Ratgeber für den Fuß - Flip Flops: bunt, bequem – aber auch gesund?
An heißen Tagen wie diesen geht fast niemand ohne sie: Flip-Flops. Die Zehentrenner sind luftig und bequem und werden bei jeder Gelegenheit getragen. Ob beim Laufen, Fahrrad- oder Autofahren. Doch Flip-Flops sitzen nicht so fest am Fuß wie ein Schuh oder eine Sandale. Das verändert die Abrollbewegung des Fußes und damit das Laufen selbst.
Flip-Flops sitzen so locker am Fuß, dass der einiges tun muss, damit das Schuhwerk nicht abrutscht. Normalerweise bewegen sich die Zehen beim Laufen in festen Schuhen nach oben und bauen so Druck auf den Fußboden auf, um sich abzudrücken. "Wenn man aber einen Schuh trägt, den man beim Laufen verlieren kann, versucht man eher die Zehen einzukrallen und das verändert sicherlich das Gangbild", sagt Dr. Sebastian Manegold, Leiter der Sektion Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Charité im Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie.
"Ich würde das aber nicht per se als Nachteil sehen", meint der Fuß-Experte. Denn dadurch müssten die Fußmuskeln mehr arbeiten, ähnlich wie beim Barfußlaufen. Durch das permanente Tragen von festem Schuhwerk können sich die Füße quasi "zur Ruhe setzen". "Der Fuß braucht aber die aktiven und die kräftigen Muskeln, damit er sein Gewölbe aufbauen und Fußfehlstellungen vorbeugen kann", so Dr. Manegold. Ein weiterer Vorteil: In Flip-Flops bekommen die Füße mehr Luft und schwellen gerade bei hohen Temperaturen nicht so stark an. Allerdings gilt für die Zehentrenner, was im Grunde für jedes Schuhwerk gilt: Unsere Füße freuen sich über Abwechslung. Das heißt, nicht den ganzen Tag über dieselben Schuhe tragen, sondern immer mal wechseln.
Für manche lieber ohne Flip Flops
Es gibt allerdings auch Menschen mit bestimmten Fußfehlstellungen, die auf Flip Flops besser verzichten sollten. Das gilt vor allem für diejenigen, die einen Plattfuß haben. "Beim Plattfuß braucht der Fuß mehr Halt und da reicht ein einfacher Flip Flop doch nicht aus", sagt Orthopäde Dr. Manegold. Außerdem ist der Fuß durch Flip Flops nicht so gut geschützt wie mit einem geschlossenen Schuh. Das kann vor allem für Menschen mit Diabetes zum Problem werden. Sie leiden häufig unter einer sogenannten Polyneuropathie, die zu einer verminderten Gefühlsempfindung in den Füßen führt. Verletzungen an den Füßen werden dann erst spät bemerkt und heilen zudem bei Zuckerkranken schlechter.
Flip Flops nicht für alle Lebenslagen
Wandern oder Dauerlaufen mit Flip Flops? Das ist wohl eher etwas für Ausnahmesportler. Für den Rest gilt: Flip Flops eignen sich eher für kürzere Laufstrecken auf ebenem Boden. Denn man hat nicht so viel Halt und kann leichter umknicken. Fahrradfahren mit Flip Flops ist auch nicht ganz ungefährlich. Gerade mit sehr leichten Plastiksohlen ohne Profil kann man schnell mal von den Pedalen abrutschen und unter Umständen auch stürzen. So ein "Abrutsch-Risiko" gibt es auch beim Autofahren mit Flip Flops. Zwar ist das Barfuß fahren und auch das Fahren mit Flip-Flops laut einem Urteil des Oberlandesgerichts Celle von 2010 keine Ordnungswidrigkeit mehr. Kommt es aber zum Unfall, weil man mit den Flip Flops vom Bremspedal gerutscht ist, kann das zu einer Mithaftung führen.
Der "richtige" Flip Flop
Hier gilt, was eigentlich auch für jeden anderen Schuh gilt: Er muss richtig passen. Scheint selbstverständlich, ist es aber nicht. Laut dem Deutschen Fußreport von 2010 trägt nur jeder fünfte Deutsche Schuhe, die ihm richtig passen. Flip Flops sollten in der Länge und Breite passen und auch der Zehenriemen sollte nicht zu locker sein. Eine dickere Sohle ist von Vorteil, weil sie mehr Dämpfung bietet. Lässt sich die Sohle des Flip Flops komplett zusammenklappen, sollte man ihn nicht kaufen. Einige Hersteller bieten inzwischen sogar Flip Flops mit einem individuell angefertigtem Fußbett an. Eine Art Einlage für die Strandsandale. "Dieser mag sich bequemer und leichter tragen als ein Flip Flop von der Stange, aber wer gut funktionierende Fußmuskeln hat, braucht das nicht unbedingt", sagt Fuß-Experte Sebastian Manegold aus Berlin.
Giftige Materialien in Flip Flops
Die meisten Flip Flops bestehen aus Kunststoff oder Plastik. Da sie wasserabweisend sind, werden sie oft in Schwimmbädern genutzt, auch mit dem Argument, sich so vor Fußpilz zu schützen. Trocknet die Plastiksohle zwischendurch aber nicht richtig aus, so bietet sie durch Feuchtigkeit und Wärme einen idealen Nährboden für Bakterien und Pilze. Eine Studie der Universität von Miami konnte zeigen, dass sich auf wenigen Zentimetern Flip Flop-Sohle bis zu 18.000 Bakterien tummeln können.
Aber auch die Materialien selbst haben es in sich. Im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks wurden 2014 zwölf Flip Flop-Modelle verschiedener Preiskategorien im Labor auf giftige Inhaltsstoffe untersucht. In zwei Modellen fanden sich Lösungsmittel (Acetophenon), in zehn Paaren Schwermetalle (Blei und Chrom) und in sechs Flip Flops konnten gesundheitsgefährdende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen werden, in einem Fall deutlich über dem von der EU festgelegten Grenzwert. Solche belastenden Stoffe kann man den Flip Flops nicht ansehen. Aber diese Informationen sollten einen zumindest davon abhalten, besonders billige Plastik-Schlappen zu kaufen.