Schmerzhafte Ablagerungen - Gallensteine: Ursachen, Symptome & Behandlung
Gallensteine sind meist kristallisiertes Cholesterin in Gallenblase oder Gallenwegen. Häufiges Symptom: Bauchschmerzen. Oft bleiben sie aber lange stumm.
Etwa ein halber Liter Gallensaft wird jeden Tag in der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert. Bei Nahrungsaufnahme sorgt ein Hormon im Darm dafür, dass sich die Gallenblase zusammenzieht und die Galle über den Zwölffingerdarm in den Dünndarm abgibt. Im Darm hilft die Galle unter anderem bei der Verdauung von Fett.
In der Gallenflüssigkeit sind bestimmte Stoffe enthalten, wie Cholesterin und Bilirubin. Ist der Anteil dieser Stoffe in der Gallenflüssigkeit zu hoch und werden sie nicht mehr gelöst, entstehen Gallensteine, die sich dann z. B. in der Gallenblase selbst oder in den Gallenwegen festsetzen können.
Je nach Zusammensetzung unterscheidet man Cholesterinsteine und Pigmentsteine (Bilirubinsteine): Cholesterinsteine machen rund 80 % der Gallensteine aus, Pigmentsteine etwa 20 % der Fälle. Pigmentsteine bestehen aus einem Cholesterinkern, um den sich Bilirubin anlagert. Cholesterinsteine, wie der Name schon sagt, bestehen vor allem aus Cholesterin.
Je nach Lage – Blase oder Gallenwege – unterscheidet man dann Gallenblasensteine und Gallengangssteine. Sowohl Gallenblasensteine, wie auch Gallengangsteine werden umgangssprachlich Gallensteine genannt. Der überwiegende Teil aller Gallensteine sind, wie erwähnt, Cholesterinsteine. Die Größe dieser Gallensteine kann von wenigen Millimetern bis zur Größe eines Hühnereis variieren.
Risikofaktoren für Gallensteine
Frauen entwickeln etwa dreimal häufiger Gallensteine als Männer, was sehr wahrscheinlich mit den weiblichen Geschlechtshormonen zusammenhängt. Frauen, die Östrogene zur Schwangerschaftsverhütung oder in den Wechseljahren einnehmen, sind häufiger betroffen, aber auch während einer Schwangerschaft treten Gallensteine häufiger auf.
Ab dem 40. Lebensjahr steigt das Risiko, Gallensteine zu entwickeln ebenfalls. Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, Diabetes, aber auch eine schnelle Gewichtsabnahme.
Zu mindestens 70 Prozent ist der Lebensstil (Ernährung, Gewicht, Bewegung) ausschlaggebend, wenn Gallensteine entstehen. Es gibt aber auch eine genetische Veranlagung, die bewirkt, dass bei Betroffenen mit entsprechender Genmutation 2 - 3 Mal häufiger Gallensteine entwickeln als andere Menschen.
Symptome: Welche Beschwerden verursachen Gallensteine?
Etwa drei Viertel aller Menschen mit Gallensteinen bemerken diese gar nicht. Der Körper ist in der Lage Gallensteine von selbst wieder zu lösen (Gallenblasensteine, wie auch Gallengangsteine); sie gehen dann in den Dünndarm ab, ohne Beschwerden zu verursachen.
Bei rund 25 Prozent der Menschen lösen Gallensteine allerdings Beschwerden aus, die zunächst unspezifisch sein können, wie Völlegefühl und Druckgefühl im Oberbauch, begleitet von Sodbrennen und Blähungen. Diese Symptome treten vor allem nach dem Verzehr fetthaltiger Speisen auf. Bestimmte Nahrungsmittel wie zum Beispiel Kaffee werden dann nur noch schlecht vertragen.
Die meisten Gallensteine befinden sich in der Gallenblase selbst. Machen sie sich aber auf "Wanderschaft", können sie auch in den Gallengängen vorkommen.
Wenn die Gallensteine den Ausgang der Gallenblase oder den Übergang in den Zwölffingerdarm blockieren, versucht der Körper den Stein "aus dem Weg zu schaffen". Die Muskulatur der Gallengänge zieht sich zusammen und es kommt zu starken kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch, die bis in den Rücken und die Schulter reichen können. Wer einmal eine Gallenkolik erlitten hat, vergisst das nicht so schnell wieder.
Auch Gallengangsteine können krampfartige Schmerzen im Oberbauch verursachen. Zusätzlich kann es zu einer Gelbsucht (Ikterus) kommen, da die Steine den Abfluss von Gallenflüssigkeit behindern. Diese enthält den Gallenfarbstoff Bilirubin, der nicht mehr abfließt, sondern ins Blut gelangt, wodurch sich die Haut gelb färbt. Zusätzlich können der Urin dunkel und der Stuhl hell verfärbt sein.
Wann sind Gallensteine gefährlich?
Staut sich über längere Zeit Gallenflüssigkeit, kann es zur Entzündung der Gallenblase kommen. Durch die aufgestaute Gallenflüssigkeit wird die Wand der Gallenblase überdehnt und die Schleimhaut gereizt. Auf dieser gereizten Schleimhaut können sie leicht Bakterien ansiedeln.
Wird die entzündete Gallenblase nicht behandelt, kann die Entzündung auf Nachbarorgane wie Leber und Bauchspeicheldrüse übergehen und es kann sogar zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen, die sofort behandelt werden muss.
Symptome einer akuten Gallenblasenentzündung sind starke, anhaltenden Schmerzen im Oberbauch, die bis in die Schulter ausstrahlen können. Hinzu kommen Fieber und Schüttelfrost.
Manche Menschen entwickeln als Folge einer chronischen Entzündung der Gallenblase eine so genannte Porzellangallenblase. Dabei ist die Schleimhaut der Gallenblasenwand verkalkt und verdickt und die Gallenblase kann sich nicht mehr richtig zusammenziehen. Diese Form der chronischen Entzündung ist sehr selten, sollte aber unbedingt behandelt werden, da die Gefahr für die Entstehung eines Gallenblasenkarzinoms deutlich erhöht ist. Mittel der Wahl ist dann die Entfernung der Gallenbase.
Generell erhöhen Gallensteine das Risiko für eine Krebserkrankung nur leicht. Schätzungsweise fünf von 1.000 Menschen mit Gallensteinen bekommen Gallenblasenkrebs; insgesamt erkranken pro Jahr rund 5.000 Menschen an dieser Krebsform.
Diagnose: Wie werden Gallensteine festgestellt?
Gallensteine, die sich in der Gallenblase befinden, lassen sich recht einfach durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen.
Etwas komplizierter ist die Diagnose von Gallensteinen, die sich in den Gallengängen befinden. Da sie mit dem Ultraschall schwerer zu erkennen sind, wird bei Verdacht auf Gallengangssteine eine so genannte endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) gemacht. Dabei schiebt der Untersuchende ein Endoskop über die Speiseröhre, den Magen und den Anfang des Zwölffingerdarms bis zur Mündung des Gallengangs vor. Dort wird dann ein Kontrastmittel in den Gang gespritzt, um Steine auf dem Röntgenbild sichtbar zu machen. Im Rahmen dieser Untersuchung können die Steine auch mithilfe des Endoskops gleich entfernt werden (Siehe Kapitel Entfernung von Gallengangsteinen).
Alternativ können auch eine Magnetresonanz-Cholangiografie (MRC) oder eine endoskopische Ultraschalluntersuchunge (Endosonografie) durchgeführt werden. Bei der MRC werden Schichtbilder des Gallengangsystems erstellt; eine Endoskopie (Untersuchung bei Sonde) ist dabei nicht nötig. Allerdings können bei der MRC nicht gleichzeitig Gallensteine entfernt werden, wie das bei der endoskopisch-retrograden Cholangiografie möglich ist.
Behandlung: Was tun bei Gallensteinen?
Die Behandlung mit Medikamenten bei Gallensteinen hat zwei Ziele: Zum einen die Linderung von Schmerzen und zum anderen die Auflösung der Gallensteine. Zur Linderung der kolikartigen Schmerzen, werden nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sowie krampflösende Medikamente (Spasmolytika) eingesetzt.
Bis zu 24 Stunden nach einer Gallenkolik darf der Betroffene nichts essen, damit die gestressten Gallenwege nicht wieder gereizt werden.
Nur wenn es sich um kleine und erst neu entstandenen Gallensteine handelt, die aus Cholesterin bestehen, werden Medikamente eingesetzt, die die Steine auflösen sollen. Dabei werden Tabletten gegeben, die den Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (UDCA) enthalten, was selbst eine Gallensäure darstellt. Durch die Erhöhung der Gallensäure wird das "zu viel" an Cholesterin, was zur Bildung von Gallensteinen führt, ausgeglichen. Die Tabletten müssen über mehrere Monate eingenommen werden und kommen nur für Menschen infrage, die leichte Beschwerden haben.
Eine akute Gallenblasenentzündung ist nicht nur schmerzhaft, sondern führt in der Regel auch zu Komplikationen und Folgeerkrankungen, weshalb eine operative Entfernung der Gallenblase empfohlen wird. Nur bei leichten Entzündungen, ohne starke Beschwerden, kann darauf verzichtet werden.
Die entzündeten Gallenblase sollte möglichst innerhalb der ersten drei Tage nach Beginn der Symptome entfernt werden. Im Krankenhaus werden den Betroffenen zunächst Antibiotika gegen die bakterielle Entzündung gegeben sowie Medikamente gegen die Schmerzen. Vor dem Eingriff darf nur eingeschränkt gegessen und getrunken werden. Damit der Körper genügend Flüssigkeit bekommt, wird eine Infusion gelegt.
Entfernung der Gallenblase per Bauchspiegelung (Laparoskopie)
Das häufigste Verfahren zur Entfernung der Gallenblase ist die so genannte Laparoskopie, die keinen Bauchschnitt erfordert, was das Risiko für Komplikationen mindert. Vielmehr werden bei der Behandlung mit diesem Verfahren unter Vollnarkose drei bis vier kleine Einschnitte in die Bauchdecke gemacht, über die eine Kamera sowie feine Operationsinstrumente bis zur Gallenblase vorgeschoben werden. Die Gallenblase wird dann komplett über den Schnitt in der Nähe des Bauchnabels entfernt.
Nur in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei schweren entzündlichen Veränderungen oder starken Verwachsungen im Bauchraum oder an der Gallenblase selbst, muss offen über einen Bauchschnitt operiert werden.
Eine Laparoskopie kann ambulant erfolgen, das heißt: Der Eingriff ist minimalinvasiv und man kann noch am Operationstag wieder nach Hause gehen.
Entfernung von Gallengangsteinen
Gallengangssteine werden meist im Rahmen einer endoskopisch-retrograden Cholangiografie (ERC) entfernt (Siehe Kapitel Diagnose: Wie werden Gallensteine festgestellt?). Dabei wird ein Endoskop durch den Mund, über den Magen und Zwölffingerdarm bis in die Gallengänge vorgeschoben. Anschließend wird ein Kontrastmittel gespritzt, damit die Gallengänge in einer Röntgenuntersuchung sichtbar werden.
Von einer Zertrümmerung der Gallensteine mit Stoßwellen oder Laser raten Expertinnen und Experten inzwischen eher ab, da es sich hier nicht um eine ursächliche Therapie handelt. Die Gallensteine kehren in der Regel immer wieder zurück.
Nach der Behandlung: Warum "vermisst" man die Galle nicht?
Da die Gallenblase nur als eine Art "Vorratsspeicher" für die Gallenflüssigkeit dient, die ja in der Leber gebildet wird, kann man auch gut ohne Gallenblase leben. Die Gallenflüssigkeit wird dann von der Leber direkt über den Gallengang in den Dünndarm gespült.
Manche Menschen haben deshalb etwas häufiger Stuhlgang und auch weicheren Stuhl. Falls bestimmte Lebensmittel nach Entfernung der Gallenblase nicht mehr so gut vertragen werden, kann es sinnvoll sein, die Ernährung auf fettärmere und ballaststoffreichere Lebensmittel umzustellen.
Gallensteinen vorbeugen
Gallensteine werden zu rund 70 Prozent durch einen ungesunden Lebensstil befördert. Einer Steinbildung vorbeugen kann man durch eine fettarme, ballaststoffreiche und cholesterinarme Ernährung. Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, die die Gallenblase nicht so stark belasten.
Übergewicht sollte vermieden werden, ebenso wie ein zu schnelles Abnehmen. Durch das Fasten und den Gewichtsverlust wird die Gallenflüssigkeit mit Cholesterin übersättigt, und es können sich Steine bilden.
Ähnliches gilt für die ersten Monate nach einer Magenbypass-Operation.
Zusätzlich zu einer "steingesunden" Ernährung hilft auch regelmäßige Bewegung, Gallensteinen vorzubeugen.
Hausmittel gegen Gallensteine
Der Bildung von Gallensteinen entgegenwirken, kann man auch mit bestimmten pflanzlichen Mitteln und Vitaminen, wie Vitamin C, Apfelessig, Mariendistel, Löwenzahn und Pfefferminze.
Vitamin C macht das überschüssige Cholesterin wasserlöslich und unterstützt dadurch dessen Abbau. Ähnlich wirkt Apfelessig durch die darin enthaltene Apfelsäure.
Allerdings sind all diese Effekte von Hausmitteln nicht durch Studien belegt. Bei starken Oberbauchschmerzen und Verdacht auf Gallensteine, sollte man auf jeden Fall seinen Hausarzt bzw. die Hausärztin aufsuchen.
Beitrag von Ursula Stamm