Unfallrisiko vs. gesundheitliche Vorteile - Radfahren in Berlin – lebensgefährlich oder gesund?
Unfälle, Feinstaub, Stickoxide – wer in Berlin Fahrrad fährt, setzt sich gleich mehreren Gesundheitsrisiken aus. Gleichzeitig bringt es Bewegung in unseren Alltag, und das ist bekanntlich gesund. Doch was überwiegt am Ende? Die rbb Praxis zieht Bilanz.
Mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs sein: Das ist oft nicht nur schneller und in jedem Fall billiger als mit Öffentlichen oder Auto, sondern es ist auch noch gut für die Gesundheit - fürs Herz, den Blutdruck. Und wer richtig viel Rad fährt, ist sogar mental gesünder.
Andererseits bin ich als Radfahrer in Berlin aber oft total gestresst: Lärm und schlechter Luft bin ich ungeschützt ausgeliefert. Und jeden Moment muss ich damit rechnen, dass mich ein Autofahrer übersieht, und ich blutend auf der Straße liege.
Ich heiße Benjamin Kaiser und schwinge mich jetzt in der RBB PRAXIS AM WOCHENENDE aufs Fahrrad um herauszufinden: Ist es unterm Strich gesünder in Berlin Rad zu fahren, oder es zu lassen? Ganz konkret: Steigt meine Lebenserwartung dadurch? Oder sinkt sie vielleicht sogar? Das will ich in der kommenden viertel Stunde klären.
Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahre, führt mich der direkte Weg zum rbb über den wenig idyllischen Kaiserdamm.
Benjamin Kaiser, rbb-Reporter (auf dem Fahrrad)
"Also für mich ist das alles andere als ein Vergnügen hier den Kaiserdamm raufzufahren. Es ist laut, es stinkt und es geht auch noch bergauf. Und ich hab' das Gefühl, mit jedem Atemzug, den ich hier mache – und ich mache sehr tiefe Atemzüge und sehr viele – vergifte ich mir die Lunge."
Und so gehts nicht nur mir:
Umfrage:
"Ja, doch, ich finde das schon nicht gut. Die Luft hier ist furchtbar. Und ich halte mich hier auch nicht lange auf."
"Keine Ahnung. Komme selten vorbei hier. Riecht vielleicht bisschen nach Abgasen. Aber ist okay. Also kann man mit leben."
"Also die Luft ist sehr viel schlechter geworden. Das merke ich. Nicht nur am Kaiserdamm, ich fahre die Karl-Marx-Allee auch entlang."
Und diese Belastung hat einen Namen: Stickstoff-Dioxid. Von Januar bis Juli war die Konzentration dieses Gases an 6 Mess-Stellen in Berlin im Mittel über dem festgelegten Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dabei haben Studien gezeigt, dass Stickstoff-Dioxid wie ein Reizgas in unseren Lungen wirkt.
Prof. Dr. Christian Witt, Pneumologe, Charité:
"Es gibt Versuche, in denen hat man Probanden in Expositionskammern gesetzt. Da hat man Stickoxide in die Luft eingegeben und die atmen lassen, das sind wissenschaftliche Untersuchungen gewesen. Und da weiß man, dass die Stickoxide im Wesentlichen auch andere Wirkungen haben. Entzündungssituationen, also Patienten mit Asthma, Patienten mit Bronchitis, das die verstärkt werden. Sogenannte vulnerable Gruppen, also Menschen, die schon eine Krankheit haben, werden noch kränker."
Anders als bei Menschen, die schon eine Lungenkrankheit haben, lässt sich der direkte Schaden, den etwa Stickstoff-Dioxid auf gesunde Menschen hat, im Moment noch schwer beziffern. Allerdings: Auswertungen ergeben immer wieder, dass mehrere Tausend Menschen allein in Deutschland früher sterben als sie eigentlich müssten - weil sie verschmutze Luft einatmen. Das gilt auch für Radfahrer in Berlin.
Für mich bedeutet das: Ich werde Hauptverkehrsstraßen wie den Kaiserdamm von nun an so weit es geht meiden. Aber sollte ich in Berlin überhaupt noch Rad fahren? Schließlich ist die Stadtluft doch überall.
Prof. Dr. Christian Witt, Pneumologe, Charité
"Belegt ist, wie der Konzentrationsabfall von der Straße, also von der Fahrbahn zur Seite, zu den Straßenrändern ist. Und da weiß man, dass schon 100 Meter weiter von der Hauptstraße zum Beispiel, nur noch ein Fünftel der Stickoxidkonzentration ist."
Für mich bedeutet das: Sollte ich in Zukunft mit dem Rad zur Arbeit fahren, dann möglichst nur über Nebenstraßen. Auch dort würde ich Luftschadstoffe einatmen, aber nicht in solch hohen Konzentrationen.
Trotzdem: Ein wenig Lebenszeit würde ich auch so statistisch gesehen einbüßen.
Die Frage ist: Kann ich die vielleicht durch die positiven Nebeneffekte des Radfahrens wieder reinholen? Radfahren ist ja auch Bewegung und Sport.
Es gibt in Berlin wahrscheinlich keinen besseren Ort um sportlich Rad zu fahren als das Tempelhofer Feld. Hier ist genug Platz, die Luft ist gut. Und so verwunderts nicht, dass unzählige Rennradfahrer hier so ihre Runde drehen. Für mich der perfekte Ort, um herauszufinden, was es eigentlich für positive gesundheitliche Aspekte gibt beim Radfahren.
Umfrage:
"60 Kilometer jetzt, ja. In knapp 2 Stunden."
"Gerade wenn mal ein bisschen mehr wiegt, sag ich mal, als Einstieg ist es auch für die Gelenke am Anfang etwas schonender, wenn man jetzt ein bisschen umsteigen würde zum Joggen hin oder so, dann sollte man vielleicht doch erstmal ein bisschen Fahrrad fahren vielleicht."
"Bist Du super fit?"
"Ja, ich denke schon."
Okay: Superfit möchte ich natürlich auch werden. Und ein paar Kilo abnehmen ist ja nie schlecht. Aber mehrmals die Woche zwei Stunden Runden fahren: dazu fehlt mir einfach die Zeit.
Ich seh' schon: Mir bleibt nur das Pendeln zur Arbeit. Nicht so sportlich, aber vielleicht lässt sich damit ja auch schon gesundheitlich etwas rausholen.
Einer der es geschafft hat: Frank Masurat aus Berlin-Mariendorf. Er arbeitet als Software-Entwickler für die Lufthansa - ein Bürojob. Vor 7 Jahren schickt ihm sein Körper eindeutige Signale, dass er mit der Bewegungslosigkeit nicht einverstanden ist:
Frank Masurat, Software-Entwickler
"Hatte dann – das war 2010 – gemerkt, dass ich Schmerzen in der Brust hatte. Und ich auch Gewicht zugenommen habe. Es gab schon Anmerkungen bei mir in der Familie zu dem letzteren Thema. Und – ich sag mal – gerade die Schmerzen in der Brust waren ein Alarmzeichen, und ich hatte auch einen Freund, der einen Herzinfarkt hatte zur damaligen Zeit."
Mit seinem Herzen war zum Glück alles in Ordnung. Trotzdem empfiehlt sein Kardiologe regelmäßigen Sport - damit das Herz gesund bleibt.
Frank Masurat entschließt sich, von nun an jeden Tag zur Arbeit zu radeln: von Mariendorf nach Tiergarten:
Frank Masurat, Software-Entwickler
"Die ersten Male waren eher schwierig. Das gebe ich zu. Von mir zur Arbeit sind es 12,5 Kilometer. Hin und zurück sind’s 25 Kilometer. Das war erst einmal eine ganze Ecke. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist gewesen, dass ich erst den kürzesten Weg gefahren bin. Und das war sicherlich kein sicherer, kein guter Radweg zur Arbeit. Und es fiel mir am Anfang auch schwer. Der innere Schweinehund: Jetzt schon wieder 12 Kilometer und es ist doch Gegenwind. Und muss ich das wirklich...? Das waren so Punkte, die mir am Anfang schwer gefallen sind. Das wurde aber besser mit der Zeit."
Nach etwa zwei Monaten merkt er: Das Radfahren zur Arbeit macht ihm Spaß. Und nach weiteren vier Monaten ist auch der Bauch sichtbar kleiner geworden: Frank Masurat hat in dieser Zeit 10 Kilo abgenommen. Wenn er weiter so sportlich bleibt, erhöht er seine statistische Lebenserwartung gleich um mehrere Jahre. Diesen Schluss legen viele Studien nahe, die sich mit dem Gesundheitsrisiko "Bewegungsmangel" auseinander gesetzt haben. Die Lebenszeit, die sich statistisch durch Bewegung rausholen lässt, übersteigt also die Zeit, die Städter durch das Einatmen verschmutzter Luft verlieren.
Es spricht also vieles fürs Radfahren in Berlin.
Jetzt gehts aber an die Unfall-Hotspots der Stadt. Erst vor wenigen Wochen ist in der Hermannstraße in Berlin-Neukölln ein Radfahrer ums Leben gekommen.
Ich fahre jetzt gerade die Hermannstraße entlang. Hier ist überhaupt kein Platz für Fahrradfahrer. Da fahren die Autos teilweise sogar zweispurig. Ich weiß gar nicht mehr, wohin ich eigentlich noch ausweichen soll. Und wenn jetzt ne Autotür aufgehen würde. Ich hätte keine Chance. Ich würde entweder in die Tür reinrauschen, oder ich würde auf die Straße fallen und von einem anderen Auto überfahren werden. Ich weiß gar nicht, wie das hier gehen soll. Horror!
Und ich bin nicht der einzige, der sich als Radfahrer auf der Hermannstraße extrem unwohl fühlt:
Umfrage:
"Nicht sicher, absolut nicht sicher."
"Ne, auf jeden Fall nicht."
"Ne, als Fahrradfahrer nicht." "Warum nicht?" "Weil's keinen Radweg gibt. Und weil die Autos, du siehst ja, die Autos fahren in zwei Spuren und man musst sich da irgendwie durchschleusen."
"Es sind die Rechtsabbieger. Oder halt die Türen, die aufgehen."
Am 13. Juni parkt genau an dieser Stelle - Hermannstraße Ecke Kienitzer Straße - ein Diplomat seinen Porsche-Cayenne in zweiter Reihe. Als er seine Fahrertür aufreißt, bringt er einen 56-jährigen Radfahrer so schwer zu Fall, dass der wenige Stunden später verstirbt. Die Nachricht beschäftigt die Stadt einige Tage.
Ein Unfall, wie er auf Berlins Straßen immer wieder passiert. Vor wenigen Tagen hat es Dirk Walsdorf erwischt, den Leiter der Sportredaktion im rbb. Er war mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit.
Dirk Walsdorff, rbb Sportredaktion
"Der Fahrer eines Mercedes hat die Tür aufgemacht. Und zwar, als ich vielleicht noch einen Meter davon entfernt war oder so. Nach meiner Erinnerung habe ich dann noch geschrien. Wenn im Straßenverkehr als Fahrradfahrer irgendwas wirklich brenzlig wird, dann schreie ich immer anstatt zu klingeln – weil die Leute darauf besser reagieren. Und dann habe ich den rechten Arm hochgerissen, und bin dann voll in diese Tür reingekachelt, und bin mit dem Kopf auf dem Asphalt gelandet und bin mit meiner gesamten rechten Seite auch ziemlich krachend in Zehlendorf zu Boden gegangen."
Dirk Walsdorf ist vergleichsweise glimpflich davon gekommen: Keine Knochenbrüche, aber schmerzhafte Prellungen am ganzen Körper. Neurologische Tests gleich nach dem Unfall haben ergeben, sein Kopf hat kaum etwas abbekommen:
Dirk Walsdorff, rbb Sportredaktion
"Und das liegt nur und ausschließlich am Helm. Und ich habe die große Befürchtung – genährt auch durch einen Fall in meinem Umfeld, den ich gut kenne. Wenn ich den Helm nicht getragen hätte, würden wir jetzt nicht dieses Interview führen."
Prof. Dr. Ingo Schmehl, Neurologe, Unfallkrankenhaus Berlin
"Der Helm verhindert die schweren Schädel-Hirn-Traumen. Das muss man klar sagen. Und auch die Patienten, die verstorben sind als Fahrradfahrer, sind die, die häufig keinen Helm getragen haben. Das ist eine klare Aussage, die auch in Studien machgewiesen worden ist."
Dr. Ingo Schmehl hat als Neurologe im Unfallkrankenhaus Berlin jeden Tag mit Schädel-Hirn-Trauma-Patienten zu tun.
Das Problem: Unser Gehirn kann einmal zerstörte Hirnareale nicht wieder reparieren. Manche Funktionen können zwar von noch intakten Teilen des Gehirns mit übernommen werden. Aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt.
Prof. Dr. Ingo Schmehl, Neurologe, Unfallkrankenhaus Berlin
"Sie haben eine Chance, dass ein Teil der Funktionen wiederhergestellt werden kann durch eine gezielte Rehabilitation. Dass der Patient ein gewisses Maß an Selbständigkeit im Alltag wiedererlangt. Aber es gibt auch Fälle, in denen der Patient im Koma, im Wachkoma verbleibt."
Von allen Radfahrern, die zwischen 2000 und 2009 in Berlin an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas gestorben sind, trug kein einziger einen Fahrradhelm. Das hat eine Auswertung der Rechtsmedizin der Charité ergeben.
Für mich ist klar: Auch wenn es doof aussieht. Ich fahre nie wieder ohne Fahrradhelm.
Berlin-Alexanderplatz – um die Mittagszeit herum. Hier ist wie immer ne ganze Menge los. Autos in alle Richtungen, in die man guckt. Viele Fußgänger natürlich auch. Aber auch so viele Radfahrer, dass man hier manchmal schon in Kollonnen wartzen muss, um überhaupt die Straße überqueren zu dürfen. Und wo viel los ist, da ist auch das Konfliktpotenzial hcoh. Und genau das möchte ich jetzt mal von den Radfahrern wissen: Was ärgert Sie eigentlich in der Stadt? Was stresst Sie?
Umfrage:
"Achso ja, die Autofahrer. Das ist ja das alte Leid."
"Was speziell?"
"Die nehmen wenig Rücksicht."
"Geht so, nur die Autos, die mit zu wenig Abstand an mir vorbei fahren."
"Autos. Das wars."
Auch mich nerven Autos, wenn ich auf dem Rad sitze. Sitze ich aber hinterm Lenkrad, ärgere ich mich über drängelnde Radfahrer.
Woher kommt dieser Ärger?
Um diese Frage zu klären, radle ich zum Kottbusser Damm. Dort treffe ich den Verkehrspsychologen Dr. Peter Kiegeland. Normalerweise bereitet er aggressive Autofahrer darauf vor, durch die MPU zu kommen - die medizinisch psychologische Untersuchung, auch als "Idiotentest" bekannt. Heute spricht er mit mir - einem Radfahrer mit Aggressionspotenzial.
Dr. Peter Kiegeland, Verkehrspsychologe, Berlin
"Warum sind Verkehrsteilnehmer so leicht aggressiv? Hängt einfach damit zusammen, dass natürlich jeder, der am Verkehr – mit welchem Verkehrsmittel auch immer - teilnimmt irgendein Ziel hat. Man ist in der Regel nicht zum Spaß unterwegs. Und in dem Moment, wo jemand anders – im wahrsten Sinne des Wortes – 'in die Quere kommt' wird man erst mal gestört."
Dass es mir so schwer fällt, etwa beim Radfahren die Position der Autofahrer einzunehmen, obwohl ich doch selbst oft einer bin, sei übrigens ganz normal: Denn Menschen neigen dazu, die Rolle, in der sie sich gerade befinden, ganz und gar einzunehmen. Wenn ich auf dem Rad sitze, ist der Autofahrer-Teil meines Gehirns ausgeschaltet.
Aber nicht nur das: Meine Selbstwahrnehmung ist zudem verzerrt. Wenn ich auf dem Rad sitze, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Autofahrer mich übersehen könnte.
Dr. Peter Kiegeland, Verkehrspsychologe, Berlin:
„Letztlich ist das Fahrradfahrer physisch ja sehr aktiv. Er bewegt sich. Er setzt Kraft ein. Er ist auch sehr wach dabei. Und ich formuliere es mal so: subjektiv hat der Radfahrer das Gefühl: er leuchtet. Er fühlt sich stark. Er meint alle anderen Verkehrsteilnehmer müssten ihn sehen, weil er selbst sehr präsent ist. Das ist aber eben nicht so. Aber das subjektive Gefühl ist so. Und das erklärt dann auch zum Teil ein durchaus robustes Verhalten im Straßenverkehr.“
Wenn ich demnächst vor lauter "innerem Leuchten" den Drang verspüren sollte, einfach mal mitten über den 5spurigen Kreisverkehr am Ernst-Reuter-Platz zu radeln, werde ich an an Dr. Kiegeland denken. Und es dann sein lassen.
Aber dieses "innere Leuchten" hat auch damit zu tun, dass beim Radfahren etwas positives im Gehirn passiert. Professor Andreas Ströhle vom Institut für Psychiatrie und Psychologie der Charité:
Prof. Dr. Andreas Ströhle, Klinik für Psychiatrie und Psychologe, Charité Berlin
"Es gibt da verschiedene biologische aber auch psychologische Mechanismen, die angestoßen werden. Es kommt zur vermehrten Verfügbarkeit von den klassischen Nervenüberträgerstoffen: Serotonin, Nor-Adrenalin, Dopamin. Es kommt zur verminderten Aktivierung des Stresshormon-Systems. Es kommt insbesondere auch zu ner vermehrten Produktion von sogenannten Nervenwachstumsfaktoren. Das sind Stoffe, die mit dazu beitragen, dass die Nervenzellen reagieren können und sich auch verändern können in Abhängigkeit von äußeren Einflüssen. Es sind aber auch Stoffe, die mit dazu beitragen, das Nervenzellen vermehrt produziert werden im Gehirn."
Und all das führt dazu, dass ich mich beim Radfahren gut fühle. Ich könnte also auf dem Weg nach Hause effektiv den Stress und Ärger eines Arbeitstages abbauen.
Doch Bewegung hat noch ein viel größeres Wirk-Potenzial, wie eine Studie der Charité zeigt:
Prof. Dr. Andreas Ströhle, Klinik für Psychiatrie und Psychologe, Charité Berlin
"Was mich schon sehr, sehr beeindruckt hat, war bei einer Pilotstudie, die wir gemacht haben ein hochintensives Intervalltraining bei Patienten mit einer Panikstörung über 10 Tage nur hatten die dieses Training gemacht, und hatten eine Verbesserung ihrer Symptomatik erreicht, vergleichbar fast wie die unter 8 Wochen Psychotherapie oder 8 Wochen medikamentöser Behandlung. Also das war eine sehr, sehr beeindruckende Sache."
Jetzt ist das tägliche Fahrradfahren von zu Hause zur Arbeit und wieder zurück natürlich kein intensives Intervalltraining. Aber es ist eine Möglichkeit für mich regelmäßige Bewegung in meinen Alltag zu bekommen. Und so aktiv etwas für meine seelische Gesundheit zu tun.
Ganz nebenbei trainiere ich mein Herz-Kreislauf-System, meine Knochen, im Grunde meinen ganzen Körper. Und hole so - rein statistisch betrachtet - viele Monate mehr Lebenszeit für mich raus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich beim Radfahren irgendwann einmal in einen Unfall mit einem Auto verwickelt werde, steigt zwar mit jedem Kilometer. Aber: Je mehr Menschen in Städten aufs Rad umsteigen, desto sicherer fährt jeder Einzelne von ihnen. Das ist in vielen Städten auf der Welt schon nachgewiesen worden. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Luftqualität: Je mehr Kilometer auf Fahrrädern zurückgelegt werden, desto besser ist die Luft in der Stadt.
Mein Fahrrad jedenfalls kommt erst wieder in den Keller, wenn eine dicke Eisschicht Berlins Straßen überzogen hat. Und bis dahin werde ich jeden Tag ein bisschen gesünder.