Ohne sie wird's müde und schlapp - Nieren: So bleiben Blutwäscher gesund und stark!
Nieren halten den Körper "sauber": Sie filtern Giftstoffe aus dem Blut. Funktioniert das nicht mehr, sind Betroffene schlimmstenfalls auf Dialyse angewiesen.
Nieren filtern unser Blut rund 300 Mal pro Tag und dabei die unterschiedlichsten Giftstoffe heraus. Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten (Niereninsuffizienz), sind Betroffene schlimmstenfalls auf Dialyse mehrfach in der Woche angewiesen.
Rund 80.000 Menschen in Deutschland brauchen diese Blutwäsche. Wie hält man die Nieren gesund - und wie merkt man, dass es ihnen schlecht geht? Antworten von der rbb Praxis.
Zwei faustgroße Organe, geformt wie eine Bohne, links und rechts der Lendenwirbelsäule am unteren Rand des Brustkorbs gelegen - das sind unsere Nieren. Rund 1.800 Liter Blut filtern sie täglich, denn mehrere hundert Mal muss das ganze Blut des Körpers hier durch, um von Giftstoffen gereinigt zu werden. Dabei ist die Niere selbst stärker durchblutet als Leber oder Herz. Dank der Filterarbeit der Nieren werden schließlich z.B. Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin (harnpflichtige Stoffe), aber auch Rückstände von Medikamenten in Harnflüssigkeit konzentriert und auf den Weg aus dem Körper geschickt.
Aber diese kleinen Organe können noch mehr: Einerseits holen sie auch wichtige Nährstoffe und Salze wieder zurück in den Blutkreislauf, andererseits analysieren sie beständig wichtige Faktoren des Blutes, das sie durchströmt - wie den Sauerstoffgehalt, pH-Wert, die wichtige Salz-Flüssigkeits-Balance durch Elektrolytanteil und auch den Blutdruck. Mit Hilfe von Hormonen können sie nachsteuern - die Niere ist also kein passiver Filter, sondern aktiver Teil (auch überlebenswichtiger) menschlicher Stoffwechselprozesse und hormoneller Regelkreisläufe.
Alarmtöne der Niere sind nicht schrill
Eine nachlassende Nierenfunktion nennen Mediziner "Niereninsuffizienz". Während man bei einer akuten Nierenerkrankung, z.B. der Nierenbeckenentzündung durch Bakterien, starke Symptome wie Schmerzen im Rückenbereich (oft verstärkt durch Bewegung) oder Fieber verspürt, fehlt genau das "Spürbare" oft bei der schleichenden Niereninsuffizienz.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) leben in Deutschland ca. 9 Millionen Menschen mit einer chronischen Nierenkrankheit und bei über 90.000 ist die Nierenfunktion so gering, dass sie maschinelle Hilfe, also eine Dialyse, brauchen.
Aber: In den Fachverbänden geht man auch davon aus, dass rund ein Drittel der Betroffenen gar nicht weiß, dass sie oder er eine (chronische) Nierenkrankheit hat. Dabei kann die Diagnose relativ leicht sein, wenn Blut- und/oder Urinproben entsprechend mit Blick darauf gecheckt werden.
Bei diesen Symptomen lohnt es sich darum, auch mal an die Nieren zu denken:
• Müdigkeit & Energielosigkeit
• Appetitlosigkeit
• Kopfschmerzen
• (langsam) steigender Blutdruck
• oft mehr Harndrang, manchmal Übelkeit und Durchfall
• schaumiger und/oder milchiger Urin
• Wasseransammlungen im Gewebe (z.B. Beinen)
• später auch typisch: starker Juckreiz durch eingelagerte Harngifte
Was die Werte verraten
Ist die Niere sozusagen einmal in Verdacht geraten, kann sie wie erwähnt mit einfachen Laborüberprüfung als Ursache von Symptomen überführt oder entlastet werden. Das Stoffwechselprodukt Kreatinin korreliert z.B. gut mit der Nierenfunktion: Je höher der Anteil, desto schlechter die Nierenleistung. Ebenso ist mehr Eiweiß im Urin ein guter Indikator für eine Nierenerkrankung (daher kann übrigens auch schaumiger Urin kommen).
Wie groß das Problem der Nieren ist, verrät dann die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Sie sagt aus, wie viel Gesamtvolumen der Primärharn hat, der pro Minute von den Nieren gefiltert wird.
Was passiert, wenn die Nieren nicht mehr fit sind?
In vielen Phasen des Lebens kann die Nierenleistung einmal absinken - in der Regel ist das ein schleichender Prozess und viele Menschen ahnen gar nicht, dass sie betroffen sind. Diagnosen entstehen oft aus Zufallsbefunden. Wenn aber die Nierenleistung schließlich noch weniger als 60 Prozent beträgt, nennen Ärzt*innen das eine chronische Niereninsuffizienz.
Folgen von Niereninsuffizienz können sein, ...
• dass sich schädliche Stoffwechselprodukte wie Medikamente und harnpflichtige Substanzen im Blut sammeln,
• dass es zu Blutarmut (Anämie) durch Erythropoetin-Mangel kommt (Wachstumshormon für rote Blutkörperchen)
• dass die Vitamin D-Produktion nachlässt und auch Stoffe für einen gesunden Knochenstoffwechsel fehlen
• dass die Salz-Wasser-Balance im Körper nicht mehr gut genug austariert wird - mit Folgen wie Bluthochdruck, Elektrolytstörungen oder auch Wasseransammlungen in der Lunge und im umgebenden Gewebe
• dass durch die veränderte Blutkonsistenz und Blutdruckprobleme Gerinnungsstörungen auftreten
• dass Betroffene anfälliger werden für Infektionen
• dass durch zu hohen Kaliumspiegel Herzrhythmusstörungen entstehen.
Was schadet den Nieren?
Die Antwort auf diese Frage ist oft: Wir selber, durch unseren Lebensstil. Natürlich gibt es auch angeborene Nierenerkrankungen oder Faktoren wie Diabetes Typ I, die Nierenerkrankungen begünstigen. Aber z.B. durch Übergewicht bedingte Volkskrankheiten sind oft auch Auslöser für Nierenerkrankungen. Als Risikofaktoren gelten z.B.:
• ein Taillenumfang von mehr als 88 cm (Frauen) / mehr als 102 cm (Männer)
• Blutdruck von 140/90 mmHg oder höher
• Diabetes
• Rauchen
• Schmerzmittelmißbrauch
• Entzündungen des Nierengewebes (Glomerulonephritis)
Die häufigste Ursache für Niereninsuffizienz ist (als Folge von Diabetes) diabetische Nephropathie. Sie macht rund ein Drittel der Fälle aus.
Nieren gesund ernähren
Nieren managen sozusagen den Wasserhaushalt im Körper mit - und Wasser mögen sie auch. Viel Wasser zu trinken tut also den Nieren schon einmal gut. Ein guter Checkfaktor für Laien ist die Farbe des Urins: Ist sie hellgelb bis farblos trinkt man genug, bzw. bei farblos vielleicht schon einen Hauch zu viel. Ist der Urin sattgelb oder sogar dunkelgelb, braucht es mehr Flüssigkeit. Bei braunem Urin sollte - nach einer satten Portion Wasser - unbedingt ein Arzt kontaktiert werden.
Aber auch feste Nahrung kann den Nieren nutzen oder schaden - zu viel Eiweiß, wie es gerade bei proteinreichen Diäten gehyped wird, sorgt bei den Nieren auf Dauer für Stress durch mehr Ammoniakbildung und Harnstoff.
Wer schon unter einer Niereninsuffizienz leidet, sollte phosphathaltige Lebensmittel wie flüssige Milchprodukte, Wurst, Eigelb, Nüsse und Haferflocken vermeiden, um den durch das Nierenleiden gestörten Knochenstoffwechsel positiv zu beeinflussen. Käse ist übrigens in der Regel dann kein Problem.
Kohlsorten wie Blumen-, China, Weiß- oder Rosenkohl enthalten z.B. Senfölglykoside, die in Studien mit einem verminderten Risiko für Nierenkrebs in Verbindung gebracht wurden. Ingwer geht immer, wie es so schön heißt - als Tee oder kalt mit Wasser animiert er nicht nur zum Trinken, sondern hat auch antientzündliche Eigenschaften. Und Vitamin C, Polyphenole und Pektin wirken sich laut Experten positiv gegen die Bildung von Nierensteinen aus - alle drei stecken beispielsweise in Äpfeln.