Symptome, Ursachen & Behandlung - Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom): Erkennen und behandeln
Blasenkrebs ist eine bösartige Erkrankung der Blasenschleimhaut. Oft bleibt er zu lange unerkannt. Wir haben Infos zu Warnsignalen und Behandlung.
Schwierigkeiten beim Wasserlassen, eine Verfärbung oder etwas Blut im Urin? Das tun viele als harmlose Blasenentzündung oder als vorübergehendes Problem mit der Prostata ab. Doch es kann mehr dahinterstecken, möglicherweise sogar Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom). Er zählt zu den häufigeren Krebsarten. Wer hat ein erhöhtes Risiko? Was sind Warnsignale, die auf Blasenkrebs hinweisen können? Wie gut ist Harnblasenkrebs zu behandeln? Antworten dazu lesen Sie hier.
Was genau ist Blasenkrebs?
Blasenkrebs ist ein bösartiger Tumor. Meist bildet er sich in der Schleimhaut der Blase. Er kann oberflächlich sein (nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs) oder in tiefere Schichten der Blasenwand einwachsen (muskelinvasiver Blasenkrebs). 75 Prozent der Tumore sind auf die Schleimhaut der Blase begrenzt, also nicht-muskelinvasiv. Blasenkrebs wird auch Harnblasenkrebs oder Harnblasenkarzinom genannt.
Wie gefährlich ist Blasenkrebs?
Je früher ein Blasenkarzinom entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Ein rein oberflächlicher Tumor der Blase (Urothelkarzinom) lässt sich gut behandeln. Wird die Erkrankung spät entdeckt, ist der Krebs häufig bereits in tiefere Schichten der Blase vorgedrungen oder hat Töchtergeschwülste gebildet. "Acht von zehn Harnblasentumore werden in einem frühen Stadium entdeckt und behandelt, in dem die Heilungschancen sehr groß sind und die Harnblase zumeist erhalten werden kann. Nur bei einem von zehn Patienten befällt der Tumor die Harnblasenmuskulatur." (Quelle: Charité Harnblasenkrebszentrum).
Ein Screening-Programm zur Krebs-Früherkennung von Harnblasenkrebs gibt es derzeit nicht. Deshalb sollte man mögliche Warnsignale kennen.
Symptome: Was sind Anzeichen für Blasenkrebs?
Folgende Symptome können auftreten - bei der Frau wie beim Mann gleichermaßen:
• Blut im Urin, manchmal mit rötlicher oder bräunlicher Verfärbung,
• häufiger Harndrang,
• Probleme beim Wasserlassen: nur kleine Urinmengen, Schmerzen bei der Entleerung.
• Solche möglichen Beschwerden treten oft erst spät auf. Bei fortgeschrittenem Krebs in der Blase können sich deutlichere Symptome zeigen wie Schmerzen im Unterbauch oder in der Nierengegend.
Die Krankheitszeichen können aber auch völlig andere Ursachen haben. Etwa bei Frauen eine Blasenentzündung oder bei Männern eine Prostata-Erkrankung.
Risikofaktoren: Was begünstigt Blasenkrebs?
Folgende Risikofaktoren begünstigen die Erkrankung an Blasenkrebs:
• Höheres Lebensalter: Überwiegend erkranken ältere Männer.
• Rauchen ist der größte Risikofaktor für Blasenkrebs (aktiv und passiv).
• Der berufliche Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen (u.a. aromatische Amine), wie sie häufig in Gummi, Lacken oder Farben enthalten sind, erhöht das Risiko. Blasenkrebs ist hier sogar als Berufskrankheit anerkannt.
• chronische Blasenentzündungen,
• bestimmte Medikamente (u.a. Phenacetin oder Cyclophosphamid),
• Bestrahlung (Strahlentherapie) des unteren Beckens im Rahmen einer Krebsbehandlung,
• familiäre Häufung.
Dass Blasenkrebs, wie lange vermutet, durch Haarfärbemittel entsteht, wurde durch eine neuere Studie entkräftet.
Kann man Blasenkrebs am Urin erkennen?
Blut im Urin sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Es kann ein Symptom von Blasenkrebs sein aber auch von anderen Erkrankungen wie Blasenentzündung oder Nierensteinen. Momentan gibt es keinen Urin-Schnelltest, der Blasenkrebs mit ausreichender Sicherheit nachweist. Freiverkäufliche Blasenkrebs-Schnelltests sind daher nicht ratsam. Bei Verdacht wendet man sich an einen Urologen bzw. eine Urologin.
Die Diagnose von Blasenkrebs
Der Arzt oder die Ärztin macht zuerst eine körperliche Untersuchung. Dann wird Urin im Labor auf Blut-, Entzündungs- und Krebszellen (Karzinome) getestet. So wird klar, ob eine weiterführende Diagnostik notwendig ist.
Bei Verdacht auf ein Blasenkarzinom schaut sich der Arzt oder die Ärztin die Blase von innen an. Bei dieser Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird unter Betäubung ein Endoskop mit Kamera über einen dünnen Schlauch in die Blase vorgeschoben. So sieht man mögliche Veränderungen der Schleimhaut. Erscheinen Bereiche verdächtig, können Gewebeproben entnommen und im Labor auf Krebszellen untersucht werden. Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) dauert nur wenige Minuten.
Um die Ausbreitung des Tumors beurteilen zu können sind neben der Blasenspiegelung weitere Untersuchungen möglich: Eine Zystographie (Röntgen der Blase mit Kontrastmittel), eine Computertomographie (CT) bzw. Magnet-Resonanztomographie (MRT), um die ableitenden Harnwege und die Nieren zu untersuchen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Blasenkrebs?
Die Behandlung erfolgt je nachdem, wie weit sich der Krebs bereits ausgebreitet hat. Möglich sind: Operation, Medikamente, Bestrahlung:
Operation als Therapie: Wann droht eine Blasenentfernung?
Je nach Stadium der Erkrankung kann die Blase erhalten bleiben oder muss entfernt werden. Befindet sich der Tumor nur an der Oberfläche der Blasenschleimhaut, kann die Harnblase bestehen bleiben. Wächst er sehr tief ins Gewebe oder hat sich ausgebreitet, muss die Blase sicherheitshalber mit einem operativen Eingriff entfernt werden.
Behandlung von Blasenkrebs im frühen Stadium
Ein rein oberflächliches Urothelkarzinom wird endoskopisch über die Harnröhre abgetragen. In Voll- oder Teilnarkose führt der Arzt oder die Ärztin eine Elektroschlinge in die Harnblase ein. Durch die Schlinge fließt elektrischer Strom. Damit wird den Betroffenen die Gewebeveränderung in der Blase entfernt. Dieses Verfahren heißt transurethrale Resektion der Blase (TUR-B). Um Tumore (Karzinome) bei dieser Therapie besser erkennen zu können, wird u.U. ein fluoreszierender Farbstoff in die Blase gegeben. Er reichert sich im Tumorgewebe an und markiert es deutlicher. Häufig findet nach einigen Wochen eine zweite Behandlung statt, um mögliche nicht entdeckte Krebszellen zu entfernen.
Blasenspülungen mit Medikamenten
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor nach der Therapie wiederkommt (Rezidiv), ist bei Blasenkrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen hoch. Deshalb werden im Anschluss der Therapie oft Medikamente als Nachsorge über einen Katheter in die Blase eingespült (Instillationstherapie). Es sind Mittel aus dem Bereich der Chemotherapie oder der Immuntherapie. Ihr Einsatz kann einmalig erfolgen oder mehrere Wochen bis Jahre. Welche Wirkstoffe und wie lange sie verabreicht werden, richtet sich nach dem individuellen Rückfallrisiko.
Behandlung von Blasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium
Manchmal kann die Harnblase auch dann erhalten bleiben, wenn der Blasenkrebs bereits fortgeschritten und muskelinvasiv ist. Die Leitlinien empfehlen dann eine transurethrale Resektion der Blase (TUR-B) zusammen mit einer Chemotherapie und einer Bestrahlung. Bereits vor der Operation kann eine Chemotherapie stattfinden.
Ist der Krebs jedoch tief in das Gewebe der Blasenwand eingewachsen, muss die Harnblase oft vollständig herausoperiert werden (radikale Zystektomie). Bei Männern bedeutet das sicherheitshalber auch die Entfernung der Prostata und der Samenbläschen, bei Frauen die Entfernung von Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcken und Teilen der Scheidenwand.
Gleichzeitig schafft die Chirurgin bzw. der Chirurg einen neuen Weg, wie zukünftig der Urin ausgeschieden werden kann. Welcher Blasenersatz in Frage kommt, richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankung. Alle Entscheidungen erfolgen vorab gemeinsam mit dem Patienten bzw. der Patientin.
Immuntherapie bei Blasenkrebs
Bei fortgeschrittenem Harnblasenkarzinomen kann die Immuntherapie eine Option sein. Ihre Medikamente regen bestimmte körpereigene Immunzellen dazu an, die Krebszellen direkt zu bekämpfen. Die Immuntherapie hat Nebenwirkungen. Nicht jeder Patient bzw. jede Patientin spricht auf sie an.
Blasenkrebs mit Metastasen
Haben sich die Krebszellen schon weiter im Körper ausgebreitet – entweder bis in die Bauch- und Beckenwand oder in weiter entfernte Organe– ist eine vollständige Heilung nicht mehr möglich. Eine Chemotherapie oder Immuntherapie kann die Krankheit zeitweise aufhalten und das Leben verlängern. Außerdem lassen sich damit Beschwerden verringern.
Künstliche Harnableitung: Wie wird eine operativ entfernte Blase ersetzt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Urin aus dem Körper zu leiten:
• Aus einem Stück Darm wird eine Ersatzblase (Neoblase) geformt und mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden. So ist eine nahezu natürliche Harnausscheidung möglich. Voraussetzung für ein Neoblase ist, dass die Harnröhre nicht vom Krebs befallen ist. Auch muss genügend Darm zur Neubildung vorhanden sein.
• In der Bauchdecke wird ein künstlicher Ausgang für den Urin angelegt (Pouch-Blase). Ein Ventil sorgt dafür, das nicht ständig Harn austritt. Er kann vom Patienten bzw. der Patientin selbst per Katheter abgeleitet werden.
• Ist das nicht möglich, wird der Harn direkt zur Öffnung der Bauchdecke geleitet (Conduit, Harnleiter-Haut-Fistel). In abnehmbaren Beuteln sammelt sich der Urin dann kontinuierlich an.
• Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Harnleiter direkt in den Enddarm einzupflanzen. Stuhl und Urin werden vermischt und gemeinsam ausgeschieden.
Noch im Krankenhaus werden Patientinnen und Patienten von Fachpersonal geschult, mit der künstlichen Harnableitung umzugehen. Man kann mit allen Harnableitungen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Was soll man bei Blasenkrebs nicht essen?
Eine spezielle Ernährung ist meist nicht nötig. Empfohlen wird eine ausgewogene Kost mit Obst, Gemüse und wenig Fleisch. Betroffene sollten viel trinken, um die Harnwege ausreichend zu spülen. So beugt man Infektionen und Harnsteinen vor. Am besten trinken Betroffene Wasser oder Kräutertee.
Beitrag von Autorin Carola Welt