Lebererkrankungen - Leberwerte besser verstehen: Wie geht es meiner Leber?
Per Blutuntersuchung lassen sich Leberwerte leicht bestimmen. Sind Werte zu hoch oder niedrig, gibt das Hinweise auf Leberschaden oder Funktionsstörung.
Die Leber ist das größte innere Organ des Menschen – und sie hat viele Feinde: Viren und Bakterien können sie angreifen und Ursachen für Erkrankungen sein. Doch der größte Feind sind wir meist selbst, durch unseren Lebensstil. Denn die Leber ist auch ein wichtiger "Speicher und Verteiler" im Körper, zum Beispiel für Nahrungsbestandteile wie Fette oder Zucker.
Früher stand statistisch gesehen vor allem der Alkohol ganz oben auf der Liste, wenn es um Stoffe ging, mit denen wir unserer eigenen Leber schaden und zu Erkrankungen führen. Heute setzen vor allem fettreiche Ernährung, zu viel Zucker und zu wenig Bewegung der Leber zu.
Das Problem mit der Leber ist grundsätzlich: Sie kann nur sehr schlecht Alarmsignale senden, Symptome sind oft unspezifisch oder treten erst auf, wenn es für Hilfe fast zu spät ist und viele Leberzellen zerstört wurden. Leberwerte, also Labordaten aus einer Blutuntersuchung (Blutbild), können Aufschluss geben – auch über Ursachen wie Konsum von Alkohol, Fett oder Schädigungen durch Medikamente.
Aber was sagen Leberwerte aus? Auf welche Krankheiten der Leber deuten welche Werte hin? Wie findet man heraus, ob die Leberfunktion gestört ist und wann sind Leberzellen selbst in Gefahr?
Wann sollte man Leberwerte kontrollieren?
Die Leberwerte sollten kontrolliert werden, wenn Symptome für eine Leberschädigung auftreten, wie Müdigkeit, Zunahme des Bauchumfangs, Gelbverfärbungen der Haut oder Augen, Juckreiz, etc. (mehr Symptome finden Sie im nächsten Punkt aufgelistet).
Ebenso sollten Leberwerte bei einer bestehenden Diagnose für eine Lebererkrankung regelmäßig kontrolliert werden.
Darüber hinaus raten Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) dazu, Leberwerte wie ALT / GPT (Alanin-Aminotransferase) regelmäßig ab 35 Jahren prüfen zu lassen und fordern seit mehreren Jahren, diese Routineüberprüfung auch in den "Check-up 35" aufzunehmen.
Ansprechpartner für die Blutuntersuchung ist zunächst der Hausarzt oder die Hausärztin. Sind die Werte auffällig und wird eine Diagnose gestellt sind im Fachärztebereich Hepatologen, Internistinnen oder Gastroenterologen gute Ansprechpartnerinnen.
Welche Symptome hat man bei schlechten Leberwerten?
Die Leber leidet oft lange im Stillen – Symptome für Leberschäden oder Funktionsstörungen der Leber sind daher oft lange diffus und unspezifisch. Leider – denn das hat zur Folge, dass Betroffe oft spät Rat und Hilfe bei Arzt oder Ärztin suchen.
Körperliche Symptome können sein:
• Müdigkeit & Abgeschlagenheit
• Antriebslosigkeit & Leistungsminderung
• Druckgefühl bis zu Schmerzen (selten) im rechten Oberbauch
• Gelbverfärbung von Augen und/oder Haut
• Appetitlosigkeit
• Juckreiz
• Übelkeit und/oder Erbrechen
• Zunahme des Bauchumfangs, die nicht durch Gewichtszunahme allein zu erklären ist (Lebervergrößerung)
• brauner Urin und/oder lehmfarbiger Stuhl
Sogenannte Leberhautzeichen, wie Weißnägel (weißlich verfärbte, trübe Fingernägel) oder Spidernaevi (rote Gefäßerweiterungen von einem Punkt ausgehend, die wie Spinnennetze auf der Haut aussehen und vor allem am oberen Thorax auftreten).
Die Symptome werden – Stichwort: unspezifisch – fast nie alle zusammen auftreten, darum ist es wichtig, frühzeitig medizinische Hilfe aufzusuchen, wenn man Symptome an sich bemerkt und die Leber mitzubedenken, auch wenn Symptome unspezifisch sind.
Ursachen: Was bedeutet es, wenn Leberwerte zu hoch oder zu niedrig sind?
Wenn von "zu hohen Leberwerten" die Rede ist, geht es in der Regel um Laborwerte aus einer Blutuntersuchung. Blut bietet sich deshalb als Untersuchungsmedium an, weil die Leber über das Blut Stoffwechselprozesse im Körper beeinflusst und interagiert.
Grundsätzlich gibt es drei wesentliche Ursachen dafür, warum Leberwerte zu hoch sind:
• Die Leberfunktion (Synthesestörung) ist gestört. So z.B. die Produktion von Enzymen.
• Leberzellen werden angegriffen oder zerstört (Leberschaden bzw. Leberzellschädigungen, beispielsweise bei Leberzirrhose).
• Die Zusammenarbeit zwischen Leber und Gallenblase ist gestört (Cholestase oder Gallestau). Hintergrund: Die Leber bildet die Gallenflüssigkeit, in der Gallenblase wird sie gesammelt und dann über die Gallenwege in den Zwölffingerdarm geleitet. Probleme können bei der Bildung der Gallenflüssigkeit in der Leber bestehen oder beim Abfluss der Galle (Gallenflüssigkeit) über Gallenwege.
Arbeitet die Leber nicht mehr effizient (Funktionsstörung) – ist also z.B. in ihrer Synthesefunktion (Produktion) gestört – wird das im Blut sichtbar.
Sind die Werte dieser Stoffe zu niedrig, kann das auf Funktionsstörungen hinweisen:
• Albumin: Bluteiweiß, das z.B. wichtig ist als Transportprotein im Körper und für die Flüssigkeitsverteilung bzw. Flüssigkeitsbindung
• Bilirubin: Abbauprodukt des Blutfarbstoffes Hämoglobin von roten Blutkörperchen
• Cholinesterase (ChE): Bluteiweiß für Stoffwechselprozesse
• Quickwert (TPZ): Liefert Infos über die Leistungsfähigkeit des Systems der Blutgerinnung
Werden Leberzellen selbst geschädigt, gelangen dadurch auch Stoffe ins Blut, beispielsweise die Leberenzyme AST / GOT oder ALT / GPT. Ebenso können die Leberenzyme GLDH (Glutamatdehydrogenase), Gamma-GT (Gamma-Glutamyltransferase) oder alkalische Phosphatase (AP) auf Anzeichen für die Zerstörung von Leberzellen hinweisen. Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) deuten auf Entzündungsprozesse der Leber hin.
Was sind normale Leberwerte?
Normalwerte für Albumin, Cholinesterase und Thromboplastinzeit sind:
• Albumin, Normalbereich für Erwachsene 35 - 52 g/l
• Cholinesterase (ChE), Normalbereich für Männer: 5,3 - 12,9 Kilo-Einheiten pro Liter (kU/l), Frauen: 4,3 - 11,3 Kilo-Einheiten pro Liter (kU/l) (Quelle: Berufsverband Deutscher Internisten)
• Thromboplastinzeit (TPZ), Normalwert: 70 - 120.
Ist die Leber in ihrer Leistung gestört, bzw. gemindert, sind oben genannte Leberwerte tendenziell zu niedrig.
Normalwerte für AST bzw. GOT, ALT bzw. GPT, Gamma-GT, Alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin sind:
• AST bzw. GOT (Normalbereich bei Frauen bis 35 U/l, bei Männern bis 50 U/l)
• ALT bzw. GPT (Normalbereich bei Frauen bis 35 U/l, bei Männern bis 50 U/l)
• Gamma-GT (Normalbereich bei Frauen bis 39 U/l, bei Männern bis 66 U/l)
• Alkalische Phosphatase (AP), (Normalbereich bei Frauen 35 - 104 U/l für Frauen, bei Männern: 40 - 129 U/l)
• Bilirubin gesamt (Normalbereich für Erwachsene bis 1,1 mg/dl).
Sind diese Leberwerte erhöht, können sie ein Anzeichen für Schädigungen von Leberzellen sein.
Leberschaden: Bei welchen Leberwerten wird es gefährlich?
Unklare Erhöhungen einzelner Leberwerte tauchen beim Besuch von Hausarzt oder Hausärztin nicht selten auf. Wann es gefährlich wird, weil ein Leberschaden droht oder schon im Raum steht, kann nur mit ärztlicher Hilfe bestimmt werden. Wichtig ist es, die häufigsten Ursachen für schwere Erkrankungen abzuklären, wie beispielsweise die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD), Leberschäden durch Medikamente oder durch Infektionen (Hepatitis).
Wichtige Basisparameter sind ALT, AST, Alkalische Phosphatase (AP), Gamma-GT (GGT) und Bilirubin.
Sind solche Basiswerte, aber auch generell Leberwerte über längere Zeit erhöht (über dem Normbereich), bietet das immer Gefahrenpotential für die Leber. Bei dreifacher Erhöhung der Leberwerte oder mehr besteht auf jeden Fall Anlass für regelmäßige Checks und eine Behandlung von Erkrankungen (der Leber oder auch bessere Therapie von anderen Erkrankungen, die die Lebergesundheit indirekt beeinflussen).
Extreme Erhöhungen können auf eine akute Gefahr hinweisen, beispielsweise durch Vergiftungen durch Alkohol oder Medikamente, Virusinfektion oder Gallengangsobstruktion (durch Funktionsstörung an den Gallenwegen).
Besondere Gefahr: Fettleber
Werden z.B. die Leberenzyme AST (steht für: Aspartat-Aminotransferase, manchmal auch bezeichnet mit: GOT für Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) und ALT / ALAT (Alanin-Aminotransferase, auch bezeichnet mit: GPT für Glutamat-Pyruvat-Transaminase) vermehrt aus der Leber ins Blut gespült, ist das ein Hinweis darauf, dass Leberzellen sterben.
Der Lebensstil kann bereits zu einer Veränderung der Leber geführt haben, beispielsweise durch schlechte Ernährung oder übermäßigen Alkoholkonsum. Daraus kann sich eine Fettleber (Steatosis hepatis) entwickeln. Bleibt sie unbehandelt drohen Leberentzündungen, schließlich Leberversagen, außerdem erhöhte Risiken für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die nichtalkoholische Fettleber (Non-Alkoholic Fatty Liver Disease = NAFLD) ist mittlerweile gerade in Industrienationen eine Volkskrankheit und häufiger, als die durch Alkohol hervorgerufene Fettleber.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der europäischen Bevölkerung schon eine Fettleber hat (Steatosis hepatis). In Deutschland ist sie häufigste chronische Lebererkrankung.
Von einer solchen Fettleber oder NAFLD spricht man, wenn mehr als 5 Prozent der Leberzellen (Hepatozyten) Fett eingelagert haben.
Beitrag von Lucia Hennerici