RS-Virus: Thermometer vor krankem Kind in Bett (Bild: imgao/Panthermedia)
Bild: imgao/Panthermedia

Gefährliche Atemwegsinfektionen - RS-Virus (RSV) - Infektion: Symptome, Therapie & Impfung

Eine Infektion durch RS-Virus trifft oft Babys & Kleinkinder. Aber auch Erwachsene können sich anstecken. Wir haben Infos zu Symptome, Therapie & Impfung.

3 Fakten in Kürze

• Erkrankungen durch RSV treffen vor allem Kleinkinder und Säuglinge, weil sie immunologisch naiv sind. Das RS-Virus kann aber auch für bestimmte Erwachsene gefährlich werden (über 60, immungeschwächt, usw.).
• Trotz regelmäßiger Kontakte mit dem RS-Virus wird man nicht lebenslang immun - die Immunabwehr kommt nur besser mit der Infektion klar.
• Seit August/September 2023 sind in Deutschland auch zwei Impfstoffe gegen RSV zugelassen. Beide Impfungen richten sich an Menschen über 60, ein Impfstoff bzw. die Impfung kann auch Säuglingen Schutz bieten.

Für Spätsommer, Herbst und Winter befürchten und beobachten Expertinnen und Experten immer wieder einen starken Anstieg bei Atemwegsinfektionen. Normalerweise zählen zum Beispiel Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündung, Influenza – oder in schlimmen Fällen – eine Lungenentzündung zu solchen erwartbaren großen Klassikern. Typisch für alle Erkrankungen sind Symptome wie Atemprobleme, für die meisten Atemwegsinfektionen ist auch das Symptom Husten typisch.
 
Während für Ältere häufig die Grippe oder Corona (Sars-COV-2) zur Gefahr wird, schreckt Eltern das sogenannte RS-Virus oder RSV auf. Hinter diesen Abkürzungen steckt das Respiratorische Synzytial-Virus oder im Englischen: respiratory syncytial virus. Mit dem Virus infizieren sich vor allem Säuglinge und kleine Kinder bis vier Jahre, die immunologisch naiv sind.
 
In den Jahren 2021 und 2022 befeuerte eine Art Nachholinfekt von Infektionen die sonst übliche RSV-Saison noch, weil nach fast drei Jahren Isolation unsere Schleimhäute schwächelten, ein wichtiger Teil des Immunsystems. 
Sind die Schleimhäute geschwächt bzw. stark belastet, können Erreger generell eine besonders starke Verbreitung erreichen.
 
Grundsätzlich sind bei einer Ansteckung mit RSV besonders Säuglinge und kleine Kinder bis vier Jahre gefährdet, die mit manchen Erregern zum ersten Mal überhaupt in Berührung kommen. In einem solchen "Zustand vor dem Erstkontakt" mit einer Virengruppe sind Menschen immunologisch naiv.

Was ist das RS-Virus?

RSV löst akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege aus, also das, was viele "Erkältung" nennen, dementsprechend zeigen sich auch die Symptome oft in Atemnot und Husten. Eine Erkanrkung durch RSV (manchmal auch Respiratorische Syncytial Virus-Infektion genannt) kommt bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen vor. 

 

Doch vor allem für Babys, insbesondere für Frühgeborene (Frühchen) und kleine Kinder, ist das RS-Virus von Bedeutung: Diese Gruppe kann an ausgesprochen heftigen Lungenentzündungen erkranken, also einem besonders schweren Krankheitsverlauf durch RSV. 
Unter Kindern, die in die Klinik eingeliefert werden müssen, sterben laut Robert Koch-Institut gut ein Prozent der erkrankten Frühgeborenen und mehr als fünf Prozent der Kinder mit angeborenem Herzfehler.


 
Säuglinge sind in den ersten Wochen durch mütterliche Antikörper vor dem Virus geschützt, die sie über die Plazenta bekommen – der Schutz wirkt entsprechend wie bei einer Impfung und das Baby ist immunisiert. Nach wenigen Wochen schwindet aber dieser passive Schutz durch Immunisierung per Mutter und die Kinder stecken sich in der Regel in den ersten zwei Lebensjahren an.
 
Haben die Kinder selbst eine Respiratorische Syncytial Virus-Infektion überstanden, bauen sie die eigene Immunisierung auf. Sie werden immun, der Körper lernt also die Infektion in aller Regel abzuwehren. 
 

 
Wichtig: Trotz regelmäßiger Kontakte mit dem Virus verfügen wir über keine lebenslange Immunität; wir können immer wieder an Erkältungen, hervorgerufen durch RSV, erkranken, vor allem diejenigen, die regelmäßig engen Kontakt mit Kleinkindern haben.

Was sind die oberen und unteren Atemwege?

Zu den oberen Atemwegen zählen Medizinerinnen & Mediziner:
• Nase
• Nasennebenhöhlen
• Rachenraum

Als untere Atemwege bezeichnet man:
• Kehlkopf
• Luftröhre
• Bronchien
• die Lunge

Wiederholungsgefahr für RSV-Welle? Häufige Atemwegsinfektionen 2021 & 2022
 
Das Virus mit dem kompliziertem Namen Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus, bekannter als RSV oder RS-Virus sorgte vor allem im Herbst 2021 unter Kindern und Babys für Luftnot und Husten, auch 2022 waren die Zahlen noch hoch. 
In den mehr oder weniger ersten etwas normalisierten RSV-Saisons nach der Corona-Pandemie erkrankten – vor allem im Jahr 2021 – tatsächlich so viele Kinder schwer, dass die kleinen Patienten einige Kliniken an den Rand ihrer Kapazitäten brachten.

 
Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge mussten vor allem Kleinkinder zwischen einem und vier Jahren vermehrt wegen des RSV-Erregers ins Krankenhaus. Für Kinderärztinnen und Kinderärzte kam dieses "Aufholen" von Infekten nach der langen Isolationszeit nicht überraschend. Das betrifft gerade Erkrankungen der Atemwege, da sie durch die extrem effiziente Übertragung per Luft leichtes Spiel haben, so keine filternden Masken mehr im Spiel sind.

 

 
Inzwischen hat sich die Post-Pandemie-Lage weitestgehend stabilisiert und es wird keine Infektionswelle wie 2021 oder 2022 erwartet. Expertinnen und Experten rechnen also mit einer Normalisierung der (postpandemischen) Infektionslage. 
Damals begann diese besondere RSV-Saison nach dem Ende der Sommerferien in Bayern – etwa ab Mitte September, als alle Kinder wieder in der Schule waren und die Eltern vielfach wieder am Arbeitsplatz. Heißt: Als alle wieder maximal viele persönliche Kontakte im Alltag hatten.

 
Grundsätzlich beginnt zwar die "Saison der Atemwegserkrankungen", zu denen auch RSV gehört, im Spätsommer und Herbst, es wird aber für die aktuelle Saison keine in dieser Weise vorgezogene und vor allem derart heftige RSV-Saison erwartet, wie es sie 2021 und 2022 gab.

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Wie ansteckend ist das RS-Virus?

Vor allem kleine Kinder bis vier Jahre erkranken symptomatisch, zeigen also Infektionszeichen. Wie die meisten Erkältungsviren wird auch das RS Virus durch Aerosole übertragen. Wer niest, hustet, sich schnäuzt oder laut redet, versprüht kleine Tröpfchen mit den Viren in die Luft, die andere dann einatmen. So gelangt das RSV über die Nasenschleimhaut und die Bindehaut des Auges in den Körper.

Vermutlich wird das Virus auch über die Hände und verunreinigte Oberflächen übertragen (Schmierinfektion). Vermeiden können wir eine Infektion daher am besten durch die Anwendung von Hygienemaßnahmen, die wir auch schon aus der Corona-Pandemie kennen: Hände waschen, in die Ellenbeuge nießen, Abstand halten und Maske tragen.

Wie lange ist man ansteckend bei RSV-Infektion?
 
Wer sich das Respiratorische Synzytial-Virus eingefangen hat, ist laut Robert-Koch-Institut drei bis acht Tage infektiös. 

 

Frühgeborene, Neugeborene und Menschen, deren Immunsystem nicht intakt oder durch Medikamente beeinträchtigt ist, also Risikogruppen, können das Virus über mehrere Wochen, im Einzelfall sogar über Monate, ausscheiden.
 
Die genannten Personenkreise sind grundsätzlich auch die Personengruppen, die ein Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben und bei denen eine Impfung grundsätzlich in Erwägung gezogen werden sollte.

Ursachen: Wie und wann kommt es zur Ansteckung mit RSV?

RSV tritt am häufigsten zwischen November und April auf; die Infektionswelle kann aber auch schon im September und Oktober losgehen:
 
… weil Kinder nach dem Sommer in die Gemeinschaft zurückkehren, engere Kontakte haben und sich so schneller anstecken.
… weil sie sich aufgrund der Witterung in der Zeit bis zum Winter vermehrt und immer mehr in Innenräumen aufhalten, wo die Ansteckungsgefahr zunimmt - währen die Lust zum Lüften mit sinkenden Temperaturen abnimmt.
… und neuerdings, weil viele Kinder aufgrund der Corona-Maßnahmen in den vergangenen Jahren Infekte "nachholen".

Was bedeutet der "Nachholeffekt" für Infektionen bei Kindern?
 
Normalerweise begegnen Kinder jedes Jahr RS-Viren und bauen dabei immer wieder einen gewissen Immunschutz auf - der Kontakt mit den Erregern immunisiert, trainiert also das Immunsystem auf diesen Gegner.
 
Das war, vor allem im ersten Jahr der Pandemie, aber nicht der Fall. Mit Nachholeffekt ist nicht gemeint, dass das "Virus vom letzten Jahr" 1:1 nachgeholt wird, aber findet der Kontakt durch einen Infekt statt, wird das Immunsystem sozusagen wieder auf den neuesten Stand gebracht.
 
Durch diesen Nachholeffekt gab es 2021 und 2022 besonders viele und auch viele heftigere Krankheitsverläufe, besonders unter Kleinkindern zwischen 1 und 4 Jahren.

Diagnose: Wie erkennt man eine Ansteckung mit dem RS-Virus?

Bei leichten Infekten wird keine weitere Diagnostik gemacht - die Therapie konzentriert sich auf die Linderung der Beschwerden.
 
Sind die betroffenen Säuglinge oder Kinder aber Risikopatienten oder besteht der Verdacht, ihr Gesundheitszustand könnte sich verschlechtern und man will den Auslöser kennen, lässt sich eine Virusdiagnostik machen. Dazu wird mittels Rachenabstrich oder Rachenspülwasser eine Probe von den Schleimhäuten genommen. Denn: Gewissheit darüber, welches Virus genau Auslöser der Erkältung ist, bringt nur ein Labortest.

Leichte Infekte mit RSV werden meist gar nicht als solche erkannt.

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Welche Symptome löst das RS-Virus bei Kindern aus?

Kinder, die sich zum erstem Mal mit dem RS Virus infizieren, sind meist kränker als jene, die die Infektion schon ein paar Mal durchgemacht haben. In der Regel haben sie die gleichen Beschwerden wie bei anderen Atemwegserkrankungen:
 
Zuerst treten Anzeichen von Virenbefall der oberen Atemwege auf wie Schnupfen, trockener Husten, eventuell begleitet von Halsschmerzen.

Nach wenigen Tagen greift die Infektion auf die unteren Atemwege über und provoziert einen deutlicheren, produktiveren Husten. Je nach Ausmaß der Krankheit und Virenbelastung können Kinder auch Fieber haben, Schwierigkeiten beim Luftholen bekommen, oder die Geschwindigkeit ihrer Atmung erhöht sich - sie atmen schneller und unregelmäßiger. Die meisten Kinder fühlen sich dann insgesamt recht krank.

Welche Symptome verursacht RSV bei Erwachsenen?

Bei Erwachsenen sind Infektionen mit RSV vermutlich unterdiagnostiziert, weil sie gar keine gesundheitlichen Einschränkungen haben oder ihre Infektion wie eine harmlose Erkältung abläuft.

Eltern oder Großeltern, die ein infiziertes Kleinkind zu Hause haben, kann es auch mal härter mit grippeähnlichen Beschwerden erwischen: Sie klagen etwa darüber, dass sie sich müde und schlapp fühlen, Schnupfen und trockener Husten haben, eventuell Bronchitis, mit oder ohne Fieber.

Welchen Unterschied gibt es zu Corona?

Ob ein Befall der Atemwege durch RSV oder durch andere Viren hervorgerufen wurde - beispielsweise durch das Sars-Corona-Virus 2 - ist nicht einfach festzustellen. Grundsätzlich lösen beide Virentypen Atemwegserkrankungen mit ganz vielfältigen Beschwerden aus.
 
Wichtigster Unterschied: die sogenannten Altersgipfel - also die Details bei Krankheitsbefall innerhalb einer Altersgruppe von Menschen, die am stärksten betroffen ist.
 
Für Corona sieht das so aus: Je jünger Kinder sind, desto seltener erkranken sie symptomatisch an Corona. Bei Erwachsenen ist es genau umgekehrt: Sie erwischt es mit Zunahme des Alters und dem Vorhandensein von Vorerkrankungen häufiger.
 
Hat einen das RS Virus erwischt, ist es genau umgekehrt: Je jünger die Kinder, desto häufiger trifft es sie symptomatisch und es kann auch schon mal einen heftigeren Verlauf geben. Erwachsene dagegen überstehen eine Infektion mit dem RSV meist ohne oder nur mit leichten Beschwerden.

Gewissheit darüber, ob Sars-CoV-2, also Corona, RSV oder vielleicht auch ganz andere Viren hinter der Erkrankung stecken, bringt nur ein Labortest, für den eine Probe des Virus von den Schleimhäuten genommen werden muss.

Coronaviren und ihre Folgen

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Wie gefährlich ist die Ansteckung mit dem RS-Virus?

Gesunde Kinder haben in der Regel keine Probleme, die Infektion mit RSV gut zu überstehen. Zu schweren Verläufen kommt es insbesondere bei Kleinkindern oder älteren Erwachsenen.
 
Richtig gefährlich kann dieser Infekt der oberen Luftwege für Frühchen sowie vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr werden. Gefährdet sind vor allem Kinder mit Vorerkrankungen an Herz und Lunge sowie Menschen, deren Immunsystem aus den verschiedensten Gründen nur eingeschränkt arbeitet. Hintergründe können spezifische Erkrankungen selbst sein oder die Medikamente, die man im Zuge einer Therapie gegen andere Erkrankungen einnehmen muss und durch die das Immunsystem insgesamt "heruntergefahren" wird.

Wie lange dauert die RSV-Infektion?

Wie schnell die Infektion mit dem RS Virus abklingt, hängt davon ab, wie gut das Immunsystem des Einzelnen die Viren bekämpfen kann. Dem RKI zufolge dauert die Erkrankung etwa 3 -12 Tage. Beschwerden der Atemwege, etwa ein trockener Husten, können auch schon mal vier Wochen und länger anhalten.

Welche Behandlung hilft bei Infektion mit RSV?

Wie bei den meisten Erkältungen gibt es keine spezielle Behandlung gegen RSV. Antibiotika helfen nicht bei Viren. Spezielle Wirkstoffe, die gezielt RSV attackieren, wurden bislang nicht entwickelt.
 
Die Behandlung erfolgt, wie Fachleute so schön sagen, symptomatisch. Will heißen: Man lindert Beschwerden wie Husten, Fieber und Schnupfnase mit herkömmlichen Medikamenten und Hausmitteln; gegen den Auslöser selbst hat man aber nichts in der Hand.

RSV-Impfung & Prophylaxe für Risikogruppen

Für eine Erkrankung mit RSV zählen zu den Risikogruppen zum Beispiel Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge, Kinder mit vorerkrankter Lunge, Kinder mit Herzfehlern sowie Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem.
 
Angehörige solcher Risikogruppen können zum Beispiel mit einem speziellen Medikament vorbeugend gegen RSV behandelt werden: 
Palivizumab ist ein Antikörperpräparat (monoklonale Antikörper), das Infektionen bei Säuglingen und Kindern verhindert, die dahingehend gefährdet sind, einen schweren Verlauf zu erleiden. 
Die Antikörper in Palivizumab bieten eine einmonatige Immunität, so dass fünf Injektionen für eine komplette RSV-Saison erforderlich sind. Das Medikament hat eine Zulassung für den europäischen und deutschen Markt.
 


Seit dem 1. September 2023 ist mit Nirsevimab ein weiterer Antikörper zum Schutz vor RSV auf dem deutschen Markt, hat also eine Zulassung: Nirsevimab ist eine für Säuglinge und Kleinkinder zugelassene passive Immunisierung gegen RSV-Erkrankungen der unteren Atemwege. Wirksam ist der Schutz durch Nirsevimab daher dann, wenn es vor dem ersten Infektionskontakt mit dem RS-Virus eingesetzt wird. Im Gegensatz zu Palivizumab soll Nirsevimab nur einmalig (nicht monatlich) verabreicht werden, so der Hersteller.
 
Allerdings gibt es trotz europäischer Zulassung des Medikaments noch keine Empfehlung von der Ständigen Impfkommission, STIKO zu Nirsevimab. Voraussichtlich wird die STIKO auch nicht vor 2024 darüber entscheiden, ob Nirsevimab in der Breite eingesetzt werden sollte, so Aussagen von STIKO-Mitgliedern, u. a. gegenüber der ARD Tagesschau. 
In Studien konnte Nirsevimab im Vergleich zu einem Scheinpräparat (Placebo) die Anzahl der RSV-Infektionen um rund 70 Prozent senken.

Neue Impfstoffe seit 2023
 
Ende August 2023 erhielt auch der RSV Impfstoff Abrysvo eine Zulassung von der EU-Kommission. Der Impfstoff soll einerseits ältere Menschen (über 60 Jahre) vor Erkrankungen der unteren Atemwege durch das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) schützen, andererseits Säuglinge bis zum Alter von sechs Monaten. 
Abrysvo ist in diesem Fall ein passiver Impfstoff, d. h. geimpft wird die Schwangere, nicht der Säugling. Geimpft werden können Schwangere im letzten Schwangerschaftsdrittel. Die vor RSV schützenden Antikörper werden dann über die Plazenta auf den Säugling übertragen. Der Impfstoff Abrysvo ist bivalent, vereint also Glykoproteine aus der Hülle von zwei RSV-Stämmen (A und B) - das soll ihn besonders effektiv machen. In der zugrunde liegenden Studie mit rund 3.500 Schwangeren war der Impfschutz bei den Säuglingen für die ersten drei Monate mit etwas über 70 Prozent gut.
 
Ebenfalls im August 2023 zugelassen wurde der RSV Impfstoff Arexvy - er dient allerdings nur der aktiven Immunisierung von Erwachsenen, genauer gesagt: Arexvy soll ältere Erwachsene über 60 Jahre vor RSV-assoziierten Erkrankungen der unteren Atemwege schützen. Dieser Impfstoff ist bisher in der EU nicht für Schwangere zugelassen. Hintergrund war ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten in der Studie zur Sicherheit des Impfstoffes.
 
Beide Impfstoffe sind sogenannte Proteinimpfstoffe. Im Gegensatz zu genbasierten Impfstoffen wird hier kein (harmloses) Erbmaterial des Virus in menschliche Zellen gebracht, um ihnen Anweisungen zur Herstellung des Antigens zu geben und so das Immunsystem auf das Erkennen der echten Viren zu trainieren. Die RSV-Impfstoffe sind Proteinimpfstoffe, die die körpereigene Immunabwehr auf Fusionsproteine auf der Oberfläche des RS-Virus trainieren. Kurz gesagt kann das RS-Virus dann mit seinen zerstörten Oberflächenproteinen nicht mehr in die menschlichen Zellen eindringen – und sich also nicht vermehren.
 
Auch für beide Impfstoffe gegen RSV, also genauso wie bei den Medikamenten, gibt es bisher keine STIKO-Empfehlungen. Die seien laut STIKO-Mitglied Klaus Überla auch in dieser RSV-Saison 2023 nicht mehr zu erwarten. Klaus Überla kündigte an, dass sich die STIKO zu Einsatzmöglichkeiten – sowohl der beiden Impfstoffe wie auch beim vorbeugenden Medikament Nirsevimab – nach der anstehenden Saison aber noch äußern werde. Das könnte dann frühestens 2024 der Fall sein.
 
Auf eigenen Wunsch sind die zugelassenen Medikamente bzw. Impfstoffe aber grundsätzlich in Deutschland seit Spätsommer bzw. Herbst 2023 (wie beschrieben) erhältlich.

Gibt’s Spätfolgen durch Infektion mit dem RS-Virus?

In der Regel schafft es der Körper von alleine, der Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus Herr zu werden und der Krankheitsverlauf entspricht in etwa einer Erkältung. 
Die Symptome von RSV klingen bei Gesunden demnach nach etwa einer Woche wieder ab; das Lungengewebe, das die Viren angreifen, regeneriert sich innerhalb von vier bis acht Wochen (in dieser Zeit gilt: Vorsicht vor zu großer Anstrengung beim Sport).


 
Der vermeintlich harmlose Husten kann aber auch Folgen haben: Eine Infektion mit RSV kann bei schweren Infektionen das Lungengewebe derart verändern, dass Betroffene später häufiger unter Asthma oder überempfindlichen Bronchien leiden. Das betrifft aber nur eine kleine Gruppe mit schwerem Verlauf.

Beitrag von Autorin Constanze Löffler (Dezember 2022)
Update von Autorin Lucia Hennerici (Oktober 2023)

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