Selbst aktiv werden gegen Nierensteine - Nierensteine: Symptome, Ursachen & vorbeugen
Nierensteine (Harnsteine) entstehen, wenn Teile des Harns auskristallisieren. Sie können zu Nierenkoliken & Schmerzen führen. So senken Sie aktiv Risiken.
Inhalt in Kürze
• Nierensteine entstehen, wenn Bestandteile des Harns auskristallisieren.
• Die Steine sind oft wenige Millimeter klein, manche werden auch mehrere Zentimeter groß.
• Harnsteine können unbemerkt bleiben oder Schmerzen bereiten, zum Beispiel Nierenkoliken.
• Die Behandlung richtet sich nach Größe, Art und Lage des Steins; kleine Steine gehen oftmals von selbst mit dem Urin ab.
• Eine Analyse der Nierensteine hilft, weiteren Steinen vorzubeugen.
• Durch gesunde Essgewohnheiten und Bewegung lässt sich das Risiko für Nierensteine um bis zu 40 Prozent absenken.
Wie entstehen Nierensteine?
Nierensteine (Harnsteine) entstehen, wenn bestimmte Stoffe des Harns, wie Kalziumsalze oder Harnsäuresalze, sich im Urin nicht mehr lösen können, sondern Kristalle bilden. Das kann verschiedene Ursachen haben, unter anderem eine falsche Ernährung.
Nierensteine können auch Nierenbeckensteine, Harnleitersteine oder Blasensteine heißen, je nachdem wo im System der Harnwege die Steinbildung erfolgt, bzw. wohin die Harnsteine nach der Bildung in der Niere (Nierenbecken) wandern.
In 75 Prozent der Fälle bestehen Nierensteine – hier als Oberbegriff – aus Kalziumoxalat, also einer Mischung aus Kalzium und den Salzen der Oxalsäure. Rund 10 Prozent der Steine bestehen aus Harnsäure oder Kalziumphosphat. Selten bilden sich Steine aus Zystin oder Xanthin.
Zu wissen, woraus der Nierenstein besteht ist wichtig, um die richtige Therapie beziehungsweise Vorbeugung gegen Harnsteine wählen zu können.
In Deutschland leiden etwa fünf Prozent der Menschen an Nierensteinen; Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Am häufigsten erkranken Menschen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren.
Die Häufigkeit von Nierensteinen hat in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Industrienationen ständig zugenommen. Als Ursache von Harnsteinen gilt ein ungesunder Lebensstil, der zu Übergewicht bis hin zu Adipositas und Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes führt.
Symptome: Wie erkenne ich Nierensteine?
Nierensteine entstehen meist im Nierenhohlsystem und wandern über das Nierenbecken in die Harnleiter. Kleine Steine gehen oftmals unbemerkt mit dem Urin ab.
Sind die Steine aber größer und sitzen sie an einer ungünstigen Stelle, können sie Schmerzen verursachen. Typisch sind ein leichtes Ziehen in der Nierengegend oder Blut im Urin.
Kommt es zu einem regelrechten Urinstau, können sehr heftige Schmerzen entstehen; man spricht dann von einer Nierenkolik. Der Körper versucht dann, den Stein durch Muskelkraft weiterzubewegen, was zu den krampfartigen Schmerzen führt.
Wie erkenne ich eine Nierenkolik?
• Nierenkoliken gehen meist mit äußerst starken Schmerzen einher.
• Die stechenden, krampfartigen Schmerzen setzen plötzlich ein und verlaufen typischerweise wellenförmig.
• Meistens tritt der Schmerz an einer Flanke auf und strahlt eventuell in den Unterbauch oder den Rücken aus.
• Der Schmerz kann sich verlagern, wenn der Stein im Harnleiter wandert.
• Sitzt der Stein "tiefer" im Harnleiter - also weiter Richtung Blase - strahlt der Schmerz unter Umständen in den Unterbauch und den Schambereich aus.
• Weitere Symptome einer Nierenkolik können sein: Übelkeit, Erbrechen, Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und Blut im Urin.
Nierensteine: Wann wird es gefährlich?
Kann der Urin nicht mehr durch den Harnleiter ablaufen, weil ein Nierenstein im Weg ist, kommt es zu einem Rückstau von Urin in die Nieren. Die Harnwege sind verstopft. Dadurch wiederum erweitert sich das Nierenbecken und Bakterien gelangen leichter in die Nieren – eine Nierenbeckenentzündung entsteht.
Gelangen die Bakterien vom Nierenbecken ins Blut, besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis). Neben den heftigen Schmerzen, die eine Nierenbeckenentzündung verursacht, kommen bei einer Sepsis noch Symptome wie Fieber und Schüttelfrost hinzu. Dann sollte man schnell die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen oder einen Notarzt rufen.
Risikofaktoren & Vorbeugung bei Nierensteinen
Die gute Nachricht zuerst: Durch gesunde Essgewohnheiten und einen gesunden Lebensstil kann man das Risiko für Nierensteine um rund 40 Prozent senken.
Diese Risikofaktoren sind vor allem beeinflussbar:
• Trinken Sie ausreichend, mindestens 2,5-3 Liter am Tag; am besten ungesüßte Tees, Mineralwasser mit wenig Kalzium und Saftschorlen.
• Vermeiden Sie dagegen gezuckerte Softdrinks, wie zum Beispiel Cola, Fanta oder Sprite. Übrigens: Auch ein Übermaß an Light-Softdrinks kann den Nieren schaden.
• Ernähren Sie sich "steingesund" (siehe: Vorbeugen: Gesunde Ernährung gegen Nierensteine)
• Nehmen Sie nicht mehr als 1000 Milligramm Kalzium am Tag zu sich, vermeiden Sie Mineralwasser, das viel Kalzium enthält und Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium.
• Vermeiden sie Übergewicht.
Es gibt allerdings auch eine familiäre Vorbelastung für die Erkrankung an Nierensteinen. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Diabetes und eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, führen zu einem erhöhten Risiko für die Nieren und für Nierensteine.
Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) wird vermehrt Kalzium aus den Knochen freigesetzt, der Stoff, aus dem unter anderen Nierensteine entstehen.
Bis zu 50 Prozent aller Menschen, die schon mal Nierensteine hatten, bilden innerhalb von fünf Jahren erneut Steine. Bei entsprechender Vorbeugung kann das aber vermieden werden.
Können Nierensteine von alleine wieder weg gehen?
Kleinere Nierensteine, bis zu einer Größe von circa sieben Millimeter, gehen oftmals von allein mit dem Harn ab. Dabei hilft ausreichendes Trinken, Bewegung, die den Stein lockern kann, aber auch bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel der Alphablocker Tamsulosin können helfen kleine Nierensteine los zu werden. Dieses Medikament wirkt mobilisierend auf die Harnwege: Es entspannt die glatte Muskulatur der Harnröhre und wird eigentlich zur Behandlung von Prostataleiden angewendet.
Es kann sehr hilfreich sein, den abgegangenen Harnstein mit einem Sieb oder eine Kaffeefiltertüte aufzufangen. Denn dann kann der Nierenstein im Labor auf seine Bestandteile untersucht werden, wichtig für die weitere Behandlung und Vorbeugung von Steinleiden.
Diagnose von Nierensteinen
Die gängigste Methode zur Diagnostik von Nierensteinen ist die Ultraschalluntersuchung. Bei dieser Untersuchungsmethode können Steine ab einer Größe von zwei Millimetern erkannt werden.
Andere bildgebende Verfahren, die eingesetzt werden, sind die Computertomografie oder eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel.
Die Analyse von Blut und Urin, gehört neben der Krankengeschichte (Anamnese) ebenfalls zur Diagnostik von Nierensteinen. Bakterien im Urin zeigen, dass sich Blase oder Nieren aufgrund eines Harnstaus entzündet haben.
Blutwerte wie Kreatinin (ein erhöhter Wert zeigt an, dass die Nieren nicht richtig arbeiten), der CRP-Wert (Entzündungsmarker) sowie Kalium, Phosphat und Harnsäure (erhöhte Konzentration von Blutsalzen, aus denen Nierensteine entstehen) dienen ebenfalls zur Diagnostik von Nierensteinen.
Vorbeugen: Gesunde Ernährung gegen Nierensteine
Um Nierensteinen (Harnsteinen) vorzubeugen, wird eine ausgewogene und vollwertige Ernährung empfohlen. Allerdings gibt es Gemüsesorten und bestimmte Lebensmittel, die viel Oxalat enthalten, weshalb auf sie lieber verzichtet werden sollte. Das sind unter anderem: Rhabarber, Rote Bete, Petersilie, Walnüsse oder Spinat.
Menschen, die zu Nierensteinen neigen, sollten wenig tierisches Eiweiß aus Fleisch und Eiern zu sich nehmen und salzarm essen.
Da Kalziumoxalat ein Bestandteil von Nierensteinen sein kann, sollte auf Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und kalziumreiches Mineralwasser besser verzichtet werden. Eine Zufuhr von rund 1000 Milligramm Kalzium am Tag aus der Nahrung ist unproblematisch und auch empfehlenswert, da Kalzium verhindert, dass Oxalat über den Darm aufgenommen wird und zur Bildung von Nierensteinen führt.
Menschen mit Gicht und Diabetes entwickeln häufig Steine aus Harnsäure. Harnsäure ist ein Abbauprodukt so genannter Purine, die überwiegend im Körper gebildet werden, zum Teil aber auch in bestimmten Lebensmitteln vorkommen. Zur Vorbeugung von Harnsäuresteinen wird daher eine purinarme Ernährung empfohlen, mit wenig Fisch, Fleisch und Meeresfrüchten.
Das Wichtigste zur Ernährung gegen Nierensteine im Überblick:
• Viel trinken: Trinken Sie mindestens zwei Liter pro Tag. Die Hälfte davon sollte Wasser sein. So bleibt der Harn verdünnt und es lagern sich keine Mineralien ab.
• Kalziumreich ernähren: Nierensteine bestehen zwar häufig aus Kalziumoxalat, doch das Kalzium aus der Nahrung verhindert im Darm die Oxalat-Aufnahme und damit die Bildung von Nierensteinen. Gute Quellen sind Milchprodukte, Orangen und Brokkoli. Kalzium-Präparate sind nicht empfehlenswert, da sie den Kalziumspiegel im Blut erhöhen und so zu Nierensteinen führen.
• Viel Obst und Gemüse essen: Kaliumreiche Früchte wie Bananen schützen am besten vor Nierensteinen, aber auch Zitrusfrüchte sind eine gut Wahl. Vermeiden Sie jedoch Grapefruit! Von Spargel raten Experten ebenfalls ab.
• Magnesiumreich ernähren: Dieser Mineralstoff hemmt das Wachstum von Kalziumoxalat-Steinen. Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Beerenobst, Bananen, Gemüse oder Milch enthalten viel Magnesium.
• Kochsalzarm ernähren: Das Natrium aus dem Kochsalz kann sich mit dem Oxalat verbinden, daher am besten unter 1500 Milligramm Natrium pro Tag zu sich nehmen. Das entspricht rund vier Gramm Salz; viel Kochsalz befindet sich zum Beispiel in Fertiggerichten oder Konserven.
• Oxalat meiden: Aus Oxalat bilden sich in Verbindung mit Kalzium Nierensteine. Essen Sie oxalatreiche Lebensmittel also besser nur in Maßen. Dazu zählen Rote Bete, Spinat, Mangold, Rhabarber, Tee, Kaffee, Cola, dunkle Schokolade und Nüsse.
• Eiweiß meiden: Tierisches Eiweiß erhöht das Risiko für Nierensteine. Essen Sie daher möglichst wenig rotes Fleisch.
Therapie: Nierensteine mit Stoßwellen zerstören
Die meisten Nierensteine werden heutzutage mit Stoßwellen behandelt. Bei der so genannten Extrakorporalen Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) werden die Nierensteine von außen mit hochenergetischen Schallwellen zertrümmert. Vorab stellt der Arzt die genaue Position der Nierensteine per Ultraschall oder Röntgenaufnahme fest.
Nach der Behandlung werden die zerkleinerten Steinpartikel mit dem Urin ausgeschieden. Nierensteine bis zu zwei Zentimetern können meistens in einer Sitzung zertrümmert werden, bei größeren Steinen sind manchmal mehrere Sitzungen notwendig.
Die Behandlung findet ohne Narkose, aber unter Gabe von Schmerz- und Beruhigungsmitteln statt.
Können die Nierensteine nicht von außen mit Stoßwellen zertrümmert werden, kann der Arzt oder die Ärztin sie auch per Katheter über den Harnleiter erreichen – oder mit Hilfe einer Punktion des Bauchraums (perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL)).
Medikamente gegen Nierensteine
Anhand von Bluttest und Urintests sowie der Analyse der Nierensteine können Ärztinnen und Ärzte einschätzen, welche Medikamente sinnvoll sind. Denn Harnsäuresteine lassen sich – je nach Größe – auch medikamentös auflösen.
Der Wirkstoff Allopurinol vermindert die Harnsäurekonzentration im Blut und wird üblicherweise bei Patienten und Patientinnen eingesetzt, die unter der Erkrankung Gicht leiden.
Medikamente, die Citrat enthalten, verbinden sich mit dem im Urin gelösten Kalzium und verhindern, dass sich Kalziumkristalle bilden.
L-Methionin ist ein Wirkstoff, der den pH-Wert des Urins senkt und ihn dadurch "saurer" macht; das beugt der Nierensteinbildung ebenfalls vor.
Beitrag von Ursula Stamm