Junger Mann hustet (Quelle: imago / blickwinkel)
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- Keuchhusten – das unterschätze Risiko

2016 gab es in Deutschland so viele Fälle von Keuchhusten wie noch nie – seit Einführung der bundesweiten Meldepflicht 2013. Über 22.000 Erkrankungen wurden beim Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet. 2015 war es nur etwa die Hälfte. Keuchhusten ist keinesfalls nur eine harmlose Kinderkrankheit. Vor allem für Säuglinge kann Keuchhusten lebensgefährlich werden. 2016 starben in Deutschland drei Babys an dieser Infektionskrankheit, die durch Bakterien übertragen wird.

Gründe für den Anstieg der Krankheitsfälle

Dass in 2016 so viel Menschen mehr an Keuchhusten (Pertussis)  erkrankt sind, lässt sich vermutlich durch zwei Faktoren erklären. "Wir sehen hier wahrscheinlich beides: eine Krankheitswelle, aber auch eine zunehmend bessere Erfassung", sagt  Dr. Wiebke Hellenbrand, Infektionsforscherin am Robert-Koch-Instutit (RKI) in Berlin. Solche "Wellen" gibt es immer wieder, weil der Impfschutz gegen Keuchhusten nur ungefähr zehn Jahre anhält und häufig nicht daran gedacht wird, ihn rechtzeitig aufzufrischen. Hinzu kommt, dass vor allem im Westen Deutschlands viele Erwachsene nicht ausreichend durch eine Impfung gegen Keuchhusten geschützt sind. Laut RKI waren in 2014 zwar rund 95 Prozent der Kinder gegen Keuchhusten geimpft, aber junge Eltern zum Beispiel nur zu einem Drittel. Dabei sind gerade junge Familien mit kleinen Kindern besonders gefährdet.

Symptome von Keuchhusten nicht immer leicht zu erkennen

Im ersten Stadium einer Keuchhusteninfektion leiden die Betroffenen unter mehr oder weniger typischem Husten, Niesen, Halsschmerzen und einer laufenden Nase. Erst nach etwa zwei  Wochen verändert sich der Husten zum typischen Keuchhusten mit krampfartigen Hustenanfällen, gefolgt von schwerem Atemholen mit keuchenden Geräuschen. Vor allem bei Erwachsenen verändert sich der Husten aber nicht unbedingt, so dass viele Betroffene annehmen, sie litten nur unter einem besonders hartnäckigen Husten. Wird ein Keuchhusten allerdings nicht erkannt und behandelt, kann er zu Komplikationen führen. Die Keuchhustenbakterien verteilen sich dann im ganzen Körper und können zu Entzündungen im Mittelohr, der Lunge und auch der Hirnhaut führen.  Die starken Hustenanfälle können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen zu Rippen- oder Leistenbrüchen führen.

Säuglinge und Kinder besonders gefährdet

Durch die Infektion der oberen Atemwege kommt es zur Schleimbildung in der Lunge. Erwachsene können diesen Schleim abhusten, Säuglinge noch nicht in ausreichender Weise. Daher besteht bei Säuglingen bis zum Alter von sechs Monaten immer die Gefahr eines Atemstillstandes. Bei  Kindern sind die Symptome oft stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen. Sie haben häufiger die typischen Hustenanfälle, bis zu 50 Mal am Tag und dies über vier bis sechs Wochen. Auch Fieber und Halsschmerzen kommen bei ihnen eher vor als bei Erwachsenen.

Ansteckung

Keuchhusten ist hoch ansteckend und wird über die Luft mittels Tröpfcheninfektion übertragen; also beim Niesen, Husten oder Sprechen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome beträgt durchschnittlich  neun bis zehn Tage. Ansteckend ist man erst zum Ende der Inkubationszeit, wenn erste Symptome auftreten. Nach Auftreten der ersten Symptome ist man für etwa fünf Wochen ansteckend, eine Antibiotika-Behandlung verkürzt diese Zeit auf fünf Tage, vom ersten Tag der Behandlung an gezählt.

Behandlung von Keuchhusten

Eine Behandlung mit Antibiotika (Erythromycin) ist nur dann sinnvoll, solange der Körper noch Bakterien ausscheidet. Das ist in der Regel bis zu drei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome der Fall. Danach werden die Hustenattacken durch das Antibiotikum nicht mehr wirkungsvoll bekämpft. Allerdings kann man durch die Gabe eines Antibiotikums verhindern, dass sich die Bakterien im Körper weiter ausbreiten und zu anderen Infektionen führen. Jenseits einer Therapie mit Antibiotika wird Keuchhusten symptomatisch behandelt, etwa mit Inhalationen und hustenstillenden Medikamenten. Säuglinge und kleine Kinder sollten bei schweren Verläufen im Krankenhaus behandelt werden. Vor allem bei Babys bis zu sechs Monaten kann es zu Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder einem Atemstillstand kommen.

Die Impfung gegen Keuchhusten

Keuchhusten ist längst keine Kinderkrankheit mehr. Erwachsene machen inzwischen mehr als zwei Drittel aller Keuchhusten-Fälle aus. Das hat vor allem damit zu tun, dass Erwachsene einen schlechteren Impfschutz haben als Kinder. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, dass Kinder ab dem zweiten Lebensmonat gegen Keuchhusten geimpft werden sollten. Diese Impfung wird so früh angesetzt, weil Säuglinge durch eine Keuchhustenerkrankung einen Atemstillstand erleiden können. Eine Grundimmunisierung im Säuglingsalter ist nach insgesamt vier Impfungen erreicht und wird gleichzeitig mit der Impfung gegen Tetanus und Diphterie verabreicht. Einen einzelnen Impfstoff gegen Keuchhusten gibt es nicht. Weitere Auffrischimpfungen sollten dann im Schul- und Jugendalter erfolgen. Eine Impfung gegen Pertussis wirkt in der Regel etwa zehn Jahre. Daher sollten Erwachsene ihren Impfschutz kennen und zum Beispiel im Rahmen einer Tetanusauffrischung, die deutlich häufiger stattfindet, die Keuchhusten-Impfung gleich mitmachen lassen.  Frauen wird empfohlen, sich möglichst bis zu drei Monate vor Beginn einer Schwangerschaft impfen zu lassen. Zwar kann sich das Ungeborene nicht mit Keuchhusten anstecken, aber eine Keuchhustenerkrankung während der Schwangerschaft kann durch die heftigen Hustenanfälle zu frühzeitigen Wehen führen. Eine Keuchhustenerkrankung selbst schütze nicht längerfristig vor Wideransteckung, so Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des RKI. Nach ein paar Jahren sei der so erworbene Schutz wieder wirkungslos.

Beitrag von Ursula Stamm