Hintergrund zu Blutkrebs - Leukämie (Blutkrebs): Ursachen, Symptome & Behandlung
Bei Leukämie entarten Zellen des blutbildenden Systems und bilden immer mehr Leukozyten. Mehr zu Symptomen, Behandlung, Arten und Lebenserwartung.
In Deutschland erkranken jährlich bis zu 12.000 Menschen an Leukämien - darunter etwa 600 Kinder. Besonders hoch ist das Risiko an Leukämie zu erkranken im Alter und das Risiko ist tendenziell für Männer etwas höher als für Frauen.
Die Leukämie kann ganz unterschiedliche Formen annehmen, gemeinsam haben aber alle eine unkrontrollierte - entartete - Produktion von nicht funktionsfähigen weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. Wie Leukämie entsteht, welche Formen die häufigsten sind, welche Symptome bei Blutkrebs auftauchen können, wie die Behandlung aussieht und mit welchen Überlebenschancen, lesen Sie hier.
Was ist Leukämie?
Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Blutkrebs ist der Oberbegriff für bösartige Erkrankungen des Knochenmarks beziehungsweise des blutbildenden Systems. Experten sprechen auch von Leukämien.
Bei diesen Krankheiten wird die normale Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung von entarteten weißen Blutzellen gestört. Wie alle Krebserkrankungen gibt es sehr unterschiedliche Erscheinungsformen.
Die häufigsten Formen der Leukämie werden nach der Schnelligkeit des Krankheitsverlaufs (akut, chronisch) eingeteilt und nach dem Zelltyp, von dem sie ausgehen. Es gibt myeloische und lymphatische Leukämien. Daraus folgen die vier häufigsten Typen:
• Akute myeloische Leukämie ( AML )
• Chronische myeloische Leukämie ( CML )
• Akute lymphatische Leukämie ( ALL )
• Chronische lymphatische Leukämie ( CLL )
Die Altersgruppenverteilung ist je nach Leukämieform unterschiedlich.
Was sind die häufigsten Symptome bei Leukämie?
Es gibt viele verschiedene Formen von Blutkrebs mit unterschiedlichen Verläufen und Symptomen. Zu den häufigsten akuten Beschwerden der Leukämie zählen:
• Erschöpfung und Abgeschlagenheit,
• Schweißausbrüche,
• Luftnot,
• Fieber,
• Gewichtsverlust,
• spontane Blutungen,
• geschwollene Lymphknoten,
• Blässe,
• Knochenbrüche und viele andere.
Ursachen: Woher kommt die Leukämie?
Ihren Ursprung haben Blutkrebserkrankungen im Knochenmark. Normalerweise reifen hier Blutstammzellen zu Blutkörperchen und Blutplättchen heran. Sind die Zellen fertig, wandern sie in die Blutbahn und übernehmen ihre Aufgaben für das Immunsystem und den Sauerstofftransport.
Bei der Leukämie entwickeln sich "falsche" oder unausgereifte Zellen. Sie können nicht wie üblich die wichtigen Aufgaben für das Abwehrsystem und den Sauerstofftransport übernehmen.
Auch bei gesunden Menschen mutieren täglich gesunde Zellen. Der Unterschied zu Leukämie-Betroffenen: Das intakte Abwehrsystem zerstört diese Zellen.
Bei Menschen mit Blutkrebs ist dieser "Aufräumprozess" gestört. Die mutierten Zellen übernehmen irgendwann die Regie im Körper und verdrängen gesunde Zellen. Wird dieser Prozess nicht schnell genug erkannt und aufgehalten, bedeutet das für viele Patienten den sicheren Tod.
Diagnose: Wie erkennt man Leukämie?
Onkologen weisen die Leukämie sicher durch eine Gewebeprobe aus dem Knochenmark nach. Eventuell hat der Hausarzt oder die Hausärztin vorher schon im Blutbild festgestellt, dass es eine Blutarmut (Anämie) oder einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) gibt.
Die krankhaften Leukämiezellen selbst verlassen in vielen Fällen das Knochenmark nicht.
Eine Vorsorgeuntersuchung auf Leukämie existiert leider nicht. Bei chronischen Formen der Leukämie kann es deshalb dazu kommen, dass Betroffene bei der Diagnose oder zum Zeitpunkt des verdächtigen Blutbildes noch keine Symptome bzw. eindeutige Beschwerden spüren.
Wie äußert sich Leukämie bei Kindern?
Bei Kindern ist Leukämie die häufigste Krebserkrankung. Das Erkrankungsrisiko für Leukämien nimmt dann mit zunehmendem Alter ab und erst später im Leben wieder zu.
Das Tückische ist, dass die Leukämie bei Kindern zunächst keine Beschwerden verursacht. Auffällig sind meist nur die Folgen der gestörten normalen Blutbildung:
• Die Haut ist blass, denn die Kinder produzieren zu wenig rote Blutkörperchen.
• Sie bekommen schnell blaue Flecken, weil die Blutgerinnung nicht mehr richtig funktioniert und
• neigen zu Infektionen, weil es nur noch unzureichend gesunde Abwehrzellen gibt.
Oft wird die Leukämie bei Kindern erst bemerkt, wenn sie bereits fortgeschritten ist.
Wie sieht die Behandlung bei Leukämie aus?
Die Chemotherapie ist meist erste Behandlungsgrundlage gegen Leukämie, um die mutierten Blutzellen zu zerstören bzw. durch den Einsatz von zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika) an der unkontrollierten Vermehrung zu hindern. Manchmal setzen Ärztinnen und Ärzte auch eine Bestrahlung ein oder sie kombinieren die Chemotherapie mit der Bestrahlung.
Akute Leukämie und chronische Leukämie werden in der Regel unterschiedlich behandelt: Während die Chemotherapie bei der akuten Leukämie im Behandlungszentrum steht, wird bei chronischen Leukämien die Chemo häufig durch zielgerichtete Therapien (beispielsweise auch Antikörpertherapien), Bestrahlung und, wenn möglich, Stammzellentransplantation ergänzt.
Ist Leukämie heilbar?
Bei einigen Leukämieformen ist die Mehrheit der Patienten nach einer Chemotherapie geheilt, andere überleben mit einer Chemotherapie allenfalls das nächste Jahr. Je nach genauer Art der Leukämie und Gesundheitszustand des individuellen Betroffenen sind die Heilungschancen und auch die Lebenserwartung sehr unterschiedlich.
Für die meisten Menschen mit Blutkrebs - sowohl Kinder, als auch Erwachsene - ist auf Dauer eine Stammzelltransplantation oftmals die einzige Chance auf Heilung.
Wie funktioniert die Stammzellenspende?
Damit neue Stammzellen transplantiert werden können, muss es passende Stammzellen geben. Jeder Leukämie-Patient, dem Stammzellen übertragen werden sollen, benötigt einen Spender, dessen Gewebemerkmale nahezu hundertprozentig zu ihm passen:
Damit die Blutstammzelltransplantation für den Krebspatienten erfolgreich verläuft, müssen die HLA-Gewebemerkmale (HLA = Humane Leukozyten Antigene) von beiden vollständig übereinstimmen. Sonst besteht die Gefahr, dass das Immunsystem des Empfängers die Zellen des Spenders abstößt.
Als HLA-Gewebemerkmale bezeichnen Experten spezielle Eiweiße auf der Oberfläche weißer Blutkörperchen und vielen anderen Körperzellen. Durch sie unterscheidet das Immunsystem eigenes von fremdem Gewebe.
Grundsätzlich gibt es dann zwei Arten von Stammzellenspende: häufiger ist die Blutstammzellspende, außerdem gibt es noch die Knochenmark-Entnahme, wenn über das Blut nicht genügend Blutstammzellen zusammenkommen.
Mehr Infos zu Vorraussetzungen & Ablauf der Stammzellspende gibt's hier.
Wer kann bei Leukämie spenden?
Etwa jeder dritte Patient hat das Glück, eine geeignete Stammzellspende von einem nahen Verwandten zu erhalten. Alle anderen hoffen darauf, über die Knochenmarkspenderdateien rechtzeitig einen Spender zu finden, dessen Gewebemerkmale genau passen.
Die weltweit größte und eine von 35 Dateien in Deutschland ist die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).
Die Wahrscheinlichkeit, dass Gewebemerkmale zweier Menschen übereinstimmen reicht von 1:20.000 bis weit über 1: mehreren Millionen - die Suche gleicht somit der nach einem genetischen Zwilling. Und deshalb zählt jeder einzelne registrierte potenzielle Lebensspender, um die Überlebenschancen von Menschen mit Leukämie zu erhöhen.
Blutstammzellen darf jeder Gesunde zwischen 18 und 55 Jahren spenden. Wichtig: Die Blutgruppe ist nicht entscheidend - die des Spenders muss nicht die des Empfängers sein. Der Spender kann sein Einverständnis zur Spende jederzeit und ohne Angabe von Gründen zurückziehen.
Beitrag von Beate Wagner