute umstritten. Empfehlenswert ist das Hautkrebs-Screening vor allem für Menschen mit mehr als 100 Muttermalen, wenn sich Muttermale in Größe, Form und Farbe verändern und wenn Hautkrebs in der Familie vorkommt.
Unabhängig vom Hautkrebs-Screening ist es sinnvoll, sich selbst und nahe stehende Menschen regelmäßig auf Hautveränderungen zu untersuchen. Jede auffällige Hautveränderung sollte so schnell wie möglich von einem Dermatologen abgeklärt werden.
Gut geschützt in die Sonne
Unsere Haut ist durch eine Pigmentschicht vor der schädlichen Wirkung der Sonnenstrahlen geschützt. Allerdings nur für eine bestimmte Zeit und abhängig vom Hauttyp. Je heller Haut, Haare und Augen sind, desto kürzer ist die so genannte Eigenschutzzeit der Haut. Bei Menschen mit dem hellen Hauttyp I kann sie im Hochsommer nur wenige Minuten betragen; bei Menschen mit dunklerer Haut bis zu einer halben Stunde.
Welcher Hauttyp man ist und wie lange die individuelle Eigenschutzzeit der Haut ist, zeigt neben dem Hautarzt auch diverse Onlineportale oder Sonnenschutzapps. Inzwischen gibt es auch ein Armband (June), welches die aktuelle Sonneneinstrahlung misst, diese Daten an das Handy schickt und dem Träger per App Tipps für einen guten Sonnenschutz gibt.
Unterschätzter Gefahrenfaktor Sonnenbrand
Ohne Sonnenschutz kann sich niemand länger in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren. Die Häufigkeit von Sonnenbränden erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Das gilt vor allem für Sonnenbrände in der Kindheit. Die kindliche Haut ist dünner als die von Erwachsenen und kann noch nicht so gut eine schützende Pigmentschicht bilden.
Der wirksamste Schutz vor Sonnenschäden besteht darin, die Mittagssonne zu meiden oder sich im Schatten aufzuhalten. Dabei ist es wichtig, die schattenspendende Wirkung, etwa von Markisen und Sonnenschirmen zu kennen. Denn nicht alle Gewebe haben eine gute sonnenschützende Wirkung. Diese wird mit dem UV-Standard 801 (UPF) des Hohenstein Instituts angegeben; das gilt auf für Textilien. Die Einteilung reicht von UPF 5 bis 80.
Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor erhöhen die Zeit, die man gut geschützt in der Sonne verbringen kann. Sie sollten aber regelmäßig nachgecremt werden, vor allem wenn Reibung und Wasser den Sonnenschutz abgetragen haben. Die "Tageshöchstdosis" an UV-Strahlung, die die Haut verträgt, wird durch erneutes Eincremen allerdings nicht erhöht.
Weißer und schwarzer Hautkrebs
Bei Hautkrebserkrankungen wird zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs unterschieden. Beim weißen Hautkrebs spielen vor allem zwei Erkrankungsformen eine Rolle: das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Letzteres kann auch in andere Körperregionen streuen; das Basalzellkarzinom bildet keine Absiedlungen.
Schwarzer Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt, wächst häufig sehr aggressiv und kann lebensbedrohliche Metastasen entwickeln. Früh erkannt, wird das maligne Melanom aber in 98 Prozent aller Fälle durch die chirurgische Entfernung geheilt, ohne dass Spätschäden entstehen. Hat das maligne Melanom allerdings die kritische Dicke von einem Millimeter überschritten, ist die Prognose nicht mehr so gut und es werden neben der chirurgischen Entfernung auch medikamentöse Therapien notwendig.
Tod durch Hautkrebs bleibt auf niedrigem Niveau
Insgesamt zeigen die aktuellen Krebsregister-Daten, dass die Sterblichkeit an Hautkrebs, weit hinter der von anderen Krebserkrankungen liegt, obwohl etwa das maligne Melanom sowohl bei Frauen als auch bei Männern unter den zehn häufigsten Tumorerkrankungen zu finden ist. Experten führen das auf die gute Sichtbarkeit und Zugänglichkeit von Hauttumoren für die Krebsfrüherkennung zurück.