- Blaue Flecken (Hämatome): Ursachen, Risiken & Hilfe
Hämatome entstehen durch kleine Gefäßverletzungen. Krankheiten oder Medikamente können blaue Flecken begünstigen. Infos zur Entstehung und was hilft.
Wie entstehen blaue Flecken (Hämatome)?
Blaue Flecken werden auch Blutergüsse oder medizinisch Hämatome genannt. Generell werden Einblutungen auch als Purpura bezeichnet. Klassische blaue Flecken entstehen meist durch Unfälle, Prellungen oder stumpfe Gewalt (Stöße), bei denen winzige Blutgefäße (Kapillare) unter der Haut verletzt werden. So tritt eine geringe Menge Blut in das umliegende Bindegewebe oder Fettgewebe unter der Haut (subkutan) aus.
Einige Zeit nach der Verletzung oder dem Stoß (am Tag oder Tage danach) treten dann blaue Flecken sichtbar auf der Haut auf. Sind tiefer liegende Gefäße verletzt worden, kann die Blutung auch durch eine Schwellung begleitet werden. Schmerzen bei Berührung des blauen Flecks rühren in der Regel daher, dass das Gewebe durch die Einblutung unter Druck steht.
Neben dem klassischen Hämatom gibt es auch Blutergüsse an anderer Stelle, beispielsweise:
• Einblutungen in die Muskeln (intramuskuläres Hämatom)
• Einblutung unter einem Nagel an Fuß oder Finger (subunguales Hämatom)
• Einblutung in ein Gelenk (Hämarthros)
• Einblutung in die Bindehaut des Auges (Hyposphagma, umgangssprachlich auch "geplatztes Äderchen genannt) oder
• seltene, aber gefährliche Blutansammlungen im Gehirn oder zwischen Gehirn und Schädeldecke (intrakranielles Hämatom).
Blaue Flecken können aber auch in Form von Petechien auftreten. Das sind kleinste, meist Stecknadelkopf große, punktförmige Hauteinblutungen, bei denen das Blut aus kleinsten Gefäßen, den Kapillaren, stammt. Häufige Ursache für petechiale Blutungen sind Krankheiten, die zu einer Blutgerinnungsstörung führen. Auch ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) kann Petechien verursachen.
Der typische blaue Fleck wird durch geronnenes Blut unter der Haut (subkutan) verursacht. Das Blut liegt meist im Bindegewebe oder Fettgewebe. Durch den Abbau des Hämoglobins (rote Blutkörperchen oder Erythrozyten) verfärbt sich der Fleck von blau/schwarz zu grün (Abbauprodukt Biliverdin) und schließlich gelb bis braun (Abbauprodukt Bilirubin), bevor der blaue Fleck ganz verschwindet. Das kann mehrere Tage dauern, bis hin zu 2-3 Wochen – je nach größe des Flecks, zugrunde liegender Verletzung, körperlicher Gesundheit und Zustand des eigenen Systems der Blutgerinnung.
Übrigens: Neben den klassischen Blutergüssen (Hämatomen) kann es seltener auch zu spontanen Einblutungen kommen, für die eine Ursache oder ein Auslöser erst einmal nicht zu erkennen ist (idiopathisch). Manche kennen das z. B. vom Nasenbluten. Solche dem Anschein nach spontanen Blutungen können zwar grundsätzlich überall auftreten, sind aber an den Schleimhäuten von Nase, Mund und im Verdauungstrakt tendenziell häufiger.
Wer neigt zu blauen Flecken?
Mit zunehmendem Alter werden die Wände von Blutgefäßen sensibler, sozusagen brüchiger – darum entstehen blaue Flecken im Alter leichter (Purpura). Weil auch die Haut "dünner" ist (der Kollagengehalt nimmt ab), sind sie darüber hinaus deutlicher sichtbar. Ähnliches kann manchmal auch bei Menschen zutreffen, deren Haut stark durch Sonneneinstrahlung vorzeitig gealtert ist.
Durch die Zusammensetzung des weiblichen Bindegewebes können blaue Flecken bei Frauen häufiger erscheinen, als bei Männern – allerdings muss das nicht sein, denn Gewebestruktur und Blutgerinnung sind sehr individuell.
Krankheiten wie Hämophilie (Bluterkrankheit), die zum verstärkten Auftreten von blauen Flecken führen, betreffen häufiger Männer als Frauen. Pauschale Herleitungen für die Ursache blauer Flecken, können also schwierig sein. Dies gilt insbesondere für häufig oder besonders sichtbar auftretende blaue Flecken. Für die Ursachenklärung sind hier medizinische Untersuchungen von Arzt oder Ärztin wie z. B. eine Blutuntersuchung notwendig.
Damit eine Blutung gestoppt werden kann, braucht es grundsätzlich vor allem drei Dinge:
• eine funktionierende Blutgerinnung (vor allem die Leber bildet die dazu wichtigen Proteine)
• Blutplättchen (werden im Knochenmark gebildet)
• geschmeidige Blutgefäße, die sich verengen können, um den Blutfluss zu drosseln.
Bei Funktionsstörungen an einer oder mehreren dieser drei Stellen, kann es zu häufigeren oder größeren Blutergüssen (Hämatomen) kommen.
Außerdem können auch diese Personengruppen zu vermehrten oder größer ausfallenden Blutergüssen neigen:
• Menschen mit bestimmten Erkrankungen (z. B. Leber oder Milz, Krebserkrankungen, besonders Leukämie, usw.; mehr Infos im nächsten Kapitel) oder Infektionen
• Patientinnen und Patienten, die Medikamente, wie Blutverdünner & Gerinngungshemmer einnehmen müssen
• Schwangere (auch bis kurz nach der Geburt).
Welche Krankheiten können blaue Flecken verursachen?
Im Grunde können alle Krankheiten zu mehr oder größeren blauen Flecken führen, die in das körpereigene System eingreifen, dass eine Blutung stoppt. Dieses System braucht: eine funktionierende und ausreichende Blutgerinnung, genügende Bildung und nicht übermäßigen Verbrauch von Blutplättchen und flexible Blutgefäße, die sich bei Bedarf verengen können.
Es gibt viele Krankheiten, die dieses gesunde System stören können und dann auch Hämatome verursachen, z. B.:
• Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis oder Zirrhose), denn vor allem hier werden Proteine für die Gerinnung gebildet.
• Vergrößerung der Milz, die mit Überfunktion (Hypersplenismus) einhergeht – dann werden zu viele Blutplättchen (Thrombozyten) "eingelagert" und abgebaut
• Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) aus anderen Gründen, z. B. durch starken Blutverlust und auch nach Infusionen, schwere Infektionen wie mit HIV oder dem Epstein-Barr-Virus oder durch Krebs (vor allem Leukämie) oder Krebstherapie
• Arteriosklerose beeinträchtigt die "Geschmeidigkeit" von Blutgefäßen
• Schilddrüsenunterfunktion
• seltener: Erbkankheiten wie die Bluterkrankheit (Hämophilie) oder das Von-Willebrand-Syndrom (vWS), die von Blutgerinnungsstörungen geprägt sind.
• auch selten: Vitamin K-Mangel.
Blutverdünner & Co.: Blaue Flecken durch Medikamente
Am häufigsten wird die Neigung zu blauen Flecken durch Medikamente verursacht, die die Blutgerinnung hemmen (Gerinnungshemmer / Blutverdünner) – das kann zum Beispiel erwünscht sein, um ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall durch Thrombose zu hemmen. Zu diesen Medikamenten gehören auch solche, die Acetylsalicylsäure enthalten – als ASS oder Aspirin sind sie besonders gängig.
Weitere Medikamente, die das Risiko für blaue Flecke erhöhen können, sind beispielsweise:
• Cortison
• Heparin
• bestimmte Antibiotika, z. B. aus der Gruppe der Gyrasehemmer
• bestimmte Antidepressiva (z. B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, SSRI), hier kommt es aber auch auf die Kombination mit anderen Medikamenten an – also ärztlich absprechen.
Blaue Flecken loswerden: Was kann helfen?
Am wichtigsten ist erst einmal, den blauen Fleck möglichst nicht groß werden zu lassen. Dazu unmittelbar nach der Verletzung mit Eis, Coolpack, kalten Kompressen oder kühlem Wasser kühlen (auf jeden Fall eine Viertelstunde).
Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen und es blutet weniger ins Gewebe ein. Auch ein bisschen Druck dabei hilft, die Gefäße zu verengen. Aber: Das Kühlmittel der Wahl nicht direkt auf die Haut pressen, sondern in Stoff gewickelt, um der Haut nicht zu schaden.
Sind Beine oder Arme betroffen kann auch hochlagern helfen, um die Blutung zu verlangsamen. Hochlagern bedeutet, dass Bein oder Arm optimaler Weise über Höhe des Herzens liegen. Mit Hilfe von Kissen lässt sich zum Beispiel gut hochlagern, wenn Betroffene liegen.
Sind die blauen Flecke erst einmal da und die Verletzung mindestens einen Tag her, kann leichte Wärme dabei helfen, das Hämatom schneller loszuwerden – Wärme kann den Abbauprozess des Blutes im Gewebe beschleunigen.
Salben mit Heparin oder Hirudin fördern die Auflösung des Hämatoms direkt. Ironischerweise hemmt Heparin dabei selber die Gerinnung – in dieser Situation fördert das den Abbau des blauen Flecks durch bessere Durchblutung.
Andere Salben wirken entzündungshemmend und regen durch Wärmeeffekte die Durchblutung an, um den Abtransport des Hämatoms unter der Haut zu beschleunigen, dazu zählen zum Beispiel Produkte mit Arnika, Beinwell aber auch Ringelblume oder Rosmarin.
Wann sollte man wegen blauer Flecken zu Arzt oder Ärztin?
Grundsätzlich sind die meisten blauen Flecken harmlos. Es gibt aber Fälle, in denen Betroffene Hilfe bei Arzt oder Ärztin suchen sollten, z. B. wenn:
• der Bluterguss sehr groß ist
• starke Schmerzen oder Schwellungen auftreten (erst Recht, wenn diese unverhältnismäßig erscheinen)
• nach starken Verletzungen an Kopf oder im Bereich der Genitalien
• wenn die Funktion von Muskeln und Gelenken eingeschränkt sind (über die normale Abheilungszeit von Tagen oder Wochen hinaus)
• wenn sie während oder kurz nach einer Schwangerschaft auftreten
• wenn Begleiterscheinungen auftreten wie Schwindel, Übelkeit, starker Durst, Schwäche, Kopfschmerzen, Verwirrungszustände oder Ohnmacht, gerade bei Kopfverletzungen
• bei Anzeichen einer Infektion, wie Fieber und Schüttelfrost oder starkes Unwohlsein.
Wichtig: Kopfverletzungen und Blutungen im Gehirn bzw. Kopf können lebensbedrohlich sein! Zögern sie auf keinen Fall medizinische Hilfe zu suchen.
Auch Blutergüsse und Verletzungen im Bereich von Auge und Augenhöhle sollten von Arzt oder Ärztin mindestens untersucht und gegebenenfalls betreut werden.
Beitrag von Lucia Hennerici