Herz & Kreislauf - Wandern: So wird's herzgesund
Bewegung tut dem Herzen gut - so weit, so bekannt. Doch das gilt nicht nur für Ausdauersport, wie Joggen oder Schwimmen. Auch Wandern kann das Herz richtig fit machen - aber auch überfordern. Wie Wandern herzgesund wird und wer von welcher Wandertour profitiert - die rbb Praxis informiert.
Berge, Täler und Wälder zu erwandern ist längst wieder ein Trend - und zwar ein gesunder. Die Bewegung stärkt das Herz-Kreislaufsystem, unterschiedliche Untergründe fördern die Motorik und das Gleichgewicht und gerade beim Wandern im Grünen wird Studien zufolge auch das Immunsystem positiv stimuliert - mal ganz abgesehen davon, dass eine Wanderung auch der Psyche gut tun kann.
Wandern mit unterschiedlichen Trainingseffekten
Darüber hinaus gehen z.B. Experten der Deutschen Herzstiftung davon aus, dass sich regelmäßiges Wandern auch positiv auf die Elastizität der Blutgefäßinnenwände auswirken sowie die Bildung neuer Gefäße unterstützen könne. Laut der Herzstiftung ist das Wandern zwar kein Ersatz für Ausdauersport wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen zum Beispiel. Allerdings lässt sich durch die Wahl der Wanderroute - zum Beispiel in der Höhe - der Trainingseffekt erheblich steigern. Das gilt auch für Kombinationen wie "Gesundheitswandern" - dabei werden Fitnessübungen in den Wanderausflug integriert. Aber Vorsicht: Nicht für jeden eignet sich die harte Gangart!
Über Stock und Stein auch bei Herzerkrankungen? Ja!
Rund sechs Millionen Menschen in Deutschland sind von koronarinfarkt Herzerkrankungen (KHK) betroffen. Dabei sind die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verhärtet und/oder verengt, was die Gefahr für Herzinfarkt, Angina Pectoris verstärkt. Gerade für Herzpatienten ist eine Stärkung des Herz-Kreislaufsystems durch regelmäßige Bewegung besonders wichtig - aber gerade sie müssen auf das richtige Maß achten, denn sonst kann es schnell gefährlich werden.
Ein wichtiger Faktor für Herzpatienten mit Wanderlust ist deshalb die Höhe: Der verminderte Sauerstoffgehalt in dünner Höhenluft kann dazu führen, dass einzelne Herzmuskelbereiche, die bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden, z.B. durch Atherosklerose, nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Im schlimmsten Fall droht eine Gefäßverstopfung und Herzinfarkt.
Bei Herzproblemen: Vorsicht vor dem Gipfel
Während das Flachland in Sachen Herzbelastung von Experten der Herzstiftung für unbedenklich gehalten wird und auch Mittelgebirge bis 1.500 Meter im allgemeinen als unproblematisch gelten, sollte vor allem vor Touren in die Hochgebirge ein Check-Up beim Arzt zeigen, wie groß das Risiko für das Herz ist. Ein Belastungstest-EKG kann hier zum Beispiel schon viel verraten - auch den Wert der Pulsobergrenze, die der Patient dann wiederum selber per App oder Pulsarmband auf seiner Tour kontrollieren kann.
Als maximale Höhe, die Herzpatienten nicht überschreiten sollten, gelten in der Regel 2.500 Meter. Zweiter wichtiger Faktor: Die Temperatur. Herzpatienten sollten sich nach Möglichkeit nicht lange in Außentemperaturbereichen von unter minus fünf Grad bewegen, da auch das das Risiko für Herzinfarkt und Kreislaufprobleme erhöht. Hintergrund: Bei starker Kälte ziehen sich die Gefäße insgesamt zusammen, was bei ohnehin eingeschränkter Durchlässigkeit durch Vorerkrankung eben gefährlich werden kann.
Experten verschiedener kardiologischer Fachgesellschaften empfehlen nach einem Herzinfarkt oder koronarinfarkt Bypass Höhenlagen für mindestens ein halbes Jahr zu vermeiden. Patienten mit einem Stentimplantat sollten nach dem Eingriff sechs bis zwölf Monate auf Höhenaufenthalte verzichten.
Ideales Training für 60+
Die WHO empfiehlt Erwachsenen mindestens zweieinhalb Stunden Bewegung pro Woche mit mittlerer Intensität - wie beim Walken oder eben auch beherztem Wandern. Laut dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) kann wandern aber besonders positive Effekte für Menschen ab 60 Jahren haben: denn gerade ihre Muskulatur baut sich vergleichsweise schnell ab, während sie andererseits leichter zunehmen. Beides stresse das Herz.
Eine Studie des Instituts für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung e.V. der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg belegte, dass Effekte wie Gewichtsverlust und die Verringerung von Blutdruck und Körperfett nach sieben Wochen regelmäßigen Wanderns signifikant nachweisbar ware. Die Forscher untersuchten dabei 48 gesunde Probanden im Alter zwischen 30 und 65 Jahren. Die Teilnehmer wanderten regelmäßig Strecken zwischen 3,8 und 5,6 Kilometer.