Hintergrund: Galle & Verdauung - Gallenblase: Verdauungshelfer im Einsatz für den Darm
Die Gallenblase an der Unterseite der Leber ist zur Verdauung sehr wichtig. Der Gallengang verbindet sie mit dem Zwölffingerdarm. Wie schützt man sie?
Jeden Tag produziert die Leber etwa einen halben Liter Gallenflüssigkeit. Gespeichert wird diese "Galle" in der Gallenblase, die wie ein kleiner Auffangsack am Gallengang der Leber hängt. Ihr Ausführungsgang endet im Zwölffingerdarm. Wenn Gallenflüssigkeit benötigt wird, zieht sich der kleine Muskelsack zusammen und pumpt die Galle über den Gallengang in den Dünndarm.
Der Körper braucht die Galle, um Fette aus der Nahrung zu verdauen. Die Flüssigkeit zersetzt die Fette in kleine Tröpfchen, so dass sie für die fettspaltenden Enzyme leichter angreif- und zerteilbar sind.
Erkrankungen der Gallenblase: Gallensteine
Gallensteine sind die häufigste Erkrankung der Gallenblase. Dabei kommt es zu kristallinen Ansammlungen in der Gallenblase oder den Gallengängen.
Gallensteine bestehen aus Cholesterinsteinen oder Farbstoffen wie dem Bilirubin. Man nennt sie Pigmentsteine.
Cholesterinkristalle bilden sich, wenn die Gallenblase mehr Cholesterin enthält, als die vorhandenen Gallensalze lösen können. Die Cholesterine verklumpen dann.
Gallensteine entstehen vermehrt auch dann, wenn die Entleerung der Gallenblase gestört ist, beispielsweise bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder in der Schwangerschaft.
Viele Menschen kriegen im Laufe ihres Lebens Gallensteine. Nur gut die Hälfte der Gallensteine macht sich aber auch bemerkbar. Der Rest bereitet keine Beschwerden und bleibt unentdeckt.
Frauen sind häufiger von Gallensteinen betroffen. Die Risikofaktoren für Gallensteine werden unter dem Begriff 6-F zusammengefasst:
• Fair (Blond-heller Hauttyp)
• Family (Gallensteinleiden in der Familie)
• Fat (Übergewicht)
• Female (weibliches Geschlecht)
• Fertile (mehrere Schwangerschaften)
• Forty (über 40 Jahre)
Wenn die Steine Ärger machen ...
Gallensteine können z.B. die Gallenblasenwand reizen und unspezifische Beschwerden bis zu massiven Schmerzen verursachen.
Rutschen ein oder mehrere Steine aus der Gallenblase in den Gallengang, können diese dort steckenbleiben. Die Gallengänge verstopfen und die Flüssigkeit kann nicht abfließen.
Wenn Gallensteine den Weg versperren, begünstigen sie Entzündungen.
Typische Symptome des Steinleidens sind:
• Schmerzen im rechten Oberbauch, manchmal kolikartig
• Völlegefühl
• Fieber, Schüttelfrost
• eventuell Erbrechen
• eventuell verfärbter Stuhl
• selten Eiteransammlungen
• selten Entzündung der Bauchspeicheldrüse
• selten Durchbruch von Gallensteinen durch die Gallenblasenwand in die freie Bauchhöhle mit Folge eines kompletten Darmverschlusses
Wie werden Gallensteine behandelt?
Schmerzen und Entzündungen der Gallenwege müssen akut behandelt werden. Schmerzmittel und krampflösende Medikamente, sogenannte Spasmolytika, lösen die Verkrampfungen im Magen-Darm-Trakt.
Antibiotika dämmen die Entzündung ein und verhindern, dass sich die Entzündung auf die umliegenden Organe ausbreitet. Erleichternd wirken auch warme Wickel im Oberbauchbereich.
Das alles sind jedoch nur symptomatische Therapien; am wahren Grund des Übels, den Gallensteinen, ändern sie nichts. Kommt es wiederholt zu solchen Entzündungen, werden die Steine zertrümmert und/oder die Gallenblase entfernt. Da die Gallenblase nur die Galle speichert, kann man auch ohne Gallenblase leben.
Gallenblasen- und Gallengangskrebs
Entzündet sich die Gallenblase immer wieder, entwickelt sich zunächst häufig eine Schrumpf- oder "Porzellangallenblase", deren Wand durch Kalkeinlagerung weiß und hart wie Porzellan ist. Sie gilt als Vorstufe für ein Gallenblasenkarzinom.
Der Krebs, der von der Schleimhaut der Gallenblase ausgeht, ist die häufigste bösartige Erkrankung des Gallenwegsystems. Insgesamt ist er jedoch mit etwa fünf bis sechs Patienten pro 100.000 Einwohner und Jahr eher selten.
Tumoren in Gallenblase und Gallengang wachsen lange, ohne Beschwerden zu verursachen. Sie werden daher in vielen Fällen erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Nicht selten haben sie dann bereits Tochtergeschwülste in der Leber gebildet. Risikofaktoren sind eine chronische Gallenblasenentzündung sowie Gallenblasenpolypen.
So werden die Gallenwege untersucht:
1. Zunächst beschreibt der Patient/die Patientin die Symptome.
2. Danach tastet die Ärztin/der Arzt den Bauch ab.
3. Eine Laboruntersuchung für Leber-, Gallen- und Entzündungswerte gibt Aufschluss darüber, ob die Beschwerden durch einen Gallenstau bedingt sind.
4. Um die Gallenwege und die Gallenblase zu beurteilen, ist eine Ultraschalluntersuchung hilfreich. Mit dem Ultraschall lassen sich 95 Prozent aller Gallensteine erkennen.
5a. Als Ergänzung gibt es die so genannte die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP). Mit der ERCP kann der Arzt/die Ärztin die Gallengänge untersuchen und Gallensteine zum Teil direkt therapieren: Gallensteine im Gallengang kann er /sie mit einer Art Körbchen oder einer Zange entfernen oder vor Ort zertrümmern. Zusätzlich erweitert er/sie die Mündung des Gallengangs in den Dünndarm, so dass die Steine leichter abgehen.
5b. Alternativ kann das Gallengangsystem auch mit der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) dargestellt werden. Ihr Vorteil ist, dass sie ohne Röntgenstrahlen auskommt. Bei Verdacht auf einen Gallengangverschluss oder ein Karzinom gibt die spezielle Cholangio-MRT oder eine Computertomografie genauen Aufschluss.
Text: Constanze Löffler