Symptome, Diagnose, Therapien - Gastritis: Kranke Magenschleimhaut, schmerzhafte Folgen
Magenkrämpfe gehören zu den Symptomen einer Magenschleimhautentzündung. Welche Anzeichen es noch gibt, und was hilft, lesen Sie hier.
Brennen in der Magengegend, Übelkeit oder Völlegefühl - wenn der Bauch schmerzt und sich wie aufgebläht anfühlt, kann eine Entzündung der Magenwand dahinterstecken. Die "Gastritis" ist immer auf die obere Schleimhautschicht begrenzt. Daran ist sie zu erkennen, aber eine entzündete Magenwand kann viele Gründe haben. Sie zu (er-) kennen ist wichtig für die Therapie.
Bei der sogenannten Gaastritis wird oder wurde die Magenschleimhaut durch eine Entzündung geschädigt - deshalb ist oft die Rede von "Magenschleimhautentzündung".
So klar das Erkrankungsbild mit diesen Worten beschrieben wird, so vielfältig können aber die zu Grunde liegenden Ursachen sein. Sie zu erkennen und richtig einzuschätzen ist wichtig, um aus einem Behandlungsweg keine Dauerschleife werden zu lassen.
Wichtig: Andere Ursachen ausschließen
Um einer Gastritis auf den Grund zu gehen und sie dann effektiv behandeln zu können, muss man sie von anderen Schmerzen im Bauchraum abgrenzen:
· Eine Gallenkolik macht sich im Oberbauch bis in den Rücken bemerkbar.
· Ein Herzinfarkt kann in den linken Oberarm aber auch in den Oberbauch ausstrahlen.
· Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zieht schmerzhaft wie ein Gürtel rund um den Oberbauch.
· Beschwerden im linken Unterbauch rühren hingegen oft von einer Entzündung im Dickdarm her, Divertikulitis genannt.
· Länger bestehende, immer wieder auftretende und nicht klar abgrenzbare Schmerzen im Unterbauch deuten das auf ein Reizdarmsyndrom hin.
· Weitere Auslöser für Bauchschmerzen sind virale oder bakterielle Darminfekte (z.B. Helicobacter pylori) und Lebensmittelallergien, seltenere sind Gallensteine, Erkrankungen der Leber oder Bauchspeicheldrüse bis hin zur Zyste am Eierstock.
Verschiedene Typen von Gastritis ...
werden von Experten unterschieden:
· Typ A - Autoimmunerkrankung:
Sie ist selten, aber dabei zerstören eigene Antikörper die sogenannten Belegzellen. Genau die stellen aber eigentlich die Magensäure her. Durch den Autoimmunangriff gehen die Belegzellen nach und nach zugrunde.
Zudem kommt es zu einer Aufnahmestörung von Vitamin B12 und der daraus entstehende Vitaminmangel führt zu einer Blutarmut.
· Typ B - Bakterielle Infektion:
Drei Viertel der Magenschleimhautentzündungen - und der in Folge entstehenden Geschwüre - löst das Bakterium Helicobacter pylori (HP) aus.
Das spiralig gekrümmte Bakterium nistet sich meist in der Schleimhaut im unteren Teil des Magens ein. Das saure Milieu in dem Verdauungsorgan macht ihm keine größeren Probleme, denn die Mikrobe hat ein perfekte Überlebensstrategie entwickelt: Der Keim produziert zusammen mit dem Enzym Urease basisches Ammoniak - das neutralisiert die aggressive Magensäure.
Gleichzeitig lockt HP Immunzellen an, die zwar selbst in dem sauren Milieu zugrunde gehen, vorher aber noch große Mengen entzündungsfördernde Zellen freisetzen. Zusammen mit toxischen Stoffwechselprodukten des Bakteriums schädigt das die Schleimhaut.
Sitzt HP erst einmal in der Schleimhaut, führt es durch das Enzym Urease irgendwann zu einer Entzündung. Gleichzeitig aber schädigt auch das Ammoniak die Zellschicht, regt die vermehrte Magensäureproduktion an und reduziert die Menge des schützenden Magenschleims.
Zusammen mit toxischen Stoffwechselprodukten des Bakteriums und an der Infektionsabwehr beteiligte Immunzellen führt das schließlich dazu, dass die Schleimhautzellen zerstört und umgebildet werden. Je weiter der Prozess fortschreitet, desto leichter treibt HP auch in der Tiefe sein Unwesen, bis ein Geschwür entsteht.
· Typ C - chemisch-toxische Reizung:
Ein Viertel aller Gastritiden wird durch chemische Substanzen und Medikamente verursacht, wie zum Beispiel schmerzstillende nicht steroidale Antirheumatika (NSAR).
Wer häufig Schmerztabletten oder bestimmte andere Medikamente einnimmt, sollte mit seinem Arzt nach milderen Alternativen suchen. Weitere Auslöser für Typ-C-Gastritis sind ein stark übermäßiger Alkoholkonsum oder selten ein sogenannter Gallereflux: Dabei gelangt Gallensaft aus dem Zwölffingerdarm in den Magen.
Das Risiko für eine Gastritis erhöht sich durch:
· Rauchen
· extremer Alkoholgenuss
· Nikotin
· scharfes Essen
· Lebensmittelvergiftungen
· Stress, Angst, Unfälle (alle Arten von physischer Belastung)
· Verletzungen
· Infektionen mit Bakterien, Viren, Schimmelpilzen
· Strahlentherapie
· Medikamente (Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, vor allem in Kombination mit Kortison, außerdem nichtsteroidale Antirheumatika, Immunsuppressiva)
Das hilft gegen eine Magenschleimhautentzündung
Diese Mittel helfen gegen eine Magenschleimhautentzündung:
· Ausreichend trinken: Trinen Sie mindestens 1,5 Liter täglich Kräutertees wie Kamille, Fenchel-, Salbei-, Schafgarbe- oder Löwenzahntee.
· Magensäurebilder meiden: Dazu zählen Kaffee, säurehaltige Fruchtsäfte und Früchtetees, scharfe Gewürze, Gebratenes, Geräuchertes und Frittiertes.
· Fünfer-Regel: Essen Sie täglich drei Hände voll Gemüse und zwei Hände voll zuckerarmes Obst.
· Die chronische Entzündung bremsen: Verzehren Sie Entzündungshemmer wie Oliven-, Raps-, Hanf- oder Leinöl. Wirksam sind auch Gewürze wie Kurkuma, Kardamom, Ingwer, Zimt.
· Bestimmte Lebensmittel meiden: Brot, Brötchen, Teigwaren und Pizza aus Weizenteig, Zucker und Fruktose, fettige Speisen, Schweinefleisch, Kuhmilch. Essen Sie Kartoffeln nur in kleinen Mengen und als Pell- oder Salzkartoffeln.
· Bei Heißhunger: Trinken sie bitteren Wermut-Tee oder nehmen Bittertropfen vom Handrücken.
· Ausreichend Eiweiß: Essen Sie bei jeder Mahlzeit Eiweiße, sie sättigen nachhaltig.
· Speisen Sie immer in Ruhe, regelmäßig und nicht zu viel auf einmal!
Folgen: Magengeschwür, Magenblutung und ein Magendurchbruch
Hat sich die Magenschleimhautentzündung erst einmal langfristig entwickelt, heißt das nicht, dass Betroffene das mitbekommen: Mal spüren Patienten mit einer chronischen Gastritis Übelkeit, Völlegefühl oder Magenschmerzen nach einer Mahlzeit. Mal spüren Patientinnen gar nichts.
Mal blutet es plötzlich aus dem Magen: Spätestens wenn Betroffene aber Blut im Stuhl haben, sollten sie unbedingt zum Arzt gehen.
So wird die Diagnose gestellt
Für den Arzt oder die Ärztin ist es nicht möglich, allein anhand der beschrieben Beschwerden eine Gastritis- oder Ulkus-Diagnose zu stellen. Er/Sie muss zunächst andere Krankheiten, z.B. ein Gallenleiden, durch Ultraschall-, Labor- und andere Untersuchung ausschließen.
Erhärtet sich der Verdacht auf eine Gastritis oder ein Geschwür, wird häufig eine Magenspiegelung nötig; bei Alarmzeichen wie Blut im Stuhl, Blutarmut oder anderen Hinweisen auf Blutverlust ist sie unumgänglich - nicht zuletzt deshalb, weil sich auch immer ein Karzinom dahinter verstecken kann.
Während einer Magenspiegelung entnehmen die Ärzte auch kleine Schleimhautproben, um auf den Erreger HP zu testen.
HP verursacht auch meist chronische Gastritis
Auch die chronische Gastritis wird meist durch HP verursacht. Und aus einer harmlosen und beschwerdefreien Gastritis kann sich schnell ein Notfall in Form eines Geschwürs in der Tiefe entwickeln. Von einem solchen Ulkus spricht man, wenn in fortgeschrittenen Stadien auch die unter der Magenwand liegenden Bereiche angegriffen sind - also das Bindegewebe oder die Muskelschicht des Magens.
Bei fünf Prozent der Betroffenen perforiert sogar die Magenwand: Die Entzündung dringt dann so tief ein, dass sie ein Leck bis in die Bauchhöhle schlägt. Im schlimmsten Fall kommt es gar zum Durchbruch durch die tiefe Muskelschicht des Magens bis in die Bauchhöhle.
Ein Ulkus kann spontan zu lebensgefährlichen Blutungen führen. Zudem nimmt bei einem Geschwür die Zahl der Drüsen in der Schleimhaut ab, die den Schleimhaut schützenden Schleim produzieren. Die magentypische Schleimhaut wird so umgebaut, dass sie der des Dünndarms ähnelt.
Die Behandlung - klare Strategie
Bei der Gastritis und bei Magengeschwüren hat die Entdeckung des HP die Therapie revolutioniert: Seit klar ist, dass ein Bakterium im Spiel ist, setzen die Mediziner neben Medikamenten zur Hemmung der Säureproduktion im Magen vor allem Antibiotika ein und können so bis zu 96 Prozent aller Patienten heilen.
Sogar eine bestimmte Krebsform, das so genannte MALT-Lymphom im Magen, lässt sich in seiner Frühform allein durch die kombinierte antibiotische Behandlung des HP heilen.
Sofern also die Bakterien die Ursache für die Gastritis sind, werden die Leiden üblicherweise mit der so genannten Eradikations- oder Tripletherapie behandelt: Dabei werden ein Säureblocker (Protonenpumpenhemmer, kurz: PPi) und zwei Antibiotika parallel über mehrere Tage eingenommen.
Einige Studien weisen darauf hin, dass diese Eradikationstherapie vermutlich auch das Risiko minimiert, dass sich aus einem Magenulkus ein Karzinom entwickelt.
Experten empfehlen die Eradikationstherapie nicht nur bei akuten Beschwerden, sondern auch für bestimmte Risikogruppen wie Patienten, die schon länger Protonenpumpenhemmer oder nicht steroidale Antirheumatika nehmen.
Red Flags - Alarmstufe rot
Bei diesen Beschwerden schnell zur Ärztin, denn es könnte eine lebensgefährliche Erkrankung dahinterstecken:
- Herzrasen
- Atemnot
- niedriger Blutdruck
- wiederkehrendes Fieber
- anhaltender Durchfall oder Erbrechen
- Blut im Stuhl oder Urin
- Auffälligkeiten beim Wasserlassen wie zum Beispiel „Nicht können“
- starke nächtliche Schmerzen
- plötzlicher Beginn starker Krämpfe und Koliken
- heftige Übelkeit und Erbrechen
- Stuhlverhalt
- harter, extrem druckempfindlicher Bauch
Beitrag von Beate Wagner